Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.18. Die sieben Arten der Ahnen

Markandeya sprach:
Oh Sohn der Ganga, höre nun alles von Anfang an. Höre von meinen Zweifeln, die ich dem ehrwürdigen Sanatkumar, diesem ewigen Heiligen und Ersten der Unsterblichen, offenbarte, nachdem ich von diesem strahlenden Gott der Götter angesprochen wurde. Ich fragte ihn: Welche Arten der Ahnen gibt es in den verschiedenen Bereichen, die sogar höher als die Götter sind und vom Soma ernährt werden?

Und Sanatkumar sprach:
Oh Erster von denen, die Opfer durchführen, es wird in den heiligen Schriften erklärt, daß es sieben Arten von Ahnen gibt, die im Himmel leben. Von ihnen sind vier formhaft und drei formlos. Oh Weiser mit dem Reichtum der Askese, höre mich, wie ich ausführlich ihre Bereiche, Abstammung, Macht und Verehrer beschreibe.

Die Ersten und Vorzüglichsten der drei formlosen Arten sind wie das Dharma selbst. Diese strahlenden und formlosen Ahnen sind die Nachkommen von Brahma und leben in der ewigen Region namens Sanatana-Loka. Oh Erster der Zweifachgeborenen, sie wurden von Viraja geboren und sind deshalb als Vairajas bekannt. Sie werden von den Göttern mit den Riten entsprechend den heiligen Schriften verehrt. Als Kenner des Brahman, die den Höchsten Yoga Pfad noch nicht vollendet haben, kommen sie in den ewigen Bereich von Brahma, und erst nach tausend Yugas nehmen sie wieder ihre Geburt. Dann erinnern sie sich erneut an das unvergleichliche Sankhya Yoga, gehen den Weg der Vollendung und erreichen das Höchste, das so schwer zu erreichen ist. Oh mein Sohn, dies sind die Ahnen, die einst durch ihre Yoga-Kraft den Soma (Mond) genährt haben und nun die asketischen Kräfte der Yogis fördern. Deshalb sollten die Ahnenopfer auch besonders für die Yogis durchgeführt werden. Dies ist die erste Schöpfung der hochbeseelten Ahnen (namens Vairajas), die den Soma trinken. Ihre geistgeborene Tochter namens Mena war die erste Ehefrau des Himalaya. Ihr Sohn wurde Mainaka genannt, und dessen Sohn war der strahlende große Berg Krauncha. Dieser Beste der Berge war leuchtendweiß und voll verschiedenster Juwelen. Der Bergkönig (Himalaya) zeugte mit Mena auch drei Töchter namens Aparna, Ekaparna und Ekapatala. Diese drei Töchter übten strengste Entsagung, die sogar für Götter und Dämonen schwer zu üben ist, und so erschütterten sie alle Welten mit ihren belebten und unbelebten Geschöpfen. Ekaparna pflegte täglich nur von einem Blatt („Eka-Parna“) zu leben und Ekapatala von einer Patala Blüte. Und Aparna („Kein-Blatt“) entsagte jeglicher Nahrung. Daraufhin sprach ihre Mutter aus Zuneigung und Sorge zu ihr: „U-Ma“ („Oh - tue dies nicht!“). So angesprochen von ihrer Mutter wurde diese schöne Göttin unter dem Namen Uma in den drei Welten berühmt. Und weil sie ihre strenge Entsagung entschlossen fortsetze, nannte man sie auch Yogadharmin. Oh Bhargava, diese dreifache Welt stützt sich ewig auf die Entsagung dieser drei Frauen. Alle drei waren voller Yoga-Kraft, und ihre Körper wurden durch strenge Askese und Selbstzügelung vollkommen gereinigt. So erreichten sie die höchste Erkenntnis des Brahman. Die schöne Uma war die älteste und vorzüglichste von ihnen. Voller Yoga-Energie näherte sie sich dem großen Gott Shiva und wurde seine Frau. Ekaparna wurde die Frau des hochbeseelten und höchst intelligenten Asita-Devala, diesem großen Yogi und Lehrer. Und Ekapatala wurde die Frau von Jaigishavya. So verbanden sich diese beiden edlen Jungfrauen mit den beiden großen Lehrern des Yogas.

Die formlosen Ahnen der zweiten Art werden Agnishvattas genannt und sind mit unermeßlicher Energie begabt. Sie sind die Nachkommen des Stammvaters Marichi, wohnen in der Region Somapada und werden von den himmlischen Sadhyas verehrt. Sie haben eine geistgeborene Tochter namens Achhoda, die später als Fluß herabgekommen ist und einen See mit gleichem Namen gebildet hat. Als geistgeborene Tochter hatte sie ihre (formlosen) Eltern nie erblickt. Die Jungfrau mit dem schönen Lächeln hätte sie gern gesehen, aber konnte es nicht. Darüber war sie unglücklich und sehr beschämt. Eines Tages erblickte sie König Vasu, den berühmten Sohn (bzw. Bruder) von Ayu, der auch Amavasu genannt wird, wie er auf einem Wagen zusammen mit der Apsara Adrika durch die Lüfte reiste. Da dachte sie, daß es ihr Vater war. Doch wegen dieses Irrtums, einen anderen für ihren Vater zu halten, verlor die Jungfrau, die zuvor jede beliebige Form annehmen konnte, ihre Yoga-Macht und fiel hinab (zur Erde). Während sie aus den himmlischen Bereichen fiel, erblickte sie drei ätherische Wagen, in denen ihre formlosen Ahnen saßen. Sie erschienen äußerst subtil, undeutlich und wie Staub in den Strahlen der Sonne oder wie eine Flamme im Feuer. Und noch im Fallen rief sie mit dem Kopf nach unten: „Rettet mich!“ Darauf sprachen die Ahnen zur ihrer Tochter in der Luft: „Fürchte dich nicht!“ Sogleich wurde ihr Fall gebremst und sie begann, ihre Ahnherren mit reinen Worten zu besänftigen. Milde sprachen sie zur Jungfrau, die alle Verdienste wegen ihrer Illusion verloren hatte:
Oh Dame mit dem reinen Lächeln, wegen deiner eigenen Narrheit hast du all deinen Verdienst verloren. Die Himmlischen genießen im Himmel die Früchte ihrer guten Taten, die sie mit ihren Körpern in der Welt angesammelt haben. Jeder Wunsch wird ihnen sogleich entsprechend ihrer Verdienste erfüllt, während die Menschen die himmlischen Früchte erst nach dem Tod in der jenseitigen Welt ernten. Oh Tochter, deshalb übe strenge Entsagung in dieser Welt, und du wirst in der jenseitigen die Früchte empfangen.

So angesprochen von ihren Ahnen, begann die Jungfrau, sie zu verehren. Und die Ahnen waren zufrieden mit ihr und dachten der Wahrheit gemäß voller Mitgefühl über ihr künftiges Wohlergehen nach. Sie sahen das unvermeidliche Schicksal voraus und sprachen zu ihr:
Du sollst auf Erden geboren und zur Tochter des hochbeseelten Königs Vasu werden. Erst danach kannst du wieder deine hohen Regionen erreichen, die schwer zu erreichen sind. Auf Erden wirst du zunächst Vyasa, den berühmten Sohn von Parasara, gebären, und dieser große Heilige mit der Sicht des Brahman wird die Veden in vier Teile teilen. Danach wird König Shantanu, der (in einer früheren Geburt König) Mahabhisha war, mit dir zwei Söhne zeugen, die berühmten und frommen Vichitravirya und Chitrangada. Wenn du diese Söhne zur Welt gebracht hast, sollst du wieder deine hohen Regionen erreichen. Es geschieht wegen deiner Illusion bezüglich deiner Ahnen, daß du diese niedere Geburt annimmst. So wirst du (deiner Illusion gemäß) die Tochter des Königs Vasu mit der Apsara Adrika sein und während des achtzehnten Dwapara Zeitalters aus einem Fisch geboren werden.

Und wie die Ahnen vorhergesagt hatten, wurde diese Jungfrau als Tochter von Vasu aus einem Fisch geboren, erhielt den Namen Satyavati und wuchs in der Familie von Fischern auf (zur Geschichte siehe MHB 1.63).

In der malerischen Region Vaibhraja wohnt im Himmel die dritte Art der formlosen Ahnen, die man Barhishadas nennt. Sie werden von den höchst strahlenden Himmlischen, Yakshas, Gandharvas, Rakshasas, Nagas, Schlangen und Vögeln mit Opfergaben verehrt. Sie sind die Nachkommen des hochbeseelten Stammvaters Pulastya, mächtig, verehrenswert, energievoll und beständig asketischen Gelübden hingegeben. Ihre geistgeborene Tochter wurde als Pivari bekannt. Sie war selbst eine große Yogini, wurde die Frau eines Yogis und die Mutter von Yogis. Als Erste aller Yoginis wird sie im bronzenen Dwapara Zeitalter geboren werden. Im gleichen Zeitalter wird auch der große Asket und Yogi Suka, dieser Erste der Brahmanen, im Stamm von Parasara seine Geburt nehmen. Er wird durch Vyasa gezeugt, durch Arani (den Reibhölzern) geboren und wie ein rauchloses Feuer erscheinen. Er wird mit Pivari, dieser Tochter der Ahnen, vier Söhne zeugen, die sehr mächtigen Lehrer des Yogas namens Krishna, Gaura, Prabhu und Shambhu, sowie eine Tochter namens Kritvi (oder Kirtimati), die zur Frau von König Anuha und zur Mutter von Brahmadatta wird. Und nachdem er diese gelübdetreuen Lehrer des Yogas gezeugt und die verschiedenen Formen der Veden von seinem Vater Vyasa gehört hat, erhebt sich der unermeßlich intelligente, fromme und asketische Rishi Suka in die Regionen, von denen niemand zurückkehren muß, die leidfreien, zeitlosen und unvergänglichen Bereiche des ewigen Brahman. Dort leben die formlosen Ahnen als das Dharma, und dort beginnt auch die Geschichte der Vrishnis und Andhakas.

Die erste Art der formhaften Ahnen stammt von Vasishta ab und wird Sukalas genannt. Sie sind höchst strahlend und leben ewig im Himmel, wo sich alle Wünsche erfüllen. Sie werden mit Opfergaben von der Kaste der Brahmanen verehrt. Ihre geistgeborene Tochter ist in den himmlischen Bereichen unter dem Namen Gau bekannt. Oh Markandeya, sie wird in deinen Stamm einheiraten und die Ehefrau von Suka sein (bzw. Sukra, dem Lehrer der Dämonen, der wie Markandeya ein Nachkomme von Bhrigu ist). Und man sagt, sie wird auch als Ekashringa („Einhorn“) bekannt werden und den Ruhm ihrer Verehrer, der Sadhyas, erhöhen.

Die zweite Art der formhaften Ahnen sind die Nachkommen von Angiras. Sie werden Angirasas genannt. Sie leben in einem Bereich, der so strahlend wie die Sonne ist, und wurden einst von den Sadhyas ernährt. Sie werden von der Kaste der Kshatriyas verehrt, die sich Erfolg wünschen. Ihre geistgeborene Tochter wurde unter dem Namen Yashoda bekannt. Sie war die Ehefrau von Vishwamahata, die Schwiegertochter von Vriddhasharma und die Mutter des hochbeseelten königlichen Weisen Dilipa. Oh mein Sohn, damals im göttlichen Zeitalter vollbrachte König Dilipa ein großes Pferdeopfer, bei dem die Heiligen voller Entzücken sein Lob sangen:
Wer auch immer von der Geburt des Agni in der Familie des Shandilya gehört hat (was sich evtl. auf die Chândogya-Upanishad bezieht) und jetzt mit konzentriertem Geist diesen wahrhaften und hochbeseelten Dilipa sieht, wie er sein Opfer vollbringt, der wird zweifellos die himmlischen Bereiche erobern.

Die Ahnen des Stammvaters Kardama sind die dritte Art der formhaften Ahnen und werden Suswadhas genannt. Sie sind die Nachkommen des edlen Pulaha, dem geistgeborenen Sohn von Brahma. Sie können frei durch die Lüfte wandern und leben in jenen Bereichen, in denen sich die Bewohner beliebig bewegen können. Sie werden von der Kaste der Vaisyas, die sich den Erfolg ihrer Taten wünschen, mit Opfergaben verehrt. Ihre geistgeborene Tochter wurde unter dem Namen Viraja berühmt. Oh Brahmane, sie war die Mutter von Yayati und Ehefrau von Nahusha.

Damit habe ich dir bereits drei Arten der formhaften Ahnen beschrieben. Höre nun von der vierten Art, den sogenannten Somapas („Soma-Trinker“). Sie wurden von Swadha, der Tochter von Kavi, geboren und sind die Nachkommen von Hiranyagarbha. Sie werden von der Kaste der Shudras verehrt und wohnen im himmlischen Bereich namens Manasa. Ihre geistgeborene Tochter ist Narmada, diese Erste aller Flüsse, die den südlichen Weg nimmt und alle Wesen reinigt. Sie ist die Ehefrau von Purukutsa und die Mutter von Trasadasyu.

Oh Markandeya, die Ahnen sollten verehrt werden. Und wenn dies im Verlauf der Zeitalter versäumt wird, dann sorgt der jeweilige Manu als Stammvater und Gesetzgeber dafür, daß die Ahnenopfer zu ihren Ehren wieder eingeführt werden. Oh Erster der Zweifachgeborenen, von allen Ahnen wurde Yama zuerst geboren, und er beschützt alle durch seine Gerechtigkeit. Deshalb wird er in den Veden Sraddhadeva (Gott der Ahnenopfer) genannt. Durch das Rezitieren der rechten Mantras und mit Opfergaben in silbernen oder versilberten Gefäßen werden die Ahnen befriedigt. Nachdem man zuerst Yama, den Sohn des Sonnengottes Vivasvat, und auch Soma (den Mondgott) zufriedengestellt hat, sollte man dem Feuer Opfergaben darbringen, und wenn kein Feuer vorhanden ist, dem Wasser. Die Ahnen sind mit dem zufrieden, der sie ehrfürchtig verehrt, und gewähren ihm Nahrung, zahlreiche Nachkommen, Wohlstand und alle anderen gewünschten Dinge. Oh Asket, die Verehrung der Ahnen ist sogar wichtiger als die Verehrung der Götter. Die heiligen Schriften sagen, daß man vor den Göttern die Ahnen befriedigen sollte. Sie sind leicht zufriedenzustellen, frei von Zorn und gewähren den Menschen vorzüglichen Segen. Oh Nachkomme des Bhrigu, verehre stets die Ahnen und verneige dich vor ihnen. Sei deinen Ahnen hingegeben und besonders mir. So werde ich nun tun, was zu deinem Wohle ist. Bezeuge es selbst. Oh Sündloser, ich werde dich mit himmlischer Sicht und wahrhafter Weisheit segnen. Oh Markandeya, durch die Kraft der Yogakonzentration sollst du sehend sein. Denn sogar Heilige wie du können weder das strahlend-himmlische Dasein der großen Yogis noch das der hohen Ahnen durch ihre fleischlichen Augen erblicken.

Markandeya fuhr fort:
So sprach Sanatkumar zu mir und gewährte mir die himmlische Sicht zusammen mit der großen Weisheit, die sogar die Himmlischen nur schwer erreichen können. Danach kehrte der Herr der Himmlischen in seine gewünschten Bereiche zurück wie ein zweiter Gott des Feuers. Oh Erster der Kurus, höre jetzt, was ich durch die Gunst dieses Heiligen erkennen durfte und für Menschen in dieser Welt schwer zu verstehen ist.


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