1.10. Die Nachkommen des Vaivaswata Manu

Vaisampayana sprach:
Oh Erster der Bharatas, Manu Vaivaswata hatte neun Söhne namens Ikshvaku, Nabhaga, Dhrishnu, Sharyati, Narishwanta, Prangsha, Nabhagarishtha, Karusha und Prishadhra. Oh König, bevor diese Schar der Söhne geboren wurde, führte der Manu als werdender Stammvater ein Opfer mit reichen Gaben für die Götter Mitra und Varuna durch. Als die Opfergaben dargebracht wurden, fühlten die Götter, Gandharvas, Menschen und Asketen ein großes Entzücken und riefen:
Oh wie wunderbar ist seine asketische Energie! Oh wie wunderbar sind seine Kenntnisse der heiligen Schriften!

Man sagt, aus diesem Opfer wurde eine himmlische Jungfrau geboren, in himmlische Kleidung gehüllt, mit himmlischen Ornamenten geschmückt und mit einer himmlischen Figur. Und Manu, der den Stab der Herrschaft in seinen Händen hielt, nannte sie Ila und sprach zu ihr: „Folge mir, oh Schöne!“ Darauf antwortete die Jungfrau pflichtbewußt dem Stammvater, der sich Nachkommen wünschte:
Oh Beste der Redner, ich wurde aus der Energie von Mitra und Varuna geboren, und deshalb sollte ich zuerst zu ihnen gehen. Man sollte niemals gegen das Dharma handeln.

Nachdem sie so zum Manu gesprochen hatte, begab sich Ila zu den Göttern Mitra und Varuna, und dort sprach die Schöne mit gefalteten Händen zu ihnen:
Ich wurde aus eurer Energie geboren. Manu hat mich gebeten, ihm zu folgen. So sagt mir, was ich tun soll.

Als sie solcherart von der frommen und reinen Ila befragt wurden, antworteten Mitra und Varuna:
Oh du Schöne mit den bezaubernden Hüften, wir sind zufrieden mit deiner Tugend, Demut, Selbstzügelung und Aufrichtigkeit. Deshalb, oh vorzügliche Dame, sollst du als unsere Tochter berühmt werden, und in gleicher Weise sollst du, oh Schöne, dem Manu ein Sohn sein, seinen Stamm fortsetzen und in den drei Welten unter dem Namen Sudyumna gefeiert werden. Du wirst fromm sein und zum Wohle der Welt die Familie des Manu vermehren.

Nach diesen Worten wollte sie zu ihrem Vater Manu zurückkehren, aber wurde unterwegs von Budha eingeladen, mit ihm die Ehe zu schließen. Und Budha, der Sohn von Soma, zeugte mit ihr den Sohn Pururava (zur Geschichte siehe auch Ramayana ab 7.100). Nachdem dieser Sohn geboren war, verwandelte sich Ila in Sudyumna. Oh Nachkomme des Bharata, als Sudyumna zeugte er drei fromme und starke Söhne namens Utkala, Gaya und Vinatashwa. Utkala bekam das nördliche Reich namens Utkala (heute als Orissa bekannt), Vinatashwa das westliche und Gaya das östliche mit der Stadt Gayapuri. Oh Feindebezwinger, nachdem Manu in die Sonne eingegangen war, teilten seine zehn Söhne die Erde in zehn Reiche. Ikshvaku, der älteste von ihnen, erhielt den Hauptteil, wo die Erde mit ihren Wäldern und Feldern überall von Opferpfählen gezeichnet war. Sudyumna wurde von der Verteilung der Länder ausgeschlossen, weil er einst als Frau geboren worden war. Doch gemäß den Worten von Vasishta wurde der hochbeseelte und fromme Sudyumna zum Herrscher von Pratishthana ernannt (auch Prayaga, heute Allahabad am Zusammenfluß von Ganga und Yamuna). Der weitberühmte Sudyumna regierte dieses Königreich und übergab es dann an seinen Sohn Pururava. Utkala hatte drei Söhne, die in den drei Welten als Dhristaka, Ambarisha und Danda berühmt wurden. Unter ihnen gründete der edle Danda den höchst vorzüglichen Dandakaranya (Wald von Danda), der in der Welt als treffliche Wohnstätte für Asketen bekannt wurde. Denn jeder Mensch, der ihn betritt, wird von seinen Sünden gereinigt. Oh König, nachdem sie als Frau namens Ila den Sohn Pururava geboren und dann als Mann namens Sudyumna drei Söhne gezeugt hatte, stieg er zum Himmel auf. So war dieses Kind von Manu sowohl Frau als auch Mann und wurde entsprechend als Ila und Sudyumna berühmt.

Oh Nachkomme des Bharata, die Shakas waren die Söhne von Narishwanta (dem fünften Sohn von Manu Vaivaswata). Ambarisha, dieser König der Könige, war der Sohn von Nabhaga (dem zweiten Sohn des Manu). Der Sohn von Dhrishnu (dem dritten Sohn des Manu) war Dharshtaka, der als großer Krieger berühmt wurde. Die Söhne von Karusha (dem achten Sohn des Manu) waren die im Kampf sehr mächtigen Karusha Krieger. Auf diese Weise wurden tausende mächtige und starke Kshatriyas geboren. Oh Monarch, die Söhne von Nabhagarishtha (dem siebenten Sohn des Manu) wurden zwar als Kshatriyas geboren, erhielten aber später den Status von Vaisyas. Der Sohn von Prangsha (dem sechsten Sohn des Manu) wurde unter dem Namen Sharyati berühmt. Der Sohn von Narishwanta (dem fünften Sohn des Manu) war der starke Danda. Sharyati (der vierte Sohn des Manu) zeugte Zwillinge, einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn hieß Anarta und die Tochter Sukanya. Sukanya wurde später die Ehefrau von Chyavana. Der Sohn von Anarta war der höchst strahlende Reva. Er regierte die Stadt Kushasthali. Der älteste der hundert Söhne von Reva war der fromme Raivata, der auch Kukudmi genannt wurde. Nachdem er König von Kushasthali geworden war, begab er sich zusammen mit seiner Tochter in das Reich von Brahma und hörte dort die Musik der Gandharvas. Oh Herr, während dieser Zeit vergingen ganze Yugas wie ein einziger Moment. Danach kehrte er so jung wie zuvor in seine Stadt zurück, die inzwischen von den Yadavas bewohnt wurde. Die Stadt hieß nun Dwaravati, war von vielen Toren und Mauern gesichert und wurde von den Nachkommen der Bhoja, Vrishni und Andhaka Stämme mit Krishna an der Spitze beschützt. Oh Feindevernichter, als Raivata alles ausführlich vernommen hatte, übergab er seine Tochter Revati an Balarama. Und nachdem er die gelübdetreue Jungfrau in die Ehe gegeben hatte, ging er zum Gipfel des Berges Meru, um strenge Entsagung zu üben, und Balarama lebte glücklich mit Revati (zur Geschichte siehe auch Vishnu Purana 4.1).