Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.30. Die Selbstzerstörung des mächtigen Yadu-Stammes

Da fragte König Parikshit:
Was tat der Höchste Herr und Beschützer aller Lebewesen in Dwaraka, nachdem Uddhava, der große Verehrer, in den Wald gegangen war? Bitte erzähle mir, wie der Führer der Yadus, der Allerliebste, seinen Körper aufgab, als sein Stamm durch den Fluch der Brahmanen zerstört wurde. Die Frauen hafteten an seiner Gestalt und konnten ihre Augen nicht von ihm abwenden, und die Weisen hafteten an seinen Geschichten, die in ihre Ohren eingedrungen war. So anziehend waren die Worte, die von den ehrgeizigen Dichtern gesungen wurden, um seine Herrlichkeit auszudrücken. Und was soll man von jenen sagen, die ihn auf Arjunas Wagen auf dem Feld des Kampfes sahen und sich in ähnlicher Weise erheben konnten?

Und Suka antwortete:
Krishna beobachtete die beunruhigenden Zeichen, die auf der Erde, in der Luft und am Himmel erschienen waren, und wandte sich in der Sudharma-Versammlungshalle wie folgt an die versammelten Yadus.

Der Höchste Herr sprach:
Oh ihr Besten der Yadus, angesichts dieser schrecklichen, unübersehbaren und ungünstigen Vorzeichen, die wie die Fahnen des Königs des Todes erscheinen, sollten wir keinen Augenblick länger hier in Dwaraka bleiben. Die Frauen, die Kinder und die Alten sollten von hier nach Shankhodhara fliehen, und wir werden nach Prabhasa gehen, wo die Sarasvati nach Westen fließt. Dort wollen wir uns durch Baden reinigen, fasten, unseren Geist festigen und dann die Götterbilder mit verschiedenen Opfergaben, Waschungen und Düften verehren. Und wenn die Brahmanen die Zeremonien zu unserem Wohlergehen durchgeführt haben, werden wir ihnen Kühe, Land, Gold, Kleidung, Elefanten, Pferde, Wagen und Häuser geben. Diesem Weg müssen wir folgen, um das Unglück abzuwenden und das Glück zu fördern, denn die Verehrung der Besten unter den Lebewesen, der Götter, der Brahmanen und der Kühe, bringt die höchste Vollkommenheit.

Nachdem sie dem Madhu-Vernichter zugehört hatten, sprachen die älteren Yadus „So sei es!“ und setzten mit dem Boot zum Festland über, um auf ihren Wagen nach Prabhasa zu fahren. Dort führten die Yadus gemäß den Anweisungen des Führers der Yadus und Höchsten Herrn alle glückverheißenden Rituale mit transzendentaler Hingabe und allem anderen aus, um sich zu stärken. Doch danach verloren sie, wie es vorherbestimmt war, ihre Vernunft, indem sie aus einem großen Vorrat an süßem Wein tranken, der ihren Verstand überwältigte. Und als sie vom übermäßigen Trinken berauscht und stolz wurden, entstand ein schrecklicher Streit unter den Helden, die von Krishnas illusorischer Kraft verwirrt waren. Wütend ergriffen sie am Ufer ihre Waffen, ihre Bögen, Pfeile, Schwerter, Keulen, Lanzen und Speere, und kämpften gegeneinander. Sie griffen sich mit scharfen Waffen an und standen sich höchst erzürnt mit wehenden Fahnen gegenüber, auf Streitwagen, Elefanten, Eseln, Kamelen, Bullen, Büffeln oder Maultieren, ähnlich wie sich Elefanten im Wald mit ihren Stoßzähnen bekämpfen. In ihrer erwachten Feindschaft kämpfte Pradyumna erbittert gegen Samba, Akrura gegen Bhoja, Aniruddha gegen Satyaki, Subhadra gegen Sangramajit, Sumitra gegen Suratha und auch die beiden Gadas (der Bruder und ein Sohn Krishnas) gegeneinander. Auch andere, wie Nishatha, Ulmuka und weitere von ihnen, angeführt von Sahasrajit, Satrajit und Bhanu trafen und töteten einander, geblendet von ihrem Rausch und völlig verwirrt von Mukunda. Die Kuntis, Kukuras, Visarjanas, Madhus, Arbudas, Vrishnis und Andhakas, die Bhojas, Satwatas, Dasarhas, Mathuras und Surasenas schlachteten sich gegenseitig ab und hatten ihre Freundschaft völlig vergessen. In ihrem verwirrten Zustand töteten Verwandte ihre Verwandten und Freunde ihre Freunde. Söhne kämpften gegen ihre Väter, und Brüder und Neffen gegen ihre Onkel, und Wohltäter gegen ihre Wohltäter. Als ihnen die Pfeile ausgingen, ihre Bögen zerbrochen und alle Waffen aufgebraucht waren, ergriffen sie die Schilfblätter vom Ufer. Und diese Stengel verwandelten sich in ihren Händen in Eisenstangen, so stark wie Donnerkeile, mit denen sie ihre Feinde schlugen. Und als Krishna versuchte, sie aufzuhalten, griffen sie sogar ihn an. Völlig verwirrt, weil ihre Gedanken dem Töten zugewandt waren, verwechselten sie auch Balarama mit einem Feind und erhoben ihre Waffen gegen ihn. Daraufhin beteiligten sich auch diese beiden (Balarama und Krishna) wütend am Kampf, oh Sohn der Kurus, und benutzen die Schilfblätter in ihren Händen wie totbringende Eisenkeulen. So führten Wut und Rivalität im Griff des Brahmanen-Fluchs durch ihre Gedanken, die von Krishnas Maya getrübt waren, zu ihrer eigenen Zerstörung, wie ein Feuer einen Bambuswald in Asche verwandelt.

Als alle seine Familienstämme auf diese Weise zerstört waren, kam Krishna zu dem Schluß, daß nun die übermäßige Last der Erde beseitigt worden war. Balarama ging zum Ufer des Meeres vertiefte sich in Meditation über den Höchsten Geist (Purusha) und gab diese menschliche Welt auf, indem er wieder mit sich selbst verschmolz (mit dem Pradhana, dem Meer der Ursachen). Als der Höchste Herr, der Sohn von Devaki, sah, daß Balarama gegangen war, fand er einen Pippala-Baum und setzte sich darunter still auf den Schoß der Erde. Er zeigte seine vierarmige Gestalt und zerstreute wie ein Feuer ohne Rauch mit seinem strahlenden Glanz die Dunkelheit in alle Richtungen. Mit seinem Srivatsa-Zeichen (dem Endlosknoten) und seiner graublauen wolkenähnlichen Hautfarbe trug er gelbe, himmlische Seidengewänder und erstrahlte wie geschmolzenes Gold. Sein Gesicht, das wie ein wunderschöner blauer Lotus mit bezaubernden Lotusaugen lächelte, war mit dunklen Locken und glänzenden Ohrringen geschmückt. Er trug einen prächtigen Gürtel, eine heilige Schnur, Krone und Armbänder, Armschmuck, Halsketten, Fußglöckchen und andere königliche Symbole wie das Kaustubha-Juwel. Und so saß er da, mit seinem rechten Fuß, der rötlich wie ein Lotus war, auf seinem Oberschenkel plaziert, mit seinen persönlichen Waffen in den Händen und einer Girlande aus Waldblumen um den Hals. Da erschien ein Jäger namens Jara („Alter“), der den Fuß des Herrn mit dem Kopf eines Hirsches verwechselte und mit einem gezielten Pfeil durchbohrte, der aus einem Teilstück der Eisenkeule hergestellt war (die Samba durch den Fluch der Brahmanen empfing). Als dann der Jäger den Vierarmigen erblickte, fiel er aus Angst, eine sündhafte Tat begangen zu haben, mit gesenktem Kopf zu den Füßen des Dämonenfeindes auf die Erde und sprach:
Oh Madhu-Vernichter, diese sündige Person handelte in Unwissenheit. Bitte vergib die Tat des Sünders, oh Glorreicher, oh Sündloser. Oh Vishnu, man sagt, jeder Mensch der sich ständig an dich erinnert, vernichtet die Dunkelheit der Unwissenheit. Oh Meister, ich habe dir aber aus Mißachtung Unrecht angetan. Deshalb töte mich bitte sofort, oh Herr von Vaikuntha, damit dieser sündhafte Hirschjäger niemals wieder so ein Unrecht gegen die Heiligen begeht. Was könnte ich, von Geburt an unrein, dir gegenüber (zu meiner Verteidigung) sagen? Das Wirken deiner mystischen Yoga-Macht wird nicht einmal von Brahma, Rudra und den anderen Meistern und Söhnen des vedischen Wortes verstanden, denn auch ihre Sicht wird von deiner Illusions- und Schöpferkraft (Maya) getrübt.

Darauf sprach der Höchste Herr (Bhagavan):
Oh Jara, fürchte dich nicht! Bitte erhebe dich, denn was du getan hast, war mein Wunsch. Du hast meine Erlaubnis, in den Himmel zu gehen, zur Wohnstätte für all jene, die gute Taten vollbracht haben.

Nachdem er so von Krishna, dem Glückseligen, in seiner vierarmigen Gestalt belehrt wurde, umrundete er ihn dreimal. Dann verneigte er sich vor dem Höchsten Herrn und fuhr in einem himmlischen Wagen in den Himmel. Mittlerweile suchte Daruka, Krishnas Wagenlenker, seinen Herrn, roch den Tulsi-Duft und ging in diese Richtung. Dort fand er ihn so strahlend mit seinen Waffen am Fuß des Banyan-Baumes ruhend. Mit überwältigtem Herzen sprang er vom Kampfwagen herunter und fiel mit tränenerfüllten Augen zu dessen Füßen und sprach:
Oh Herr, wenn ich deine Lotusfüße nicht sehe, geht meine Sehkraft verloren, ich erkenne die Himmelsrichtungen nicht mehr und kann keinen Frieden finden. Ich wandere wie in einer Neumondnacht im Dunkeln.

Und während er so sprach, erhob sich direkt vor den Augen des Wagenlenkers der Kampfwagen zusammen mit den Pferden und dem Banner von Garuda und kehrte in den Himmel zurück. Und während Vishnus göttliche Waffen folgten, sprach Krishna zu dem Wagenlenker, der ratlos und staunend dastand:
Oh Daruka, geh nach Dwaraka und informiere unsere Familienmitglieder über die gegenseitige Zerstörung ihrer nahen Verwandten, über meinen Zustand und über das Hinscheiden von Sankarshana (Balarama). Du und deine Verwandten sollten nicht in Dwaraka bleiben. Jetzt, da die Yadu-Hauptstadt von mir verlassen wurde, wird sie bald im Ozean versinken. Jeder von euch sollte seine Familie sowie unsere Eltern mitnehmen und unter dem Schutz von Arjuna nach Indraprastha ziehen. Und du selbst solltest beständig in meinem hingebungsvollen Dienst bleiben und die Gelassenheit mit geistiger Erkenntnis vertiefen. Erkenne, daß diese ganze Schöpfung meine Illusions- und Schöpferkraft (Maya) war und erlange so die innere Ruhe.

Nachdem er diese Worte vom Höchsten Herrn gehört hatte, umrundete ihn Daruka und brachte immer wieder seine Ehrerbietung dar. Er legte sein Haupt zu seinen Lotusfüßen, und kehrte schließlich mit traurigem Herzen in die Stadt zurück.


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