Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.15. Die übernatürlichen Fähigkeiten der Siddhis

Der Höchste Herr fuhr fort:
Wenn ein Yogi vereint ist, seine Sinne und Atmung beherrscht und sein Bewußtsein auf mich gerichtet hat, stehen ihm die übernatürlichen Yoga-Fähigkeiten zur Verfügung.

Da fragte Uddhava:
Oh du, der allen Yogis Vollkommenheit bringt, sag mir bitte, welche Methode der Konzentration dazu erforderlich ist und wie diese übernatürlichen Yoga-Fähigkeiten funktionieren. Oh Krishna, wie viele solcher Fähigkeiten gibt es?

Und der Höchste Herr sprach:
Die Meister des Yoga sprechen von achtzehn übernatürlichen Fähigkeiten (Siddhis) und den entsprechenden Meditationen. Acht von ihnen sind vor allem in Mir gegründet, und zehn stammen mehr von den natürlichen Eigenschaften. Oh Sanftmütiger, die acht übernatürlichen Fähigkeiten sind Anima (unendlich klein zu werden), Mahima (unendlich groß zu werden), Laghima (unendlich leicht zu werden), Prapti (alle Orte zu erreichen), Prakamya (alle Wünsche zu erreichen), Ishitva (unendliche Herrschaft), Vashitva (unendliche Macht) und Kamavasayita (alle Leidenschaften zu überwinden). Darin erkenne die Fähigkeiten, die vorzüglich in Mir sind. Die anderen zehn Fähigkeiten sind Freiheit von Hunger und Durst, Hellhörigkeit, Hellsichtigkeit, Bewegung mit der Geschwindigkeit des Geistes, nach Belieben jede Form annehmen, in die Körper anderer eintreten, nach Belieben sterben, die Spiele der Götter beobachten, alle Wünsche erfüllen und Allmächtigkeit. Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu kennen, frei von den Gegensätzen zu sein, die Gedanken anderer zu spüren, die Kraft des Feuers, der Sonne, des Wassers, des Giftes und so weiter zu beherrschen und nicht von anderen überwältigt zu werden, sind Beispiele für die Fähigkeiten, die als Ergebnis der Konzentration im Yoga beschrieben werden. Bitte lerne jetzt von Mir, durch welche Art von Meditation welche Fähigkeit entsteht.

Mein Verehrer, der seinen Geist in Bezug auf die subtilen Elemente der Wahrnehmung (Tanmatras) auf Mich als das Selbst dieser Sinneselemente und auf nichts anderes richtet, erlangt die Anima-Fähigkeit (unendlich klein zu werden). Wer seinen Geist auf die Wahrheit der ganzheitlichen universalen Intelligenz (das Mahat-Tattva) mit Mir als bewohnende Seele richtet, erreicht die Fähigkeit von Mahima (unendlich groß zu werden) und alle Elemente zu umfassen. Wer sich mit Mir als höchstes Wesen der kleinsten Teilchen verbindet, als die subtile Eigenschaft der Zeit, kann als ein Yogi Laghima erlangen (und unendlich leicht werden). Wer sich auf Mich konzentriert und das Ichbewußtsein vollständig auflöst, erlangt die Fähigkeit von Prapti (alle Orte zu erreichen), wodurch er zum Besitzer der Sinne aller Lebewesen wird. Wer von Mir, der jenseits jeder Wahrnehmung ist, die überragende Fähigkeit von Prakamya erhalten möchte (zum Erreichen alle Wünsche), sollte seine geistige Aktivität allein auf Mich richten, die Höchste Seele, die der Faden ist, der sich durch die riesige Realität der Materie zieht. Wer sein Bewußtsein auf Vishnu richtet, den ursprünglichen Herrscher der Drei (Gunas), der in Form der Zeit alles bewegt, wird die Fähigkeit von Ishitva (unendliche Herrschaft) erhalten, mit deren Hilfe Körper und Geist (Kshetra und Kshetrajna, Feld und Feldkenner) beherrscht werden können. Der Yogi, der seinen Geist auf Mich, Narayana, im vierten Zustand (des traumlosen Wachseins) richtet, der durch das Wort „Bhagavat“ beschrieben wird, empfängt meine Natur und erreicht die Fähigkeit von Vashitva (unendliche Macht). Und wer seinen Geist, der rein in Mir ist, auf das Höchste Brahman richtet, das frei von natürlichen Eigenschaften ist, erlangt das Höchste Glück der Erfüllung aller Wünsche durch die Fähigkeit von Kamavasayita (alle Leidenschaften zu überwinden).

Wer sich auf Mich als den Herrn des weißen Landes (Swetadwipa) konzentriert, als die Verkörperung des Guten und die Gesamtheit des Dharmas, erhält eine reine Existenz frei von den sechs Wellen (der körperlichen Störungen von Hunger, Durst, Verwirrung, Verfall, Trauer und Tod). Wer den transzendentalen Klang, der im Lebensatem ist, in das Bewußtsein führt, erkennt in Mir als Verkörperung des Himmels den weißen Schwan (Lord Hamsa) und hört die Stimmen aller Lebewesen. Wer seine Augen mit der Sonne und die Sonne mit seinen Augen vereint, kann darin durch Meditation über Mich alles sehen, was weit entfernt ist. Wer durch die Kraft der Meditation über Mich seinen Geist vollständig in Mich als universalen Körper richtet, bewegt sich überall hin, wohin sich der Geist bewegt, ähnlich wie der Geist dem Atem folgt. Und wer Mich als alleinige Zuflucht hat, kann jede gewünschte Form annehmen, weil dies meine Yoga-Macht ist. Ein vollendeter Yogi (Siddha) kann seinen eigenen grobstofflichen Körper aufgeben und sich nach Belieben in jeden anderen Körper projizieren, wie der Wind in den Lebensatem dringt oder eine Biene von Blüte zu Blüte fliegt. Wenn so ein Yogi den materiellen Körper verlassen will, blockiert er seinen Anus mit der Ferse und führt seinen Lebensatem vom Herzen bis zur Brust und dann über die Kehle in den Kopf, von wo aus er sich zum geistigen Sitz an der Spitze des Schädels erhebt und in die geistige Welt begibt.

Wer die himmlischen Vergnügungsgärten der Götter genießen möchte, sollte über die natürliche Eigenschaft der Güte meditieren, die in Mir liegt, so daß man sieht, wie die von Güte bewegten Frauen der Götter in ihren himmlischen Wagen fahren. Wer durch seine Vernunft von Meiner Wahrheit oder durch seine liebende Hingabe an Mich überzeugt wurde, wird mit seinem so vertieften Geist zweifellos jedes Ziel erreichen. Und wer zur Verwirklichung meiner Natur und Herrschaft gelangt ist, kann in keiner Weise mehr behindert werden, weil seine Befehle so gut wie meine sind. Ein Yogi mit reiner Motivation, der kraft seiner Hingabe an Mich erkennt, wie er seinen Geist konzentrieren muß (Dharana), erlangt Einsicht in die drei Zeiten von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sowie das Wissen um Geburt und Tod. Der Körper eines Weisen, der sich darin auskennt, das Bewußtsein zu vereinen und in meinem Yoga beruhigt wurde, kann durch die Elemente und Wesen nicht mehr verletzt werden. Er wird unbesiegbar, wenn er über Meine Verkörperungen meditiert, die mit dem Srivatsa-Zeichen, den verschiedenen Waffen, Fahnen, Schirmen und Fächern geschmückt sind.

Der Weise, der Mich auf diese Weise durch den Prozeß der Konzentration im Yoga verehrt, wird in jeder Hinsicht von den beschriebenen übernatürlichen Fähigkeiten begleitet sein. Welche Fähigkeit wäre für einen Weisen nicht zu erreichen, der sich durch Meditation auf Mich konzentriert und seine Sinne, seinen Atem und seinen Geist zügelt? Man sagt aber auch, daß diese übernatürlichen Fähigkeiten (der Siddhis) für jene, welche die höchste Form des Yoga praktizieren, der alles Denkbare von Mir gewähren kann, oft nur Hindernisse und Zeitverschwendung sind. Denn was man auch an Fähigkeiten in dieser Welt durch Geburt, Kräuter, Askese und Mantras erlangen kann, die höchste Vereinigung des Bewußtseins erreicht man nur durch den Yoga (der Bhakti-Hingabe), und durch keine andere Methode. Denn ich bin die Ursache und der Beschützer aller Fähigkeiten. Ich bin der Herr des Yoga, der Herr von Sankhya und der Herr des Dharmas der Lehrer, Schüler und Verehrer. Wie die Elemente innerhalb und außerhalb der Lebewesen existieren, so existiere Ich als Höchste Seele, die nirgends eingeschlossen werden kann, innerhalb und außerhalb aller Wesen.


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