Der Höchste Herr sprach:
Man steigt zu mir nicht mit Yoga, Sankhya, Dharma, Schriftstudium, Buße, Entsagung, Verdiensten oder Wohltätigkeit auf, auch nicht mit Gelübden, Zeremonien, vedischen Hymnen, Pilgerfahrten, allgemeiner Disziplin oder Grundsätzen. Man erreicht mich im Herzen durch die heilige Gemeinschaft mit Mir (Sat-Sanga im göttlichen Bewußtsein), die jegliche Anhaftung an Sinnesbefriedigung vertreibt. Durch diese heilige Gemeinschaft erlangten viele Lebewesen in jedem Zeitalter meine Zuflucht, sogar manche Söhne von Diti und andere Dämonen, Tiere, Vögel, Gandharvas, Apsaras, Nagas, Siddhas, Charanas, Guhyakas, Vidyadharas, Manus, Vaisyas, Shudras, Frauen und Männer, auch die Niedrigsten, Leidenschaftlichsten oder Trägsten. So auch Vritra, Prahlada, Vrishaparva, Vali, Vana, Maya, Vibhishan, Sugriva, Hanuman, Jambavan, Gajendra, Jatayu, Tuladhara, Dharma-Vyadha, Kubja und die Hirtenfrauen in Vraja, die Frauen der Brahmanen und viele andere. Obwohl sie weder die heiligen Schriften studiert noch die großen Heiligen verehrt haben, erreichten sie Mich ohne Gelübde und ohne Entbehrungen durch die heilige Gemeinschaft mit Mir. So gelang es tatsächlich den Hirtenfrauen und sogar anderen Wesen mit begrenzter Intelligenz, wie Kühen, Pflanzen, Schlangen oder sonstige Tieren, nur durch uneingeschränkte Liebe zu Mir die Vollkommenheit zu erreichen und ganz leicht zu Mir zu kommen, der ich selbst durch größte Anstrengungen in Yoga, Sankhya, Wohltätigkeit, Gelübden, Askese, Opfern, Lehre, Studium oder Entsagung nur schwer erreichbar bin. Als Akrura mich und Balarama nach Mathura brachte, litten die Bewohner des Hirtendorfes, deren Herzen mir in tiefster Liebe geneigt waren, sehr unter der Trennung, weil sie niemanden sonst sahen, der sie glücklich machte. Oh Uddhava, all die Nächte, die sie im Hirtendorf mit Mir, ihrem innigsten Geliebten, verbrachten, schienen ihnen nur einen Moment zu dauern, aber ohne mich wurden sie so lang wie ein Kalpa. So wie die Weisen, die völlig vertieft sind, ihr Bewußtsein für Namen und Formen verlieren, ähnlich wie die Flüsse, die in das Wasser des Ozeans münden, so hatten auch diejenigen, die eng mit mir verbunden waren, kein Bewußtsein mehr für ihren Körper, ihre Vergangenheit oder Zukunft. Die Hunderten und Tausenden, die Mich als ihren Freund und Geliebten begehrten, hatten keine Kenntnis von meinem wahren Wesen, aber erlangten Mich, indem sie sich mit mir verbanden, der Höchsten Wahrheit des Brahman. Deshalb, oh Uddhava, gib all die Gebote und Verbote auf, alle Abneigungen und Zuneigungen und was du alles gehört hast und noch hörst. Erwähle Mich allein für den vollkommenen Schutz der Seele in allen verkörperten Wesen. Mit dieser reinen Hingabe wirst du meine Barmherzigkeit genießen und von keiner Seite etwas zu befürchten haben.
Doch darauf sprach Uddhava:
Oh Herr aller Yoga-Meister, leider haben deine Worte den Zweifel in meinem Herzen, der meinen Geist vernebelt, immer noch nicht zerstreut.
Und der Höchste Herr fuhr fort:
Er selbst (die Höchste Seele, Atman) manifestiert sich als individuelle Seele (Jiva) im Inneren mit dem Lebensatem. Er tritt dann in das Herz ein und hat seinen Platz im subtilen Klang, der das Denken mit den gröberen Formen der verschiedenen Intonationen von kurzen und langen Vokalen und Konsonanten erfüllt. So wie das Feuer im Holz eingeschlossen ist, mit Hilfe der Reibung und Luft durch einen Funken entzündet wird und mit Ghee zunimmt und wächst, in ähnlicher Weise manifestiere ich mich in dieser inneren Stimme. Die fünf Handlungsorgane von Sprache, Händen, Beinen, Genitalien und Anus, die fünf Sinnesorgane für Geruch, Geschmack, Sehen, Gefühl und Hören und die Funktionen des unterscheidenden Willens (Sankalpa), der Intelligenz und des Ichbewußtseins, sowie auch das Meer der Ursachen (Pradhana) und die drei natürlichen Grundqualitäten von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit (die Gunas von Sattwa, Rajas und Tamas) sind somit seine Verwandlungen. Dieses Lebewesen (Jiva), das sich mit den drei natürlichen Grundqualitäten faßt, bildet die einzige und unsichtbare Quelle des Schöpfungslotus. Darin hat der Ursprüngliche (Höchste Geist) im Laufe der Zeit seine Kräfte in viele Teile geteilt, wie Samen, die auf fruchtbaren Boden fielen. Dieses ganze Universum, das sich lang und breit ausdehnt wie ein Stoff, der aus Quer- und Längsfäden gewebt ist, befindet sich in Ihm. Seit unerdenklichen Zeiten gibt es diesen Baum der körperlichen Existenz (des Samsara), der blüht und Früchte hervorbringt, weil er von Natur aus zu fruchtbringendem Handeln neigt (zu Karma). Von diesem Baum, der sich unter der Sonne ausbreitet, gibt es zwei Samen (Tugend und Sünde), hunderte von Wurzeln (die Lebewesen), drei untere Stämme (die Gunas), fünf obere Stämme (die Elemente), fünf produzierte Säfte (Klang, Gefühl, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch), elf Zweige (fünf Handlungsorgane, fünf Sinnesorgane und das Denken), zwei Vögel mit einem Nest (Jiva und Atman, die individuelle und ganzheitliche Seele), drei Arten von Rinde (Wind, Galle und Schleim) und zwei Früchte (Glück und Leid). Jene, die sich leidenschaftlich wünschen, ein Hausleben zu führen (die „Geier“), erfreuen sich vor allem an der einen Frucht des Baumes (der Sünde), während die andere Frucht (der Tugend) von den Weisen (den „Schwänen“) genossen wird, die in den Wäldern leben. Wer mit Hilfe der Verehrungswürdigen die Ganzheitlichkeit dessen kennt, der durch seine Illusions- und Schöpferkraft (Maya) in vielfältigen Formen erscheint, der erkennt die Veden. Die reine Seele, die so mit ganzer Hingabe den spirituellen Meister ehrt und mit dem Schwert der Erkenntnis den subtilen Körper der Anhaftung abschneidet, der von der individuellen Seele (Jiva) gepflegt wird, erreicht durch größte Achtsamkeit die Höchste Seele (Atman) und gibt dann auch alle Mittel auf (die er dazu benutzt hat, wie Yoga, Sankhya, Dharma, Schriftstudium, Buße, Entsagung usw.).