Pushpak Bhagavata Purana Buch 11Zurück WeiterNews

11.3. Befreiung von Illusion und Karma

Daraufhin sprach König Nimi:
Oh ihr Weisen, bitte erzählt uns von der Illusions- und Schöpferkraft (Maya) des Höchsten Herrn Vishnu! Wir möchten das verstehen, was selbst die großen Gelehrten verwirrt. Wir genießen den Nektar eurer Gespräche über Hari, aber wir sind noch nicht zufrieden mit diesem Heilmittel gegen den Schmerz, den ein Sterblicher erfährt, wenn er vom Elend im Kreislauf der weltlichen Geburten (Samsara) gequält wird.

Und der ehrenwerte Antariksha antwortete:
Oh Starkarmiger, die Höchste Seele aller Lebewesen entwickelte durch die Stufen der Schöpfung alle höheren und niederen Geschöpfe, damit sie als Verkörperungen des Höchsten Geistes durch die Sinnesobjekte in der Erkenntnis des wahren Selbst der Höchsten Seele erfolgreich sein können. Nachdem Er in die Lebewesen eingetreten war, die so mit Hilfe der fünf grobstofflichen Elemente geschaffen wurden, und sich selbst als der Eine (Zeuge) auf die zehn (Sinnes- und Handlungsorgane) aufgeteilt hatte, freute Er sich, sie in den Qualitäten der Natur lebendig werden zu lassen. So erfreut sich auch das Lebewesen an diesen Qualitäten, das von der Höchsten Seele ein Leben mit den natürlichen Qualitäten empfangen hat, und betrachtet folglich diesen geschaffenen Körper als sein wahres Selbst, sowie sich selbst als den Meister (und Handelnden) und verstrickt sich entsprechend. Der Besitzer des Körpers wird aufgrund der sinnlich motivierten Handlungen von Begierde getrieben und in vielfältige karmische fruchtbringende Taten verwickelt, aus denen er die verschiedenen Früchte erntet. Und so bewegt er sich in den Gegensätzen von Glück und Leid durch diese Welt. Auf diese Weise erreicht er durch sein Karma verschiedene Ziele, die ihm auch viele unheilsame Dinge bringen, und so erfährt das Lebewesen bis zum Ende der Zeit den Kreislauf von Geburt und Tod, ohne eine Hilfe zu finden.

Wenn die Zeit, die ohne Anfang und Ende ist, zur Auflösung der materiellen Elemente kommt, zieht sich das manifestierte Universum aus den grobstofflichen Geschöpfen und subtilen Erscheinungsweisen in das Unmanifestierte zurück. Dann wird es eine schreckliche Dürre auf der Erde geben, die hundert Jahre andauert, so daß die drei Welten während dieser Zeit schmerzlich von der angesammelten Hitze der Sonne versengt werden. Ausgehend von der Unterwelt (Patala) wird das Feuer mit seinen Flammen aus den Mündern von Sankarshana von den Winden angefacht nach oben schießen und alle Himmelsrichtungen verbrennen. Danach werden große Massen von Samvartaka (Endzeit-) Wolken hundert Jahre lang mit Strömen so dicht wie aus Elefantenrüsseln regnen, so daß alles überschwemmt wird und wieder im Wasser versinkt. Oh König, das Universum wird daraufhin wie ein Feuer, dem der Brennstoff ausging, vom universalen Höchsten Geist (Purusha) als Schöpfer und Erhalter verlassen werden, der wieder in das Ungestaltete eingeht (dem Pradhana, Meer der Ursachen). Die Erde, die durch den Wind ihren Duft verliert, verwandelt sich zurück in Wasser, und das Wasser verliert durch den gleichen Prozeß seinen Geschmack und wird zum Feuer. Das Feuer, das durch die Dunkelheit seine Qualität verliert, verwandelt sich in Wind, und der Wind, der seine Qualität des Gefühls verliert, löst sich im Raum auf. Wenn der Raum durch die Höchste Seele der Zeit seine Qualität des Klangs verliert, verschmilzt er mit dem Ichbewußtsein (Ahankara). Wenn das Ichbewußtsein, das bereits die fünf Sinne zusammen mit den entsprechenden Göttern verloren hat, nun auch das Denken (Manas) verliert, verschmilzt es mit der universalen Intelligenz und Vernunft. Und wenn die universale Intelligenz (Mahat) die natürlichen Grundqualitäten der Gunas verliert, verschmilzt sie mit dem Höchsten Selbst (Atman, siehe auch Darstellung in Kapitel 2.5). Nachdem ich dir so die drei Arten dieser Illusions- und Schöpferkraft des Höchsten Herrn in Form von Schöpfung, Erhaltung und Auflösung beschrieben habe, was möchtest du noch mehr von uns hören?

Und König Nimi sprach:
Oh ihr großen Weisen, bitte erklärt uns, wie auch materialistisch gesinnte Menschen mit Leichtigkeit diese Illusions- und Schöpferkraft des Höchsten Herrn überwinden können, die für alle, denen es an Selbstbeherrschung mangelt, so überwältigend ist.

Der ehrenwerte Prabuddha antwortete:
Man sollte erkennen, daß Menschen, die als Ehemann oder Ehefrau leben, mit ihren Bemühungen, Kummer zu verringern und Glück zu erlangen, oft das gegenteilige Ergebnis erzielen. Welches Glück kann man von der Unsicherheit erwarten, von Haus, Kindern, Verwandten, Haustieren und dem schwer zu erwerbenden Reichtum, dessen Besitz immerfort Kummer bereitet und den Tod der Seele bedeutet? Erkenne, daß diese idealisierte Welt, für die man sich so entscheidet, auf fruchtbringender Arbeit beruht. Sie ist vergänglich, und man weiß nie, ob man sich zu Gleichrangigen oder Vorgesetzten richtig verhält. Wer daher wünscht, etwas über das höchste Gut zu erfahren, sollte bei einem spirituellen Meister Zuflucht suchen, der in der höchsten Ruhe der vollkommenen Wahrheit lebt und auch in den Weisheiten der Veden gut bewandert ist. Mit diesem Guru als Seele und verehrungswürdiger Gottheit sollte man den Weg des hingebungsvollen Dienens (Bhagavatha-Dharma) erlernen, auf welchem man die individuelle Seele aufgibt und die Höchste Seele erreicht und zufrieden sein kann. Dazu sollte man zuallererst den Geist von allen Anhaftungen lösen und mit Barmherzigkeit, Freundschaft und Ehrfurcht für alle Lebewesen die Gemeinschaft mit Tugendhaften pflegen. Das beinhaltet innere und äußere Sauberkeit, Buße, Toleranz, Schweigen, Schriftstudium, Einfachheit, Zölibat, Gewaltlosigkeit und Gleichmut gegenüber den weltlichen Gegensätzen. Dazu sollte man in der Einsamkeit ohne festen Wohnsitz leben, einfache Kleider tragen, Zufriedenheit üben, den Höchsten Herrn beständig im Geist bewahren und über das allgegenwärtige wahre Selbst meditieren. Mit Vertrauen in die heiligen Schriften über den Höchsten Herrn und ohne Lästerung über andere Schriften sollte man mit Respekt vor der Wahrheit und streng gezügeltem Denken, Reden und Handeln innerlich friedvoll sein und seine Sinne beherrschen. Wenn man über die wunderbaren Verkörperungen, Taten und Eigenschaften des Höchsten Herrn hört, singt oder meditiert, widmet man Ihm selbst alle Taten. Wahrlich, welche Verehrung, Wohltätigkeit, Buße, Mantras oder Frömmigkeit man auch verrichtet, alles sollte man dem Höchsten widmen, auch die geliebte Frau und die Kinder, das Zuhause und den Lebensatem. Wenn man allen Wesen dient, muß man sowohl mit dem einfachen Mann als auch mit den Verehrern und Hochbeseelten Freundschaft pflegen, die Krishna als Herrn ihres Herzens angenommen haben. Durch die Herrlichkeiten des Herrn kann man in freundschaftlichen Gesprächen, Zuneigungen und weltlichen Tätigkeiten die Reinigung der Seele finden. Durch beständige Erinnerung und gegenseitiges Erinnern löst der Bhakti-Verehrer des Herrn die Verkettung der Sünden und geht durch diese Hingabe zum Erwachen, so daß der Körper mit Gänsehaut reagiert. Manchmal weint man beim Denken an Krishna, manchmal lacht man, freut sich oder spricht, handelt wunderbar, tanzt und singt, und manchmal folgt man dem Beispiel des Ungeborenen, wird von jeder Not befreit und verstummt, während man das Höchste erreicht. Wer also etwas über das Bhagavat-Dharma lernt und Lehren aus der daraus resultierenden liebenden Hingabe (Bhakti) zieht, wird durch Narayana leicht die Maya überwinden, die so schwer zu besiegen ist.

Darauf sprach König Nimi:
Oh ihr Kenner des Höchsten, bitte seid so freundlich und sprecht zu uns auch über das transzendentale Sein der Höchsten Seele in der vollkommenen Wahrheit, die mit dem Namen Narayana verbunden ist.

Und der ehrenwerte Pippalayana antwortete:
Oh König, wisse, daß der Höchste das Leben gibt, auf dessen Grundlage sich die Sinne, der Lebensatem und das Denken im Körper aller Lebewesen bewegen. Er ist die Ursache ohne weitere Ursache für die Erschaffung, Erhaltung und Zerstörung dieses Universums, das im Wachzustand, im Traumzustand und im Tiefschlaf sowie jenseits dieser Zustände (des Bewußtseins) existiert. Diese Höchste Wahrheit kann nicht durch den gedanklichen Verstand, die Fähigkeiten der Sprache, des Sehens, des Ichbewußtseins, des Lebensatems oder durch die Sinne erkannt werden, genauso wie das Feuer durch seine eigenen Flammen verhüllt wird. Nicht einmal die Worte der Veden können es ausdrücken, denn die Veden erklären, daß das Höchste Selbst in Worten nicht ausgedrückt werden kann. Es kann nur durch indirekte Ausdrücke erreicht werden, durch Worte, die darauf hindeuten, und das ist der ganze Sinn der heiligen Schriften. Im Anfang ist es Eins, danach wurde es als Dreifaltigkeit von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit (der drei Gunas von Sattwa, Rajas und Tamas) bekannt, die mit der Kraft zu handeln und dem Ichbewußtsein verbunden sind, das man die individuelle Seele (Jiva) der Lebewesen nennt. So nimmt es die Formen des gedanklichen Wissens, der Sinne und ihrer Objekte und der karmischen Früchte an, nämlich durch die große Vielfalt der Fähigkeiten und Erfahrungen. Es ist allein das Höchste (die vollkommene Wahrheit oder das Brahman), das sich im Sein und Nichtsein (Sat und Asat) und jenseits davon manifestiert. Diese Höchste Seele wird niemals geboren, kann niemals sterben, noch wachsen oder vergehen. Sie ist der Kenner der Lebensabschnitte aller Lebewesen, die dem Wandel unterworfen sind. Diese allgegenwärtige und ewige Seele, die reines Bewußtsein ist, wurde zu vielen (Jivas), in ähnlicher Weise, wie die Lebenswinde durch die Macht der Sinne vielfältig erscheinen. Ob bei Eigeborenen, Lebendgeborenen, Sproßgeborenen oder den schwer erkennbaren Feuchtigkeitsgeborenen, der Lebenswind begleitet die individuelle Seele von einer Lebensform zur anderen, ebenso wie das Selbst, das abgesehen von der karmischen Erinnerung immer dasselbe bleibt, als würde man aus einem Tiefschlaf erwachen, in dem das Ichbewußtsein und die Sinne verschmolzen waren. Wenn man die Füße des Höchsten Herrn mit dem Lotus-Nabel verehrt, wird der Schmutz im Herzen, der durch die natürlichen Eigenschaften und das fruchtbringende Handeln erzeugt wurde, durch die Kraft der liebenden Hingabe (Bhakti) beseitigt. Und wenn man dann vollständig gereinigt ist, wird die Wahrheit der Seele direkt verwirklicht, so wie die aufgehende Sonne mit bloßem Auge sichtbar wird.

Und König Nimi sprach:
So erklärt uns nun bitte auch das Karma-Yoga, durch das eine Person, die in diesem Leben gereinigt wird, schnell ihr angesammeltes Karma auflöst und befreit von karmischer Bindung das Höchste erreicht. In Gegenwart meines Vaters (Ikshvaku) stellte ich in der Vergangenheit den Weisen (Kumaras) eine ähnliche Frage, aber die Söhne von Brahma antworteten nicht. Könnt ihr etwas über den Grund dafür sagen?

Der ehrenwerte Avirhotra sprach:
Richtiges Handeln, Nicht-Handeln und falsches Handeln (Karma, Akarma, Vikarma) sind vedische Themen, keine weltlichen Themen. Und weil vedisches Wissen vom Herrn selbst kommt, geraten selbst Hochbeseelte in dieser Angelegenheit leicht in Verwirrung. Als Anleitung für unwissende Menschen schreiben die Veden in verdeckter Form weltliche Pflichten vor, um vom Karma befreit zu werden, so wie man für Kranke eine Medizin verschreibt. Ein Unwissender, der seine Sinne nicht gebändigt hat und den Geboten der Veden nicht folgt, wird aufgrund seines Mangels an Dharma einer falschen Handlungsweise (Vikarma) folgen und immer wieder den Tod erreichen. Wenn man aber gemäß den Veden ohne Anhaftung für den Höchsten Herrn handelt und Opfer darbringt, wird man sicherlich die Vollkommenheit finden, die zur Motivation für die Unwissenden, wie eine karmische Frucht beschrieben wird (die man durch Handeln erreichen kann). Wer schnell den Knoten der Anhaftung im Herzen durchtrennen möchte, der die Seele an den Körper bindet, sollte mit Respekt vor den heiligen Geboten den Höchsten Herrn verehren und die Veden und andere heilige Schriften studieren. So sollte er durch die Barmherzigkeit des geistigen Lehrers, der die Einweihung in die überlieferte Tradition gewährt, den Höchsten Geist auf dem Weg verehren, der für ihn der Beste ist. Er soll in Meditation sitzen, den Geist konzentrieren, Atem und Gedanken zügeln und damit Geist und Körper reinigen, indem er seine Zuflucht in der Entsagung sucht und den Höchsten Herrn anbetet und verehrt. Damit bereitet er sich mit allen verfügbaren Zutaten in seinem Herzen und Bewußtsein auf das große Opfer vor. Er visualisiert die Gottheit sowie die Opfergaben und besprenkelt den Boden und die Sitzgelegenheit mit geheiligtem Wasser. Er visualisiert die Götter in seinem Herzen und anderen Körperteilen und verehrt alles mit den entsprechenden Mantras. Mit diesen Mantras, die ihm gegeben wurden, sollte er jeden einzelnen Gott mit seiner Göttin oder Kraft, seinen besonderen Merkmalen und seinen Gefährten verehren und nach den Geboten seine Anbetung darbringen, mit Wasser für seine Füße, duftendem Wasser zur Begrüßung, Wasser für den Mund und zum Baden und dergleichen, mit Kleidung, Schmuck, Düften, Halsketten, Getreidekörnern, Kränzen, Weihrauch, Lampen und ähnlichen Opfergaben. So sollte er sich mit Ehrfurcht und Gebet vor dem Höchsten Herrn verneigen. In dieser Verehrung sollte er sich selbst vollkommen aufgeben und so meditieren, daß er voll und ganz in der Anbetung dieser Formen des Herrn verschmilzt. Dann sollte er die Überreste des Opfers mit seinem Kopf berühren und respektvoll dorthin zurückgeben, wo sie hingehören. Wer so den Herrn verehrt, die Höchste Seele, die im Feuer, im Wasser, in der Sonne und so weiter, wie auch in jedem Gast und im eigenen Herzen gegenwärtig ist, wird bald befreit werden.


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