Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.80. Ein alter brahmanischer Freund besucht Krishna

Der ehrenwerte König sprach:
Mein Herr und Meister, ich würde gern hören, welche tapferen Taten es noch von Krishna gab, der Höchsten Seele mit grenzenlosen Kräften. Denn wie könnte jemand, der es satt hat, den materiellen Wünschen nachzulaufen, und die Essenz kennt, nicht gern immer wieder von den transzendentalen Themen des Herrn hören wollen, der in den Heiligen Schriften gepriesen wird? Eine wahrhaft mächtige Sprache ist diejenige, die Seine Qualitäten beschreibt. Die Hände, die wahrhaft arbeiten, sind diejenigen, die Seine Werke vollbringen. Der wahre Geist ist derjenige, der sich an Ihn erinnert, der in allen belebten und unbelebten Geschöpfen wohnt. Und das Ohr, das wahrhaft hört, ist dasjenige, das Seinen heilsamen Geschichten zuhört. Es geht um den Kopf, der sich vor Seinen Manifestationen verneigt, um das Auge, das nur Ihn sieht, und um die Gliedmaßen, die regelmäßig das Wasser ehren, das die Füße von Vishnu oder seinen Verehrern wäscht.

Der Suta (im Naimisha-Wald) fuhr fort:
Nachdem König Parikshit, der große Verehrer von Vishnu diese Bitte geäußert hatte, erzählte Suka, der mächtige Weise und Sohn von Vyasa, dessen Herz ganz in Vasudeva versunken war:
Es gab einen guten Freund von Krishna (namens Sudama), ein Brahmane, der sich gut in den Veden auskannte und seine Sinne von den Sinnesobjekten gelöst hatte. Als Hausvater lebte er von dem, was ihm gegeben wurde. Doch wie er, so war auch seine Frau schlecht gekleidet und vom Hunger abgemagert. So trat sie, die ihrem Mann treu war, mit eingefallenem Gesicht und zitternden Beinen vor ihn hin und sprach:
Oh Brahmane, oh Meister der Hingabe, ist es nicht so, daß der Ehemann von Shri dein Freund ist, und dieser Beste der Satwatas voller Mitgefühl für die Brahmanen und bereit ist, ihnen Schutz zu gewähren? Bitte geh zu ihm, mein gnädigster Mann, denn er, die höchste Zuflucht für alle Hochbeseelten, wird dir sicherlich Reichtum geben, weil es dir so schwerfällt, deine Familie zu ernähren. Wenn der Herr der Bhojas, Vrishnis und Andhakas, der jetzt in Dwaraka anwesend ist, sogar eine Person beschenkt, die sich nur an seine Lotusfüße erinnert, was würde dann der spirituelle Meister des Universums den Menschen verwehren, die ihn beständig verehren und sich nicht so sehr für weltliche Erfolge und sinnliche Befriedigung interessieren?

So wurde der Brahmane auf verschiedene Weise wiederholt von seiner Frau angefleht, und dachte dann: „Der Anblick von Krishna wird in der Tat eine höchste Errungenschaft sein.“ So beschloß er, ihn zu besuchen und fragte sie: „Oh gute Frau, wenn ich aus unserem Haus etwas als Geschenk mitnehmen kann, dann gib es mir bitte!“ Daraufhin bettelte sie bei anderen Brahmanen um vier Hände geschälten und getrockneten Reis, wickelte ihn in ein Stück Stoff und gab ihn ihrem Mann zum Mitnehmen. Und der Beste der Gelehrten nahm es mit und fragte sich auf seinem Weg nach Dwaraka: „Wie werde ich jemals eine Audienz bei Krishna bekommen?“ Doch dann passierte der Gelehrte zusammen mit ein paar einheimischen Brahmanen drei Tore und Wachposten und ging zwischen den Häusern von Krishnas treuem Gefolge der Andhakas und Vrishnis hindurch. Normalerweise konnte man nicht dorthin gehen, und so fühlte er sich bereits, als hätte er die Seligkeit des reinen Geistes erlangt. Als nächstes betrat er eine der prächtigen sechzehntausend Residenzen der Königinnen des Herrn. Und Krishna, der auf dem Bett seiner Gemahlin saß, erblickte ihn bereits von weitem, stand sofort auf und trat vor, um ihn freudig in seine Arme zu schließen. So umarmte der Lotusäugige den Körper seines lieben Freundes, des weisen Brahmanen, und vor Freude standen ihm die Tränen in den Augen. Dann bot er ihm einen Sitz auf dem Bett an, holte ein paar Sachen, um seinen Freund zu ehren, und wusch ihm die Füße. Dann nahm der Höchste Herr und Reiniger aller Welten das Wasser auf seinen Kopf und salbte den Brahmanen mit göttlich duftender Sandel- und Aloepaste und Kumkum ein. So ehrte er seinen Freund auch mit duftendem Weihrauch und einer Reihe von Lampen und bot ihm Betelnüsse und eine Kuh an. Als nächstes sprach er Worte des Willkommens, und die Göttin (Rukmini) machte sich persönlich nützlich, indem sie vorsichtig den schmutzig und schlecht gekleideten abgemagerten Zweifachgeborenen, dessen Adern zu sehen waren, mit einem Yakschweif frische Luft zufächelte. Als die Leute im Palast sahen, wie Krishna seinem makellosen Ruf nachging, waren sie erstaunt über die intensive Liebe, mit welcher der äußerlich unansehnliche Brahmane geehrt wurde, und sie fragten sich:
Welche frommen Taten hat dieser ungepflegte, verwahrloste und niedere Bettler vollbracht, der allen Wohlstand der Welt verloren hat? Wie kann ihm der spirituelle Meister der drei Welten, der die Wohnstätte der Göttin des Wohlstandes ist, mit Ehrfurcht dienen? Er verläßt die Göttin auf ihrem Bett und umarmte ihn wie einen älteren Bruder!

Oh König, die beiden hatten sich an den Händen gefaßt und diskutierten über die bezaubernden Themen der Vergangenheit, als sie zusammen in der Schule ihres geistigen Lehrers (Sandipani) lebten. Der Höchste Herr sprach:
Oh Brahmane, nachdem der geistige Lehrer seinen Lohn von dir erhalten hat und du nach Hause zurückgekehrt bist, oh Dharma-Kenner, hast du eine geeignete Frau geheiratet. Doch als dein Geist mit Sorge um den Haushalt beschäftigt war, wurdest du nicht von Begierde getrieben, und ich weiß auch, daß dir das Streben nach materiellem Glück nicht viel Freude bereitet, oh Weiser. Nur wenige Menschen erfüllen ihre weltlichen Pflichten, ohne von Wünschen in ihrem Geist gestört zu werden. Indem sie ein Beispiel geben, wie auch ich es tue, schütteln sie die Neigungen ab, die auf natürliche Weise entstehen. Erinnerst du dich, oh Brahmane, noch an unseren Aufenthalt im Haus des geistigen Lehrers? Dort lernt ein Zweifachgeborener, was man erkennen sollte, und schafft es so, seine Unwissenheit zu überwinden. Mein lieber Freund, man wird zweifach geboren, weil man zuerst materiell geboren wurde, aber sich durch einen geistigen Lehrer zum zweiten Mal verkörpert, der die geistige Erkenntnis gewährt, wie Ich selbst, und lehrt, was die Lebensaufgaben für alle Kasten und Lebensweisen sind. Deshalb sind die Zweifachgeborenen in diesem System der Kasten und Lebensweisen in dieser Welt die erfahrenen Kenner des wahren Wohlergehens, oh Brahmane, denn sie überqueren den Ozean der materiellen Existenz mit Hilfe der von Mir stammenden Worte in Form der geistigen Lehrer. Und deshalb werde Ich, die Höchste Seele aller Wesen, durch rituelle Verehrung, Lebenswandel, Askese oder Selbstbeherrschung nicht so befriedigt, wie durch den treuen Dienst am geistigen Lehrer.

Oh Brahmane, erinnerst du dich noch daran, was wir taten, als wir bei unserem geistigen Lehrer lebten, als wir einmal von der Frau unseres Lehrers weggeschickt wurden, um Feuerholz zu holen? Als wir einen großen Wald betreten hatten, erhob sich außerhalb der Saison ein heftiger und gewaltiger Sturm mit Donner und Regen. Nachdem die Sonne untergegangen war, alle Himmelsrichtungen in Dunkelheit versanken und alles ringsherum überschwemmt war, konnten wir die Richtung weder auf der Erde noch am Himmel erkennen. Wir wurden ständig von heftigem Wind und Wasser in dieser Flut bedrängt und wußten nicht, wohin wir gehen sollten. So wanderten wir in großer Not durch den Wald und hielten uns an den Händen. Unser Lehrer Sandipani erkannte das und machte sich bei Sonnenaufgang auf die Suche nach uns, seinen Schülern. Der Hochbeseelte fand uns dann sehr leidend und sprach: „Oh ihr Kinder, ihr mußtet mir zuliebe schwer leiden! In eurer Hingabe zu mir habt ihr das, was gewöhnlichen Lebewesen am teuersten ist, nämlich euren Körper, dargebracht! Nun, das ist es, was wahre Schüler tun müssen, um die Schuld gegenüber ihrem geistigen Lehrer zu begleichen. Denn wer in seiner Liebe vollkommen rein ist, wird auch bereit sein, dem geistigen Lehrer sein eigenes Ich und allen Besitz darzubringen. Ich bin zufrieden mit euch, meine lieben Jungs. Oh ihr Besten der Zweifachgeborenen, mögen eure Wünsche in Erfüllung gehen und mögen eure Worte und Mantras in dieser und der jenseitigen Welt niemals ihre Kraft verlieren.“ Viele solche Ereignisse geschahen, als wir im Haus des Lehrers lebten. Denn nur durch die Barmherzigkeit des geistigen Lehrers kann ein Mensch geistige Erfüllung und Frieden finden.

Darauf sprach der arme Brahmane:
Oh Gott der Götter und geistiger Lehrer des Universums, was gibt es für mich im Leben mehr zu erreichen, als mit dir, dem jeder Wunsch erfüllt ist, zusammen im Haus des Lehrers gelebt zu haben. Oh Allmächtiger, dein Körper ist das fruchtbare Feld allen Wohlergehens und verkörpert die vollkommene Wahrheit, die in den Veden gepriesen wird. Und dein Aufenthalt bei den geistigen Lehrern ist nichts anderes als dein wundervolles Spiel in dieser Welt!


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