Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.63. Der Kampf zwischen Krishna und Shiva um Vana

Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh Sohn der Bharatas, als Aniruddha in Dwaraka verschwunden war, verbrachten seine Verwandten die vier Monate der Regenzeit in Traurigkeit. Als dann die Vrishnis, die Krishna als ihren Gott verehrten, die Geschichte von Narada hörten, was er getan hatte und daß er gefangengenommen worden war, zogen sie nach Sonitapura. Die Besten der Satwatas, wie Pradyumna, Yuyudhana (Satyaki), Gada, Samba, Sarana, Nanda, Upananda, Bhadra und andere, versammelten sich unter der Führung von Balarama und Krishna mit zwölf großen Armeen und belagerten von allen Seiten die Hauptstadt von Vana. Als dieser die verwüsteten Stadtgärten, Stadtmauern und Wachtürme sah, kam er wütend vor Zorn, um ihnen mit einer ebenso großen Armee zu begegnen. Dazu erschien vor der Stadt auch der mächtige Herr Shiva auf dem Rücken von Nandi, seinem Stier, zusammen mit seinem Sohn Kartikeya, um mit seiner Geisterschar an der Seite von Vana gegen Rama und Krishna zu kämpfen. Oh König, damit begann ein überaus stürmischer, erstaunlicher und haarsträubender Kampf zwischen Krishna und Shankara sowie Pradyumna gegen Kartikeya. Balarama kämpfte gegen Kumbhanda und Kupakarna, Samba kämpfte gegen Vanas Sohn, und Satyaki kämpfte gegen Vana selbst. Um diesen Kampf zu bezeugen, erschienen die führenden Götter mit Brahma an der Spitze in ihren himmlischen Wagen, ebenso wie die Weisen, Siddhas, Charanas, Gandharvas, Apsaras und Yakshas. Krishna schoß viele scharfe Pfeile von seinem Bogen Sarnga und vertrieb die Geisterschar der Bhutas, Pramathas, Guhyakas (die Diener von Kuvera), Dakinis (weibliche Geister von Kali), Yatudhanas, Vetalas, Vinayakas, Pretas, Matas, Pisachas, Kushmandas und die Brahma-Rakshasas aus dem Gefolge von Shankara (Shiva). Der Träger des Dreizacks benutzte verschiedenste Waffen gegen den Träger des Sarnga, aber sah sie alle mit angemessenen Gegenwaffen neutralisiert. Sie konnten den Träger des Sarnga nicht einschüchtern. Denn er benutzte ein Brahma-Waffe gegen eine Brahma-Waffe, eine Berg-Waffe gegen eine Wind-Waffe, eine Regen-Waffe gegen eine Feuer-Waffe, und seine persönliche Narayana-Waffe gegen Shivas persönliche Pasupata-Waffe. Danach konnte er Shiva mit seiner Waffe des Gähnens verwirren (so daß er einschlief), und griff nun Vanas Armee mit seinem Schwert, seiner Keule und seinen Pfeilen an. Kartikeya, der von Pradyumnas Pfeilen, die von allen Seiten herabregneten, ganz mit Blut bedeckt war, das aus seinem Körper strömte, floh auf seinem Pfau vom Schlachtfeld. Kumbhanda und Kupakarna, die von der Keule Balaramas gequält wurden, fielen, und nachdem ihre Anführer getötet waren, flohen auch ihre Armeen in alle Richtungen davon.

Als Vana sah, wie seine Truppen auseinandergerissen wurden, ließ er Satyaki, gegen den er gerade kämpfte, beiseite, überquerte mit seinem Streitwagen das Schlachtfeld und griff Krishna aufs heftigste an. Der tausendarmige Vana legte in der Raserei des Kampfes auf jeden seiner Bögen zwei Pfeile und zog gleichzeitig alle fünfhundert zurück. Doch alle diese Bögen wurden vom Höchsten Herrn gleichzeitig gespalten, und nachdem er den Wagen, die Pferde und den Wagenlenker getroffen hatte, blies er sein Muschelhorn. Daraufhin erschien Kothara, die Mutter von Vana, nackt und mit aufgelösten Haaren vor Krishna. Und als er sein Gesicht abwandte, um die nackte Frau nicht anzublicken, nutzte Vana ohne seinen Streitwagen und mit zerbrochenen Waffen die Gelegenheit, um in die Stadt zu entkommen.

Nachdem das Gefolge von Shiva vertrieben worden war, griff Jvara, das Fieber (von Shiva) mit drei Köpfen und drei Füßen den Nachkommen von Dasarha an, als wollte er die zehn Richtungen verbrennen. Als Lord Narayana ihn sah, entließ er sein eigenes Fieber (der Kälte), so daß die beiden Jvaras von Maheshvara und Vishnu aufeinandertrafen, um sich zu bekämpfen. Doch bald war das Fieber von Maheshvara von der Wucht des Fiebers von Vishnu so gequält, daß es vor Schmerzen schrie. Und als es nirgendwo mehr eine sichere Zuflucht finden konnte, begann Jvara-Maheshvara, der nach Schutz dürstete, mit gefalteten Händen hingebungsvoll Hrishikesha zu loben und sprach:
Ich verneige mich vor dir, dem Höchsten Herrn, der in seinen Kräften unbegrenzt ist, der All-Seele des reinen Bewußtseins, der ganzheitlichen Ursache der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des Universums, der vollkommenen Wahrheit des vollkommenen Friedens, auf die sich die Veden beziehen. Ich nähere mich dir, weil du allein von Maya frei bist, dieser weltlichen Verwirrung von Zeit, Schicksal, Karma, individuellen Neigungen, feinstofflichen Elementen, Körperfeld, Lebenskraft, Seele, Gestaltung und der Gesamtheit aller Wesen. Diese illusorische Wirklichkeit bildet einen nie endenden Strom von Ursache und Wirkung. Und mit verschiedenen Absichten spielst du das Spiel der Welt (Lila), um die frommen Seelen, die Weisen und die Gebote der Tugend in der Welt zu bewahren und jene zu bestrafen, die den heilsamen Weg verlassen und sich der Gewalt zuwenden. So hast du dich auch in dieser Form verkörpert, um der Erde ihre Last zu erleichtern. Und so quält mich nun dieses schrecklichste Fieber deiner Macht, das unerträglich kalt ist, aber dennoch wie Feuer brennt, denn solange die verkörperten Seelen in ihren Begierden gefangen sind und nicht deinen Füßen dienen, müssen sie ständig leiden.

Darauf sprach der Höchste Herr:
Oh Dreiköpfiger, ich bin zufrieden mit dir, möge dich deine Angst verlassen, die durch mein Fieber erweckt wurde. Und auch für jeden, der sich an unser Gespräch erinnert, soll es keinen Grund mehr geben, sich vor dir zu fürchten.

Nach diesen Worten verneigte sich die Fieberwaffe von Maheshvara vor Narayana und ging davon. Aber nun kam Vana auf einem neuen Streitwagen zurück, um gegen Krishna zu kämpfen. Dazu schoß der vor Zorn schäumende Dämon mit seinen tausend Armen verschiedenste Waffen und Pfeile auf den Träger des Diskus. Doch als er immer weiter Waffen schleuderte, trennte ihm der Höchste Herr mit seinem rasiermesserscharfen Diskus die tausend Arme ab, als wären sie Äste eines Baumes. Und während Vanas Arme fielen, näherte sich der mächtige Shiva aus Mitgefühl für seinen Verehrer und sprach zum Träger des Diskus:
Du allein bist die reine Wahrheit, das Licht des Höchsten, verborgen in der Sprache der weltlichen Illusion. All jene, deren Herzen rein sind, können erkennen, daß du so rein wie der blaue Himmel bist. Der Luftraum ist dein Nabel, das Feuer dein Gesicht, das Wasser dein Samen, der Himmel dein Kopf, die Himmelsrichtungen sind dein Gehör, die Erde ist dein Fuß, der Mond dein Denken und die Sonne dein Blick. Ich selbst (Shiva) bin dein Selbst, der Ozean ist dein Unterleib, und Indra ist dein Arm. Die Pflanzen sind die Haare auf deinem Körper, die Wolken sind die Haare auf deinem Kopf, der Schöpfergott Brahma ist deine Intelligenz, die Stammväter sind deine Genitalien, und das Dharma der Tugend und Gerechtigkeit ist dein Herz. So bist du der Höchste Geist (Purusha), von dem alle Welten ausgehen und entstehen. Oh grenzenlose Herrlichkeit, du hast dich in dieser Weise verkörpert, um das Dharma zum Wohle aller Wesen zu bewahren, und auch wir Götter wurden von dir geschaffen und gemeinsam verkörpert, um die sieben Welten zu entwickeln. Du bist der ursprüngliche Höchste Geist ohne einen zweiten, die transzendentale und sich selbst manifestierende Ursache ohne eine vorherige Ursache, und der Höchste Herr. Um deine Qualitäten vollkommen zu verkörpern, erscheinst du mit deiner Illusions- und Schöpferkraft (Maya). So wie die Sonne alle sichtbaren Formen erleuchtet, aber durch ihre Schatten vor den Augen verborgen wird, so bist du der selbstleuchtende Allmächtige, der alle Eigenschaften der Natur erleuchtet, aber von den Verkörperungen der drei Grundqualitäten der Natur verdeckt wird. So werden diejenigen, die in ihrer Sorge um Kinder, Frau, Haus usw. völlig verstrickt sind, in ihrer Intelligenz durch deine Illusions- und Schöpferkraft verwirrt und schwimmen wie Ertrinkende auf der Oberfläche (des Ozeans der Existenzen). Wirklich erbärmlich ist, wer durch die Gnade Gottes diese menschliche Welt erreicht hat, aber nicht die Kontrolle über seine Sinne findet und es versäumt, deine Füße zu verehren, denn er ist jemand, der sich selbst täuscht. Das sterbliche Wesen, das sich aufgrund seiner Anhaftung an die Sinnesobjekte widersetzt und dich ablehnt, sein wahres Selbst und liebster Führer, ernährt sich von Gift und lehnt den Nektar ab. Deshalb sind wir Götter mit Brahma an der Spitze zusammen mit allen Weisen mit reinem Bewußtsein und von ganzem Herzen dir hingegeben, dem Meister und liebsten Selbst. Verehrung sei dir, der Gottheit, der Ursache des Aufstiegs, der Erhaltung und des Untergangs aller Wesen, der das Universum selbst ist, der in vollkommenen Frieden ausgeglichen ist, der einzigartige und unvergleichliche Freund, das wahre Selbst und der anbetungswürdigste Herr aller Welten und aller Seelen, denn du bist die höchste Zuflucht, um die Befreiung von der eigenen materiellen Existenz zu finden. Oh Höchster Herr, dieser König (Vana) ist mein treuester Verehrer, den ich mit Furchtlosigkeit gesegnet habe. Bitte gewähre ihm daher deine Gnade, wie du auch mit dem Herrn der Daityas (Prahlada) barmherzig warst.

Und der Höchste Herr antwortete:
Wir werden tun, was du uns gesagt hast, oh mächtiger Herr, denn ich stimme deiner Schlußfolgerung voll und ganz zu. Dieser Enkelsohn von Virochana wird von mir verschont werden, denn ich gewährte Prahlada den Segen, daß seine Nachkommen nicht von mir getötet würden. Seine tausend Arme wurden von mir abgeschlagen, um seinen Stolz zu bändigen, und ich zerstörte auch seine riesige Streitmacht, weil sie der Erde zur Last geworden ist. Der Daitya (Dämon), der mit vier Armen davongekommen ist, wird dein großer Verehrer und Gefährte werden, denn er wird nicht altern und unsterblich sein, und so hat er nichts zu befürchten.

Auf diese Weise erlangte der Daitya die Freiheit von jeglicher Angst, neigte seinen Kopf vor Krishna, brachte den Sohn von Pradyumna und dessen Frau und setzte sie auf einen Hochzeitswagen. Er schmückte ihn und seine Frau mit feinsten Kleidern, stellte sie Krishna vor und kehrte mit der Erlaubnis von Shiva und dem Rest seiner Armee in seine Hauptstadt zurück. Als er seine Stadt betrat, die überall mit Fahnen, Siegesbögen und besprenkelten Straßen und Kreuzungen geschmückt war, wurde er von den Bewohnern, seinen Verwandten und den Zweifachgeborenen mit den Klängen von Muschelhörnern, Trommeln und Pauken ehrerbietig begrüßt. - Wahrlich, für alle, die im Morgengrauen aufstehen und sich an diesen Sieg Krishnas im Kampf mit Shankara erinnern, wird es keine Niederlage mehr geben.


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