Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.64. Die Geschichte von König Nriga

Suka, der Sohn von Vyasa, sprach:
Oh König, eines Tages (in ihrer Jugend) gingen die Yadu-Jungen Samba, Pradyumna, Charu, Bhanu, Gada und andere in einen kleinen Wald, um zu spielen. Dort spielten sie lange Zeit, suchten dann durstig nach Wasser und entdeckten in einem trockenen Brunnen ein erstaunliches Wesen. Sie sahen ein Chamäleon, das so groß wie ein Berg war. Da wurde ihr Geist von großem Erstaunen erfüllt, und sie versuchten voller Mitleid, das Tier herauszuheben. Doch mit ihren Lederriemen und gedrehten Seilen gelang es den Jungen nicht, die Kreatur aus dem Brunnen zu befreien, und so gingen sie aufgeregt zu Krishna und erzählten ihm alles. Der lotusäugige Höchste Herr, der Bewahrer des Universums, sah es und hob es ganz leicht mit seiner linken Hand heraus. Als es von der Hand Krishnas berührt wurde, verwandelte sich das Chamäleon sogleich in ein wunderschönes himmlisches Wesen mit einem Teint von geschmolzenem Gold, wundervollen Ornamenten, Kleidern und Girlanden. Und obwohl Krishna allwissend war, fragte er, damit auch das Volk die Geschichte erfuhr:
Wer bist du, oh glückliche Seele? In Anbetracht deines vorzüglichen Aussehens wage ich zu behaupten, daß du ein erhabener Gott bist. Welche Handlung hat dich, oh gute Seele, in diesen Zustand gebracht, den du sicherlich nicht verdient hast? Bitte erzähle uns Wißbegierigen alles über dich selbst, das heißt, wenn du es für die richtige Zeit und den richtigen Ort hältst, um darüber zu sprechen.

Als der König von Krishna, dem Grenzenlosen, so befragt wurde, verneigte er sich mit seiner Krone, die wie eine Sonne strahlte, vor Madhava und erzählte:
Oh Höchster Herr, ich bin ein Herrscher der Menschen, Nriga genannt, ein Nachkomme von Ikshvaku. Vielleicht hast du gehört, daß ich zu den wohltätigen Menschen gezählt werde. Was wäre dir unbekannt, oh Meister und Zeuge des Geistes aller Wesen, dessen Sicht nicht durch die Zeit behindert wird? Trotzdem werde ich sprechen, wie du es wünschst. Ich habe so viele Kühe gespendet, wie es Sandkörner auf der Erde, Sterne am Himmel oder Regentropfen im Regenschauer gibt. Ich verschenkte ehrlich erworbene Milchkühe, die jung, freundlich, schön, braun und hell und mit vielen anderen guten Eigenschaften ausgestattet waren, zusammen mit ihren Kälbern, sowie mit goldverzierten Hörnern, Silber an den Hufen und feinen Stoffen und Girlanden geschmückt. So habe ich viele fromme Werke verrichtet und verehrungsvolle Feueropfer dargebracht, war der Nächstenliebe gewidmet und beschenkte vor allem die wahrheitsliebenden, jungen und talentierten Brahmanen bedürftiger Familien, die für ihre Ernsthaftigkeit und ihr umfassendes Wissen der Veden bekannt waren und gute Eigenschaften und einen guten Charakter hatten. Ich spendete Kühe, Land, Gold, Häuser, Pferde und Elefanten, heiratsfähige Mädchen, Dienstmädchen, Sesam, Silber, Bettzeug, Kleidung, Schmuck, Möbel und Wagen. Doch dabei habe ich unwissentlich eine Kuh, die einem bestimmten erstklassigen Brahmanen gehörte, an einen anderen Brahmanen verschenkt, nachdem sie sich verirrt und unter meine Herde gemischt hatte. Als die Kuh weggeführt wurde, wurde sie von ihrem Herrn entdeckt, der rief: „Sie gehört mir!“ Aber der Brahmane, der das Geschenk angenommen hatte, antwortete: „Nein, Nriga hat sie mir gegeben!“ Die beiden Gelehrten stritten um ihren Besitz und sprachen dann zu mir: „Du, oh Herr, bist als Gebender ein Dieb gewesen!“ Als ich das hörte, war ich sprachlos. Voller Verlegenheit flehte ich in meinem Pflichtgefühl für die Tugend und Gerechtigkeit: „Bitte gib ihm diese eine Kuh zurück, und ich gebe dafür hunderttausend andere Kühe von bester Qualität! Bitte habt Erbarmen mit eurem Diener. Ich wußte nicht, was ich tat. Rettet mich vor der Gefahr, in eine unreine Hölle zu fallen!“ Darauf antwortete der eine „Das will ich aber nicht, oh König!“ und ging. Und der andere sagte „Ich interessiere mich nicht für all die anderen Kühe!“ und ging ebenfalls.

Oh Gott der Götter und Meister des Universums, nachdem dies geschehen war, wurde ich am Ende meines Lebens von den Boten des Königs Yama in sein Reich gebracht und dort vom Herrn der Toten und der Vergeltung befragt:
Oh König, möchtest du zuerst die Folgen deiner schlechten Taten oder die deiner guten Taten erfahren? Was deine grenzenlosen Werke der Wohltätigkeit betrifft, sehe ich eine herrliche Welt.

Darauf antwortete ich: „Lass mich zuerst meine schlechten Taten erfahren, oh Gott.“ Und er sprach: „Dann falle!“ Und als ich fiel, oh Meister, fand ich mich als Chamäleon in diesem Brunnen wieder. Doch als dein Diener, der so großzügig zu den Brahmanen war und sich nach deiner Gegenwart sehnte, oh Kesava, hatte mich offenbar die Erinnerung an dich nicht verlassen. Wie sonst, oh Allmächtiger, könntest du jetzt persönlich für mich sichtbar sein, oh Höchste Seele, über die die Yoga-Meister in ihren makellosen Herzen durch das Auge der Schriften meditieren? Wie sonst, oh Adhokshaja, könnte ich, dessen Intelligenz durch schwerwiegende Probleme geblendet war, dich jetzt wahrnehmen? Ist das nicht denen vorbehalten, deren materielle Existenz in dieser Welt zu Ende ist? Oh Gott der Götter, Meister des Universums, Herr der Kühe und höchste Persönlichkeit! Oh Pfad der Menschen, Meister der Sinne, Gnade der Veden, Unfehlbarer und Unvergänglicher! Oh Krishna, so erlaube mir nun bitte, in die Welt der Götter zu gehen. Oh Meister, möge mein Geist, wo immer ich wohne, zu deinen Füßen Zuflucht nehmen! Meine Verehrung sei dir als Quelle aller Wesen, als vollkommene Wahrheit und Besitzer grenzenloser Kräfte. Ich widme dir, oh Krishna, oh Sohn von Vasudeva und Herr aller Formen des Yoga, meine ganze Hochachtung.

Nachdem er so gesprochen und Krishna umrundet hatte, berührte er dessen Füße mit seiner Krone, erhielt die Erlaubnis zu gehen und bestieg vor den Augen aller Menschen einen hervorragenden himmlischen Wagen. Und Krishna, der Höchste Herr und Sohn der Devaki, der Gott und die Seele des Dharma, der den Brahmanen gewidmet ist, wandte sich an seine persönlichen Gefährten und gab folgende Belehrung für das Königtum:
Wenn selbst für jemanden, der mehr Kraft als das Feuer hat, der kleinste Diebstahl am Eigentum eines Brahmanen schwer zu ertragen ist, was soll man dann von Königen sagen, die denken, daß sie die Herren (über die Brahmanen) sind? Das Halahala-Gift (das im Milchozean hervorgequirlt wurde) betrachte ich noch als ein erträgliches Gift, weil es ein Heilmittel dagegen gibt (nämlich Shiva). Was jedoch einem Brahmanen gestohlen wird, nenne ich ein unerträgliches Gift, denn dafür gibt es kein Heilmittel in der Welt. Dieses Gift vernichtet den, der es einnimmt. Auch wenn man Feuer mit Wasser löschen kann, aber das Feuer, das mit dem Zündholz der Habseligkeiten eines Brahmanen entfacht wurde, das verbrennt die ganze Familie bis zum Grund. Wenn man das Eigentum eines Brahmanen ohne seine Erlaubnis genießt, wird das drei Generationen zerstören, aber wenn man es mit Gewalt raubt und genießt, werden zehn vorherige und zehn nachfolgende Generationen betroffen sein. Das geschieht auch den Mitgliedern des Königshauses, wenn sie geblendet von königlichem Reichtum ihren Untergang in die Hölle nicht voraussehen und dummerweise das legitime Eigentum eines Brahmanen begehren. Die Könige und anderen Mitglieder der königlichen Familie, die den Anteil eines Brahmanen an sich gerissen haben, weil sie ihre Selbstkontrolle verloren haben, werden für so viele Jahre in der Hölle Kumbhipaka gekocht, wie es Staubkörnchen gibt, die von den Tränen des hochbeseelten Brahmanen berührt wurden, der wegen der geraubten Lebensgrundlage seiner Familie weinen mußte. Auch wenn es sich um ein Geschenk handelte, wer einem Brahmanen den Lebensunterhalt raubt, wird sechzigtausend Jahre lang als Wurm im Kot geboren. So möge auch ein König niemals den Reichtum eines Brahmanen begehren, denn wer so etwas wünscht, wird von kurzer Dauer sein und bald besiegt werden. Sie werden ihr Königreich verlieren und sich in schreckliche Schlangen verwandeln. Liebe Freunde, seid einem gelehrten (bzw. weisen) Brahmanen niemals feindlich gesinnt, auch nicht, wenn er eine Sünde begangen hat, euch immer wieder körperlich schlägt oder euch verflucht. Ihr solltet ihn immer ehren. So wie ich mich immer vor Brahmanen verneige, solltet ihr alle den gleichen Respekt haben. Wer anders handelt, soll von mir bestraft werden. Denn das Eigentum, das einem Brahmanen geraubt wurde, führt sicher zum Untergang des Räubers, auch wenn es unwissentlich geschieht. Genauso, wie es König Nriga mit der Kuh des Brahmanen erlebt hat.

Nachdem Krishna die Bewohner von Dwaraka auf diese Weise ermahnt hatte, kehrte der Höchste Herr und Reiniger aller Welten in seinen Palast zurück.


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