Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.62. Die Geschichte von Usha und Aniruddha

Der ehrenwerte König sprach:
Oh großer Yogi, ich hörte, daß Aniruddha, der Beste der Yadus, auch Usha („Morgendämmerung“), die Tochter von Vana, heiratete, und wegen dieser Heirat ein großer und schrecklicher Kampf zwischen dem Herrn und Shankara (Shiva, der Glücksverheißende) stattfand. Bitte erzähle mir dazu alles.

Und der ehrenwerte Suka sprach:
Der Dämonenkönig Vana („Pfeil) war der älteste Sohn von hundert Söhnen, die aus dem Samen von Vali geboren wurden, dem Hochbeseelten, der dem Herrn die Erde schenkte, als dieser in Gestalt des Zwerges Vamana vor ihm erschien. Er war ehrenhaft, großmütig, intelligent und wahrhaftig in seinen Gelübden und immer fest in seiner Hingabe an Lord Shiva. Von der charmanten Stadt Shonita aus regierte er sein Königreich, in dem ihm sogar die Unsterblichen dienten, weil Sambhu (Shiva der Wohltätige) in der Vergangenheit von ihm erfreut wurde, als er mit seinen tausend Armen Musikinstrumente gespielt hatte, während Mrida (Shiva der Gnädige) dazu tanzte. Der große Herr und Meister aller geschaffenen Wesen, der Barmherzige, der seinen Anhängern Zuflucht bietet, belohnte ihn mit einem Segen seiner Wahl. Und Vana wählte sich Shiva als Beschützer seiner Stadt. Doch berauscht von seiner Kraft sprach Vana eines Tages zu Girisha (Shiva als Herr des Berges), während er dessen Lotusfüße mit seiner sonnenhellen Krone berührte:
Ich verneige mich vor dir Mahadeva (dem großen Gott), oh Herrscher und spiritueller Meister der Welten, der wie ein himmlischer Baum alle Wünsche der Menschen erfüllt, die sich unerfüllt fühlen. Die tausend Arme, die du mir gegeben hast, sind mir nun eine Last geworden. Denn außer dir kann ich in den drei Welten keinen gleichwertigen Gegner mehr finden. Oh Urerster, in meinen Armen juckte es, ganze Berge zu pulverisieren, und ich begann, gegen die Elefanten aller Himmelsrichtungen zu kämpfen, aber aus Angst vor mir liefen sie davon.

Auf diese Rede antwortete der große Herr zornig:
Oh du Unwissender, wenn deine Fahne (das Pfauen-Banner) zerbricht, wird dein Stolz im Kampf von einem herausgefordert werden, der mir gleich ist.

So angesprochen, ging der Unwissende voller Entzücken nach Hause und wartete dort wie ein dummer Mensch auf den Untergang seines Heldentums, wie es vom Herrn des Berges vorhergesagt worden war. Und zu jener Zeit hatte seine jungfräuliche Tochter namens Usha einen Liebestraum von Aniruddha, dem Sohn von Pradyumna, den sie als ihren Liebhaber fand, ohne ihn jemals zuvor gesehen oder von ihm gehört zu haben. Als der Traum beendet war, erwachte sie ganz verwirrt und rief: „Wo bist du, mein Geliebter?“ Doch bei diesen Worten wurde sie ganz verlegen, denn ihre Freundin Chitralekha („feine Zeichnerin“) hatte dies gehört. Sie war die Tochter eines Ministers von Vana namens Kumbhanda und fragte Usha neugierig:
Wen suchst du, oh Schönäugige, und was erwartest du von ihm? Denn bis jetzt kennen wir noch niemanden, der deine Hand gewonnen hat, oh Prinzessin.

Darauf antwortete Usha:
In meinem Traum sah ich einen wunderschönen Mann mit dunklem Teint, Lotusaugen, gelben Gewändern und mächtigen Armen, der mein Frauenherz überwältigte. Er ist es, den ich suche. Dieser Liebhaber hat mich dazu gebracht, den Honig seiner Lippen zu trinken, aber ist nun verschwunden und hat mich voller Sehnsucht nach ihm in einem Meer des Verlangens zurückgelassen.

Und Chitralekha sprach:
Ich werde deine Not vertreiben! Wenn er irgendwo in den drei Welten zu finden ist, bringe ich ihn zu dir, deinen Ehemann, diesen Dieb, der dein Herz gestohlen hat. Du mußt nur auf ihn zeigen.

Nach diesen Worten zeichnete sie für Usha alle Götter, Gandharvas, Charanas, Nagas, Vidyadharas, Dämonen, Yakshas und Menschen. Von den Menschen zeichnete sie die Vrishnis wie Surasena, Vasudeva, Balarama und Krishna, aber als sie Pradyumna sah, wurde sie ganz schüchtern, und als Aniruddha gezeichnet wurde, neigte sie verlegen ihren Kopf und sprach lächelnd: „Das ist Er! Dieser hier!“ Nun wußte Chitralekha, die große Yogini, daß es Krishnas Enkel war und flog sogleich durch die Lüfte nach Dwaraka, der Stadt, die unter dem Schutz von Krishna stand. Mit ihrer Yoga-Kraft brachte sie Pradyumnas Sohn, der auf einem schönen Bett schlief, nach Sonitapura und zeigte der Freundin ihren Geliebten. Als sie diesen schönsten Mann erblickte, erstrahlte ihr Gesicht. Und dann genoß sie zusammen mit dem Sohn von Pradyumna die Freuden der Liebe in ihren privaten Gemächern, die Männer eigentlich gar nicht betreten durften. Sie verehrte ihn als eine treue Seele mit kostbaren Gewändern, Girlanden, Düften, Lampen, Sitzgelegenheiten und dergleichen, mit schmackhaften Getränken und Nahrung sowie mit liebevollen Worten. So verbrachte Aniruddha viele Tage, dessen Sinne durch die starke und wachsende Zuneigung von Usha abgelenkt wurden, die ihn in den Gemächern der Jungfrauen versteckte. Sie vergnügte sich mit dem Yadu-Helden, brach ihr Gelübde (der Keuschheit) und konnte die Symptome ihres hohen Glücks bald nicht mehr verbergen. So wurde sie von ihren Gouvernanten entdeckt, die ihrem Vater berichteten:
Oh König, wir haben bemerkt, daß sich deine Tochter als ein unverheiratetes Mädchen nicht mehr anständig verhält, sondern die Familie beschmutzt. Sie wurde von uns im Palast gut bewacht und ging nie weg, oh Meister. Wir haben keine Ahnung, wie sie, vor den Blicken der Männer verborgen, so entehrt werden konnte.

Als Vana hörte, daß seine Tochter entehrt worden war, machte er sich sehr verstört auf den Weg zum Mädchenquartier. Dort angekommen erblickte er den überlegenen Yadu, und stand verblüfft da, als er den Sohn des Liebesgottes vor sich sitzen sah. Denn diese unvergleichliche Schönheit aller Welten, dunkelhäutig in gelben Kleidern, mit Lotusaugen, mächtigen Armen, schwarzen Locken, strahlenden Ohrringen und Ornamenten, saß mit einem lächelnden und hell erleuchteten Gesicht vor ihm. Er würfelte mit seiner glücksverheißenden Geliebten, deren rotes Kumkum von ihren Brüsten überall auf der kunstvollen Girlande aus Frühlingblüten zu finden war, die der Held um seinen Hals trug. Als der Liebende den König umgeben von vielen bewaffneten Wachen eintreten sah, erhob er seine Eisenkeule und stand fest entschlossen, wie der verkörperte Tod, der den Stab der Bestrafung hält. Und obwohl er von allen Seiten angegriffen wurde, wehrte er sich wie ein mächtiger Eber, der von einem Rudel Hunden in die Enge getrieben wird, so daß sie alle mit verletzten Köpfen, Armen und Beinen davonliefen, um aus dem Palast zu fliehen. Doch nachdem er die Wachen besiegt hatte, fing und fesselte ihn der wütende Sohn von Vali mit den mystischen Schlangenseilen (von Varuna). Und da war auch Usha völlig besiegt und entmutigt, wurde von Trauer überwältigt, als sie die Verhaftung sah, und weinte bittere Tränen.

(Zur Erinnerung bezüglich der Symbolik dieser Geschichte: Krishna = Bewußtsein (Chitta) / Pradyumna = Vernunft (Buddhi) / Sankarshana = Ichbewußtsein (Ahankara) / Aniruddha = Denken (Manas), siehe auch Kapitel 3.26)


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter