Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.53. Krishna entführt Rukmini

Der ehrenwerte Suka sprach:
Als Krishna, der Nachkomme von Yadu, diese vertrauliche Botschaft der Prinzessin von Vidarbha gehört hatte, nahm er den Boten an die Hand und sprach mit einem Lächeln zu ihm:
Auch ich muß ständig an sie denken und kann nachts nicht schlafen. Ich weiß, daß ihr Bruder Rukmi voller Feindschaft gegen meine Ehe mit ihr ist. Doch ich werde diese unvergleichliche Schönheit, die mir als die Beste erscheint, hierherbringen und diesen übelgesinnten König im Kampf verbrennen, wie man ein Feuer aus Brennholz entzündet!

Und Suka fuhr fort:
Da Krishna den genauen Zeitpunkt von Rukminis Hochzeit kannte, sprach er zu seinem Wagenlenker: „Oh Daruka, mach sofort den Wagen bereit!“ Und der brachte sogleich den Kampfwagen mit den Pferden Saivya, Sugriva, Meghapushpa und Valahaka und stand mit gefalteten Händen vor ihm. Krishna bestieg seinen Wagen zusammen mit dem Brahmanen und fuhr schnell mit seinen Pferden in einer einzigen Nacht zum Königreich von Vidarbha. Dort gehorchte König Bhishmaka aus Zuneigung seinem Sohn Rukmi und bereitete alles vor, um seine Tochter an Sisupala zu übergeben. Dazu sorgte er dafür, daß alle erforderlichen Pflichten erfüllt wurden: Die Stadt wurde gründlich gereinigt, und ihre Alleen, Straßen und Kreuzungen wurden reichlich mit Wasser besprenkelt. Sie war mit Fahnen an hohen Masten und mit schönen Torbögen geschmückt. Die Frauen und Männer der Stadt hatten ihre prächtigen Häuser mit Düften beräuchert, waren in makellose Kleider gehüllt, trugen ihre kostbarsten Juwelen, hatten ihre Körper mit duftenden Salben eingerieben und sich mit Blumen und Ornamenten geschmückt. Bhishmaka sorgte auch dafür, daß die Götter, Ahnen und Brahmanen gemäß den Geboten verehrt wurden, daß sie gut bewirtet und die glücksverheißenden Mantras rezitiert wurden. Die Braut badete, reinigte ihre Zähne, legte ihre glücksverheißende Hochzeitskette sowie ein nagelneues Gewand an und schmückte sich mit den vorzüglichsten Juwelen. Zum Schutz der Braut rezitierten die Besten unter den Brahmanen die Mantras aus dem Saman, Rig und Yajur Veda, und die Priester, die sich mit den Atharva-Mantras auskannten, gossen geklärte Butter ins Opferfeuer, um die herrschenden Planeten zu besänftigen. Der König, der die Gebote kannte, spendete den Brahmanen Gold, Silber, Kleidung und mit Zucker vermischte Sesamsamen.

Und auch Damaghosha, der König der Chedis, sorgte in gleicher Weise dafür, daß die Kenner der Mantras für seinen Sohn Sisupala alles vollbrachten, was seinem Wohlstand als Bräutigam förderlich war. Dann reiste er nach Kundina, die Hauptstadt von Bhishmaka, begleitet von seiner Armee aus brünstigen Elefanten, goldenen Streitwagen, die mit Girlanden geschmückt waren, und vielen Regimentern von Pferden und Fußsoldaten. Der König von Vidarbha erwartete ihn auf halbem Weg, um ihm seinen Respekt zu erweisen, und ließ ihn dann mit Vergnügen in einem eigens dafür errichteten Wohnsitz unterbringen. Auch Shalva, Jarasandha, Dantavakta und Viduratha, die auf der Seite von Sisupala standen, kamen mit Paundraka und Tausenden anderen. Denn all jene, die Krishna und Balarama feindlich gegenüberstanden, hatten sich vorgenommen, falls die beiden mit den anderen Yadus kommen, um Sisupalas Braut zu entführen, gemeinsam gegen sie zu kämpfen, um die Braut zu beschützen. Entsprechend hatten die Könige ihre ganzen Armeen an Streitkräften mitgebracht.

Als Balarama von diesen Vorbereitungen der feindlichen Könige hörte und daß Krishna allein aufgebrochen war, um die Braut zu entführen, brach er in Sorge um den Kampf und voller Liebe zu seinem Bruder schnell zusammen mit einer mächtigen Armee aus Elefanten, Pferden, Streitwagen und Soldaten nach Kundina auf, wo die wunderschöne Tochter von Bhishmaka auf die Ankunft von Krishna wartete. Doch als der Brahmane immer noch nicht zurückkehrt war, fragte sie sich:
Leider bleiben mir nur noch neun Stunden, bevor ich heiraten muß. Wie unglücklich bin ich, denn der Lotusäugige kommt nicht, und ich weiß nicht warum. Auch der Brahmane, der meine Botschaft übermitteln sollte, ist nicht zurückgekehrt. Vielleicht hat der Eine, der in Geist und Körper fehlerlos ist, trotz seiner anfänglichen Bereitschaft etwas Verächtliches in mir gesehen, so daß er nicht kommt, um meine Hand zu nehmen. Ach, was für ein Unglück, der Schöpfergott ist mir gegenüber nicht wohlgesinnt, noch der große Shiva! Oder hat sich vielleicht die Göttin von mir abgewandt, seine Gattin, die als Gauri, Rudrani, Girija oder Sati bekannt ist?

Oh König, auf diese Weise grübelte die junge Dame, deren Geist von Krishna vereinnahmt war, schloß ihre Augen voller Tränen und dacht über die Zeit nach, die noch übrig war. Während die Braut so auf Govindas Ankunft wartete, zuckten plötzlich Oberschenkel, Arm und Auge auf ihrer linken Seite, was etwas Wünschenswertes voraussagte. In diesem Moment erschien der Reinste unter den Brahmanen, der dem Gebot von Krishna folgte, um die göttliche Prinzessin in ihren inneren Gemächern des Palastes zu besuchen. Als sie sein freudiges Gesicht und die entspannten Bewegungen seines Körpers bemerkte, erkannte sie diese guten Zeichen und befragte ihn mit reinem Lächeln. Und er erzählte ihr von der Ankunft Krishnas und übermittelte alle Worte, die er gesagt hatte, um ihr zu versichern, daß er sie heiraten würde. Als sie nun erfahren hatte, daß er gekommen war, klärte sich der Geist von Rukmini auf, sie wurde ganz heiter und fand keine bessere Antwort, als sich vor dem lieben Brahmanen zu verneigen.

Als der König hörte, daß Balarama und Krishna angekommen waren, um die Hochzeit seiner Tochter mitzuerleben, empfing er sie mit Musik und reichen Opfergaben. Er brachte nach den Geboten seine Verehrung dar und beschenkte sie mit Honigmilch und neuen Kleidern. Großzügig arrangierte er eine prachtvolle Unterkunft und gewährte ihnen, ihren Soldaten und Gefährten die angemessene Gastfreundschaft. So verehrte und beschenkte er alle Könige, die sich versammelt hatten, je nach Macht, Alter, Stärke und Reichtum. Als die Bewohner der Hauptstadt von Vidarbha hörten, daß Krishna angekommen war, kamen alle, um mit gefalteten Händen die Herrlichkeit von seinem Lotusgesicht zu trinken, und sprachen:
Wer so einen vollkommenen Körper besitzt, ist der Einzige, der Rukmini als Ehefrau verdient. Wahrlich, er ist der am besten geeignetste Ehemann für die Prinzessin. Möge Krishna, die Ursache der drei Welten, mit jeder unserer guten Taten zufrieden sein und in seiner Gnade die Hand von Rukmini ergreifen!

So sprachen die Bürger mit zunehmend reiner Liebe und Hingabe. Bald darauf verließ die Braut von Soldaten bewacht den inneren Palast und ging zum Tempel der Ambika. Als sie zu Fuß dorthin ging, um die Lotusfüße von Bhavani zu sehen, schwieg sie inmitten ihrer Mütter und weiblichen Gefährtinnen, ganz in die Meditation über Krishnas Lotusfüße vertieft. Sie wurde von den tapferen bewaffneten Soldaten des Königs bewacht, und während sie mit erhobenen Waffen bereitstanden, erklangen die Becken, Trommeln, Muschelhörner und anderen Musikinstrumente. Die Braut wurde von wohlgeschmückten Brahmanen-Frauen begleitet, wie auch von tausenden prominenten Kurtisanen, die verschiedene Kultgegenstände, Geschenke, Blumengirlanden, Düfte, Kleidung und Schmuck trugen, sowie von Sängern, die sangen und beteten, von Musikern und Barden, Lobsängern und Herolden. Als sie den Tempel der Göttin erreichte, wusch sie ihre Füße und Lotushände, nippte etwas Wasser zur Reinigung und betrat, geheiligt und friedlich, den Ort, an dem Ambika wohnte. Die junge Dame wurde von den älteren Ehefrauen der Brahmanen begleitet, die mit den Geboten wohlvertraut waren, um Bhavani ihre Aufwartung zu machen, die dort zusammen mit ihrem Gemahl Lord Bhava (Shiva) lebte. Und sie betete:
Oh Ambika, Verehrung sei dir und deinen Kindern (Ganesha und Kartikeya) immer und immer wieder! Bitte erlaube Krishna, dem Höchsten Herrn, mein Ehemann zu sein.

Mit verschiedenen Opfergaben von Wasser, Düften, Getreidekörnern und Weihrauch, sowie Geschenken von Kleidern, Girlanden, Halsketten und Schmuck und einer Reihe von Lichtern brachte sie ihrer Anbetung dar, wie auch die Frauen der Brahmanen mit schmackhaften Speisen, Kuchen, Betelnüssen, Früchten und Zuckerrohr. Dann gaben ihr die Frauen die Reste von den Opfergaben zusammen mit ihrem Segen, worauf sich die Braut vor ihnen und der Gottheit verneigte und etwas von der geopferten Speise aß. Danach beendete sie ihr Schweigegelübde und verließ den Tempel der Ambika, während sie sich mit ihrer Hand, die mit juwelenbesetzten Ringen geschmückt war, an einer Dienerin festhielt. Mit ihrem wohlgeformten Körper, den glitzernden Ohrringen, die ihr Gesicht schmückten, ihrer reinen Schönheit, dem edelsteinbesetzten Gürtel um ihre Hüften und ihren jugendlichen Brüsten, glich sie der weiblichen Illusions- und Schöpferkraft (Maya-Devi) des Höchsten Herrn, die selbst die nüchternsten Seelen verwirrt. So waren vom Anblick ihres reinen Lächelns, ihrer Bimba-roten Lippen, die sich in ihren Jasmin-weißen Zähnen spiegelten, und dem Gang wie ein königlicher Schwan auf ihren Lotusfüßen, die von klingelnden und strahlenden Knöchelglöckchen verschönert wurden, auch die versammelten und respektablen Helden ganz verwirrt und betrübt von der Lust, die sie erzeugte. Unter dem Vorwand der Prozession, mit der sie nur Krishna ihre Schönheit darbrachte, wurden die Gedanken aller Könige geraubt, die ihr reines Lächeln und ihre schüchternen Blicke sahen, und ihre Waffen sanken zu Boden, als ob sie ohnmächtig wurden und von ihren Pferden, Elefanten und Wagen fallen wollten, auf denen sie saßen. Langsam schreitend stellte sie ihre beiden Lotusfüße voreinander und erwartete indessen sehnsüchtig die Ankunft des Höchsten Geistes. Sie schob ihr Haar mit den Fingern zur Seite und sah die anwesenden Könige schüchtern an. Da entdeckte sie aus den Augenwinkeln Krishna, und im gleichen Moment ergriff Krishna direkt vor den Augen seiner Feinde die Königstochter, die bereit war seinen Wagen zu besteigen. Er hob sie auf seinen Kampfwagen, der das Banner von Garuda trug, trieb den Kreis der Könige zurück und verließ langsam den Ort mit Balarama vor sich, wie es ein Löwe tun würde, um seine Beute vor einem Rudel von Schakalen zu sichern. Doch die Gegner, die von Jarasandha angeführt waren, konnten in ihrer Einbildung und zerstörten Ehre, diese Niederlage nicht ertragen und riefen:
Wir Bogenschützen wurde von diesem Kuhhirten verhöhnt wie ein Haufen kümmerlicher Tiere. Er will uns, den Löwen unter den Königen, jede Ehre stehlen!


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