Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.39. Die Abreise von Krishna und Balarama nach Mathura

Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh König, nachdem Akrura auf einem bequemen Sitz Platz genommen hatte und von Balarama und Krishna auf diese Weise begrüßt und geehrt worden war, sah er, daß alles geschehen war, was er sich auf dem Weg in seinem Kopf vorgestellt hatte. Was wäre auch unerreichbar, wenn der Höchste Herr, die Zuflucht der Göttin des Wohlstandes, zufrieden ist? Aus diesem Grund begehren die ihm ergebenen Seelen eigentlich nichts.

Nachdem er dann das Abendessen genossen hatte, fragte der Höchste Herr, der Sohn von Devaki, wie Kansa seine Freunde und Verwandten behandelte und was er vorhatte. Und der Höchste Herr sprach:
Oh Lieber, hast du dich von deiner Reise erholt? Ich wünsche dir alles Gute! Sind deine Freunde, Verwandten und anderen Gefolgsleute gesund und munter? Aber warum, mein Lieber, sollte ich nach dem Wohlergehen von uns, unseren Verwandten und den Bürgern fragen, solange Kansa herrscht, diese Krankheit der Familie, die nur dem Namen nach unser Onkel mütterlicherseits ist? Ach, wegen mir mußten meine edlen Eltern so sehr leiden. Ihre Söhne wurden getötet, und sie selbst wurden eingesperrt. Glücklicherweise hat sich heute mein Wunsch erfüllt, dich zu sehen, meinen engen Verwandten, oh gut Seele. Lieber Onkel, bitte erzähle mir, warum du hierhergekommen bist.

So sprach der Höchste Herr, und Akrura, der Nachkomme von Madhu, erzählte alles über die Feindlichkeit von Kansa gegenüber den Yadus und seine mörderischen Absichten in Bezug auf Vasudeva. Er überbrachte auch die Botschaft, für die er als Gesandter geschickt wurde, und was Narada über Krishnas Geburt als Sohn von Vasudeva erzählt hatte. Als Krishna und Balarama, die Vernichter aller Feindlichkeit, die Worte von Akrura gehört hatten, lachten sie und erzählten Nanda, ihrem Hirten-Vater, was der König befohlen hatte. Daraufhin sprach Nanda zu den Hirten des Dorfes:
Sammelt alle verfügbaren Milchprodukte, nehmt Geschenke mit und spannt die Wagen an! Morgen werden wir zusammen mit dem ganzen Volk nach Mathura reisen, um dem König unsere Produkte anzubieten und ein großes Fest zu feiern.

Doch als die Hirtenfrauen hörten, daß Akrura ins Dorf gekommen war, um Balarama und Krishna in die Stadt mitzunehmen, waren sie gleich ganz aufgeregt. Diese Nachricht verursachte bei manchen von ihnen im Herzen einen so großen Schmerz, daß ihre schönen Gesichter vor lauter Seufzen ganz blaß wurden. Anderen entglitten die Knoten ihrer Haare, die Armbänder oder auch Kleider. Bei manchen der Hirtenfrauen, die in der Meditation auf ihn gerichtet waren, hörten alle Sinnesfunktionen auf, so daß sie keine Vorstellung mehr von dieser Welt hatten, wie es auch bei denen geschieht, die Selbstverwirklichung erreichen. Andere Frauen fielen in Ohnmacht, als sie daran dachten, wie Krishna ihre Herzen berührt hatte, als er sein liebevolles Lächeln aussandte oder sich in wunderbaren Worten ausdrückte. Sie dachten an Mukundas bezaubernde Bewegungen, seine Gesten, sein Lächeln, seine Blicke, die alles Unglück beseitigten, seine scherzenden Worte und mächtigen Taten. So fanden sie sich aus Angst vor der Trennung ganz betrübt in Gruppen zusammen, um tief in Tränen versunken über Krishna zu sprechen. Und die Hirtenfrauen sprachen:
Oh Schicksal, wo ist deine Gnade, um die verkörperten Seelen in Liebe und Freundschaft zusammenzubringen? Wenn du uns trennst, dann läßt du uns in unseren Zielen unerfüllt. Wie nutzlos ist das, wenn du wie ein Kind mit uns spielst?! Nachdem du uns das Gesicht von Mukunda mit seinen schwarzen Locken, seinen schönen Wangen, seiner geraden Nase und der Schönheit seines bescheidenen Lächelns gezeigt hast, das alles Elend vertreibt, tust du uns nichts Gutes, wenn nun all dies wieder unsichtbar für uns wird. Mit dem Namen Akrura („nicht-grausam“) bist du nun ganz grausam zu uns, wenn du uns die Vollkommenheit der ganzen Schöpfung in dieser Form wegnimmst, nämlich den Madhu-Vernichter, den unsere Augen sehen durften. Der Sohn von Nanda zerbricht in diesem Moment seine Freundschaft zu uns und hat wohl eine neue Liebe gefunden, so daß er leider keine Augen mehr für uns hat, die wir unter seinem Einfluß getrieben wurden, unser Zuhause, unsere Verwandten, Kinder und Ehemänner aufzugeben und nur noch ihm zu dienen. Wie glücklich wird die Morgendämmerung nach dieser Nacht für die Frauen der Stadt Mathura sein, wenn sich ihre Hoffnungen erfüllt haben! Denn dann trinken sie den Nektar vom Anblick des Meisters der Hirten, der dort mit dem nektargleichen Lächeln seiner Augen erscheint. Oh ihr Mädchen, wie demütig und intelligent Krishna auch sein mag, wenn sein Verstand von ihren honigsüßen Worten erfaßt wird, welche Chance besteht dann noch für uns? Würde er, gebannt vom Zauber ihres verlegenen Lächelns, noch immer zu uns armen Hirten zurückkehren? Morgen wird es sicherlich ein großes Fest für die Augen der Dasarhas, Bhojas, Andhakas, Vrishnis und Satwatas und aller anderen da draußen geben, wenn sie unterwegs den Liebling der Göttin sehen, die Verkörperung aller transzendentalen Qualitäten, welcher der Sohn von Devaki ist.

Oh ihr Frauen, eine so unfreundliche Person, die so extrem grausam ist, wie dieser Bote, sollte nicht Akrura („nicht-grausam“) genannt werden, weil er uns ohne die geringste Entschuldigung den Einen nimmt, der unser Liebster ist, und uns traurig zurückläßt. Gelassen besteigt er den Wagen und wird von diesen unwissenden Hirten in ihren Ochsenkarren begleitet. Und die Ältesten sagen nicht einmal ein Wort. Ach, heute wirkt das Schicksal wohl nicht zu unseren Gunsten! So laßt uns jetzt zu ihm gehen und ihn aufhalten! Was soll aus uns werden, unseren Familien, Eltern und Verwandten, die wir nicht einmal für eine halbe Sekunde die Gegenwart von Krishna entbehren können? Durch dieses Schicksal getrennt, werden unsere Herzen zerbrechen! Für uns, die wir durch den Zauber seiner liebevollen Zuneigung, seines freundlichen Lächelns, den vertraulichen Gesprächen, spielerischen Blicken und Umarmungen vom gemeinsamen Rasa-Tanz angezogen wurden, verging die Nacht wie ein einziger Moment. Oh Hirtenfrauen, wie könnten wir jemals die unüberwindliche Dunkelheit seiner Abwesenheit besiegen? Wie könnten wir jemals ohne ihn existieren, diesen Freund von Ananta (Balarama), der am Ende jeden Tages, umgeben von den Hirten in unser Hirtendorf zurückkehrte, dessen Haar und Girlande vom Staub der Hufe bedeckt war, und der mit seiner Flöte und dem Lächeln seiner Augen unsere Gedanken in seine Herrlichkeit gezogen hatte?

So sprachen die Damen des Hirtendorfes voller Schmerz über die Trennung, während sie an Krishna dachten, vergaßen all ihre Scham und riefen laut:
Oh Govinda, oh Damodara, oh Madhava!

Während die Frauen noch so klagten, machte sich Akrura zum Sonnenaufgang, nachdem er seine morgendlichen Pflichten erfüllt hatte, mit seinem Wagen auf den Weg. Die Hirten, die von Nanda angeführt wurden, folgten ihm in ihren Wagen und nahmen eine Fülle von Opfergaben und Tontöpfen mit Milchprodukten mit. Auch die Hirtenfrauen folgten ihrem geliebten Krishna einige Zeit, und dann warteten sie und hofften auf ein paar angenehme Worte vom Herrn. Der Beste der Yadus sah sie über seinen Abschied klagen und tröstete sie liebevoll mit der Botschaft: „Ich werde mein Bestes tun!“ Dann ließen sie ihre Gedanken ihm nachfolgen, solange die Fahne und der Staub des Wagens noch sichtbar waren, und standen da, wie gemalte Figuren. Ohne die Hoffnung, ihn jemals wiederzusehen, kehrten sie dann zurück und verbrachten ihre Tage und Nächte damit, über die Taten ihres Geliebten zu singen, um auf diese Weise ihre Sorgen zu zerstreuen.

Oh König, mit dem Wagen, der sich so schnell wie der Wind bewegte, erreichte der Höchste Herr zusammen mit Balarama und Akrura bald die Yamuna, den Fluß, der alle Sünde beseitigen kann. Nachdem dort Krishna das Wasser mit seiner Hand berührt und den süßen Nektar getrunken hatte, der so strahlend wie Juwelen war, bestieg er zusammen mit Balarama wieder den Wagen, der in einem Hain stand. Akrura bat sie, auf dem Wagen zu warten, und ging zu einem Teich an der Yamuna, um gemäß den heiligen Geboten ein Bad zu nehmen. Dort tauchte er ins Wasser ein und rezitierte die ewigen Mantras. Da sah er plötzlich das Ebenbild von Balarama und Krishna vor sich und dachte: „Wie können die beiden Söhne von Vasudeva, die auf dem Wagen sitzen, hier anwesend sein? Lass mich sehen, ob sie noch da sind...“ So erhob er sich aus dem Wasser und sah sie dort sitzen, wo er sie zurückgelassen hatte. Da fragte er sich: „War das vielleicht eine Halluzination, daß ich sie im Wasser gesehen habe?“ Dann tauchte er wieder ins Wasser und sah an gleicher Stelle den Herrn der Schlangen (Ananta oder Balarama), die Gottheit mit den tausenden Köpfen, Hauben und Kronen, die von den Hochbeseelten und Heiligen im Himmel und der Unterwelt mit geneigtem Kopf gepriesen wird. In Blau gekleidet und mit einem Körper so weiß wie die Fäden eines Lotusstiels, lag er dort wie der Berg Kailash mit seinen weißen Gipfeln. Und auf seinem Schoß lag friedlich, wie eine dunkle Wolke, der Höchste Geist (Purusha) mit den vier Armen, der in gelbe Seide gekleidet war. Er hatte rötliche Augen wie die Blütenblätter eines Lotus, ein strahlendes und freundliches Gesicht mit gütig lächelnden Augen, schönen Augenbrauen, Ohren, Wangen, roten Lippen und einer wohlgeformten Nase. Er hatte hohe Schultern und eine breite Brust, welche die Heimat der Göttin war, starke lange Arme, einen muschelförmigen Hals, einen tiefen Nabel und einen Bauch mit Linien, wie im Blatt des Banyan-Baums. Er hatte muskulöse Hüften und Lenden, Oberschenkel wie Elefantenrüssel, wohlgeformte Knie und schöne Unterschenkel. Seine Knöchel waren hoch, seine Zehennägel rötlich strahlend, und die weichen Zehen seiner Lotusfüße glänzten wie Blütenblätter. Er war mit einer Krone mit großen und kostbaren Edelsteinen geschmückt, trug Armbänder und Armreifen, einen Gürtel und eine heilige Schnur, sowie Halsketten, Knöchelglöckchen und Ohrringe. In seinen Händen trug er einen strahlenden Lotus, eine Muschel, einen Diskus und eine Keule. Neben dem Srivatsa-Zeichen auf seiner Brust leuchteten sein Kaustubha-Juwel und eine Blumengirlande. Er wurde von einer Dienerschar begleitet, die von Nanda und Sunanda angeführt wurde, und voll liebender Hingabe von Sanaka und den anderen (Kumaras), den führenden Göttern mit Brahma und Shiva an der Spitze, von den Besten der Zweifachgeborenen (wie Marichi usw.) und von den erhabensten Verehrern mit Prahlada, Narada und Vasu an der Spitze mit heiligen Hymnen gepriesen. Ihm dienten seine (weiblichen) inneren Kräfte des Wohlstandes, der Entwicklung, der Sprache, der Schönheit, des Ruhms, der Zufriedenheit, der Verkörperung und Kraft, des Wissens und der Unwissenheit, der inneren Freude, des Vermögens und der Persönlichkeit sowie seine Illusions- und Schöpferkraft.

Als dies Akrura alles sah, wurde er von ekstatischer Freude und Hingabe erfüllt, seine Körperhärchen sträubten sich und seine Augen wurden feucht. Als er wieder zu sich kam, faltete der große Verehrer seine Hände und brachte mit stockender Stimme und geneigtem Kopf achtsam und voller Respekt seine Gebete dar.


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