Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.38. Akruras Gedanken und Reise ins Hirtendorf

Der ehrenwerte Suka sprach:
Der hochbeseelte Akrura verbrachte noch eine Nacht in der Stadt Mathura, und dann bestieg er einen Wagen, um zum Hirtendorf von Nanda zu fahren. Auf seinem Weg spürte er bereits eine außergewöhnliche Hingabe für die glückselige und lotusäugige Verkörperung Gottes, und dachte bei sich:
Welche verdienstvollen Werke habe ich getan? Welche schwere Buße habe ich erduldet? Oder was habe ich sonst verehrt oder gespendet, daß ich heute Krishna sehen darf? Ich glaube, die körperliche Gegenwart von dem zu erlangen, der in den heiligen Schriften gelobt wird, ist für jemanden mit weltlichem Verstand (wie ich) ebenso schwer zu erreichen, wie das Empfangen der Veden für einen Shudra. Es ist wunderbar, daß es selbst für eine gefallene Seele wie mich eine Chance gibt, die Gegenwart von Krishna zu erfahren. Irgendwann kann wohl jeder, der vom Fluß der Zeit mitgerissen wurde, das andere Ufer erreichen. Heute wird meine Unreinheit an der Wurzel abgetrennt, und meine Geburt wird Früchte tragen, denn es sind die Lotusfüße des Höchsten Herrn, über die die Yogis meditieren, die ich verehren werde. Kansa, der mich hierherschickte, hat mir wahrlich einen großen Dienst erwiesen, indem er mich verpflichtet hat, nach den Füßen des Herrn zu suchen, der in diese Welt herabgestiegen ist. Durch den Glanz seiner wohlgeformten Zehennägel ist es in der Vergangenheit vielen Seelen gelungen, sich aus der schwer zu überwindenden Dunkelheit der materiellen Existenz zu befreien. Auf diesen Füßen, die von Brahma, Shiva und allen anderen Göttern sowie von Shri, der Göttin des Wohlstandes, den Weisen und allen Verehrern angebetet werden und die mit rotem Kumkum wie die Brüste der Hirtenfrauen gefärbt sind, wandert er mit seinen Gefährten im Wald umher und hütet die Kühe.

Wunderbar, die Rehe gehen zu meiner Rechten an mir vorbei (und das ist ein glücksverheißendes Omen)! So werde ich sicherlich Mukundas schöne Wangen und Nase sehen, sein Lächeln, die Blicke seiner rötlichen Lotusaugen und das Haar, das sich um sein Gesicht kräuselt. Zweifellos werde ich noch heute den direkten Anblick von Vishnu genießen. Ich werde sicherlich den Inbegriff der Herrlichkeit erblicken, der aus eigenem Antrieb die Gestalt eines Menschen angenommen hat, um der Erde ihre Last zu erleichtern. Obwohl er ein Zeuge für das Wahre und das Unwahre ist, ist er frei von allem Egoismus. Durch diese geistige Kraft hat er die Dunkelheit und Verwirrung einer getrennten Existenz zerstreut. Von innen nach außen wirkend, kann er von den erschaffenen Wesen, die sich durch seine Illusions- und Schöpferkraft manifestierten, in ihren Körpern nur indirekt durch den Lebensatem, die Sinne und die Intelligenz erkannt werden. Seine verheißungsvollen Worte zusammen mit seinen Qualitäten, Taten und Verkörperungen können alle Sünden in der Welt auflösen und bringen wahres Leben, Schönheit und Reinheit in das gesamte Universum, während alle anderen Worte nur so nützlich sind wie der Schmuck für eine Leiche. Und jetzt ist er zur Freude der großen Götter in die Dynastie seiner treuen Verehrer (der Satwatas) herabgestiegen, die seine Gebote befolgen. Und mit seiner Anwesenheit unter den Hirten verbreitet er seinen Ruhm als Höchster Herr, dessen vollkommenes Wesen von den Weisen verherrlicht wird.

Heute werde ich ihn sicherlich sehen, den geistigen Lehrer und das große Ziel aller Hochbeseelten in den drei Welten. Denn er ist die wahre Schönheit und das große Fest für alle, die dafür Augen haben. Er verkörpert die Form, die sich die Göttin wünscht. Er ist mein sicherer Hafen, der Eine, in den alle meine geistigen Morgendämmerungen in seiner verheißungsvollen Gegenwart gipfeln. Wenn ich von meinem Wagen absteige, um die Füße der beiden Herren zu verehren, der Höchsten Wesen, auf die sogar die Yogis ihre Intelligenz zur Selbstverwirklichung richten, werde ich mich sicherlich vor ihnen, ihren Freunden und allen, die mit ihnen im Wald leben, verneigen. Und wenn ich zu seinen Füßen niedergefallen bin, wird der Allmächtige seine Lotushand auf mein Haupt legen, welche die Angst vor der Schlange der Zeit vertreibt, der mächtigen Schlange der Vergänglichkeit, vor der die Menschen so sehr erschrecken und Schutz suchen. Indem sie eine Opfergabe in diese Hand legten, erlangten Indra und auch Vali die Herrschaft über die drei Welten. Es ist dieselbe Hand, die wie eine Blüte duftend, durch ihre Berührung die Müdigkeit der Frauen wegwischte, während er sich mit ihnen im Land der Hirten erfreute.

Obwohl ich ein von Kansa gesandter Bote bin, wird mir Krishna nicht feindselig begegnen. Denn er ist der Feldkenner (Kshetrajna) und Zeuge von allem, was sich innerhalb und außerhalb des Herzens abspielt, und sieht es mit reinem Bewußtsein. Mit liebevollem Lächeln wird er mich ansehen und meine Handflächen werden auf seinen Füßen liegen. Sein Blick wird alle meine Sünden auslöschen, meine Zweifel lösen und reines Glück gewähren. Als seinen besten Freund und ergebenen Verwandten wird er mich in seine beiden mächtigen Arme schließen. Dann wird mein Körper augenblicklich geheiligt, und meine karmabedingten Bindungen werden nachlassen. Wenn ich mit geneigtem Kopf und gefalteten Händen seine Berührung erreicht habe, wird mich der ruhmreiche Herr mit „Oh Akrura, lieber Verwandter...“ ansprechen, und durch diesen Höchsten aller Herrn wird mein Leben mit Erfolg gekrönt. Ach, wie erbärmlich ist die Geburt aller, die von Ihm nicht so geehrt werden! Doch niemand ist sein Liebling oder bester Freund, noch wird jemand von ihm gehaßt, verachtet oder nicht gemocht. Trotzdem begegnet er seinen Verehrern gemäß ihrer Taten, wie ein himmlischer Wunschbaum, der durch Annäherung alles gewährt, was man sich wünscht. Dazu wird mich auch sein älterer Bruder anlächeln, der vortreffliche Yadu (Balarama), wenn ich mit geneigtem Kopf vor ihm stehe. Er wird mich umarmen, meine Hände ergreifen und mich in sein Haus führen, um mich in jeder Hinsicht zu empfangen, und dann erkundigt er sich, wie es Kansa und den Mitgliedern seiner Familie geht.

Oh König, mit solchen Gedanken erreichte der Sohn von Swaphalka auf seinem Wagen das Hirtendorf, als die Sonne hinter dem Berg unterging. Auf der Weide erkannte er bereits die Abdrücke der Füße, von denen die Herrscher aller Welten den reinen Staub auf ihren Kronen tragen, denn er erkannte die wunderbaren Zeichen von Lotus, Gerstenkorn, Elefantenstachel und so weiter. Dieser Anblick erregte ihn so freudig, daß ihm die Haare zu Berge standen und die Tränen liefen. Er stieg von seinem Wagen herab, warf sich auf die Fußspuren und rief: „Oh wunderbar, das ist der Staub von den Füßen meines Herrn!“ Wahrlich, dies ist für alle verkörperten Wesen das Ziel des Lebens, nämlich seinen Stolz, seine Angst und seinen Kummer aufzugeben, wenn man die Botschaft der Zeichen des Herrn erkennt, von denen man schon so oft gehört hat.

Im Hirtendorf sah er dann Krishna und Balarama mit den gelben und blauen Gewändern und Lotusaugen, wie sie zu dem Ort gingen, wo die Kühe gemolken wurden. Die beiden Jungen, welche die Göttin des Wohlstandes beschützen, waren dunkel- und hellhäutig, wunderschön anzusehen mit ihren mächtigen Armen, attraktiven Gesichtern und einem Gang wie junge Elefanten. Mit ihren Füßen mit den Zeichen von Fahne, Blitz, Stachel und Lotus und mit ihrem Lächeln und liebevollen Blicken ließen die beiden Hochbeseelten die Kuhweide in himmlischer Schönheit erstrahlen. Sie, deren weltliches Spiel so großmütig und anziehend war, waren frisch gebadet, tadellos gekleidet, trugen Blumengirlanden und juwelenbesetzte Halsketten und hatten ihre Glieder mit glücksverheißenden und duftenden Pasten eingerieben. Die beiden sind als Höchster Geist und Meer der Ursachen (Purusha und Pradhana) die Ursache und der Meister des Universums und waren zum Wohle dieses Universums in ihren unterschiedlichen Gestalten als Krishna und Balarama herabgestiegen. Und mit ihrem Glanz vertrieben sie wie ein Berg aus Smaragd und ein Berg aus Silber, die beide mit Gold verziert waren, die Dunkelheit in alle Richtungen.

Oh König, Akrura stieg schnell von seinem Wagen herab und warf sich von Zuneigung überwältigt zu Füßen von Balarama und Krishna nieder. Als er den Höchsten Herr sah, konnte er wegen der Freudentränen, die seine Augen überströmten, und der Emotionen, die seinen Körper erfüllten, nicht einmal seinen Namen verkünden. Aber der Höchste Herr, der Hüter der hingegebenen Seelen, erkannte ihn, hob ihn mit seiner Hand auf, die mit einem Wagenrad (Chakra) gezeichnet war, und umarmte ihn glücklich. Danach umarmte auch der großmütige Sankarshana (Balarama) den Gast, der mit geneigtem Kopf vor ihnen stand. Dann nahmen sie Akrura an die Hände, und so führte ihn Balarama zusammen mit seinem jüngeren Bruder ins Haus. Dort erkundigte er sich, ob er eine angenehme Reise genossen habe, bot ihm einen ausgezeichneten Sitzplatz an und wusch seine Füße mit gesüßter Milch, wie es den Geboten höchster Verehrung entsprach. Dazu spendete ihm der Allmächtige voller Nächstenliebe eine Kuh und gab dem müden Gast respektvoll eine Massage. Nachdem sie dann gegessen hatten, arrangierte Balarama, der Höchste Kenner des Dharma, liebevoll weitere Kräuter für die Zunge sowie Düfte und Blumengirlanden für die höchste Zufriedenheit.

Nachdem sie Akrura so geehrt hatten, fragte Nanda:
Oh Nachkomme von Dasarha, wie geht es dir in der Nähe des gnadenlosen Kansa, diesem Tyrannen, der seine Untertanen behandelt wie ein Metzger seine Schafe? Wenn er so grausam und zügellos die Babys seiner eigenen Schwester zu ihrer großen Not tötete, was wird das für das Wohl seiner Untertanen bedeuten?

So wurde Akrura auch von Nanda mit wahren und freundlichen Worten respektvoll begrüßt, und bald verflog bei ihm alle Müdigkeit von der Reise.


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