Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.30. Die Hirtenfrauen suchen Krishna

Der ehrenwerte Suka sprach:
Nachdem der Höchste Herr vor ihren Augen plötzlich verschwunden war, waren die jungen Frauen wieder ganz traurig, wie Elefantendamen, die ihren Bullen vermissen. Die Frauen, deren Herzen von den Bewegungen, dem liebevollen Lächeln, den spielenden Blicken, den charmanten Gesprächen und anderen anmutigen Gesten des Mannes von Lakshmi bezaubert und ganz in Ihn versunken waren, reagierten nun auch ganz wunderlich. Die Liebenden berauschten sich daran, das Bewegen, Lächeln, Blicken, Sprechen usw. ihres Geliebten nachzuahmen, der sich auch wirklich auf diese Weise durch ihre Körper ausdrückte. Und unter seinem Einfluß vertrauten sie sich gegenseitig an: „Er ist ganz in mir!“ Dann sangen sie gemeinsam über ihn, und suchten überall im Wald nach ihrem Geliebten, und wie Verrückte fragten sie sogar die Bäume nach dem Höchsten Herrn, der wie der Raum sowohl innerlich als auch äußerlich überall anwesend ist:
Oh Aswattha Baum, oh Plaksha und Nyagrodha, habt ihr den Sohn von Nanda gesehen, der so plötzlich verschwunden ist, nachdem er mit seinem liebevollen Lächeln unsere Herzen erobert hatte? Oh Kurabaka, Asoka, Naga, Punnaga and Champaka, habt ihr den jüngeren Bruder von Balarama vorbeigehen sehen, der mit seinem Lächeln den Stolz jeder unnahbaren Frau besiegt? Oh süßer Tulsi, hast du, der Govindas Füße so sehr liebt, unseren Liebsten gesehen, der dich als Girlande um seinen Hals trägt, die von Bienen umschwärmt wird? Oh Malati, Jati, Yuthika und Mallika Jasmin, habt ihr Madhava vorbeigehen sehen, der euch mit seiner Berührung so viel Freude bereitet? Oh Chuta, Priyala, Panasa, Asana, Kovidara, Jambu, Arka, Bilva, Vakula und Mango Baum, oh Kadamba, Nipa und alle, die so segensreich hier in der Nähe des Ufers des Yamuna leben, seid so freundlich und sagt uns bitte, deren Gedanken gestohlen wurden, welchen Weg hat Krishna genommen? Oh Mutter Erde, welche Askese hast du vollbracht, um von Krishnas Füßen mit so großer Freude berührt zu werden, daß deine Körperhärchen (die Gräser und anderen Pflanzen) zu Berge stehen? All deine Schönheit verdankst du der Berührung seiner Füße und seiner Umarmung. Und du, oh gute Hirschkuh, bist du unserem geliebten Krishna begegnet, der mit der Herrlichkeit seines Körpers ein Fest für die Augen ist? Überall liegt der Duft von der Girlande des Herrn in der Luft, die durch die Berührung von den Brüsten seiner Geliebten mit Kumkum eingefärbt wurde. Oh ihr Bäume, als der jüngere Bruder von Balarama hier mit dem Arm auf der Schulter seiner Geliebten vorbeiging, mit einem Lotus in der Hand und der Tulsi-Girlande um den Hals, die von berauschten Bienen umsummt wurde, hat er mit seinen liebevollen Blicken erkannt, wie ihr euch vor ihm verneigt? Oh ihr Schlingpflanzen, wir fragen auch euch! Obwohl ihr die Glieder eurer Ehemänner umarmt, so sieht man euch doch die Freude an, weil Krishna die Blüten für seine Geliebte von euch gepflückt hat.

So verwirrt waren die Sinne der Hirtenfrauen auf der Suche nach Krishna. Doch sie vertieften sich ganz in sein Wesen, erinnerten sich an seine Wundertaten und spielten diese nach. Eine trank wie Krishna von der Brust einer anderen, wie damals der Säugling an der Brust der Dämonin Putana. Eine stieß mit ihrem Fuß gegen ihre Gefährtin, wie der kleine Krishna mit seinem Fuß den Ochsenkarren umgestoßen hatte. Eine ließ sich wegtragen, wie Krishna vom Dämon Trinavarta, und eine andere kroch wie ein Baby umher und klingelte mit ihren Knöchelglöckchen. Zwei spielten Krishna und Balarama mit ihren Gefährtinnen als Hirten, wie die Dämonen Vatsa und Baka besiegt wurden. Eine rief wie Krishna nach den Kühen und tat so, als spielte sie die Flöte, während die anderen sie lobten und riefen: „Gut gemacht!“ Eine legte ihren Arm auf die Schultern ihrer Freundin und erklärte: „Schau nur meine anmutigen Bewegungen! Ich bin Krishna!“ Und so waren sie in Gedanken ganz bei ihm. Eine hob mit der Hand ihren Schal hoch (wie den Berg Govardhana) und sprach: „Fürchtet euch nicht vor Wind und Regen, ich werde euch beschützen und befreien!“ Eine setzte ihren Fuß auf den Kopf ihrer Gefährtin und sprach: „Oh du bösartige Schlange, geh weg! Ich bin geboren, um die Bösartigen zu züchtigen.“ Eine weitere sprach: „Oh ihr Hirten, seht euch diesen gewaltigen Waldbrand an! Macht schnell die Augen zu und seid unbesorgt, ich werde euch daraus befreien.“ Und eine andere fesselte ihre Gefährtin mit einer Blumengirlande und sprach: „Das hast du nun davon! Ich binde dich an den Mörser, du Topfzerbrecher und Butterdieb!“ Daraufhin hielt sich die Gefährtin ihre schönen Augen zu und tat so, als hätte sie große Angst.

So waren die Hirtenfrauen ganz vertieft und fragten überall in Vrindavan die Bäume und Schlingpflanzen nach ihrem Geliebten. Da sahen sie plötzlich im Wald die Fußspuren der Höchsten Seele und riefen: „Dies sind eindeutig die Spuren von Nandas Sohn. Das kann man an den Zeichen von Flagge, Lotus, Blitz, Gerstenkorn und Elefantenstachel erkennen.“ Doch als die Frauen den Fußspuren einige Zeit gefolgt waren, bemerkten sie voller Entsetzen, daß eine von ihnen mit ihm gegangen war. Da fragten sie:
Wessen Fußabdrücke sind das neben dem Sohn von Nanda? Um wessen Schulter hat er seinen Arm gelegt, wie ein Elefantenbulle seinen Rüssel über eine Elefantendame? Sie muß ihn wohl vollkommen als Höchsten Herrn und Herrscher verehrt haben, so daß er sie angenommen, aber uns abgelehnt hat. Oh ihr Frauen, wie heilig ist der Staub von den Füßen Govindas, den sogar Brahma, Shiva und Lakshmi auf ihre Köpfe nehmen, um ihre Sünde zu vernichten? Doch diese Fußabdrücke sind für uns überaus beunruhigend, denn wer wurde von uns Hirtenfrauen auserkoren, um in der Abgeschiedenheit die Lippen des Höchsten Herrn zu genießen? Aber schaut nur, hier sehen wir ihre Fußspuren nicht mehr. Die scharfen Gräser und Dornen haben wohl ihre zarten Füße verletzt, so daß er seine Geliebte getragen hat, denn seine Fußabdrücke graben sich um so tiefer ein. Oh ihr Hirtenfrauen, seht nur, wie Krishna die Last seiner Geliebten niedergelegt hat, um hier Blumen zu pflücken. Und seht auch die halben Fußabdrücke! Wollte er seine Geliebte beeindrucken, indem er beim Blumenpflücken auf seinen Zehen stand? Und hier setzte er sich wohl zu seiner Geliebten nieder, um ihr einen Blütenkranz zu flechten, der wie eine Krone ihr Haar zieren sollte.

Und Suka fuhr fort:
Obwohl Krishna vollkommen zufrieden war und in sich selbst ganzheitlich, genoß er dieses Liebesspiel wie gewöhnliche leidenschaftliche Männer und Frauen, die von Begierde und Selbstsucht getrieben werden. Auf diese Weise zeigte Krishna, für welche Hirtenfrau er sich entschieden und die anderen verlassen hatte, die nun ganz verwirrt im Wald umherliefen. Doch auch sie dachte bald über sich selbst: „Er hat mich, die Beste aller Frauen, als seine Geliebte erwählt und die anderen abgewiesen, weil sie von eigensinniger Begierde überwältigt wurden.“ Und als sie zu dieser Stelle im Wald kamen, wurde auch sie stolz und sprach zu Krishna: „Ich kann nicht weitergehen. Bitte trage mich, wohin du willst.“ So angesprochen, antwortete Krishna seiner Geliebten: „Nun gut, dann steige auf meinen Rücken!“ Doch als sie das versuchte, verschwand er, und sie wurde ganz traurig und rief:
Oh liebster Herr und Meister, wo bist du? Wo bist du? Oh Starkarmiger, mein Freund, bitte zeige dich mir, deiner Dienerin.

Bald entdeckten die Hirtenfrauen, die nicht weit entfernt den Spuren des Höchsten Herrn folgten, ihre unglückliche Freundin, die über die Trennung von ihrem Geliebten ganz verwirrt war. Und zu ihrer großen Verwunderung erzählte sie ihnen, daß sie zwar die Liebe von Madhava gewonnen hatte, aber wegen ihres eigensinnigen Verhaltens auch wieder verlassen wurde. Daraufhin setzten die Frauen ihre Suche im Wald fort, solange es das Mondlicht zuließ. Und als es immer dunkler wurde, setzten sie sich nieder. Sie dachten nur noch an ihn, sprachen über ihn, erinnerten sich an seine Taten, waren von seiner Gegenwart erfüllt, meditierten über seine Qualitäten und dachten nicht daran, nach Hause zurückzukehren. So saßen sie am Ufer der Yamuna, meditierten über Krishna, besangen gemeinsam seinen Ruhm und warteten sehnsüchtig auf seine Rückkehr.


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