Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.29. Das Rasa-Spiel während der Nacht

Der ehrenwerte Suka sprach:
Obwohl Krishna der Höchste Herr war, beschloß er beim Anblick des blühenden Jasmin mittels seiner Illusions- und Schöpferkraft (Yoga-Maya) die lauen Herbstnächte zu genießen. Der Mond, der König der Sterne, erschien rötlich am östlichen Himmel und tröstete alle, die sich nach ihm sehnten, wie ein Liebhaber seinen Kummer verliert, wenn er sich nach langer Zeit wieder seiner Geliebten nähert. Krishna sah, wie sich der Mond in seiner vollen Größe wie ein aufgeblühter Kumuda-Lotus zeigte, und so rot leuchtete wie der frische Kurkuma auf dem Gesicht der Glücksgöttin. Er sah, wie der Wald im sanften Mondlicht rötlich erstrahlte, und spielte seine liebliche Flöte, die den Geist der schönäugigen Hirtenfrauen bezauberte. Und das Lied, das die Frauen im Hirtendorf hörten, weckte den Liebesgott in ihrem Herzen, so daß sie voller Gedanken an Krishna mit schwingenden Ohrringen zu dem Ort eilten, wo ihr Liebster die Flöte spielte. Einige ließen ihre Kühe zurück, die sie gerade melkten, andere gaben in ihrer Euphorie die Milch auf, die über dem Feuer hing, und wieder andere gingen, ohne den Kuchen aus dem Ofen zu nehmen. Manche legten ihre Kinder beiseite, die sie noch mit Milch versorgten, und gingen, ohne an den Dienst an ihrer Familie zu denken. Manche gingen während der Mahlzeit, andere während sie sich mit Öl einschmierten oder die Augen schminkten. Manche waren noch nicht einmal richtig angezogen und geschmückt. Ihre Ehemänner, Väter, Brüder und anderen Verwandten wollten sie zurückrufen, aber sie drehten sich nicht einmal um, so sehr waren ihre Herzen von Govinda verzaubert. Nur wenige Hirtenfrauen blieben zu Hause und schlossen ihre Augen, um über ihre transzendentale Liebe zu meditieren. Die unerträgliche und intensive Qual, von ihrem Geliebten getrennt zu sein, verbrannte ihre Sünde. Und die Freude, die sie in der Meditation über die Umarmung des Allmächtigen empfingen, reduzierte jede körperliche Anhaftung. Obwohl er die Höchste Seele war, betrachteten sie ihn als ihren Geliebten, aber ohne karmische Bindung, denn das körperliche Interesse, daß von den drei natürlichen Grundqualitäten beherrscht wird, hatten sie aufgeben.

Da fragte König Parikshit:
Oh Weiser, sie kannten doch Krishna nur als ihren Geliebten und nicht als vollkommene Wahrheit. Wie konnten sie da von der Herrschaft der drei natürlichen Grundqualitäten in ihrem Körper frei sein?

Und Shri Suka sprach:
Oh König, darüber habe ich bereits zu dir gesprochen. Wenn sogar Sisupala, der König der Chedis, die Vollkommenheit erreichen konnte, obwohl er den Herrn der Sinne haßte, was soll man dann über jene sagen, die den Allmächtigen so sehr lieben? Denn die persönliche Erscheinung des höchsten, unvergänglichen und unergründlichen Herrn, der von den drei natürlichen Grundqualitäten frei ist, erscheint doch nur zu diesem Zweck, um die Menschheit zur Vollkommenheit des Lebens zu führen. All jene, die sich beständig mit ihm verbinden, sei es durch Liebe oder Haß, Angst oder Zuneigung, Feindschaft oder Freundschaft, werden zweifellos mit ihm verbunden bleiben und das höchste Verschmelzen erreichen. Über diese Mittel des ungeborenen Höchsten Geistes solltest du dich nicht wundern, denn Krishna ist der Meister des Yoga, durch dessen Gnade diese Welt Befreiung findet. Und so benutzte auch der Höchste Herr, als er die Hirtenfrauen zu sich kommen sah, als Bester aller Redner höchst charmante Worte, um sie zu verwirren.

Der Höchste Herr sprach:
Seid alle willkommen, ihr glückseligen Damen! Was kann ich tun, um euch zu gefallen? Bitte sagt mir, ob es euch im Hirtendorf gut geht und aus welchem Grund ihr hierhergekommen seid. Diese Nacht ist voll häßlicher und furchterregender Kreaturen. So kehrt bitte um, ihr zarten Damen. Ihr solltet euch hier nicht herumtreiben. Eure Mütter, Väter, Brüder, Kinder und Ehemänner werden euch sicherlich suchen, und sie können euch nicht finden. Bereitet eurer Familie nicht solche Angst! Ihr habt Raka, die Göttin des Vollmondes, in ihrem Mondlicht strahlend gesehen. Ihr habt auch den Wald voller Blüten gesehen, der durch die Brise von der Yamuna noch lieblicher ist, die in den Blättern der Bäume spielt. Oh ihr keuschen Damen, kehrt nun unverzüglich ins Hirtendorf zurück. Denn ihr solltet euren Ehemännern dienen. Auch die Kälber und Kinder weinen bereits und warten, daß ihr ihnen Milch gebt. Wenn ihr mit reinen Herzen gekommen seid, die von der Liebe zu mir überwältigt wurden, dann ist das wahrlich lobenswert für euch, denn alle Lebewesen lieben mich. Doch für Frauen ist es das höchste Dharma, ihren Ehemännern fleißig zu dienen, die Verwandten zu ehren und sich ehrlich und gutwillig um ihre Familien zu kümmern. Denn solange ein Ehemann nicht (durch Ungerechtigkeit oder Untreue) gefallen ist, sollte er von seiner Ehefrau, die den Himmel erreichen möchte, nicht verlassen werden, selbst wenn er schlecht gelaunt, unglücklich, alt, krank oder verarmt ist. Unehrenhaftigkeit und Ehebruch sind für intelligente Frauen in jedem Fall verachtenswerte Schwächen, die Angst schüren und dem Ruf schaden. Deshalb liebt man mich und bleibt in meiner Gegenwart, indem man über mich meditiert oder Geschichten liest oder erzählt, und nicht so sehr durch körperliche Nähe. So kehrt nun bitte in eure Häuser zurück.

Als die Hirtenfrauen diese weniger angenehmen Worte von Govinda hörten, waren sie ganz niedergeschlagen, weil ihre euphorischen Wünsche enttäuscht wurden, und sie spürten eine gewisse Angst, die schwer zu überwinden war. Ihre Gesichter waren traurig und ihre roten Lippen vertrocknet. Sie seufzen und scharrten mit den Füßen in der Erde. Mit Tränen, die ihre Schminke verdarben und das Kumkuma auf ihren Brüsten wegspülten, trugen sie schweigend die Last ihrer großen Not. Denn ihr Geliebter, der nun gar nicht mehr so liebevoll erschien, hatte sie mit unerwarteten Worten angesprochen, obwohl sie um Seinetwillen all ihren weltlichen Wünschen entsagt hatten. Dann wischten sich die schönen Damen ihre Tränen ab, hörten auf zu weinen und sprachen mit einer Stimme, die von Zuneigung qualvoll erstickt wurde:
Oh Mächtiger, oh Gütiger, warum sprichst du so hart zu uns? Bitte erwidere doch unsere Hingabe zu deinen Füßen, für die wir alles andere aufgegeben haben. Spiele doch nicht so unerträglich hart mit uns. Warum lehnst du uns ab? Sei doch wie die Gottheit, der Höchste Geist, der sich mit denen verbindet, die sich Befreiung wünschen. Oh Liebster, du sprachst als Dharma-Kenner zu uns über die Pflicht der Frauen, die in der Treue zu ihrem Mann, ihren Kindern und ihren Verwandten bestehen würde. Ist es nicht so, daß du, oh Höchster Herr, der höchste Gott bist, der als Seele aller Wesen der nächste Verwandte ist und jegliche Treue verdient? Die Weisen dienen nur dir und lieben dich immer wie ihr eigenes Selbst. Was bedeuten uns dagegen unsere Ehemänner, Kinder und Verwandten, sie uns so viele Sorgen bereiten? Oh Höchster Herr, wir bitten dich, erbarme dich unser und zerstöre nicht unsere langgehegte Hoffnung auf dich, oh Lotusäugiger. Du hast mit Leichtigkeit unsere Gedanken erobert, die in die Hausarbeit versunken waren, sowie auch unsere Hände, die ihren Haushaltspflichten nachgingen. Nein, unsere Füße werden sich keinen Schritt von den deinen entfernen. Wie könnten wir ins Hirtendorf zurückkehren? Was sollten wir nun tun? Oh Liebster, bitte gieße den Nektar deiner lächelnden Blicke und lieblichen Lieder, die durch die Flöte an deinen Lippen erklingen, über das Feuer in unsere Herzen. Sonst wollen wir unsere Körper im Feuer der Trennung verbrennen und durch Meditation zu deinen Füßen deinen Wohnsitz erlangen. Oh Lotusäugiger, für Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, ist es ein Freudenfest, wann immer sie zu deinen Füßen sitzt, diese Füße von unserem Geliebten, die nun durch diesen Wald wandern. Wenn wir sie berühren, werden wir von höchster Freude erfüllt und uns nie wieder einem anderen Mann nähern. Die Göttin des Wohlstandes, die zusammen mit der Tulsi-Göttin einen Platz an deiner Brust erreicht hat, wird von so vielen Dienern verehrt, und sogar die Götter versuchen, ihren wohlmeinenden Blick zu gewinnen. Wie sie den Staub deiner Lotusfüße begehrt, so suchen auch wir deinen Schutz. Darum sei uns gnädig, oh Vernichter aller Sorgen. Wir haben unser Zuhause aufgegeben und nähern uns deinen Lotusfüßen in der Hoffnung, dich anzubeten. Bitte erlaube uns, dir zu dienen, oh Juwel aller Menschen mit dem liebevollen Lächeln, nach dem unsere Herzen voller Sehnsucht entbrannt sind. Wenn wir dein herrliches Gesicht sehen, dein schönes Haar, deine Ohrringe, deine nektargleich lächelnden Lippen, die vielversprechenden Blicke, deine mächtigen Arme und deine Brust, an der sich die Göttin des Wohlstandes erfreut, werden wir als deine Dienerinnen die Befreiung erreichen. Oh Liebster, welche Frau in den drei Welten würde nicht von den lieblichen Melodien deiner Flöte bezaubert, ihr weltliches Leben verlassen wollen, nachdem sie diese herrlichste Gestalt voller Anmut gesehen hat, an der sich sogar die Kühe, Vögel, Hirsche und Bäume zutiefst erfreuen? Du bist doch eindeutig eine Verkörperung der Gottheit, die alle Angst und Not der Menschen im Hirtendorf vernichtet, der Höchste Geist, der alle Götter und Welten beschützt. Deshalb, oh Freund der Notleidenden, lege freundlich deine Lotushand auf die Köpfe und Brüste deiner Dienerinnen, die im Feuer brennen.

Nachdem Krishna die Worte der entmutigten Hirtenfrauen gehört hatte, lächelte der Herr des Yoga voller Barmherzigkeit und Zufriedenheit, denn er ist innerlich immer zufrieden. In ihrem Kreis erschien er nun so herrlich wie der Vollmond im Kreis der Sterne. Mit einem gütigen Lächeln zeigte der Allmächtige seine jasminweißen Zähne und ließ ihre Gesichter wieder erblühen. So wurde er von ihnen und von sich selbst als Führer von hunderten Frauen besungen, die ihm folgten, der mit seiner fünffarbigen Girlande die Schönheit des Waldes erhöhte. Und so führte er die Hirtenfrauen zum Flußufer, wo die Wellen tanzten und den Sand angenehm abkühlten. Der Wind trug den Duft der Lotusblüten, und es war ihm ein Vergnügen, die Schönheiten aus dem Hirtendorf, die der Liebesgott berauscht hatte, liebevoll zu umarmen. Er berührte mit seinen Händen ihre Haare, Gürtel, Schenkel und Brüste, und forderte sie heraus, sich zu wehren. Er sah sie an, spielte und lachte mit ihnen. Auf diese Weise erhielten sie von Krishna, dem Höchsten Herrn, eine besondere Aufmerksamkeit der Höchsten Seele und hielten sich stolz für die glücklichsten Frauen auf Erden. Doch als Krishna bemerkte, daß sie aufgrund ihrer natürlichen Neigung in einen berauschten Zustand der Selbstgefälligkeit fielen, verschwand er aus Gnade vor ihren Augen, um diese Neigung zu lindern.


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