Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.23. Krishna segnet die Brahmanen-Frauen

Die Hirtenjungen sprachen:
Oh mächtiger Balarama, oh Krishna, du Dämonen-Vernichter, wir werden hier vom Hunger geplagt, bitte hilf uns.

Als Krishna, der Sohn der Devaki, diese Worte der Hirtenjungen gehört hatte, wollte er als Höchster Herr einige Frauen der Brahmanen ehren und sprach:
Bitte geht zum (nahegelegenen) Opferplatz der Brahmanen, die im Einklang mit den vedischen Geboten gerade ein Angirasa-Opfer durchführen, um sich einen Platz im Himmel zu sichern. Geht dorthin, liebe Hirten, und bittet um etwas zu essen, und sagt, daß ihr von mir, dem Höchsten Herrn (Bhagavat) und meinem älteren Bruder gesandt wurdet.

Sie folgten dem Gebot des Höchsten Herrn, gingen zu den Brahmanen und baten mit gefalteten Händen unter ehrfürchtiger Verneigung:
Oh Götter auf Erden, wir wünschen euch alles Gute! Bitte hört uns an. Wir sind Söhne der Kuhhirten und wurden von Krishna und Balarama zu euch geschickt. Oh Brahmanen, sie weiden nicht weit von hier unsere Kühe, und weil wir hungrig sind, sollen wir euch um etwas zu essen bitten. Oh Kenner des Dharmas, wenn ihr uns glaubt, dann gebt uns bitte eine Spende. Oh ihr Liebhaber der Wahrheit, vom Anfang bis zum Ende eines Tieropfers ist es sogar für Fastende erlaubt, die Speise zu genießen, außer wenn es ein Opfer für Indra ist.

So hörten die Brahmanen die Bitte des Höchsten Herrn, aber beachteten sie nicht. Denn sie wollten sich in ihrem ehrgeizigen Ritus von den Kindern nicht stören lassen und dachten, daß sie es besser wüßten. Obwohl Ort und Zeit, alle Utensilien, Hymnen, Rituale, Priester, Opferfeuer, Hochbeseelten, Opfernden, Opfergaben und Früchte gemäß dem Dharma alles Teile der sichtbaren Verkörperung der vollkommenen Wahrheit des Höchsten Herrn sind, der jenseits aller Sinne ist, betrachteten sie diese Dinge mit ihrem Ichbewußtsein wie gewöhnliche Menschen. So empfingen die Hirtenjungen weder ein Ja noch ein Nein und kehrten enttäuscht zu Krishna und Balarama zurück, um ihnen davon zu berichten. Als der Höchste Herr und Beherrscher des ganzen Universums alles gehört hatte, mußte er lächeln und sprach erneut zu den Hirtenjungen, um ihnen die Wege der Welt zu zeigen:
So geht nun zu den Frauen der Brahmanen und sagt ihnen, daß Krishna zusammen mit Sankarshana hierhergekommen ist. Dann werden sie euch alles Gewünschte geben, denn sie sind mit ihrer Intelligenz, die in mir wohnt, voller Liebe zu mir.

So gingen sie zum Haus der Frauen und sahen sie dort wohlgeschmückt sitzen. Die Hirtenjungen verneigten sich voller Ehrfurcht vor ihnen und sprachen demütig:
Oh ihr Frauen der Brahmanen, wir verehren euch. Bitte hört uns an, was wir zu sagen haben. Nicht weit von hier weiden wir mit Krishna und Sankarshana unsere Kühe, und sie haben uns zu euch geschickt. Wir sind einen langen Weg gewandert und haben nun großen Hunger. So gebt uns bitte etwas zu Essen.

Als die Frauen hörten, daß Krishna in der Nähe war, dessen Geschichten ihre Gedanken verzaubert hatten, wurden sie gleich aufgeregt, denn sie wollten ihn schon immer einmal sehen. Und wie Flüsse in Richtung des Meeres fließen, wurden schnell alle Arten der Nahrung zusammengetragen und in Töpfen zu dem gebracht, den sie alle liebhatten. Auch wenn ihre Ehemänner, Brüder, Söhne und anderen Verwandten sie zurückhalten wollten, gingen sie zum Höchsten Herrn, der in den heiligen Schriften gepriesen wird, und von dem sie schon so viel Gutes gehört hatten, so daß sich ihre Herzen nach ihm sehnten. Und die Frauen fanden ihn, der mit den Hirten und seinem Bruder über die Erde wanderte, in einem Hain voll blühender Asoka-Bäume in der Nähe der Yamuna. Mit seiner dunklen Hautfarbe, dem goldgelben Gewand, der Girlande aus Wildblüten, der Pfauenfeder im Haar, den farbigen Mineralien und grünen Zweigen erschien er wie ein Tänzer auf einer Bühne. Seine Hand ruhte auf der Schulter seines Bruders, und mit der anderen drehte er eine Lotusblüte. Sein Lotusgesicht lächelte, sein lockiges Haar fiel über die Wangen, und hinter seinen Ohren hatte er Lilien stecken. Nachdem sie immer wieder von der Herrlichkeit ihres Geliebten gehört hatten, dem Juwel, das durch die Ohren in ihre Herzen und Gedanken gekommen war, umarmten sie ihn, der nun so greifbar vor ihnen stand, so daß sie alle Sorgen vergaßen, die aus der Identifikation mit dem sterblichen Körper entstehen. Und voller Verständnis für die Frauen, die durch ihre Sehnsucht nach ihm alle materiellen Wünsche aufgegeben hatten, sprach er, der den Geist aller durchschaut, mit lächelndem Gesicht:
Seid willkommen, ihr edlen und anmutigen Damen. Bitte setzt euch nieder. Was kann ich für euch tun? Es ist gut, daß ihr hiergekommen seid, um mich zu sehen. Doch Menschen mit Weisheit, die sich bewußt sind, was für sie heilsam ist, konzentrieren sich direkt auf mich, als ihr geliebtes Selbst. So leben sie beständig voller Hingabe und dienen mir mit reinem Geist, der von allen eigensüchtigen Gedanken frei ist. Was wäre wertvoller als dieses Selbst, das mit der Lebenskraft, der Intelligenz, den Gedanken, den Sinnen, dem Körper, dem Ehepartner, den Kindern und allem Reichtum verbunden ist? Doch nun geht zum Opferplatz, damit eure Ehemänner als brahmanische Hausväter ihr Opfer mit euerer Hilfe vollenden können.

Darauf antworteten die Frauen:
Bitte sprich nicht so streng mit uns (und schicke uns gleich wieder weg), oh Allmächtiger. Halte doch dein Versprechen, daß alle, die den Grund deiner Lotusfüße erreichen, den Tulsi-Kranz (als Brautschmuck) in ihren Haaren tragen dürfen, der zu deinen Füßen zu finden ist. Dafür sind wir auch gegen den Willen unserer Verwandten hierhergekommen, denn unsere Ehemänner, Väter, Söhne und anderen Verwandten wollten uns zurückhalten. Was werden nun die Leute über uns sagen, wenn wir einfach so zurückkommen? Oh Feindevernichter, bitte gewähre uns diese Gunst, deren Körper zu deinen Füßen niedergefallen sind.

Und der Höchste Herr sprach:
Eure Ehemänner werden nicht eifersüchtig oder zornig sein, auch eure Väter, Brüder, Söhne oder anderen Verwandten nicht. Sogar die Götter werden euch durch mein Wort (als treue Ehefrauen) achten. Körperliche Verbindung macht die Menschen in dieser vergänglichen Welt nicht glücklicher oder liebevoller. Wenn ihr aber euren Geist auf mich richtet, könnt ihr beständig bei mir sein. Wenn ihr meine Geschichten hört, über mich meditiert und singt und mir geistig dient, liebt ihr mich mehr, als wenn ihr mir körperlich nahe seid. Deshalb kehrt nun nach Hause zurück.

Nachdem die Frauen der Brahmanen diese Worte des Höchsten Herrn gehört hatten, gingen sie zum Opferplatz. Und ihre Ehemänner wurden nicht zornig, sondern beendeten mit ihnen zusammen erfolgreich den Opferritus. Nur eine Frau war von ihrem Ehemann gewaltsam zurückgehalten und zu Hause eingesperrt worden. Als sie dann von den anderen vom Höchsten Herrn hörte, umarmte sie ihn in ihrem Herzen und gab diesen materiellen Körper auf, der eine Quelle karmischer Knechtschaft ist.

Dann verteilte der Höchste Herr, der sich als Kuhhirte verkörpert hatte, die verschiedenen Speisen von den Frauen an die Hirtenjungen und nahm auch selbst seinen Anteil. So erfreute sich der Allmächtige in seinem Spiel der Welt, die Wege der Menschen zu gehen und den Jungen und Mädchen sowie den Männern und Frauen der Hirten mit seiner Schönheit, seinen Worten und seinen Taten zu gefallen. Auch die Brahmanen kamen später zur Besinnung und bereuten, daß sie in ihrem Stolz die bescheidene Bitte des Höchsten Herrn mißachtet hatten. Denn als sie die hohe Hingabe ihrer Frauen an Krishna als Höchsten Geist erkannten, an der es ihnen mangelte, verurteilten sie sich selbst und klagten:
Was nützen uns die dreifache Initiation, unsere Gelübde, unser umfassendes spirituelles Wissen, unsere Abstammung und unsere Rituale, wenn wir dem Herrn jenseits der Sinne feindlich begegnen! Maya, die Illusionskraft des Höchsten Herrn, hatte uns Brahmanen, welche die geistigen Lehrer der Gesellschaft sein sollten, so verwirrt, daß wir unser wahres Ziel vergessen hatten. Schaut nur diese grenzenlose Hingabe unserer Frauen zu Krishna an, dem geistigen Lehrer des ganzen Universums, eine Hingabe, die sogar ihre familiären Bindungen weit übersteigt. Sie haben niemals die Reinigungsriten zur geistigen Wiedergeburt durchlaufen, haben keinem Guru als Schüler gedient, keine Askese geübt, keine philosophischen Bücher über die wahre Natur der Seele studiert und keine vedischen Riten vollbracht, um himmlischen Verdienst zu gewinnen. Trotzdem sind sie beständiger in ihrer liebevoll dienenden Hingabe zu Krishna, dem Herrn und Yoga-Meister, der in den Veden gepriesen wird, als wir mit allen unseren Reinigungsriten und Initiationen. Ach, wie sehr hat er uns durch die Worte der Hirtenjungen an das Höchste Ziel aller Hochbeseelten erinnert und uns geholfen, aus der Verwirrung durch unsere Haushälter-Interessen aufzuwachen! Warum sonst sollte Er, der Meister der Befreiung und aller Segen, der in jeder Hinsicht zufrieden ist, in dieser Verkleidung erscheinen, um uns Menschen zu führen? Auch die Glücksgöttin schaut nur auf ihn und verehrt ihn beständig in der Hoffnung, seine Füße zu berühren und die Unvollkommenheit in ihrem Wesen zu beenden. So war seine Bitte (um Essen) für alle sehr verwirrend. Denn er selbst verkörpert doch Ort und Zeit, alle Utensilien, Hymnen, Rituale, Priester, Feuer, Hochbeseelten, Opfernden, Opfergaben und Früchte der Opfer nach dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit. So hat sich Vishnu, der Höchste Herr und Yoga-Meister auch unter den Yadus verkörpert und durch seine Geburt sichtbar gemacht, und obwohl wir davon gehört haben, haben wir es dummerweise nicht verstanden. Verehrung sei Krishna, dem Höchsten Herrn mit grenzenloser Intelligenz, dessen Illusions- und Schöpferkraft (Maya) uns mit verwirrtem Verstand auf den Wegen des fruchtbaren Handelns wandern läßt. Möge uns der ursprüngliche Herr und Höchste Geist unser Vergehen vergeben, den wir durch unseren Verstand, der von seiner Illusionskraft verwirrt wurde, nicht erkennen konnten.

So dachten sie über ihr Vergehen nach, Krishna mißachtet zu haben, und wollten ihn persönlich besuchen, aber hatten Angst, Kansa auf sich aufmerksam zu machen. Deshalb beschlossen sie, nicht ins Hirtendorf zu gehen.


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