Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.24. Krishna trotzt Indra

Der ehrenwerte Suka sprach:
So lebte Krishna in Begleitung von Balarama im Hirtendorf, und eines Tages sah er, wie die Hirten eifrig beschäftigt waren, ein Opfer für Indra vorzubereiten. Obwohl der Höchste Herr, der die allwissende Seele aller Wesen ist, alles darüber wußte, verneigte er sich demütig und fragte die Dorfältesten, die von Nanda angeführt wurden:
Lieber Vater, sag mir bitte, was ihr hier macht? Was ist das Ziel, wer ist der Empfänger, und was sind die Gaben für dieses Opfer? Oh Vater, bitte erzähle mir alles darüber, denn ich möchte es gern hören. Die Taten der Hochbeseelten, die allen Wesen wohlgesinnt sind, kein Mein und Dein kennen sowie Freund und Feind mit gleichen Augen betrachten, müssen doch sicherlich nicht geheimgehalten werden. Oder? Einem Wohlgesinnten sollte man doch vertrauen wie dem eigenen Selbst. Wenn Menschen in dieser Welt etwas Bestimmtes tun, lernen sie gewöhnlich, wie man diese Tat erfolgreich durchführt. Denn wer unwissend handelt, wird wenig Erfolg haben. So sage mir, ob dieses Opfer, das ihr gemeinsam durchführen wollt, von den Weisen erklärt und vorgeschrieben wurde. Oder ist es nur eine Angewohnheit, deren Sinn niemand mehr kennt? Oh Vater, bitte erkläre mir das.

Und Nanda sprach:
Oh lieber Sohn, Indra ist der große Herr des Regens, und die Wolken sind seine Gehilfen, die den Regen für alle Lebewesen bringen. Denn der Regen ist eine wichtige Lebenskraft, wie die Muttermilch für Kinder. Und dafür verehren wir diesen Herrn und Meister der Wolken, wie ihn auch andere verehren, nämlich mit Feueropfern und verschiedenen Opfergaben. Mit den Früchten der Opfer erhalten die Menschen ihr Leben auf allen Ebenen. Und diese Früchte gewährt uns Indra, der ein übermenschliches Wesen ist, denn wir benötigen diese Früchte. Wer das Dharma ablehnt, das von der Tradition überliefert wurde, kann aufgrund von Begierde, Feindschaft, Angst und Neid kein Glück im Leben finden.

Nachdem Krishna diese Worte von Nanda im Namen der Bewohner des Dorfes gehört hatte, sprach er zu seinem Vater auf eine Weise, die Indra wütend machte. Denn der Höchste Herr sprach:
Aufgrund von Karma wird ein Lebewesen geboren und trifft auch wieder auf seinen Tod. Und auch Glück oder Unglück im Leben sowie Sicherheit und Angst werden vom angesammelten Karma bestimmt. Wenn es einen Herrscher geben soll, der anderen die Früchte ihrer Taten geben oder entziehen kann, dann kann dieser Herrscher niemals frei sein, denn er kann nicht unabhängig vom angesammelten Karma seiner Untertanen handeln. So kann er niemals Meister über jemanden sein, der in der Welt handelt, denn alle Lebewesen müssen sich den Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen stellen. Was könnte Indra für sie bestimmen, die doch erfahren müssen, was durch ihre eigene Natur (Svabhava) bestimmt wird? Denn ein Mensch wird von seiner Natur bestimmt und folgt seiner Natur. Und so existiert diese ganze Welt mit den Göttern, Dämonen und Menschen auf der Grundlage der individuellen Natur jeglicher Wesen. Aufgrund ihrer eigenen Taten bekommen und verlassen die Lebewesen höher oder niedriger entwickelte Körper. Das Karma ist ihr einziger Freund und Feind, unparteiischer Richter, Herr und Lehrer. Man sollte daher unter Einhaltung seiner Lebenspflichten (entsprechend der jeweiligen Lebensweise) das Karma der eigenen Natur respektieren. Durch dieses Karma lebt man zu Recht, und zweifellos ist es die Gottheit, die man verehren sollte.

Wie eine untreue Ehefrau keinen wahren Segen bringt, so bringt es auch keinen Segen, wenn sich der Mensch auf etwas Unzuverlässiges stützt. Die Brahmanen stützen sich auf die Veden, die Kshatriyas auf den Schutz ihres Landes, die Vaisyas auf den Handel, und die Shudras auf ihren Dienst an den Zweifachgeborenen. Die vierfache Pflicht der Vaisyas besteht in Landwirtschaft, Viehzucht, Handel und Geldverleih. Unter diesen ist die tägliche Sorge um die Kühe unsere Aufgabe als Hirten. Die natürlichen Grundqualitäten von Leidenschaft, Güte und Unwissenheit (Rajas, Sattwa und Tamas) sind die Ursachen für die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung der Welt. Aus der Qualität der Leidenschaft, die das ganze Universum hervorbringt, und aus dem gegenseitigen Wirken entsteht die Vielfalt der Welt. Und dadurch regnen auch die Wolken ihr Wasser herab, und von diesem Wasser leben die Bewohner der Erde. Was könnte Indra daran ändern?

Lieber Vater, wir sind Waldbewohner und leben in den Wäldern und Bergen, und nicht in den Städten oder Dörfern der Bauern, die ihre Felder bestellen. Laßt uns daher ein Opfer für die Kühe, Brahmanen und Berge feiern und für ihre Verehrung die Opfergaben darbringen, die ihr für Indra gesammelt habt. Laßt uns alle Arten von Speisen zubereiten, süßen Reis, Brei, Brot und Kuchen, und alle Arten von Milchprodukten verwenden. Laßt von den vedengelehrten Brahmanen die Gebete sprechen und die Opferfeuer entzünden, und belohnt sie mit wohlzubereiteten Speisen, Kühen und anderen Geschenken. Und denkt zum Wohle aller Wesen auch an die anderen, wie gefallene Seelen, Hunde oder Ausgestoßene. Dann ehrt die Kühe mit frischem Gras und bringt auch dem Berg (Govardhana) Opfergaben dar. Und nachdem wir uns sattgegessen haben, sollten wir in unseren besten Kleidern und schön geschmückt mit den Kühen die Brahmanen, das Opferfeuer und den ganzen Berg umrunden. Dies ist meine Meinung, oh Vater. Wenn du damit einverstanden bist, möge es so geschehen. Dies wird nicht nur den Brahmanen, Kühen und dem Berg lieb sein, sondern auch mir.

Als Nanda und die Dorfältesten diese Worte gehört hatten, die der Höchste Herr sprach, um den Stolz von Indra zu brechen, akzeptierten sie diese als ausgezeichnet. Und so führten sie alles durch, wie Krishna vorgeschlagen hatte. Sie sprachen die glücksverheißenden Gebete, brachten dem Berg und den Brahmanen mit den erwähnten Opfergaben ihre Verehrung dar, fütterten die Kühe, Bullen und Kälber mit frischem Gras und umrundeten den Berg mit ihren Tieren. Die Frauen der Kuhhirten saßen wohlgeschmückt auf Ochsenkarren und besangen die Herrlichkeit von Krishna, und die Brahmanen rezitierten ihre vedischen Hymnen und gaben ihre Segen. Um das Vertrauen der Hirten zu erhöhen, nahm Krishna die Form des Berges an, sprach „Ich bin der Berg!“ und verzehrte mit seinem riesigen Körper die vielfältigen Opfergaben. Und zusammen mit den Hirten verehrte er sich selbst und sprach:
Oh seht nur, wie dieser Berg, der diese Form angenommen hat, uns seine Barmherzigkeit zeigt!


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter