Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.9. Mutter Yasoda bindet Krishna fest

Der ehrenwerte Suka sprach:
Eines Tages, als die Dienstmädchen anderweitig beschäftigt waren, begann Mutter Yasoda, die Frau von Nanda, die Milch zu buttern. Und während sie die Butter quirlte, sang sie viele Lieder über alles, woran sie sich bezüglich der Taten ihres Sohnes erinnern konnte. In ein Kleid aus Leinen gehüllt, das von einem Gürtel um ihre schwingenden Hüften zusammengehalten wurde, bewegten sich auch ihre Brüste im Takt, und das Kleid war an den Brustwarzen schon ganz feucht wegen der großen Mutterliebe zu ihrem Sohn. Und wie ihr ganzer Körper, so tanzten auch ihre Armreifen und Ohrringe im Takt. Während ihrer Arbeit beim Quirlen mit Seil und Quirl tropfte der Schweiß von ihrem Gesicht und ihren Haaren. Und als sie so quirlte näherte sich der Herr, der trinken wollte, blieb vor seiner Mutter stehen und hielt den Quirl, um ihr zu helfen. Da erlaubte sie dem Süßen auf ihren Schoß zu klettern und aus ihren wohlgefüllten Brüsten zu trinken, während sie ihn beobachtete, wie überaus glücklich er war.

Doch plötzlich sah sie, wie auf dem Feuer ein Topf mit Milch überkochte, legte das Kind schnell beiseite und sprang auf. Doch Krishna war noch nicht satt, wurde ärgerlich, biß sich auf die roten Lippen, ließ ein paar Tränen fließen, ergriff einen Stein und schlug den Buttertopf entzwei. Dann fischte er sich die Butter heraus, versteckte sich in einem Nebenraum und aß, was er gefunden hatte. Die Mutter hatte inzwischen die Milch gerettet, kehrte zum Butterquirlen zurück und sah, daß der Topf zerbrochen war. Doch als sie nirgends ihr Kind erblickte, wurde ihr lächelnd bewußt, daß es wieder einmal sein Werk gewesen war. Sie erblickte ihn dann, wie er auf einem umgedrehten Mörser stand und sich ängstlich umsah. Und von einem hängenden Topf verteilte er zu seiner Freude den Quark an einen Affen. Von hinten beobachtete die Mutter das Treiben und näherte sich langsam ihrem Sohn. Doch als sie mit dem Stock in der Hand näher kam, sprang er schnell herunter und floh furchtsam davon. Die Mutter verfolgte ihn, der nicht einmal von den größten Yogis voller Askese erreicht werden kann, wenn sie in der Meditation einen Zugang zu ihm suchen. Doch obwohl die Mutter mit ihren schweren Brüsten nicht so schnell laufen konnte und ihr schon die Blüten aus den Haaren fielen, gelang es ihr trotzdem, ihn einzufangen. Sie packte den kleinen Schurken an der Hand und züchtigte ihn mit einer drohenden Pose, doch sah nun, wie die Tränen aus ängstlichen Augen flossen, er reumütig weinte und mit seinen Händen die schwarze Augensalbe über sein ganzes Gesicht verrieb.

Ihr Mutterherz verstand die Angst des Kindes, sie legte den Stock beiseite und wollte ihn mit einem Seil anbinden. Aber sie hatte keine Ahnung, mit welcher Macht sie es hier zu tun hatte. Er, der weder ein Innen noch ein Außen hat, weder einen Anfang noch ein Ende, ist sowohl das Innere und das Äußere des ganzen Universums und jeder Anfang und jedes Ende. Er ist Alles. Er ist der Eine, der Ungestaltete und Unsichtbare, der in jeder Gestalt der sterblichen Wesen gegenwärtig ist. Doch er wurde von der Mutter als ihr Sohn betrachtet und an einen schweren Mörser gebunden, wie man das mit gewöhnlichen Kindern tut. Doch als sie mit dem Seil das ungezogene Kind fesseln wollte, war es ein Stück zu kurz. So band die Mutter ein zweites Seil daran, aber es war trotzdem noch zu kurz. Und so versuchte sie es immer wieder und band alle Seile zusammen, die sie im Haus fand, doch sie wunderte sich, daß es immer noch zu kurz war, während die anderen Frauen, die dem Spiel zusahen, bereits zu lachen begannen. Als Krishna sah, wie seine Mutter ins Schwitzen kam, müde wurde und all die Blüten aus ihrem lockigen Haar fielen, war er schließlich so gnädig und ließ sich von ihr binden.

Oh bester König, so zeigte Krishna, obwohl er der Herr des ganzen Universums und aller Götter ist, wie er in seiner Güte von seinen Verehrern gebunden werden kann. Weder Brahma, Shiva noch Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, die doch immer an seiner Seite ist, erhielten vom Herrn der Befreiung eine so große Gunst, wie es diese Hirtenfrau erlangte. Selbst die Yogis der Taten und Erkenntnis (Karma und Jnana Yogis), die nach der Höchsten Seele streben, können den Höchsten Herrn, den Befreier der Welt, der sich hier als Hirtensohn verkörpert hatte, nicht so leicht gewinnen, wie es durch liebende Hingabe (Bhakti-Yoga) möglich ist.

Als er so gebunden und seine Mutter wieder sehr beschäftigt war, beobachtete der Herr draußen zwei Arjuna-Bäume, die einst himmlische Guhyakas gewesen waren, nämlich zwei Söhne von Kuvera, dem Gott des Reichtums. Sie waren als Nalakuvara und Manigriva wegen ihres Wohlstandes überaus berühmt, aber wegen ihrer Eitelkeit wurden sie von Narada verflucht, als Bäume wiedergeboren zu werden.


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