Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.8. Die Zeremonie der Namensgebung

Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh König, auf Wunsch von Vasudeva begab sich Garga, der Familienpriester der Yadus, der auch ein großer Yogi und Asket war, in das Dorf der Kuhhirten von Nanda. Und Nanda war höchst erfreut, ihn zu sehen, und erhob sich mit gefalteten Händen, um ihn willkommen zu heißen. Er wußte, daß er ein Adhokshaja war, der über die Sinne erhaben ist, und warf sich voller Verehrung vor ihm nieder. Dann bot er dem Weisen mit großer Gastfreundschaft und liebevollen Worten einen vorzüglichen Platz an und sprach, nachdem er ihn so erfreut hatte:
Oh Brahmane mit vollkommener Selbstverwirklichung, was kann ich für dich tun? Wenn Hochbeseelte wie du in ein so einfaches Haus kommen, geschieht das sicherlich zu unserem Wohlergehen. Du bist der Autor eines Buches über das transzendentale Wissen von der Bewegung der Sterne und Planeten, aus dem jeder die Gründe und Folgen seines Schicksals erfahren kann. Du bist der Beste aller Kenner des Brahman, ein Brahmane, der durch seine geistige Geburt ein geistiger Lehrer für die ganze Gesellschaft wurde. Deswegen bitten wir dich, die heilige Zeremonie (Samskara) für diese beiden Jungen durchzuführen (Krishna und Balarama).

Und der Heilige Garga antwortete:
Ihr wißt ja, daß ich der geistige Lehrer der Yadus bin und in dieser Welt die Reinigungsriten für jeden Sohn unseres Yadu-Stammes durchführe. Doch wenn ich diese Zeremonie für euch durchführe, dann könnten eure Söhne als die Söhne von Devaki betrachtet werden. Denn Kansa, dieser große Sünder, weiß von eurer Freundschaft mit Vasudeva. Er weiß auch, daß das achte Kind von Devaki kein Mädchen sein konnte, obwohl er sah, daß Devaki eine Tochter geboren hatte. Er könnte daher auf die Idee kommen, diese beiden Söhne zu töten. Deshalb ist es für uns nicht ratsam, dies zu tun.

Darauf sprach Nanda:
Oh Heiliger, dann führe bitte, ohne daß Kansa oder meine Verwandten davon erfahren, hier in diesem abgelegenen Kuhstall die reinigenden Riten für die zweite (geistige) Geburt dieser beiden Jungen durch, indem du segensreiche Worte rezitierst.

So wurde der Weise nachdrücklich gebeten und führte in geheimer Abgeschiedenheit die Namensgebung für die beiden Jungen durch, für die er auch hergekommen war. Und der Heilige Garga sprach:
Dieser Sohn von Rohini, wird mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten das Glück seiner Freunde und soll deshalb Rama heißen. Wegen seiner außergewöhnlichen Stärke wird er auch Bala genannt werden, und wegen seiner engen Verbindung zu den Yadus soll er den Namen Sankarshana tragen. Und der andere Junge nimmt entsprechend der Yugas eine weiße, gelbe, rote und dunkle Farbe an. Deshalb soll er jetzt Krishna heißen („der Dunkle“ entsprechend dem dunklen Kali-Zeitalter, das nun anbricht). Und weil er ursprünglich im Haus von Vasudeva geboren wurde, werden ihn alle, die davon wissen, auch als Vasudeva verherrlichen. Darüber hinaus gibt es sehr viele Namen und Formen, die den Eigenschaften und Taten dieser Verkörperung entsprechen. Ich kenne sie alle, aber gewöhnlichen Leuten werden sie unbekannt bleiben. Als Kuhhirte in Gokula und Sohn von Nanda wird er immer alles tun, was zu eurem Wohlergehen beiträgt. Mit seiner Unterstützung werdet ihr leicht alle Gefahren überwinden. Oh Führer von Vraja, er hat schon immer die Tugendhaften beschützt, wenn die Ordnung der Welt durch Übelgesinnte bedroht war, damit das Dämonische besiegt wird und die Tugend gedeihen kann. Wie die Verehrer von Vishnu von den Dämonen nichts zu befürchten haben, so können auch die Freunde dieses Kindes von ihren Feinden nicht überwältigt werden. Deshalb, oh Nanda, behüte dieses Kind gut und laß es wohl gedeihen. Bezüglich Eigenschaften, Macht, Herrlichkeit und Ruhm ist dein Sohn so gut wie Narayana selbst.

Nachdem sie von Garga auf diese Weise über die Höchste Seele informiert wurden (die sich in den beiden Jungen verkörpert hatte), verließ er den Ort wieder, und Nanda fühlte sich als glücklichster Mensch, der mit allem Glück gesegnet war. Wenige Zeit später krochen Balarama und Krishna auf Händen und Knien in Gokula herum und genossen ihre Kindheit. Sie krochen wie Schlangen durch den Schlamm des Kuhdorfes und zogen ihre Füße hinter sich her. Mit dem süßen Klang ihrer Knöchelglöckchen lockten sie andere Leute, doch wenn die vom Klang bezaubert näher kamen, kehrten sie schnell zu ihren Müttern zurück. Und die Mütter nahmen die vom Schlamm gefärbten Körper in ihre Arme und ließen sie von ihren Brüsten trinken, aus denen die Milch durch die große Liebe zu ihren Söhnen in Strömen floß. Und nachdem sie nach dem Säugen in ihren Mund schauten, freuten sie sich in größter Verzückung, als sie entdeckten, daß ihre ersten Zähne wuchsen. Von ihren Häusern aus sahen sie den Kindern beim Spielen draußen in Vraja zu, lachten und vergaßen manchmal sogar ihren Haushalt. Sie amüsierten sich, wie die beiden Jungen die Schwänze der Kälber ergriffen und sich von ihnen herumschleppen ließen. Doch weil die Mütter während ihrer Hausarbeit keinen Weg fanden, die Kinder in ihrem unermüdlichen Spiel mit Kühen, Feuer, bissigen Hunden und Affen, scharfen Werkzeugen, Wasser, Vögeln oder Dornen immer zu beaufsichtigen, waren sie oft sehr verunsichert. Doch schon bald begannen Balarama und Krishna ohne die Hilfe ihrer Hände mit Leichtigkeit auf beiden Beinen in Gokula herumzulaufen. Und die beiden erweckten als Verkörperungen des Höchsten Herrn im Spiel mit den anderen Kindern in Vraja eine himmlische Glückseligkeit bei den Frauen der Hirten. Die Gopis, die mit ihren Augen so gern Krishna verfolgten und immer wieder von seinen kindischen Streichen hören wollten, versammelten sich in Gegenwart seiner Mutter und sprachen:
Manchmal ließ er die Kälber vorzeitig (vor dem Melken der Mutterkuh) los und lächelte über die Aufregung, die sich erhob. Manchmal stibitzte er leckeren Quark, Milch oder die Butter aus den Töpfen, aß selbst davon und gab auch den Affen einen Teil. Wenn aber die Töpfe verschlossen waren, dann zerbrach er sie. Und wenn er nichts im Haus fand, wurde er ärgerlich auf die Bewohner, ging herum und störte die Babys. Wenn die Töpfe außer Reichweite aufgehängt waren, fand er irgendeinen Weg, stapelte irgendwelche Dinge auf oder stieg auf einen Mörser und kam an den gewünschten Inhalt, indem er ein Loch in den herabhängenden Topf bohrte. Auch wartete er gern auf die Zeit, wenn die Frauen mit ihrem Haushalt beschäftigt waren, und mit dem Licht der Juwelen, die er an seinem Körper trägt, fand er seinen Weg sogar in dunklen Räumen. Manchmal war er auch so ungezogen, daß er frei heraus an einem sauberen Ort in unsere Häuser pinkelte. Und jetzt sitzt dieser listige und findige Dieb wie der liebste Junge da!

So sprachen die Gopis über ihn. Aber als sie ihn dann vor sich sahen und in sein strahlendes Gesicht schauten, freuten sie sich nur noch über seinen Anblick. Sie konnten trotz aller Beschwerden nie wirklich böse auf ihn werden und lächelten lieber über seine Taten, um glücklich zu sein.

Eines Tages, als er etwas älter war, kamen Balarama und die anderen Kinder der Nachbarschaft zu seiner Mutter und sprachen: „Krishna hat Dreck gegessen!“ Yasoda war sogleich um seine Gesundheit besorgt, tadelte Krishna, nahm ihn an die Hand und blickte besorgt in seinen Mund. Dazu fragte sie: „Oh du widerspenstiger Junge, warum hast du heimlich Dreck gegessen? Das sagen dein älterer Bruder und die anderen Spielkameraden.“ Doch Krishna antwortete: „Oh Mama, das ist überhaupt nicht wahr, ich habe keinen Dreck gegessen. Wenn du denkst, das es wahr ist, dann schau doch einfach in meinen Mund!“ Da sprach sie: „Wenn das so ist, dann öffne deinen Mund ganz weit!“ Und der Höchste Herr, dessen Reichtum grenzenlos ist, öffnete in seinem weltlichen Spiel in Gestalt des Menschenkindes seinen Mund. Und welch ein Wunder, in seinem Mund sah sie wieder das ganze Universum mit allen Wesen und Geschöpfen, den Himmel in alle Richtungen, die Berge, Kontinente und Ozeane mit Erde, Wind, Feuer, Mond und Sternen. Sie sah die Planeten kreisen, das Wasser, das Licht, das Firmament mit dem ganzen Weltraum und allen Göttern, die an Vergänglichkeit, Sinne, Gedanken und die drei natürlichen Grundqualitäten gebunden waren. Als sie diese Vielfalt zusammen mit der Lebenszeit aller Wesen, den natürlichen Instinkten, ihrem Karma und allen ihren Wünschen, die verschiedenen feinstofflichen Körper zusammen mit Vraja und sich selbst im weitgeöffneten Mund ihres Sohnes sah, war sie zutiefst erstaunt, konnte es nicht glauben und sprach:
Ist das alles ein Traum, eine göttliche Vision oder vielleicht eine Täuschung meines Geistes, oder ist das, was ich so noch nie gesehen habe, die Yoga-Kraft meines Kindes? Ich verneige mich vor dem Höchsten Herrn, der jenseits meiner Sicht ist, den ich mit meinen Gedanken nicht verstehen kann, der sich meinen Worten und Taten entzieht, aber unter dessen Herrschaft ich lebe und der mich auf dem Weg zur Befreiung führt. Diese Vorstellung, daß ich die Frau des Führers der Kuhhirten bin und wie eine Königin über allen Reichtum der Hirten an Kühen und Kälbern herrsche, erkenne ich als Illusion, denn nur Er ist der Zweck und das Ziel meines Lebens.

Nachdem Mutter Yasoda diese Erkenntnis des Herrn erreicht hatte, manifestierte der mächtige Vishnu als Meister der Illusion erneut die Magie der Liebe zu ihrem Sohn. Und als die Erinnerung an den Höchsten Herrn wieder verblaßte, zog die Mutter ihren Sohn mit einem Herzen voller Liebe und Zuneigung auf ihren Schoß. Andere verherrlichen den Herrn in seiner unvorstellbaren Größe durch die drei Veden mit Yoga, Askese, Weisheit und Philosophie, aber sie dachte einfach nur durch ihren Sohn an Ihn.

Da fragte der ehrenwerte König Parikshit:
Oh Brahmane, was waren die frommen Taten von Nanda und Yasoda, aus deren Brust der Herr seine Milch trank? Wie haben sie diesen Segen auf dem Weg zur Vollkommenheit erreicht? Denn seine wirklichen Eltern (Vasudeva und Devaki) konnten diese wunderbaren Taten des jungen Krishna nicht genießen, der die Unreinheiten der Welt vernichtet, diese vorzüglichen Taten, die noch heute von den Hochbeseelten gepriesen und verherrlicht werden.

Und Shri Suka sprach:
Als Drona, der Beste der göttlichen Vasus, zusammen mit seiner Frau Dhara bereit war, die Gebote von Brahma auszuführen, sprach er zu ihm:
Mögen wir auf Erden geboren werden und uns der Höchsten Gottheit widmen, dem Herrn und Meister des ganzen Universums, der das höchste Ziel ist und unter dessen Schutz jedes Leiden leicht erträglich wird.

Brahma antwortete „So sei es!“, und daraufhin wurde Drona mit seiner Frau Dhara in Vraja geboren, nämlich als der höchst geachtete und gepriesene Nanda mit seiner Frau Yasoda. Oh Sohn der Bharatas, das war sicherlich auch der Grund, warum sie als Eltern mit allen anderen Hirten und deren Frauen eine so große Liebe und Zuneigung zum höchsten Herrn und Wohltäter entwickelten, der als ihr Sohn erschienen war. Und um die Worte von Brahma wahr werden zu lassen, lebte Krishna zusammen mit dem allmächtigen Balarama in Vraja, um sein Spiel in der Welt (Lila) zur Freude aller zu spielen.


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