Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.7. Wie Krishna den Wagen umstürzte, Trinavarta besiegte und Yasoda belehrte

Der ehrenwerte König (Parikshit) sprach:
Oh Meister, die spielerischen Taten der Verkörperungen des Höchsten Herrn, die uns das Wesen des Herrn in Bildern symbolisch erklären, sind für unsere Ohren höchst angenehm und für unseren Geist überaus inspirierend. Wer darüber hört, wird seinen Geist reinigen und zur Zufriedenheit neigen und ein Verehrer und Freund Seiner Verehrer werden. So bitten wir dich, erzähle uns alles von Ihm. Erzähle uns von den wunderbaren Taten Krishnas, der auf menschliche Weise schon als ein kleines Kind sein Spiel in dieser Welt trieb.

Und Shri Suka sprach:
Eines Tages, als der Mond (nach drei Monaten) im Sternbild Rohini stand, konnte er sich in seiner Krippe auf den Rücken drehen. Um dies zu feiern, organisierten die Mütter ein Fest mit einem Reinigungsritual. Sie versammelten sich mit Musik und Gesang, und während Mutter Yasoda das Bade-Ritual durchführte, sangen die Brahmanen ihre Hymnen. Nachdem Nandas Frau und die anderen Frauen des Haushaltes das Ritual beendet hatten, wurden die Brahmanen, die ihre heiligen Mantras murmelten, respektvoll mit Nahrung, Kleidung, Girlanden und Kühen geehrt. Und als sie sahen, daß das Kind müde geworden war, wurde es an einen ruhigen Ort (unter einem Ochsenkarren) zum Schlafen gelegt. Und während sich alle Mütter fleißig um die Zeremonie kümmerten und all die Gäste aus Vraja nach ihren Wünschen versorgten, hörte niemand die Schreie des Kindes, das nun Hunger hatte und mit den Beinen strampelte. Der Ochsenkarren, unter dem er lag, wurde von seinen zarten Füßen getroffen, die so zart wie ein neu getriebenes Blatt waren. Da stürzte er sogleich um, so daß alle Teller und Schüsseln mit Süßigkeiten zu Boden fielen, die Räder und Achse verbogen wurden, und die Zugstange brach. Alle Männer und Frauen von Vajra, die sich hier auf Einladung von Yasoda und Nanda zur Utthana-Zeremonie versammelten hatten, wurden Zeugen dieses wundersamen Vorfalls und fragten sich, wie der Karren von selbst so beschädigt werden konnte. Doch die spielenden Kinder bestätigten den Hirten und ihren Frauen, daß es zweifellos das kleine Kind war, das zu weinen begonnen und mit einem Bein alles umgeworfen hatte. Doch sie waren sich der unvorstellbaren Kraft des kleinen Kindes nicht bewußt und konnten es nicht glauben. Sie dachten, daß es nur Kindergeschwätz war, was sie da hörten.

(Hinweis: Im heutigen Volksglauben wird der Karren als eine Verkörperung des Dämons Sakata betrachtet. Auch wird das einfache Hirtendorf gern wie die prachtvolle Hauptstadt eines Königs dargestellt.)

Mutter Yasoda hob ihren weinenden Sohn auf und gab ihm die Brust. Sie schob es auf den Einfluß eines ungünstigen Planeten und bat die Brahmanen, eine heilsame Zeremonie mit vedischen Hymnen durchzuführen. Und nachdem ein paar starke Hirten den Karren wieder aufgerichtet und die Töpfe wieder aufgeladen hatten, führten die Brahmanen mit Quark, Reis, Kusha-Gras und Wasser die vorbereitenden Rituale für ein Feueropfer durch. Nanda wußte, daß die Segen der Wahrhaften, die frei von Stolz, Neid, Gewalt und Eigennutz sind, niemals unfruchtbar bleiben. Deshalb bat er die Brahmanen zum Wohl des Kindes die vorzüglichen und heilsamen Hymnen der Saman, Rig und Yajur Veden zu singen und das Kind mit einem Gemisch von Kräutern und Wasser zu reinigen. Und als das Kind darin gebadet war, brachte der Führer der Kuhhirten ein Feueropfer dar und servierte den hochbeseelten Zweifachgeborenen eine ausgezeichnete Mahlzeit. Und um seinem Sohn wirklich den besten Segen zu sichern, spendete er als Wohltäter seine besten Milchkühe, die mit schönen Blüten und goldenen Ketten geschmückt waren. Denn die Weisen, die auch leben, was sie sprechen, und Kenner der Mantras sind, werden durch ihre Wahrhaftigkeit niemals einen Segen aussprechen, der unfruchtbar bleibt.

Eines Tages, als Yasoda das Kind auf ihrem Schoß sitzen hatte und streichelte, konnte sie plötzlich das Gewicht des Kindes nicht mehr tragen, das so schwer wie ein Felsen wurde. Höchst verwundert über das erdrückende Gewicht setzte sie das Kind auf den Boden, betete zu Narayana und wandte sich ihren weltlichen Pflichten zu. Da erschien der Dämon Trinavarta, den Kansa als seinen Diener geschickt hatte, um das sitzende Kind mit einem Wirbelsturm wegzufegen. Es entstand ein gewaltiges Rauschen, ganz Gokula wurde von Staub bedeckt, der in jede Ecke eindrang und jegliche Sicht verwehrte. Fast eine Stunde lang war das ganze Dorf vom dichten Staub in Dunkelheit getaucht. Und Yasoda konnte ihren Sohn an der Stelle nicht wiederfinden, wo sie ihn hingesetzt hatte. Auch die Hirten konnte sie nicht mehr sehen, denn der Staub hatte sich überall erhoben und alles verdunkelt. Die Mutter war völlig hilflos wegen der mächtigen Staubwolken und des starken Wirbelsturms, sah nichts mehr, warf sich zu Boden und klagte aus Angst um ihren Sohn so mitleiderregend wie eine Kuh, die ihr Kalb verloren hatte. Als dann der mächtige Sturm nachgelassen hatte und sie Nandas Sohn nirgends mehr finden konnten, wurden alle traurig und weinten gemeinsam bittere Tränen. Denn der Dämon Trinavarta hatte diese Form des Wirbelsturms angenommen, um Krishna wegzufegen. Doch als er sich mit ihm in die Lüfte erhob, wurde Krishna immer schwerer und schwerer, und so kam er bald nicht höher und verlor seine Kraft.

Er wollte diese Last, wie einen überschweren Stein abwerfen, aber das Kind ergriff ihn am Hals und würgte den Dämon, daß ihm die Augen herausquollen und er erstickt und leblos in Vraja zu Boden fiel. Die weinenden Hirtenfrauen, die sich versammelten hatten, sahen ihn vom Himmel fallen und auf der Erde mit gebrochenen Gliedern liegen, wie die dreifache Dämonenstadt Tripura fiel, als sie von Shivas Pfeil getroffen wurde. Doch alle waren völlig überrascht, als Krishna bei bester Gesundheit auf der Brust des Dämons saß, der ihn so weit in die Luft gehoben hatte. Da freuten sich die Hirten mit ihren Frauen und waren höchst glücklich, daß er aus dem Rachen des Todes gerettet und ihnen zurückgegeben worden war. Sie sprachen:
Oh wie wunderbar, daß dieses Baby, das vom Rakshasa ergriffen und davongetragen wurde, so unversehrt zu uns zurückgekehrt ist! Nun ist dieser bösartige und gewalttätige Dämon wegen seiner Sünde getötet und die unschuldigen und friedlichen Menschen von ihrer Angst befreit worden. Welcher Buße und welcher Verehrung des Einen jenseits dieser Welt haben wir das zu verdanken? Durch welchen hingebungsvollen Dienst, welche fromme Tat oder andere Wohltätigkeit, die wir übten, wurde dieses Kind, das schon so gut wie verloren war, zu unserem Glück vom Herrn gerettet und uns wiedergegeben?

So staunte auch der Hirte Nanda über all diese wunderbaren Ereignisse im großen Wald und erkannte, wie wahr die Worte von Vasudeva waren. Und seiner Frau Yasoda geschah eines Tages auch Folgendes, als sie den kleinen Jungen auf ihren Schoß nahm, um ihn an ihrer Brust zu stillen, aus der die Milch mit großer Liebe floß: Oh König, als er fertig war und die Mutter ihn sanft klopfte, um ihm beim Bäuerchen zu helfen, da sah sie dem zufrieden lächelnden Kind ins Gesicht. Und als Krishna dann rülpste und gähnte, erblickte sie in seinem Mund ein großes Wunder, nämlich den ganzen Himmel und die Erde mit allen Planeten und Sternen sowie Sonne und Mond. Sie sah Feuer, Wind, Wasser und die Erde mit allen Bergen, Wäldern, Meeren, Flüssen und Geschöpfen. Oh König, als sie das ganze Universum in ihrem Kind sah, war sie zutiefst erstaunt, aber auch erschüttert und begann, mit weit aufgerissenen Augen am ganzen Körper zu zittern.


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