Pushpak Bhagavata Purana Buch 9Zurück WeiterNews

9.18. Der Stamm von Nahusha und die Geschichte von Yayati

Der ehrenwerte Suka sprach:
Wie eine verkörperte Seele sechs Kinder hat, nämlich die fünf Sinne und das Denken, so hatte König Nahusha die fünf Söhne Yati, Yayati, Samyati, Ayati, Viyati und Kriti. Doch der älteste Sohn Yati nahm das Königreich seines Vaters nicht an, weil er wußte, daß er in dieser Position nicht ernsthaft den Weg zur Selbstverwirklichung gehen konnte. Als dann sein Vater von den Brahmanen zum Abdanken gezwungen wurde, weil er Indras Frau Sachi beleidigt hatte, und er damit auf das tierische Niveau einer Python gefallen war, wurde Yayati zum König. Er erlaubte seinen vier Brüdern die Reiche in den vier Himmelsrichtungen zu regieren und heiratete Devajani, die Tochter von Sukra (dem Lehrer der Dämonen), sowie Sarmishta, die Tochter von Vrishaparva (dem König der Dämonen).

Da fragte der König:
Der mächtige Seher Sukra war ein Brahmane, während Yayati zur Kshatriya-Kaste gehörte. Wie konnte es gegen die üblichen Gebote eine Misch-Ehe zwischen einer Brahmanin und einem Kshatriya geben?

Und Suka erzählte:
Eines Tages vergnügte sich Sarmishta, die Tochter von König Vrishaparva, die ein unschuldiges Mädchen mit leidenschaftlichem Charakter war, zusammen mit Devajani, der Tochter des Lehrers, und vielen anderen Freundinnen in einem Lustgarten der Stadt, der voll blühender Bäume und schönen Lotusseen mit sandigen Ufern war, so daß man überall das Summen der berauschten Bienen hören konnte. Als die lotusäugigen Mädchen an einem schönen See angekommen waren, legten sie ihre Kleider am Ufer nieder und begannen, sich im Wasser zu vergnügen und gegenseitig zu bespritzen. Da erblickten sie plötzlich Shiva, der zusammen mit der Göttin (Parvati) auf seinem Stier saß. Die jungen Mädchen stiegen schnell aus dem Wasser und bedeckten sich schamvoll mit ihren Kleidern. Doch ohne es zu bemerken, zog Sarmishta die Kleider von der Tochter des Lehrers an, als ob es ihre eigenen wären. Daraufhin sprach Devajani voller Stolz:
Schau dir das an, sie verhält sich wie eine Magd ohne Manieren! Wie ein Hund nach der geklärten Butter giert, die für ein Opfer bestimmt ist, hat sie meine Kleider angezogen. Von mir als Nachkomme von Bhrigu aus dem Stamm der Besten aller Heiligen, die durch ihre Askese diese ganze Welt geschaffen und den Höchsten Geist erkannt haben, die das Licht der Weisheit für den richtigen Weg lehren und für die alle Herren der Welt, die Weisen und sogar der Höchste Herr, Retter der Seelen und Gatte der Göttin, ihre Gebete darbringen - von mir hat diese niedere Tochter eines dämonischen Vaters, der ein Schüler meines Vaters ist, die schönen Kleider genommen und angezogen. Sie gleicht einem ungebildeten Shudra, der versucht, die Veden zu meistern.

Als Sarmishta, die Tochter des Königs, mit solchen harten Worten getadelt wurde, atmete sie schwer wie eine getretene Schlange, biß sich wütend auf die Lippen und sprach zur Tochter des Lehrers:
Was für ein Unsinn, du Bettlerin! Du kennst wohl deinen Platz nicht. Bist du es nicht, die vor den Türen der Häuser (auf Almosen) warten muß, wie eine hungrige Krähe?

Solch harte Worte gab Sarmishta der Tochter des Lehrers zurück, nahm ihr die Kleider weg, stieß sie in einen trockenen Brunnen und ging nach Hause. Währenddessen kam König Yayati, der gerade auf der Jagd war, zufällig zu diesem Brunnen, weil er Durst hatte. Als er das nackte Mädchen darin erblickte, übergab er ihr sein Obergewand und streckte ihr hilfsbereit die Hand entgegen, um sie aus dem Brunnen zu ziehen. Darauf sprach die Tochter von Sukra voller Liebe und Güte zu dem Helden:
Oh König, wenn du meine Hand ergreifst, oh Eroberer feindlicher Städte, dann hast du meine Hand angenommen! Möge sie von keinem anderen Mann, als von dir berührt werden! Denn die Verbindung zwischen dir und mir, die wir nun geschlossen haben, war vom Schicksal vorherbestimmt und nicht von Menschen. Nachdem ich in diesen Brunnen gefallen war, erfuhr ich deine Güte. So wisse, oh Held, daß kein gelehrter Brahmane mein Ehemann werden kann, weil Kacha, der Sohn von Vrihaspati (dem Lehrer der Götter), den ich in der Vergangenheit verflucht hatte, mich zu einer Mischehe verflucht hat (siehe MHB 1.77).

Yayati wunderte sich zwar über diese schicksalhafte Vorsehung, doch er fühlte sich von ihr angezogen und stimmte ihrem Vorschlag zu. Nachdem der König gegangen war, kehrte Devajani nach Hause zurück und erzählte ihrem Vater unter Tränen alles, was Sarmishta getan hatte, und was danach geschehen war. Der mächtige Weise wurde darüber sehr unglücklich, verurteilte sein Amt als Lehrer und lobte das arme asketische Leben. So verließ er mit seiner Tochter das Haus. König Vrishaparva verstand, daß der geistige Lehrer aus Protest so handelte, und besänftigte ihn, indem er sich zu seinen Füßen niederwarf. Daraufhin sprach der mächtige Sohn des Bhrigu, der nicht länger als eine Minute verärgert sein konnte, zu seinem Schüler: „Ich kann meine Tochter nicht ignorieren. Bitte tröste sie, oh König, und erfülle ihren Wunsch.“ Der König war bereit, diese Angelegenheit zu regeln. Und Devajani wünschte sich: „Wen auch immer mein Vater zu meinem Ehemann macht, Sarmishta soll mich wie eine Dienerin begleiten.“ So wurde Sarmishta mit ihren Gefährtinnen von ihrem Vater in den Dienst von Devajani gestellt, und sie verstand die Gefahr, die im Weggang des geistigen Lehrers bestand, und diente ihr mit tausend anderen Dienerinnen als Dienstmädchen. Und als Sukra seine Tochter mit König Yayati verheiratete, sprach er zu ihm: „Oh König, erlaube Sarmishta niemals dein Bett zu teilen!“

Als Sarmishta später sah, wie die Tochter von Sukra liebliche Kinder hatte, bat sie Yayati bei günstiger Gelegenheit an einem einsamen Ort, daß er als Ehemann ihrer Freundin auch sie als Ehefrau akzeptieren möge. Obwohl sich der König an die Worte von Sukra erinnerte, entschied er aus Pflichtgefühl im Sinne des Dharmas der Tugend und Gerechtigkeit sie als Ehefrau anzunehmen, um ihren Wunsch nach Kindern zu erfüllen. Devajani gebar die beiden Söhne Yadu und Turvasu. Und Sarmishta, die Tochter von Vrishaparva, brachte die Söhne Drahyu, Anu und Puru zur Welt. Als Devajani später erfuhr, daß Sarmishta dem König diese drei Kinder geboren hatte, kochte sie vor Wut und ging mit verletztem Stolz zum Haus ihres Vaters. Der König folgte seinem Liebling mit großem Verlangen und versuchte, sie mit liebevollen Worten und Verehrung zu besänftigen. Aber es war vergebens, und Sukra sprach zornig zu ihm: „Die lustvoller, ungezügelter und betrügerischer Mann! Möge dein Körper durch deine Wollust, oh Narr, mit allen Problemen des Alters geschlagen sein!“ Doch Yayati antwortete: „Vergib mir, denn meine Lust nach deiner Tochter ist noch lange nicht befriedigt worden, oh Brahmane.“ Und Sukra antwortete: „Gut, solange du diese Lust verspürst, kannst du deine Altersbeschwerden gegen die Jugend von einem deiner Söhne eintauschen, sofern er dazu bereit ist.“

Daraufhin sprach König Yayati zu seinem ältesten Sohn:
Oh Yadu, geliebter Sohn, bitte gib mir deine Jugend im Austausch für mein Alter! Ich bin noch nicht befriedigt in meinen sinnlichen Bedürfnissen. Du bist mein Sohn, wenn du die Last meines Alters auf dich nimmst, die dein Großvater Sukra mir auferlegt hat, dann kann ich das Leben als König noch einige Jahre genießen.

Doch Yadu erwiderte:
Ich wünsche nicht, dein Alter zu übernehmen, damit du wieder jung sein kannst. Personen wie ich können niemals von weltlichen Wünschen frei werden, wenn sie nicht die Freuden des körperlichen Glücks ausreichend genossen haben.

Oh Nachkomme der Bharatas, danach bat der Vater seine anderen Söhne Turvasu, Drahyu und Anu, aber auch sie weigerten sich, das Alter zu akzeptieren, weil sie das wahre Wesen der Seele nicht kannten und ihre vergänglichen Erfahrungen für etwas Dauerhaftes hielten. Schließlich fragte er auch Puru, den jüngsten seiner Söhne, und sprach zu ihm:
Oh mein geliebter Sohn, wirst du mich auch ablehnen wie deine älteren Brüder?

Und Puru antwortete:
Oh König und Bester der Männer, wer bekommt auf dieser Welt die Chance, seinem Vater die Körperlichkeit zurückzugeben, die er von ihm empfangen hat? Nur durch seine Güte kann man ein höheres Leben genießen. Wer nach den Wünschen seines Vaters handelt, ist der Beste, wer nach seinem Befehl handelt, ist mittelmäßig, wer ohne Respekt handelt, ist minderwertig, aber wer sich seinen Worten widersetzt, gleicht dem Kot seines Vaters.

So war Puru erfreut, die Last des Alters von seinem Vater zu übernehmen, während Yayati mit seinem jüngsten Sohn zufrieden war und sich der Jugend seines Sohnes erfreute, um die er gebeten hatte. Er regierte als König der sieben Kontinente wie ein guter Vater über seine Untertanen und genoß nach Herzenslust das weltliche Glück ohne jegliche Trübung seiner Sinne. Devajani blieb seine Lieblingsfrau, die ihren geliebten Ehemann Tag und Nacht durch Körper, Gedanken und Worte und allem, was dazugehört, mit göttlicher Glückseligkeit versorgte. Darüber hinaus brachte Yayati verschiedenste Opfer mit reichen Gaben für den Höchsten Herrn der Opfer dar, der Gottheit, dem Gewährer aller Göttlichkeit und Ziel von allem vedischen Wissen. Denn in ihm erscheint die ganze Schöpfung in ihrer großen Vielfalt wie die Wolkenberge am Himmel. Darüber hinaus gibt es keine Verkörperung, und so entsteht diese Welt wie eine Illusion, die der Geist in seinem Traum erzeugt. Er verehrte Vasudeva als einzigen Herrn in seinem Herzen, als Narayana, der in allen Wesen lebt, aber für niemanden sichtbar ist, und betete zum Höchsten Herrn um die Befreiung vom Verlangen. Denn obwohl er tausend Jahre lang mit seinem Verstand und den fünf Sinnen in einer Vorstellung des höchsten weltlichen Glücks lebte, konnte er als König der ganzen Erde mit seinen gegensätzlich empfindenden Sinnen keine wahre Befriedigung finden.


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