Pushpak Bhagavata Purana Buch 9Zurück WeiterNews

9.19. König Yayati erreicht die Befreiung von den Fesseln der Lust

Der ehrenwerte Suka sprach:
Als Yayati erkannte, wie er von sinnlicher Lust bewegt und daher von Frauen beherrscht wurde, handelte er mithilfe seiner Intelligenz dagegen. Enttäuscht erzählte er seiner Frau (Devajani) die folgende Geschichte:
Oh Tochter des Sukra, bitte höre diese Geschichte von einem Mann in dieser Welt, der wie ich an seine Art gebunden war, ein Los, das von den hochbeseelten Waldeinsiedlern beklagt wird. Einst suchte ein Ziegenbock im Wald nach Nahrung für sich. Da fand er zufällig eine schöne Ziegen-Dame, die aufgrund ihrer eigenen Taten in einen Brunnen gefallen war. Von sinnlicher Wollust motiviert dachte der Ziegenbock nach, wie er sie befreien könnte. Da schaufelte er mit seinen Hörnern einen Weg in den Brunnen, damit sie heraussteigen konnte. Als sie den herrlichen Ziegenbock mit seinen starken Hüften erblickte, wünschte sie ihn als ihren Gatten, wie schon viele andere Ziegen der Umgebung. Denn er war kräftig, hatte eine schönen Bart und versprach, ein fruchtbarer Mann und vorzüglicher Liebhaber zu sein, sozusagen der Beste von allen Böcken. Und weil er der einzige Bock in der Umgebung war, genoß er viele Ziegen und wurde immer wieder von seiner Begierde überwältigt. Doch als die Ziege, die er aus dem Brunnen befreit hatte, ihren Geliebten sah, wie er sich auch mit anderen Ziegen erfreute, konnte sie das nicht tolerieren. Sie beschimpfte ihn als einen Lüstling und untreuen Verräter, der sich als Freund ausgab, aber nur der sinnlichen Lust nachjagte. Enttäuscht verließ sie ihn, um zu ihrem Vater zurückzukehren. Der von ihr beherrschte Ziegenbock folgte ihr kläglich und versuchte, sie auf dem Weg mit lieben Worten zu beruhigen, wie es Ziegen mögen. Aber er konnte sie nicht beruhigen. Der Herr der Ziege war ein Brahmane und schnitt dem Bock verärgert die herabhängenden Hoden ab. Später bereute er seine Tat und brachte sie aus Eigennutz mit Hilfe seiner Yoga-Kraft wieder an. Oh liebste Frau, der Ziegenbock genoß nun mit seinen wiederhergestellten Hoden viele lange Jahre das Glück der sinnlichen Liebe mit der Ziege, die er aus dem Brunnen gerettet hatte, doch bis heute sind seine lustvollen Wünsche nicht befriedigt.

In gleicher Weise, oh schönäugige Dame, bin ich ein geistig verarmter Mann geworden, der mit den Ketten sinnlicher Liebe an dich gebunden ist. Durch diese geistige Verwirrung konnte ich mein wahres Selbst nicht erkennen. Denn der Geist von dem, der ein Opfer der Wollust wurde, kann mit allen Genußmitteln, Nahrung, Gold, Tieren und Frauen dieser Welt keine Befriedigung finden. Die Lust der Lustvollen kann niemals durch Genuß befriedigt werden. Sie wird nur zunehmen, wie ein Feuer, das man mit geklärter Butter füttert. Nur wer keinen Eigennutz sucht und keine Wesen verletzt, kann alles mit dem ausgeglichenen Auge der Einsicht betrachten und in jeder Richtung glücklich sein. Wer also wahres Glück sucht, sollte die Begierde aufgeben, die für unwissende Menschen so schwer aufzugeben ist, denn sie ist die Ursache aller Sorgen und Leiden. Deshalb sollte ein Mann sogar seiner Mutter, Schwester oder Tochter nicht allzu nahekommen, denn die sinnliche Lust kann so mächtig sein, daß sogar Hochgelehrte schwach werden können. Obwohl ich tausend Jahre lang die Begierden meiner Sinne genoß, vermehren sich diese Begierden immer noch. Ich werde daher die sinnliche Begierde aufgeben und mich auf die vollkommene Wahrheit konzentrieren. Frei von der Anhaftung an die Gegensätze und ohne illusorische Identifikation werde ich mit den Tieren in den Wäldern wandern. Man sollte erkennen, daß alle sinnlichen Wahrnehmungen in dieser Welt von vorrübergehender Natur sind. Man sollte sich darüber nicht allzu viele Gedanken machen oder nach ihnen streben. Wer sich bewußt wird, daß sie das Rad der weltlichen Existenzen antreiben und das wahre Selbst vergessen lassen, ist auf dem Weg zur Selbstverwirklichung.

Nachdem Yayati, der Sohn von Nahusha, so zu seiner Frau gesprochen hatte, gab er alle sinnlichen Begierden auf, nahm sein Alter wieder an und gab Puru seine Jugend zurück. Er ernannte seinen Sohn Drahyu zum König der südöstlichen Länder, Yadu zum König der südlichen Länder, Turvasu zum König der westlichen und Anu zum König der nördlichen. Doch das gesamte Königreich mit allem Reichtum übergab er der Herrschaft von Puru, den auch die Bürger liebten. So krönte er ihn zum Kaiser über seine älteren Brüder und ging, nachdem er alles erledigt hatte, in die Wälder. So viele Jahre hatte er das Leben mit den fünf Sinnen und Gedanken genossen. Das alles gab er in diesem Augenblick auf, wie ein Vogel sein Nest verläßt, wenn er flügge geworden ist. Damit wurde er von seinem Eigensinn und der Herrschaft der drei natürlichen Grundqualitäten befreit, als er das wahre und ursprüngliche Selbst erkannte. In reiner Transzendenz erreichte er die vollkommene Wahrheit des Brahman, das höchste Ziel aller Verehrer des Höchsten Herrn Vasudeva.

Als nun Devajani die Geschichte über die Ziegen gehört hatte, die auf sarkastische Weise die Liebe zwischen Mann und Frau erklärte, erkannte sie den Bezug zur Selbstverwirklichung. Sie verstand, daß das Zusammenleben mit Verwandten und Freunden, die alle dem Naturgesetz der Zeit unterliegen, dem Treffen von Reisenden an einem Brunnen gleicht, um ihren Durst zu löschen. Es ist alles eine Schöpfung (aus dem Karma) durch die Illusions- und Schöpferkraft des Höchsten Herrn. Und so gab auch die Tochter von Sukra all ihren Eigensinn in dieser traumähnlichen Welt auf, konzentrierte sich ganz auf Krishna und schüttelte die Sorgen um ihren eigenen Körper ab. Verehrung dem Höchsten Herrn Vasudeva, dem Schöpfer von Allem, der in allen Wesen und an allen Orten wohnt. Verehrung dem Herrn der vollkommenen Zufriedenheit, dem Größten und Höchsten von Allem!


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