Pushpak Bhagavata Purana Buch 8Zurück WeiterNews

8.11. Der Sieg der Götter

Der ehrenwerte Suka sprach:
Als danach durch die Güte des Höchsten Herrn die Götter ihren Mut wiedererlangt hatten, nahmen Indra, Vayu und die anderen Götter unverzüglich den Kampf gegen die dämonischen Truppen wieder auf, von denen sie in der Schlacht zurückgetrieben worden waren. Und der mächtige Indra erhob im Zorn gegen Vali, den Sohn von Virochana, seinen Donnerblitz, daß die Dämonen ringsherum erschrocken aufschrien. Da sprach der Götterkönig zu Vali, der sich wohlgerüstet auf dem großen Schlachtfeld bewegte mit tadelnden Worten:
Oh du Betrüger und Narr, du willst mit Täuschung herrschen und mit Illusion einen Sieg gewinnen. Du versuchst, uns zu besiegen, die durch Illusion nicht besiegbar sind, als wären wir Kinder, die man ablenkt, um ihnen ein Spielzeug wegzunehmen. Wer mit Betrug um Freiheit kämpft ist ein Feind der Götter, den ich unterwerfen werde. Solchen Narren werde ich nie die Freiheit des Himmels gewähren. Ich werde dir heute mit deiner Gaukelei ein Ende setzen und mit meinem hundertfach gezackten Donnerblitz den Kopf abschlagen. Oh du Übelgesinnter, stell dich mit deinen Schergen zum Kampf!

Doch darauf antwortete Vali:
Alle, die hier auf dem Schlachtfeld kämpfen, unterliegen den Gesetzen der schicksalhaften Zeit, die Ruhm und Sieg oder Niederlage und Tod bestimmt. Die Weisen sehen, wie dieses ganze Universum von der Zeit (Kala) bestimmt wird und geben sich weder übermäßiger Sorge noch Freude hin. Das ist dir offenbar nicht bewußt. Deshalb können uns deine tadelnden Worte nicht treffen, die ohne Weisheit sind, denn auch ihr seid nur Knechte der Zeit.

So tadelte Vali als tapferer Held den Götterkönig Indra und griff ihn erneut mit eisernen Pfeilen an, für die er seinen Bogen bis zum Ohr spannte. Doch der Gott, der auf diese Weise vom redegewandten Feind verspottet wurde, blieb von den Worten unbewegt, wie ein Elefant, der mit einem Grashalm geschlagen wurde. Dann schleuderte der Meister im Kampf seinen unfehlbaren Donnerblitz gegen Vali, der nun mit seinem himmlischen Wagen zu Boden stürzte, wie ein Berg mit abgeschlagenen Flügeln. Als sein engster Freund Jambha sah, wie Vali fiel, bewies er seine Freundschaft und griff Indra an. Er ritt auf einem Löwen und schlug seine Keule mit gewaltigster Kraft gegen die Schulter von Indras Elefanten, so daß er schwer getroffen auf die Knie sank und bewußtlos zu Boden fiel. Daraufhin fuhr Matali, der Wagenlenker von Indra, mit seinem Streitwagen vor, der von tausend Pferden gezogen wurde, und Indra bestieg den Wagen und ließ seinen Elefanten zurück. Als Jambha diese Hilfestellung des Wagenlenkers sah, lächelte der Beste der Dämonen und schlug ihn mit seinem flammenden Dreizack. Matali mußte sich abstützen, doch er konnte den brennenden Schmerz ertragen. Daraufhin wirbelte Indra voller Zorn seinen Donnerblitz und schlug Jambha den Kopf ab. Als dessen Verwandten vom Heiligen Narada hörten, daß er getötet worden war, stürmten Namuchi, Vala und Paka heran, beleidigten Indra mit groben Flüchen, um ihn im Herzen zu verletzen, und bedeckten ihn mit Pfeilen, wie ein Berg vom strömenden Regen eingehüllt wird. Auch die tausend Pferde von Indra wurden mit tausend Pfeilen angegriffen, die alle auf einmal abgeschossen wurden. Weitere zweihundert Pfeile schoß Paka gleichzeitig gegen den Wagenlenker Matali, und das war wirklich eine bemerkenswerte Leistung in dieser Schlacht. Weitere fünfzehn allmächtige Pfeile mit goldenen Federn schoß Namuchi, die so laut wie Donnerblitze durch die Luft schwirrten. Auf diese Weise wurden Indra und sein Wagenlenker von den Dämonen ringsherum mit einem so dichten Schauer von Pfeilen bedeckt, daß beide völlig darin verschwanden, wie die Sonne hinter den Wolken während der Regenzeit. Als die Götter ihren König nicht mehr sehen konnten, begannen sie, unter dem Druck und der scheinbaren Überlegenheit des Feindes zu leiden und fühlten sich wie Händler, die mitten auf dem Meer einen Schiffbruch erlitten. Doch Indra, der sogar die Mächtigsten überwältigen konnte, gelang es zu ihrer Freude, sich zusammen mit seinem Wagenlenker, den Pferden und dem Wagen aus dem Pfeileregen zu befreien und erstrahlte nun wieder in alle Richtungen des Himmels und der Erde wie die Sonne am Ende der Nacht.

Oh König, als der Gott sah, wie seine Armee in der Schlacht vom Feind bedrängt wurde, ergriff er zornig seinen Donnerblitz, um den Gegner zu schlagen. Vor den Augen ihrer Verwandten schlug er mit dem Donnerblitz die Köpfe von Vala und Paka ab, um den Dämonen das Fürchten zu lehren. Da erhob sich Namuchi, der zum Zeuge des Todes der beiden wurde, voller Haß und Zorn und versuchte mit aller Kraft, Indra zu töten. Mit einem eisernen Speer in der Hand, der mit Gold verziert und Glöckchen behangen war, stürmte er wütend gegen den Götterkönig, brüllte wie ein Löwe „Jetzt bist du tot!“ und schleuderte die Waffe auf seinen Feind. Doch der Götterkönig sah den Speer schnell heranfliegen, zertrümmerte ihn noch im Flug und schlug den Dämon mit seinem Donnerblitz, um ihn zu köpfen. Doch welch ein Wunder, die mächtige Waffe, mit der er damals den übermächtigen Dämon Vritra durchbohrte, konnte nicht einmal die Haut von Namuchi ankratzen. Angesichts dieser Unwirksamkeit seines unfehlbaren Donnerblitzes bekam Indra plötzlich große Angst vor dem Feind und fragte sich:
Was ist das? Welche übernatürliche Kraft läßt so ein Wunder auf Erden geschehen? Mit diesem Donnerblitz habe ich früher die Flügel der fliegenden Berge abgeschlagen, weil sie mit ihrem großen Gewicht der Menschheit überaus gefährlich wurden. Auch der Dämon Vritra, der durch die Entsagung des Gottes Twashtri so mächtig geworden war, konnte damit getötet werden, wie viele andere übermächtige Wesen, die für alle anderen Waffen unschlagbar waren. Und jetzt bleibt dieser Donnerblitz unwirksam, der so stark wie die Brahma-Waffe ist, und kann diesen viel schwächeren Dämon nicht einmal ankratzen. Was nützt mir diese unwirksame Waffe noch?

Als Indra so klagte, hörte er eine körperlose Stimme aus dem klaren Himmel, die sprach:
Oh Götterkönig, dieser Dämon wurde gesegnet, daß er durch nichts Trockenes oder Nasses getötet werden kann. Deshalb kann er nicht verletzt werden, weil ich ihm diesen Segen selbst gewährt habe. Oh Indra, du mußt dir ein anderes Mittel ausdenken, um deinen Feind zu bekämpfen.

Nachdem Indra diese himmlische Stimme vernommen hatte, meditierte er darüber und erkannte, daß Schaum der einzige Weg sein mußte, weil er weder trocken noch naß war. Und so schlug er mit der Macht des Schaumes den Kopf von Namuchi ab. Daraufhin jubelten die Weisen und beschenkten den mächtigen Götterkönig mit Blumengirlanden. Die führenden Gandharvas Viswavasu und Paravasu sangen Hymnen, die Götter ließen die himmlischen Pauken erklingen, und die Apsaras tanzten vor Freude. Oh König, nun begannen auch Vayu, Agni, Varuna und andere Götter mit neuer Kraft die Scharen der kriegerischen Dämonen zu überwältigen, wie Löwen eine Herde Hirsche. Doch daraufhin schickte Brahma den himmlischen Heiligen Narada zu den übermächtigen Göttern, um ihnen die völlige Vernichtung zu verbieten, die den Dämonen drohte. Und Narada sprach:
Unter dem Schutz der Gnade und den Waffen von Narayana habt ihr alle den Nektar der Unsterblichkeit getrunken. Weil ihr dieses Vermögen gewonnen habt, müßt ihr jetzt mit dem Kampf aufhören.

Die Götter akzeptierten die Worte des Heiligen, zügelten ihren Zorn und kehrten unter dem Lob der Verehrer in ihre himmlischen Wohnstätten zurück. Und die Dämonen, welche die Schlacht überlebt hatten, nahmen die leblosen Körper von Vali und anderen und trugen sie nach dem Gebot von Narada zum Berg Asta. Dort wurden die Körper, deren Gliedmaßen oder Köpfe nicht abgetrennt waren, von ihrem Lehrer Sukra wieder belebt, weil er die geheime Kunst der Wiederbelebung beherrschte. Auch Vali wurde von Sukra (Usanas) ins Leben zurückgeholt, der so viel weltliche Weisheit hatte, daß er sich trotz seiner Niederlage nicht beklagte, sein Gedächtnis und die Sinne wiedererlangt zu haben.


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