Pushpak Bhagavata Purana Buch 7Zurück WeiterNews

7.10. Die Gaben des Höchsten Herrn

Der heilige Narada sprach:
Obwohl Prahlada noch ein Junge war, betrachtete er jeden weltlichen Gewinn, den er durch seine liebende Hingabe im Bhakti-Yoga gewann, als Hindernis auf dem Weg. Und dies sagte er auch mit einem Lächeln dem Herrn der Sinne.

Prahlada sprach:
Bitte verführe mich nicht, denn aufgrund meiner Geburt unter den Dämonen werde ich durch jeden weltlichen Gewinn an körperlichen Genuß gebunden. Aus Furcht vor dieser körperlichen Anhaftung entstand ja der Wunsch nach Befreiung, so daß ich Zuflucht bei dir suchte, um die Anhaftung zu lösen. Oh Herr, du sendest deine ergebenen Diener in diese Welt des Verlangens, um ihren Geist zu prüfen, denn die Lust nach Sinnesgenuß ist die Hauptursache für das Wandern durch die Welt, die im Herzen zu finden ist. Oh höchster Lehrer der gesamten Schöpfung, weil du so gütig mit deinen Wesen bist, funktioniert die Welt auf diese Weise. Wer körperliche Vorteile von dir wünscht, wird sie bekommen, obwohl er dann weniger dein ergebener Diener ist, sondern eher ein Kaufmann (der für persönlichen Gewinn handelt). Wer jedoch weltliche Vorteile von seinem geistigen Lehrer erwartet, ist nicht wirklich ein Diener. So dient auch ein Lehrer nicht dem Wohl des Dieners, der ihm für persönlichen Gewinn weltliche Vorteile gewähren will. Für mich gibt es in der liebenden Hingabe keinerlei Verlangen nach irgendwelchen persönlichen Wünschen, noch förderst du als wahrer Meister das Verlangen in uns, wie auch ein König seine Diener behandeln sollte. Oh Herr der Segen, wenn du mir einen Wunsch erfüllen möchtest, dann bitte ich um den Segen, daß keine lüsterne Begierde mehr in meinem Herzen wachsen möge. Sobald die Begierde erscheint, werden Sinnesbewußtsein, Denken, Lebensatem, Körperbewußtsein, Dharma, Geduld, Weisheit, Scham, Wohlstand, Stärke, Erinnerung und Wahrhaftigkeit davon überwältigt. Nur wer alle Begierden aufgibt, die man durch körperliche Anhaftung im Herzen findet, ist deiner Herrlichkeit würdig, oh Herr mit den Lotusaugen. OM! Verehrung dem Herrn der Herrlichkeit, dem ursprünglichen Höchsten Geist, dem Höchsten Herrn in Gestalt von Narasimha, der Höchsten Seele und der reinen Wahrheit des Brahman.

Darauf antwortete der Höchste Herr:
Wahrlich, Verehrer wie du, die allein mir gewidmet sind, wünschen weder in dieser noch der jenseitigen Welt einen persönlichen Gewinn von mir. Deshalb mögest du dich noch über dieses ganze Manwantara (die Regierungszeit eines Manus) an allen Reichtümern der Dämonen in dieser Welt erfreuen. Widme dich meinen heilsamen Geschichten und sei ganz in mich vertieft, der in deinem Herzen als der Eine wohnt, und der in allen Wesen gegenwärtig ist. Verehre mit ganzer Weisheit den Höchsten Herrn, der alle Opfer empfängt, und gib das eigennützige (karmische) Handeln auf. Erfreue dich in der Welt an deinem angesammelten Verdienst, besiege fromm jede Sünde und sammle kein neues Karma an. Entsage im Reich der Vergänglichkeit deinem Körper und erhebe deinen Ruf sogar in die Welten der Götter. So wirst du von jeder Anhaftung befreit zu mir zurückkehren. Und auch jeder, der das Gebet rezitiert, das du mir dargebracht hast, und sich an mich und dich erinnert, wird im Laufe der Zeit von der Knechtschaft seines Karmas befreit.

Da sprach Prahlada:
So bete ich um folgenden Segen von dir, oh Herr der Segen und höchster Führer. Mein Vater, der deine Stärke und Vorherrschaft nicht kannte, hatte aufgrund seines durch Zorn verunreinigten Herzens eine falsche Vorstellung von dir, oh Meister und Lehrer der Welten. Er betrachtete dich als Mörder seines Bruders und verurteilte dich. So handelte er auch mir gegenüber, deinem Verehrer, mit größter Sünde. Möge mein Vater von dieser größten und am schwersten zu überwindenden Sünde gereinigt werden. Möge der Anblick deiner Verkörperung als Menschlöwe seine Reinigung bewirken, oh Vater der Barmherzigkeit.

Und der Höchste Herr antwortete:
Oh Sündloser, mit der Reinigung deines Vaters sind auch deine Vorfahren bis zu einundzwanzig Generationen gereinigt worden. Weil du, oh heiliger Junge, in dieser Familie deine Geburt genommen hast, wurdest du zum Reiniger deines Stammes. Denn wo auch immer meine Verehrer voller Frieden und Ausgeglichenheit mit Weisheit das Wohl aller Wesen suchen, werden alle Anwesenden gereinigt, sogar die Übelsten der Gesellschaft. Oh Prinz der Dämonen, du wirst niemals ein Lebewesen, ob hoch oder niedrig geboren, in irgendeiner Weise verletzen, weil du in deiner Liebe zu mir alle eigennützigen Begierden aufgegeben hast. Wer in dieser Welt in deine Fußstapfen tritt, wird mein wahrhafter Verehrer werden, denn du bist das beste Vorbild dafür. Mein Kind, du solltest jetzt die Totenriten für deinen Vater durchführen, der durch meinen Anblick in jeder Hinsicht gereinigt wurde und sich somit in die Welten der besseren Menschen erheben wird. Nimm den Thron deines Vaters an, mein Lieber, richte deinen Geist auf mich und erfülle deine Aufgabe in dieser Welt, wie es die vedische Tradition gebietet.

Und der heilige Narada fuhr fort:
Oh König Yudhishthira, wie vom Höchsten Herr geboten, führte Prahlada alle Totenriten für seinen Vater durch und wurde von den Brahmanen zum König gekrönt. Brahma hatte alles miterlebt und strahlte voller Freude, weil der Herr nun wieder beruhigt war. So betete er mit reinen Worten zu Lord Narasimha und sprach in Gegenwart aller anderen Götter:
Oh Gottheit und Besitzer des Universums, oh reine Liebe zur gesamten Schöpfung, oh Erstes aller Wesen, du hast dich (zum Wohle deiner Verehrer) entschlossen, diesen zutiefst sündigen Dämon zu töten, der die Welt so sehr bedrückte. Ich gewährte ihm den seltenen Segen, daß er von keinem Geschöpf getötet werden oder durch asketische, mystische oder physische Kräfte sterben konnte. Doch weil er so stolz war, übertrat er alle Gebote. Sein Sohn, der schon als Kind ein großer Heiliger und Verehrer war, wurde glücklicherweise aus den Fängen des Todes befreit und genießt jetzt deinen Schutz, wie du es wünschst. Denn all denen, die einem Feind begegnen und über deine Allgegenwart meditieren, oh Höchste Seele, wirst du, oh Allmächtiger, zum Beschützer vor allen Arten der Angst, sogar vor dem Tod.

Der Höchste Herr antwortete:
Oh Lotusgeborener, du solltest Dämonen keinen solchen Segen mehr geben, die grausam und ohne Mitgefühl handeln. Das ist, als würde man eine giftige Schlange mit Milch füttern.

Der Heilige Narada fuhrt fort:
So sprach der Höchste Herr, oh König, und nachdem er vom Vater der Geschöpfe verehrt worden war, verschwand Er wieder, der normalerweise keine Gestalt hat und für gewöhnliche Lebewesen unsichtbar ist. Dann verneigte sich Prahlada vor Brahma, Shiva und den anderen Göttern und Stammvätern, die Teilaspekte des Höchsten Herrn sind, und brachte mit Gebeten seine Ehrerbietung dar. Daraufhin ernannte ihn Brahma mit der Zustimmung von Sukra und den anderen Weisen zum König über alle Dämonen. Und nachdem er von Brahma und den anderen Göttern geehrt war, gratulierten ihm auch alle anderen Himmlischen, wünschten ihm alles Gute und kehrten in ihre Wohnstätten zurück. So geschah es, daß die beiden Diener von Vishnu (die beiden Torhüter zum Reich von Vishnu), die als Söhne der Diti wiedergeboren waren und wie seine Feinde handelten, vom Höchsten Herrn getötet wurden, der im innersten Herzen aller Wesen wohnt. Daraufhin wurden die beiden, die von den Brahmanen (den Kumaras) verflucht wurden, als die Dämonen Kumbhakarna und der zehnköpfige Ravana wiedergeboren und Dank der besonderen Kräfte von Rama vom Höchsten Herrn erneut besiegt. Als ihre Herzen von Ramas Pfeilen durchbohrt waren, und sie auf dem Schlachtfeld starben, gaben sie ihre Körper auf, während ihre Gedanken auf Ihn gerichtet waren, wie auch in ihrer vorherigen Geburt. Daraufhin wurden sie in dieser Welt als die Könige Sisupala und Dantavakra wiedergeboren, kämpften erneut mit (der Verkörperung von) Krishna und verschmolzen schließlich in seiner Gegenwart im Höchsten Herrn. Auch andere Könige, die Krishna bekämpften, wurden nach ihrem Tod von der Last ihrer angesammelten Sünden befreit, wie sich gefräßige Raupen verpuppen und als Schmetterlinge in die Lüfte erheben. So kehrten diese Könige durch ihr beständiges Denken an Krishna in ihre wahre Heimat zurück und erreichten dasselbe höchste Wesen, wie die hingebungsvollen Verehrer des Höchsten Herrn.

Oh Yudhishthira, all dies habe ich dir erklärt, um deine Frage zu beantworten, wie Sisupala und andere Könige trotz ihrer Feindschaft das Höchste erreichen konnten. Dazu habe ich dir von der unergründlichen Höchsten Seele und dem Höchsten Herrn erzählt, sowie von seinen Verkörperungen, um die übermächtigen Dämonen zu besiegen. Diese Geschichten beschreiben das Wesen der Hingabe, der spirituellen Erkenntnis und der Entsagung des erhabenen Verehrers Prahlada. Versuche diese Geschichten (in ihrer Symbolik) zu verstehen und entdecke, was dem Höchsten Herrn gehört, dem Meister der Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, was seine Eigenschaften und sein Wirken sind, die Weisheit, die er vermittelt und wie er jenseits der Vergänglichkeit aller höheren und niederen Geschöpfe steht, wie weit sie auch kulturell entwickelt sein mögen. Mit Hilfe dieser Geschichten, die vom Jenseitigen und der Vollkommenheit handeln, kann man den Dharma-Weg der liebenden Hingabe zum Höchsten Herrn und zur höchsten Erkenntnis der Einheit erkennen. Wer diese heiligen Geschichten über die höchste Kraft von Vishnu achtsam studiert und mit liebender Hingabe verinnerlicht, wird von der Verstrickung in eigennütziges Handeln befreit. Wer mit großer Achtsamkeit diese Geschichten über den Besten aller hingebungsvollen Verehrer, den Sohn des Dämons, liest oder hört und erkennt, wie sich der Höchste Herr als Menschlöwe verkörperte und den Dämonenkönig tötete, der so stark wie ein Elefant war, wird die geistige Welt erreichen, in der man nichts mehr zu befürchten hat. Oh König, so bist auch du höchst gesegnet, weil der Höchste Herr der Vollkommenheit, den alle Heiligen suchen, um die Welten zu reinigen, in menschlicher Verkörperung (als Krishna) in deinem Haus wohnt. Er ist das Brahman der reinen Wahrheit, den alle Hochbeseelten suchen. Er, der sich als dein Neffe verkörpert hat, dein liebster Wohltäter, ist die Einheit der transzendentalen Glückseligkeit und die Quelle allen Lebens. Er, der dir auch als Lehrer dient, ist der Höchste Herr, der als ganzheitlicher Körper des Universums und der Höchsten Seele verehrt wird. Nicht einmal Gott Brahma oder Shiva können ihn durch Meditation im Grunde sehen oder in seiner wahren Form beschreiben. Möge dieser Höchste Herr aller Verehrer mit der Stille, die wir üben, sowie mit unserer Hingabe, Gelassenheit und Anbetung zufrieden sein. Oh König, dieser Höchste Herr hat damals vor langer Zeit sogar die Ehre von Gott Shiva wiederhergestellt, die vom Dämon Maya ruiniert wurde, der aufgrund seiner mächtigen Gestaltungskraft beispiellose Macht besaß.

Da fragte König Yudhishthira:
Oh Heiliger, bitte erzähle uns, aus welchem Grund und durch welche Tat Gott Shiva, der das ganze Universum beherrscht, vom Dämon Maya überwältigt wurde und wie er mit Hilfe von Krishna seinen Ruf wiederherstellte.

Darauf sprach der heilige Narada:
Als die Dämonen einst im Kampf gegen die von Krishna gestärkten Götter umfassend besiegt worden waren, suchten sie ihren Schutz bei Maya, dem Mächtigsten der Dämonen, der ein großer Yogi war. Der Dämon baute drei große und mächtige Städte aus Gold, Silber und Eisen, die wunderbarerweise fähig waren, sich in vielen Formen zu bewegen und schwer zu erkennen waren. Aus dieser verborgenen Festung begannen die Dämonen, die sich ihrer wesenhaften Feindschaft mit den Göttern der drei Welten bewußt waren, die Welt zu verwüsten. Daraufhin begaben sich die göttlichen Herrscher der drei Welten zu Shiva, fielen ihm hingebungsvoll zu Füßen und sprachen: „Oh großer Gott, bitte rette uns, deine Verehrer, denn wir werden von den Dämonen der dreifachen Stadt Tripura überwältigt.“ Der allmächtige Herr gewährte seine Gunst und sprach zu den Göttern: „Fürchtet euch nicht!“ Daraufhin legte er einen Pfeil auf seinen mächtigen Bogen und richtete ihn auf die dreifache Stadt. Und als der Pfeil davonflog, leuchtete er so hell wie die Sonne, so daß die Städte nicht mehr zu sehen waren. Unter diesem Angriff fielen die Dämonen der Städte leblos zu Boden, doch der mächtige Dämon Maya nutzte seinen Yoga-Kraft und tauchte sie nacheinander in einen Brunnen voll Nektar der Unsterblichkeit. Vom himmlischen Nektar berührt, erhoben sie sich wieder vom Totenbett so stark wie Donnerblitze, die den Himmel spalten konnten. Als der allmächtige Vishnu sah, wie die Tat von Shiva vereitelt wurde, überlegte er, welche Maßnahmen hier angebracht waren. So nahm Vishnu die Gestalt einer heiligen Kuh an und Brahma die Gestalt eines Kalbes. Und beide betraten am hellerlichsten Tage die dreifache Stadt, um den Nektar-Brunnen leerzutrinken. Obwohl die Dämonen es sahen, konnte sie es in ihrer Verwirrung nicht verhindern. Auch der große Yogi Maya erkannte, was geschah, betrachtete es als eine göttliche Bestimmung und sprach zu den Wächtern des Brunnens, die nach der Freude über ihren Sieg jetzt ganz entmutigt waren:
Weder Götter, Dämonen, Menschen oder andere Wesen können in dieser Welt verhindern, was für sie selbst, für andere oder für alle bestimmt ist.

Darauf wurde Shiva vom Höchsten Herrn mit allem Nötigen (zum weltlichen Kampf) ausgerüstet, mit Streitwagen und Wagenlenker, Banner, Pferden, Elefanten, Schild, Pfeilen und Bogen, die ihre jeweilige Macht aus Dharma, Weisheit, Entsagung, Askese, Herrlichkeit, Tatkraft und anderen Fähigkeiten des Höchsten Herrn empfingen. Oh König, so saß Shiva auf seinem Wagen und legte wieder einen Pfeil auf den Bogen. Und mit diesem Pfeil setzte Shiva als Herr und Meister die so schwer zu überwindende dreifache Stadt in Brand. All die Götter, Heiligen, Ahnen, Siddhas und Herrscher der Welten jubelten auf ihren himmlischen Wagen „Sieg!“ und „Heil!“, die himmlischen Pauken erklangen, es regnete himmlische Blüten herab, die Gandharvas sangen und die Apsaras tanzten. Und nachdem der mächtige Shiva die dreifache Stadt Tripura zu Asche verbrannt hatte und von Brahma und den anderen Himmlischen verherrlicht worden war, kehrte er in sein Reich zurück.

Was soll ich dir noch über den höchsten Herrn und Lehrer des Universums erzählen, der mit seiner transzendentalen Macht in der Welt der Menschen erscheint, wo er in Gestalt sterblicher Wesen die großen Heldentaten vollbringt, von denen die Heiligen und Weisen erzählen, um alle Welten zu reinigen?


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter