Pushpak Bhagavata Purana Buch 7Zurück WeiterNews

7.11. Das Dharma der vier Kasten

Der ehrenwerte Suka sprach:
Nachdem Yudhishthira diese heilige Geschichte über Prahlada, den Besten der Verehrer gehört hatte, der zum König der Dämonen wurde und jenem Herrn diente, der die ganze Erde mit nur einem Schritt durchmaß, stellte er Narada, dem Sohn von Brahma, weitere Fragen.

Yudhishthira bat:
Oh Heiliger, bitte erzähle noch mehr über das Dharma der Tugend und Gerechtigkeit in den Kasten und Lebensweisen der menschlichen Gesellschaft, womit auch die gewöhnlichen Menschen ein gutes Leben finden. Oh Hochbeseelter, du bist ein direkter Sohn unseres Großen Vaters (Brahma). Wegen deiner Entsagung, Yoga-Verwirklichung und Meditation betrachtet man dich, oh Brahmane, sogar als Besten seiner Söhne. Unter allen Verehrern von Narayana bist du der Weise, der das Dharma am tiefgründigsten kennt. Und darüber hinaus gibt es keinen Heiligen, der so barmherzig, erhaben und friedlich ist, wie du.

Und der Heilige Narada antwortete:
Verehrung dem Höchsten Herrn, dem Ungeborenen, der das Dharma im gesamten Universum bewahrt! Ich werde dir das ewige Dharma erklären, wie ich es aus dem Munde von Narayana gehört habe, der von König Dharma gezeugt und von Dakshas Tochter geboren wurde, der als eine Verkörperung von Nara herabstieg und noch heute zum Wohle aller Wesen in der Einsiedelei von Vadari (in den Bergen des Himalaya) Entsagung übt. Oh König, Seele, Geist und Körper finden ihre vollkommene Befriedigung nur in Bhagavan, dem Höchsten Herrn, der die Essenz allen vedischen Wissens, die Wurzel des Dharmas und die Erinnerung der Weisen ist. Oh König, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, Mäßigung, Reinheit, Toleranz, Achtsamkeit, Gelassenheit, Zügelung, Freundlichkeit, Großmut, Enthaltsamkeit, Vedenstudium, Aufrichtigkeit, Zufriedenheit, Hingabe, Schweigsamkeit, Uneigennützigkeit, Freigebigkeit, Selbsterkenntnis, Verherrlichung und Erinnerung des Höchsten Herrn, der alle Wesen beschützt, seine Anbetung und Befriedigung durch liebende Hingabe und allen Wesen ein guter Freund zu sein, das sind dreißig Eigenschaften, die dem heilsamen Dharma entsprechen, das Ihm gefällt, der die Seele von Allem ist.

Als Zweifachgeborene werden (dem Dharma entsprechend) jene bezeichnet, die von Brahma dazu bestimmt und deren Reinigungsriten wirksam durchgeführt wurden. Die Brahmanen haben sechs Pflichten, beginnend mit dem Vedenstudium (Studium, Belehren, Opfern, Amtieren in Opfern, Nächstenliebe und Annahme von Gaben). Kshatriyas sollten keine wohltätigen Gaben annehmen, sondern ihren Lebensunterhalt durch den Schutz des Volkes und die dafür gezahlten Steuern verdienen. Die Vaisyas versorgen sich durch Landwirtschaft und Handel und sollten den Brahmanen dienen. Und die Shudras sollten als Diener für die drei Kasten der Zweifachgeborenen leben. Für Brahmanen gibt es vier Arten des Lebensunterhaltes: was ihnen ungefragt geschenkt wird, was durch Betteln gegeben wird oder auf den Feldern oder auch den Marktplätzen zurückgelassen wurde. Die beiden letzteren Möglichkeiten gelten als die Besten. Ohne besonderen Grund sollten die niederen Kasten nicht nach den Erwerbsmöglichkeiten der höheren Kasten streben, außer in schweren Notzeiten. Ein Mensch sollte seinen Lebensunterhalt nur durch Rita, Amrita, Mrita, Pramrita oder Satyanrita gewinnen, aber niemals durch Svavritti, wie die Hunde leben. Rita sind die Reste von Feldern oder Markplätzen, Amrita ist das ungefragt Geschenkte, Mrita ist das tägliche Betteln, Pramrita ist die Landwirtschaft, Satyanrita ist der Handel und Svavritti ist der Dienst für Unwürdige. Vor allem Brahmanen und Kshatriyas sollten sich vor Letzterem hüten, denn Brahmanen sind die verkörperten Veden und Kshatriyas die verkörperten Götter. Brahmanen erkennt man an der Herrschaft über die Gedanken und Sinne sowie an Askese, Reinheit, Zufriedenheit, Vergebung, Ehrlichkeit, Weisheit, Mitgefühl, Hingabe zur Höchsten Seele und Wahrhaftigkeit. Kshatriyas zeichnen sich aus durch Fähigkeit im Kampf, Tapferkeit, Entschlossenheit, Stärke, Nächstenliebe, Zügelung, Großmut, Dienst an Brahmanen, herrschaftliche Güte und Schutz der Bedürftigen. Vaisyas zeichnen sich aus durch den Dienst an Höhergestellten, Lehrern und Göttern, ihrem Streben nach den drei großen Lebenszielen von Tugend, Reichtum und Liebe sowie durch Frömmigkeit, Fleiß und Gelehrigkeit. Und die Qualitäten der Shudras sind Gehorsamkeit, Sauberkeit, Dienst für ihren Herrn, Fleiß, Opferbereitschaft, Ehrlichkeit und Schutz der heiligen Kühe und Brahmanen.

Eine Ehefrau sollte ihren Ehemann wie einen Gott respektieren, seinen Gelübden folgen, ihm dienen und gefallen und seinen Freunden und Verwandten wohlgesonnen sein. Sie sollte den Haushalt sauberhalten, das Haus schmücken, reine Kleider tragen, treu und bescheiden die Wünsche ihres Mannes erfüllen, ihre Sinne zügeln und ehrlich und freundlich sprechen. Mit Zufriedenheit, Mäßigung, Geschick, Ehrlichkeit, Liebe, Achtsamkeit, Reinheit und Hingabe sollte sie ihren Ehemann ehren, solange er selbst dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit folgt. Wenn eine Frau in ihrem Ehemann den Höchsten Herrn erkennt, dann dient sie ihm in gleicher Weise, wie Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, ihrem Ehemann Vishnu dient und mit ihm im himmlischen Vaikuntha wohnt. Die Nachkommen, die durch Mischehen unterschiedlicher Kasten entstanden sind, sollten den Besten ihrer Familientraditionen folgen und niemals als Räuber leben und sündhafte Wege gehen.

Oh König, die Kenner der Veden sagen: Wenn das Dharma mit dem Verhalten der Menschen harmoniert, wirkt sich das in allen Zeitaltern zum Guten für das Leben in dieser und der jenseitigen Welt aus. Wer in seinem Beruf alle Gebote achtet und nur handelt, um das angesammelte Karma abzuarbeiten, kann sein Karma erschöpfen und über die Bindung an die drei natürlichen Grundqualitäten hinausgelangen. Denn auf einem gut kultivierten Feld werden die Samen der Unkräuter, die im Boden liegen, mit der Zeit immer weniger. Wer nur wenige Dinge genießt, läßt das Feuer (der Karma-Samen) brennen, wie ein Opferfeuer mit wenigen Tropfen geklärter Butter ernährt wird, aber mit einem übermäßigen Schwall erlischt. Wahrlich, wer sich nach den genannten Qualitäten der Kasten verhält, kann als ehrbares Mitglied dieser Kaste respektiert werden.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter