Pushpak Bhagavata Purana Buch 7Zurück WeiterNews

7.6. Prahlada belehrt die Schüler

Prahlada sprach:
Oh ihr Söhne der Dämonen, wer mit Vernunft begabt ist, sollte in dieser menschlichen Geburt, die so selten erlangt werden kann, von früher Kindheit an das Dharma der liebevollen Hingabe zum Höchsten Herrn üben. Das ist der wahre Sinn dieses vergänglichen Lebens, denn Er ist der beste und liebenswerteste Freund, der Herr der Seele. Und deshalb ist es der beste Weg, den der Mensch in dieser Welt gehen kann, seine Hingabe zu den Füßen von Vishnu zu üben. Durch göttliche Bestimmung können alle verkörperten Wesen nach dem sinnlichen Glück greifen, doch das Unglück folgt ungewollt immer nach. Deshalb besteht keine Notwendigkeit, dem weltlichen Glück nachzujagen. Man wird nur sein Leben verschwenden, weil auf diese Weise nichts Wahres zu gewinnen ist. Nur die Lotusfüße des Höchsten Herrn der Befreiung können dauerhafte Glückseligkeit und Frieden gewähren. Wer deshalb in einem menschlichen Körper geboren wurde und achtsam lebt, sollte auch die Zeit der starken und gesunden Jugend dafür nutzen, bevor das gebrechliche und schwache Alter kommt. Bereits die Hälfte seiner maximal hundert Lebensjahre verschwendet der Mensch, der den Sinnen dient, um in die Dunkelheit des Schlafs zu versinken. Zwanzig Jahre vergehen in Kindheit und Jugend im weltlichen Spiel, und weitere zwanzig Jahre verliert man oft im Alter durch körperliche und geistige Schwäche. Den Rest des Lebens verbringt man als Narr im Griff der Familiensorgen von mächtigen Wünschen verwirrt, die niemals befriedigt werden können. Wer könnte sich daraus befreien, wenn er im Hausstand an die Ketten der sinnlichen Liebe gebunden ist und die Kontrolle über seine Sinne verloren hat? Wer glaubt, daß Geldverdienen wichtiger als das Leben ist, wie könnte er das Verlangen aufgeben, für das Kaufleute, Beamte und Diebe sogar ihr geliebtes Leben riskieren? Wie könnte man es aufgeben, seine geliebte Ehefrau zu begehren und deren Worte zu schätzen? Wie könnte man die Liebe zu den eigenen Kindern aufgeben, um die man sich lange Zeit liebevoll gesorgt hat, und nicht mehr an sie denken? Und die Liebe zu den eigenen Brüdern und Schwestern oder die Fürsorge für seine bedürftigen Eltern? Wie kann man den häuslichen Sorgen um schöne Möbel, gutes Einkommen, Haustiere, Diener und Mägde gleichgültig begegnen? Wer den Neigungen der Sinne und dem sexuellen Verlangen nachgibt und alle Arten der Wünsche fördert, die niemals befriedigend erfüllt werden können, lebt wie eine Seidenraupe, die sich zu ihrem eigenen Tod einspinnt.

Wie könnte der Mensch eine so übermächtige Illusion aufgeben? Er wird beständig von den drei Leiden des Lebens geplagt, bedauert nicht die Anhaftung an die Freuden der Familie, und die Familiensorgen verzehren sein Leben, ohne daß er den wahren Sinn darin erkennt. So verpaßt er den Zweck des Lebens. Obwohl er weiß, daß man im Verlangen nach Reichtum nicht betrügen und lügen darf, kann er seine Sinne nicht beherrschen, wird als Familienvater von unersättlicher Begierde zum Diebstahl getrieben, sammelt Sünde an und bleibt auch nach dem Tod weiter an diese materielle Welt gebunden. Oh ihr Söhne der Dämonen, trotz besseren Wissens, findet jemand, der sich um seine Familie kümmern muß, keine Zeit für sich selbst, weshalb er sein wahres Selbst vergißt und mit der Vorstellung von „Mein“ und „Dein“ in dunkler Unwissenheit umhertastet, wie es auch die Tiere tun. Keiner wird jemals, wo und wann auch immer, durch Unwissenheit Befreiung erreichen. Er gleicht einem Spielzeug in der Hand der Begierde und sieht nicht die Fesseln, die ihn binden. Deshalb haltet euch vom Dämon der Sucht nach sinnlichen Freuden fern! Oh Söhne der Dämonen, nähert euch statt dessen Narayana, der ursprünglichen Gottheit, die den Weg zur Befreiung in der Höchsten Seele gewährt.

Es ist nicht sehr schwer, den Allmächtigen zu befriedigen, weil er überall in dieser Welt als das vollkommene Selbst aller Wesen zu finden ist. Er ist es, der in allen hohen und niederen Wesen gegenwärtig ist, vom kleinsten Grashalm bis zum Schöpfergott Brahma. In allen fünf Elementen und ihren vielfältigen Gestaltungen und Eigenschaften, in jeder Kraft und Energie, in der ausgeglichenen Harmonie und im Wechselspiel der drei natürlichen Qualitäten - Er ist die einzige transzendentale ursprüngliche Quelle, der Höchste Herr und Meister, der von jeder Vergänglichkeit frei ist. Er ist alles Gestaltete in der Welt, und er ist alles Ungestaltete im alldurchdringenden Meer der Ursachen, das sich jeder Beschreibung entzieht. Er ist das unveränderliche und ungeteilte Bewußtsein in Form von Vernunft und Glückseligkeit. Er ist der Höchste Herr, über dessen Allmacht jeder in Verwirrung gerät, weil er durch seine Illusions- und Schöpferkraft, die von den natürlichen Qualitäten geprägt wird, nicht sichtbar ist. Seid daher allen Wesen gnädig! Wenn ihr mit Freundlichkeit das dämonische Wesen aufgebt, könnt ihr den Herrn jenseits der Sinne befriedigen. Und wenn der Ewige und Ursprüngliche mit euch zufrieden ist, dann ist wahrlich Alles erreicht. Wer das erreicht hat, warum sollte er in dieser Welt der natürlichen Eigenschaften noch mühevoll nach besonderen Sinnesgenüssen streben? Warum sollte dieser Verehrer der Lotusfüße des Höchsten Herrn noch die drei weltlichen Lebensziele begehren (von Gerechtigkeit, Verdienst und Liebe)? Die drei großen Lebensziele von Dharma, Artha und Kama, die Gesetzbücher, Wissenschaften, Veden und Berufe halte ich nur für nützlich, soweit sie als Lehren dienen, um die Hingabe zum Höchsten Herrn zu entwickeln, dem wahren Freund. Viel schwieriger ist das Wissen zu erreichen, das von weltlichen Gegensätzen frei ist. Narada empfing es als Freund aller Wesen von Narayana für alle, die sich voller Hingabe dem Höchsten Herrn widmen. Denn dieses Wissen können nur jene empfangen, die nicht mehr an weltlichem Besitz anhaften, und deren Körper dem Staub auf den Lotusfüßen des Herrn gleichen. So erhielt auch ich dieses heilige Wissen über das Dharma des Höchsten Herrn zusammen mit der praktischen Übung von Narada, der die göttliche Sicht hat und nicht mehr am körperlichen Leben hängt.

Darauf sprachen die Söhne der Dämonen:
Oh Prahlada, wir haben nur die beiden Söhne von Sukra als Lehrer. Das sind die Schulmeister für uns Kinder. Wie konntest du in diesem wohlbeschützen Palast unbemerkt von einem so Hochbeseelten wie Narada belehrt werden? Bitte zerstreue uns diesen Zweifel, damit wir dir glauben können.


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