Pushpak Bhagavata Purana Buch 7Zurück WeiterNews

7.4. Hiranyakashipu beherrscht die ganze Welt

Der ehrenwerte Narada sprach:
Oh Yudhishthira, so gebeten, gewährte Brahma, der alles sieht und mit der Askese von Hiranyakashipu zufrieden war, die schwer erreichbaren Segen, die er sich wünschte. Und Brahma sprach:
Oh mein Sohn, obwohl diese Segen, die du dir gewünscht hast, für Sterbliche so gut wie unerreichbar sind, werde ich sie dir gewähren, oh mein Bester.

So sprach der Große Vater mit vollkommener Gnade, nachdem er vom Dämonenkönig als allmächtiger und von allen Sterblichen gepriesener Herr verehrt wurde, und verschwand wieder vor den Augen des Dämons. Auf diese Weise hatte Hiranyakashipu seinen gewünschten Segen erlangt und einen Körper mit goldenem Glanz gewonnen. Doch sobald er wieder an seinen getöteten Bruder dachte, regte sich ein wachsendes Gefühl des Hasses in ihm. So begann der König der Dämonen, die drei Welten in alle Richtungen zu erobern und unterwarf an allen Orten jegliche Herrscher, ob nun Götter, Dämonen oder Menschen, die mystischen Gandharvas, Vögel oder Schlangen, die Weisen, Gelehrten oder Lobsänger, die Führer der Ahnen und Stammväter der Menschen, die wilden Yakshas, Rakshasas, Gespenster oder Geister. Alle wurden von diesem Dämon überwältigt, und in allen Bereichen ergriff er die Herrschaft. Er herrschte in den höchsten himmlischen Gärten der Götter mit allem himmlischen Reichtum. Er regierte im Palast des Götterkönigs, wie er von Visvakarma, dem himmlischen Baumeister, geschaffen worden war. Er herrschte über den gesamten Reichtum der drei Welten und nahm sogar den Palast von Lakshmi in Besitz. Dessen Stufen bestanden aus Korallen, die Böden aus Smaragd, die Wände aus Kristall und die Säulen aus Beryll. Die wunderschönen Sofas und Sitze waren mit Rubinen und Perlen, so weiß wie Milchschaum, geschmückt. In traumhaften Zimmern vergnügten sich bezaubernde himmlische Damen, und überall hörte man das liebliche Klingeln ihrer Fußkettchen. Sogar diesen königlichen Palast regierte der Diktator mit größter Macht und Gedankenkraft und genoß es, von dem unterdrückten gottesfürchtigen Gefolge zu seinen Füßen verehrt zu werden.

Oh Bester, auf diese Weise herrschte diese Verkörperung härtester Askese durch Yoga-Kraft mit Körper und Sinnen und wurde außer von den drei großen Göttern (Brahma, Vishnu und Shiva) von allen führenden Wesen in größter Herrlichkeit verehrt, während er selbst von starkduftendem Wein berauscht war, der seine kupferroten Augen hin und her rollen ließ. In seiner überaus großen Macht, die den Thron von Indra einnahm, wurde er von den führenden Gandharvas wie Viswavasu und Tumburu und sogar von mir verherrlicht. Oh Sohn des Pandu, immer wieder wurde er von den himmlischen Gandharvas, Apsaras, Siddhas, Heiligen und Weisen mit Gebeten angerufen. Und weil ihn alle Wesen mit Gaben im Überfluß verehrten, beanspruchte er in seiner Alleinherrschaft auch alle Opfergaben für sich allein. Selbst Mutter Erde mit ihren sieben Inselkontinenten war unter seiner Herrschaft gezwungen, wie eine Kuh ihre Gaben in großer Fülle zu geben, ohne daß man sie kultivieren mußte. Sogar der Himmel mußte alles Gewünschte gewähren, und die Planeten bewegten sich unter seiner Herrschaft. Die sieben großen Ozeane voll Salzwasser, Zuckerwasser, Wein, geklärter Butter, Milch, Yoghurt und reinem Wasser gaben mit ihren Frauen, den Flüssen, alle Arten von Edelsteinen aus ihren Wellen. Die Täler zwischen den Bergen waren überaus bezaubernd und vergnüglich und boten zu allen Jahreszeiten ihren ganzen Reichtum an Bäumen und anderen Pflanzen dar. Denn er allein repräsentierte die unterschiedlichen Eigenschaften aller herrschenden Götter in der Natur. Doch obwohl er als einziger Herrscher alle Richtungen der Welt erobert und das Recht hatte, alle denkbaren Freuden zu genießen, war er damit nie zufrieden, denn er hatte die Herrschaft über seine eigenen Sinne verloren. So verging eine lange Zeit, während er unter dem Einfluß des Fluchs der Brahmanen (den vier Kumaras) zunehmend vom Stolz seiner persönlichen Macht überwältigt wurde und gegen die Gebote des heiligen Dharmas verstieß.

Wegen seiner übermäßigen Alleinherrschaft war das Gleichgewicht der drei Welten gestört, und für ihre natürlichen Herrscher gab es keinen sicheren Ort mehr. Deshalb näherten sie sich dem Allmächtigen, um Schutz zu suchen, und baten:
Verehrung in jene (geistige) Richtung, in der die Höchste Seele und Hari, der Höchste Herr, zu finden ist, von wo die in Frieden und Reinheit Erlösten nicht zurückkehren müssen, all jene Erwachten, die ihre Gedanken beherrschten, nur von Luft lebten und ihre Seele durch die Verehrung des Herrn der Sinne gereinigt und zur Höchsten Seele erhoben haben.

Daraufhin ertöne eine donnergleiche körperlose Stimme aus allen Richtungen, die alle Ängste der Hochbeseelten zerstreute:
Fürchtet euch nicht, ihr Weisen und Hochbeseelten, ich wünsche euch das Allerbeste! Wer meine Sicht erreicht, wird jegliche Glückseligkeit finden. Die unheilsamen Taten dieses mächtigen Dämons sind mir bekannt, und sie werden ein Ende haben. Habt nur Geduld, und wartet ab! Wer den Göttern, Veden, Kühen, Brahmanen, Heiligen und mir, dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit, feindlich begegnet, wird bald zugrunde gehen. Wenn Hiranyakashipu gegen seinen friedliebenden Sohn, den hochbeseelten Prahlada, gewalttätig wird, werde ich ihn trotz all seiner Segen töten, die er vom Schöpfer der Welt erhalten hat.

Und Narada fuhr fort:
Nachdem der geistige Herr aller Wesen auf diese Weise gesprochen hatte, verneigten sich die Hochbeseelten voller Verehrung und kehrten an ihre Plätze zurück. Sie waren von all ihren Ängsten befreit und betrachteten den Dämon schon als so gut wie tot. Der Dämonenkönig zeugte vier hervorragende Söhne, von denen Prahlada der beste war und mit allen Eigenschaften eines großen Verehrers begabt. Er achtete die Brahmanen, beherrschte Sinne und Gedanken, widmete sich der Wahrheit und war wie die Höchste Seele, der geliebte und beste Freund aller Wesen. Er setzte sich zu Füßen der Hochbeseelten wie ein Diener, kümmerte sich um die Bedürftigen wie ein Vater, schätzte die Gleichrangigen wie Brüder und verehrte die geistigen Lehrer wie den Höchsten Herrn selbst. Er war mit Weisheit, Tugend, Schönheit und Edelmut gesegnet und frei von Stolz und Überheblichkeit. Obwohl er von Dämonen abstammte, war er nicht von dämonischem Wesen. Auch inmitten von Gefahr hatte er ein reines Bewußtsein und kein Verlangen, über unbedeutende Dinge zu reden oder an vergänglichen Dingen anzuhaften. Körperliche Eigenschaften hielt er für unwesentlich, und durch Beherrschung der Sinne, Lebenswinde und Gedanken beruhigte er seine Begierden. Seine Tugenden in der Verehrung des Höchsten Herrn werden noch heute von den Gelehrten unvermindert gelobt, oh König. In den Versammlungen der Heiligen werden die Tugenden der Hochbeseelten an seinem Beispiel diskutiert. Wenn dies schon die Weisen und Gelehrten tun, warum solltest du dich, oh König, nicht auch daran orientieren? Die Worte versagen, wenn man versucht, die unzähligen Qualitäten aufzuzählen, denen er seine große natürliche Hingabe zu Vishnu als Höchstem Herrn verdankt. Schon als kleiner Junge verzichtete er in seiner tiefen Verehrung für Krishna auf das gewöhnliche Spielen und schien oft geistesabwesend zu sein, ohne sich um die weltlichen Dinge zu kümmern. Wenn er saß oder ging, aß oder ruhte, trank oder sprach war er immer mit Govinda verbunden, den er in allem erkannte. Manchmal machte er sich Sorgen, daß er nicht in Vaikuntha sein konnte, manchmal lachte er über die Spiele der Gedanken, und manchmal sang er laut und voller Jubel, wenn er an Ihn dachte. Manchmal rief er von Ekstase überwältigt Seinen Namen, manchmal tanzte er wie wild, manchmal ahmte er Ihn nach oder vertiefte sich in stiller Meditation in Seine Welt. Manchmal konnte er mit zu Berge stehenden Härchen kein Wort mehr hervorbringen und saß mit halbgeschlossenen Augen in verzückter Hingabe voll transzendentaler Glückseligkeit. Durch seine beständige Hingabe an die Lotusfüße des Höchsten Herrn, der in so vielen Hymnen verherrlicht wird, und durch die Entwicklung seiner selbstlosen Verbindung erreichte er die höchste Seligkeit. Damit brachte er aus dem Grund der Höchsten Seele allen um sich herum, denen es an geistiger Hingabe mangelte, immer wieder großen Frieden. Oh König, an ihm, diesem erhabenen, höchst gesegneten und hingebungsvollen Verehrer, der sein eigener Sohn war, beging Hiranyakashipu seine größte Sünde.

Da fragte König Yudhishthira:
Oh himmlischer Heiliger, bitte erkläre uns, warum der Vater seinen eigenen Sohn so leiden ließ? Söhne, die gegen den Willen ihrer Väter handeln, sollten liebevoll gerügt werden. Um sie zu belehren, sollten man sie nicht wie einen Feind behandeln. Oh Brahmane, was soll ich über diesen Vater denken, der bis zum Tod seinen eigenen gehorsamen Sohn so sehr haßte? Bitte löse mir diesen Zweifel, denn Prahlada war einer der großen Verehrer, der seinen Vater immer wie einen geistigen Lehrer verehrt hatte.


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