Pushpak Bhagavata Purana Buch 7Zurück WeiterNews

7.3. Hiranyakashipus Verlangen nach Unsterblichkeit

Narada sprach:
Oh König, Hiranyakashipu, der König der Dämonen, wollte unbesiegbar, ewig jung und unsterblich werden und als einziger König ohne einen Rivalen die Welt beherrschen. Dazu übte er in einem Tal der Mandara-Berge äußerst harte Askese, starrte bewegungslos mit erhobenen Armen in den Himmel und berührte nur noch mit den großen Zehen den Boden. Bald ging aus den Haaren seines Kopfes ein helles Licht hervor, das alles überstrahlte, so daß die Götter, die auf der Erde wanderten, zurück in den Himmel flüchteten. Das gewaltige Feuer seiner Askese verbreitete ringsherum dichten Rauch und erhitzte alle drei Welten. Die Flüsse und Ozeane traten über ihre Ufer, die Inseln und Berge schwankten, die Sterne und Planeten stürzten herab und alle zehn Himmelsrichtungen standen in Flammen. Selbst im Himmel wurden die Götter verbrannt, gaben ihre Wohnstätten auf, eilten zu Brahma, dem Großen Vater aller Geschöpfe, und sprachen:
Oh Herr der Welt, wir werden von der Askese des Dämonenkönigs schwer bedrängt und können uns nicht einmal mehr im Himmel aufhalten. Oh Vater aller Geschöpfe, bitte hilf uns und beende dieses Verlangen, bevor jeder, der dich verehrt, verloren ist. Bedenke, was Hiranyakashipu mit dieser harten Askese erreichen will! Du weißt natürlich schon alles, aber wir wollen dich trotzdem informieren. Denn er denkt: „Gott Brahma, der durch den Yoga der Entsagung die Geschöpfe der ganzen Welt erschaffen konnte, hat seinen Thron über alle Welten errichtet, von der niedrigsten bis zur höchsten. So werde ich durch den Yoga einer noch härteren Askese von der ewigen Seele für mich dasselbe für alle Ewigkeit erreichen. Durch meine Macht werde ich die Welt verändern und alles, was jetzt verkehrt läuft, richtigstellen. Was nützt sonst alles andere Handeln, wenn diese ganze Welt am Ende des Schöpfungstages von Vishnu wieder vernichtet wird?“ Das haben wir als das Ziel seiner harten Askese erkannt. Oh Vater der drei Welten, bitte handle, wie du es in dieser Sache für richtig erachtest. Denn es gehört zu deinen Aufgaben als Vater der Welt, das Wohlergehen, das Glück und den Erfolg der Zweifachgeborenen und heiligen Kühe zu fördern.

Oh König, nachdem er auf diese Weise von den Göttern gebeten worden war, ging der allmächtige Vater, der im Weltenlotus geboren wurde, in Begleitung von Bhrigu, Daksha und anderen zu jenem Ort, wo der Dämonenkönig harte Askese übte. Weil er mittlerweile von Ameisenhaufen, Gras und Bambus überwuchert war und Haut, Fett, Fleisch und Blut seines Körpers von den Ameisen gefressen wurden, konnte man ihn nicht mehr sehen. Doch der Große Vater, der auf dem weißen Schwan ritt, erkannte ihn an seiner Umgebung, wo die Sonne von dichten Rauchwolken verhüllt wurde und sich die ganze Welt erhitzte. Da lächelte Brahma verwundert und sprach:
Bitte zeige dich, oh Sohn des Kasyapa! Sei gesegnet, der du so vollkommene Askese übst. Ich bin als Gewährer von Segen gekommen. Möge dein Wunsch mit meinem Segen in Erfüllung gehen. Ich habe deine große Ausdauer gesehen und wie du es wunderbarerweise schaffst, mit einem von Ameisen und Würmern angefressenen Körper noch als Knochengerippe zu leben. Kein Weiser hat das jemals geschafft oder wird es in Zukunft schaffen. Wer könnte seinen Lebensatem erhalten, nachdem er hundert Götterjahre (36.000 Menschenjahre) ohne einen Tropfen Wasser verbracht hat? Oh Sohn der Diti, durch deine Entschlossenheit in dieser Entsagung, die selbst für die großen Heiligen schwer zu üben ist, hast du meine Gunst gewonnen. Ich werde daher alle deine Wünsche erfüllen, oh Bester der Dämonen. Denn jeder Sterbliche, der einen Unsterblichen wie mich trifft, wird damit sicherlich gesegnet.

Nachdem der selbstgeborene Gott so gesprochen hatte, schüttete er etwas vom göttlichen und allmächtigen Wasser (bzw. Amrit) aus seinem Wassertopf über Hiranyakashipus Körper, der von Ameisen ganz abgenagt war. Damit wurde seine volle Kapazität des Denkens, der Sinne und Körperstärke wiederhergestellt. Wie eine Feuerflamme aus dem Holz stand er aus dem, von Bambus überwachsenen Ameisenhaufen mit einem gesunden jugendlichen Körper auf, der so stark wie der Donnerblitz und so strahlend wie geschmolzenes Gold war. Und als er den Gott vor sich am Himmel auf seinem Schwan erblickte, verneigte er sich tief und voller Freude mit größter Ehrerbietung bis zum Boden. Dann richtete er sich wieder auf, blickte zum Allmächtigen im Himmel und begann, mit Freudentränen in den Augen und zu Berge stehenden Härchen seine Hände zu falten und mit stockender Stimme demütig zu beten.

Hiranyakashipu sprach:
Oh Brahma, du bist es, der am Ende des Schöpfungstages unter dem Einfluß der vergänglichen Zeit von dichter Dunkelheit überwältigt wird und in einen Schlaf der Unwissenheit fällt. Danach (nach dieser Nacht) manifestiert sich diese kosmische Schöpfung wieder im Licht der Strahlen, die von deinem Körper ausgehen. So wird die ganze Welt mit ihren drei natürlichen Grundqualitäten von Güte, Leidenschaft und Trägheit (Sattwa, Rajas und Tamas) von dir geschaffen, erhalten und in der Dunkelheit wieder aufgelöst. Meine ganze respektvolle Verehrung sei diesem transzendentalen und höchsten Herrn! Ehrfürchtige Verehrung dem Ursprung des Lebens, dem Samen der Schöpfung, des Wissens und der Weisheit, dem Gott der Lebenskraft, der Sinne, des Denkens und der Intelligenz, der diese ganze Verkörperung durch seine Leidenschaft (Rajas) verwirklicht hat. Du beherrschst die Lebewesen durch den Lebenswind (Prana) und gibst ihnen die Kraft zum Handeln. Du bist der Ursprung des Ichbewußtseins mit den Gedanken und des Sinnesbewußtseins mit den fünf großen Elementen und ihren Eigenschaften. Mit Hilfe deines Körpers in Form der drei Veden förderst du die sieben Arte der Rituale (beginnend mit dem Feueropfer), die vier Arten der Priester (Hota, Adhvaryu, Brahma und Udgata) und das dazugehörige Wissen. Du bist die eine Seele ohne Anfang und Ende aller Lebewesen, der höchste Inspirator und das wahre Selbst in allem. Du bist unabhängig und die Verkörperung der allgegenwärtigen Zeit, die durch ihre Zyklen der Tage, Stunden und Minuten die Lebenszeit aller Wesen bemißt. Du bist die Ursache des Lebens dieser ganzen körperlichen Welt, der Ungeborene, der Höchste Herr und die Höchste Seele. Nichts existiert getrennt von dir, egal wie hoch es entwickelt oder wie weit es belebt ist. Das vielfältige Wissen bewirkt die Vielfalt deines Körpers. So bist du das goldene Ei der Welten und gleichzeitig jenseits der Natur mit all ihren Eigenschaften. Oh Allmächtiger, du bist der Höchste Geist (Purusha) und die Höchste Seele (Atman). Du verkörperst diese ganze körperliche Welt, die du mit den Sinnen, den Gedanken, dem Lebensatem und allen Eigenschaften genießt. Meine ganze Verehrung diesem Höchsten Herrn, der die geistige und körperliche Kraft besitzt und sich in der grenzenlosen und unvorstellbaren Formenvielfalt des ganzen Universums ausbreitet.

Oh mein Herr, wenn du bereit bist, mir den gewünschten Segen zu gewähren, dann bitte ich dich, oh bester Wohltäter, daß ich niemals durch ein von dir geschaffenes Wesen sterbe. Möge ich weder im Haus noch außerhalb, weder am Tag noch in der Nacht, weder von einer bekannten noch unbekannten Waffe, weder auf der Erde noch im Himmel, weder durch ein Tier noch durch einen Menschen sterben. Weder leblose noch lebendige Geschöpfe, weder Götter noch Dämonen oder Schlangen dürfen mich töten. Möge ich keinen Rivalen mehr haben und im Kampf und der Herrschaft über die Lebewesen, Götter und Planeten für immer an der Spitze stehen. Meine Herrlichkeit soll der deinen gleichen, und die Kräfte, die ich durch Yoga-Askese erreicht habe, sollen unbesiegbar sein.


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