Pushpak Bhagavata Purana Buch 5Zurück WeiterNews

5.11. Jadas Belehrung über die Felder der Seele

Der Brahmane (Bharata-Jada) sprach:
Oh König, ohne wahre Weisheit verwendest du die Begriffe der Weisheit. Deshalb bist du kein weiser König. Wenn die Weisen mit solchen Begriffen von Wahrheit sprechen, dann betrachten sie diese Menschenwelt nicht als real, sondern als ein Produkt von Illusion. Wo Rituale und Sorgen um Haus und Familie herrschen, wird man auch in den Worten der Veden kaum die klare und reine Wahrheit der Weisen finden, die von körperlicher Anhaftung frei sind. Auch wenn sie die Veden auswendig lernen, werden sie das Wesentliche nicht finden, bis sie irgendwann durch direkte Erfahrung erkennen, daß man das vermeintliche Glück des weltlichen Lebens hingeben muß, um aus diesem Traum zu erwachen. Solange der Geist (Purusha) von der Macht der Sinnes- und Handlungsorgane mit den drei natürlichen Grundqualitäten von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit beherrscht wird, erntet man die Früchte von Glück und Leid, wie ein wilder Elefant die Früchte von den Bäumen erntet. So ein Geist wird von den Kräften der natürlichen Qualitäten getrieben und mit vielen Wünschen an das körperliche Glück und die Vergänglichkeit gebunden. Als Führer der sechzehn natürlichen Prinzipien (Ichbewußtsein, fünf Elemente, fünf Sinnesorgane und fünf Handlungsorgane) nimmt er verschiedene Lebensformen mit verschiedenen Namen an und manifestiert sich in großen und kleinen Körpern unterschiedlicher Entwicklungsstufen. Aufgrund der Illusions- und Schöpferkraft (Maya), die den Geist umhüllt und verkörpert, schafft er sich durch das Ichbewußtsein einen Teufelskreis aus karmischen Taten und Früchten. Daraus entstehen im Laufe der Zeit die weltlichen Erfahrungen von Glück und Leid sowie ihre Unterscheidung durch Unwissenheit (bzw. Gedanken). Solange diese Gedanken existieren, manifestieren sich immer wieder äußere Eigenschaften, mit denen sich der Feld-Kenner (Kshetrajna) als Zeuge identifiziert. (Kshetra beutet Feld bzw. Sein, Jna bedeutet Kenner bzw. Wisser, so daß man dafür auch den deutschen Begriff „Bewußt-Sein“ als Basis für das gedankliche Reflektieren verwenden kann.) Aus diesem Grund sprechen die Weisen vom gedanklichen Verstand als Ursache dafür, daß sich ein Lebewesen auf verschiedenen Entwicklungsstufen in die Eigenschaften der Natur verstrickt. Soweit dieses Bewußtsein in die natürlichen Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Trägheit verstrickt ist, wird es durch Illusion gebunden, soweit es davon frei ist, wird es glückselig sein. Wie das Feuer aus dem Brennstoff sowohl Licht (mit den sichtbaren Formen) als auch Ruß (die dazugehörigen Schatten) erzeugt, so erscheinen die Gedanken aus dem angesammelten Karma im Wechselspiel der natürlichen Qualitäten und verschwinden, wenn ihr Brennstoff verbraucht ist.

Oh Held, das Denken (Manas) ist mit den elf natürlichen Prinzipien des Ichbewußtseins und der fünf Sinnes- und fünf Handlungsorgane verbunden, so daß elf Wirkungsfelder oder Lebensbereiche mit ihren jeweiligen Objekten entstehen, um die sich die Gedanken kümmern. Geruch, Geschmack, Sichtbarkeit, Gefühl und Gehör sind die Felder der fünf Sinne. Ausscheidung, Fortpflanzung, Bewegung, Sprache und Handeln sind die Felder der fünf Handlungsorgane, und das elfte Feld ist die Vorstellung von „Ich“ und „Mein“, wodurch getrennte Körper erscheinen. Diese elf Felder des Denkens werden durch die verschiedenen Objekte, die natürlichen Eigenschaften, die Erinnerung und das Karma im Laufe der Zeit zu vielen hundert, tausend und millionen Gedanken. Diese Gedanken entstehen nicht durch sich selbst, sondern durch den Feldkenner bzw. das Bewußtsein. All diese verschiedenen Aktivitäten der Gedanken eines Lebewesens, die sich manchmal manifestieren (im Wachzustand) oder auch nicht (im Tiefschlaf), beherrschen ein unreines Bewußtsein, das durch die Illusions- und Schöpferkraft (Maya) an das körperliche bzw. karmische Handeln gebunden wird. Wer das Bewußtsein reinigt, wird sich dessen bewußt. Der Feldkenner (Kshetrajna bzw. Bewußtsein) ist die alldurchdringende Seele (Atman) und der Höchste Geist (Purusha), der ewig und ursprünglich ist und sich selbst in seinem eigenen Licht erkennt bzw. bewußt wird. Er wird niemals geboren und gilt als der transzendentale Narayana und Höchste Herr (Bhagavan) Vasudeva. Er ist es, der mit seiner Kraft als Höchste Seele in allen Geschöpfen anwesend ist, wie der Raum in allen Körpern besteht. Er ist die Höchste Seele, die sich verkörpert und alles beherrscht. Er ist der Kenner und die Zuflucht auf allen Feldern. Er ist die Lebenskraft in dieser körperlichen Welt.

Oh König, solange die verkörperte Seele von der Anhaftung an diese Felder der körperlichen Welt nicht frei ist, die nötige Weisheit entwickelt, die sechs Feinde (der fünf Sinne und die Gedanken des Ichbewußtseins) besiegt und die höchste Wahrheit erkennt, muß sie durch die Welt wandern. Solange das reine Bewußtsein der Höchsten Seele durch gegensätzliche Gedanken verhüllt wird, regiert die Vorstellung von „Ich“ und „Mein“, und daraus entstehen die körperlichen Leiden im Kreislauf von Geburt und Tod, wie Begierde, Haß und Illusion, Krankheit, Sorgen und Anhaftung. Dieses „Ich“ und „Mein“ (die Vorstellung körperlicher Trennung) ist ein gewaltiger Feind, der immer mächtiger wird, solange er nicht klar erkannt ist. Oh König (universale Intelligenz bzw. Vernunft), benutze das scharfe Schwert der Hingabe an die Lotusfüße des Höchsten Herrn und besiege die Illusion, welche die Höchste Seele verhüllt!


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