Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.30. Das Wirken der zehn Prachetas

Vidura fragte:
Oh Maitreya, du hast mir erzählt, daß die Söhne von König Prachinavarhis den Höchsten Herrn mit der Hymne von Shiva befriedigten. Was konnten sie damit erreichen? Oh Schüler von Vrihaspati, was haben die Prachetas getan, nachdem sie Shiva getroffen hatten und seinen Geboten folgten, diesen Gott des Berges Kailash, der ein guter Freund des Herrn der Befreiung und Seligkeit (Vishnu) ist? Wie ging ihr Leben in dieser und der jenseitigen Welt weiter? Oder haben sie die Befreiung erreicht?

Und Maitreya sprach:
Um die Gebote ihres Vaters zu erfüllen, rezitierten die Prachetas die Hymne Shivas im Wasser des Sees und befriedigten durch hingebungsvolle Entsagung den Höchsten Herrn. Und nach zehntausend Jahren strenger Entsagung erschien der ewige Höchste Geist (Purusha) vor den Prachetas und zeigte sich zufrieden in herrlicher Gestalt. Er saß auf dem Rücken von Garuda, dem König der Vögel, und erschien wie eine Wolke auf dem goldenen Gipfel des Meru. Er trug gelbe Kleider und das Kaustubha-Juwel um seinen Hals und zerstreute jegliche Dunkelheit. Er erstrahlte mit goldenen Ornamenten, einer Krone auf dem Kopf, lächelndem Gesicht und seinen acht Waffen in den acht Händen, während er von seinem Gefolge der Götter und Heiligen verehrt und von Garuda gepriesen wurde. Er trug eine Girlande aus Wildblüten, welche die Schönheit der Glückgöttin an seiner Brust noch vergrößerte, die von seinen acht mächtigen Armen umringt war. Dann wandte sich der Erste der Götter mit barmherzigem Blick an die Söhne von Prachinavarhis und sprach mit einer Stimme, so tief wie das Donnern von Gewitterwolken:

Seid gesegnet, ihr Prinzen! Ich bin zufrieden mit eurer Bruderliebe und daß ihr alle den gleichen Weg geht. Bittet mich um einen Segen, den ich euch gewähren soll. Wer jeden Abend an euch denkt, soll ähnliche Bruderliebe empfinden und alle Geschöpfe lieben. Wer mich morgens und abends achtsam mit Shivas Hymne preist, wird von mir mit der Erfüllung aller Wünsche und Weisheit gesegnet. Eure strahlende Herrlichkeit soll sich über die ganze Welt verbreiten, weil ihr den Geboten eures Vaters mit so großer Hingabe folgt. Ihr werdet einen ruhmreichen Sohn zeugen, der an Fähigkeit dem Großen Vater Brahma gleicht und dessen Nachkommen alle drei Welten bevölkern. Oh ihr Söhne von Prachinavarhis, die lotusäugige Tochter des Heiligen Kandu, die von der Apsara Pramlocha geboren (und danach auf der Erde im Wald ausgesetzt) wurde, wurde von den Bäumen als Pflegetochter angenommen. Und als sie vom Hunger geplagt weinte, steckte der Mondgott Soma seinen Finger in ihren Mund und nährte sie mit seinem Nektar. So folgt nun eurem Vater, der mir hingegeben ist, heiratet diese schöne Jungfrau, die mit allen guten Eigenschaften gesegnet wurde, und zeugt Nachkommen mit ihr. Sie hat einen vorzüglichen Charakter, folgt wie ihr dem Dharma und wird euch eine wahrhaft treue Ehefrau sein. Durch meine Gnade sollt ihr mit euren Nachkommen tausend Götterjahre mit ungeminderter Kraft existieren und die Freuden von Himmel und Erde genießen. Und durch eure beständige Hingabe zu mir, wird euer Geist von der Anhaftung an die natürlichen Eigenschaften befreit und ihr werdet erlöst in mein Reich aufsteigen. Selbst das Hausleben soll keine unüberwindbare Bindung sein, soweit ihr immer die Früchte aller Taten mir widmet und Freude daran findet, meine heiligen Geschichten zu hören. Denn ich bin das allgegenwärtige Brahman und wohne als Hörer und Kenner in jedem Herzen, und darüber sprechen die Weisen, die das Brahman kennen. Das ist der heilige Weg, um Verwirrung und Kummer aufzulösen und Glückseligkeit zu erreichen.

Maitreya sprach:
Als die Prachetas den Höchsten Herrn, der alle Hindernisse auflösen kann, auf diese Weise über den höchsten Sinn im Leben sprechen hörten, wurden sie in seiner Gegenwart von der Verunreinigung durch Unwissenheit und Leidenschaft befreit. Daraufhin priesen sie Ihn mit verzückten Stimmen, verehrten Ihn mit freudvollen Gebeten und sprachen mit gefalteten Händen:
Jegliche Verehrung dem Vernichter aller Bedrängnisse, dessen Eigenschaften jenseits der Sinne, Gedanken und Worte sind und dessen alldurchdringendes Wesen und heiliger Name von den Veden aufgezeigt wird, um das höchste Ziel zu erreichen. Verehrung dem Reinen und Stillen, der durch seine Wahrheit die Welt der Gegensätze verschwinden läßt und durch seine Illusionskraft die Formen von Brahma und anderen Wesen zur Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des Weltalls hervorbringt. Verehrung dem Höchsten Herrn, der die Gutheit ist und dessen Erkenntnis Befreiung gewährt. Verehrung dem Vasudeva und Krishna, der von allen Wesen verehrt wird. Verehrung dem Gott der Erhaltung mit dem Lotusnabel, der Lotusgirlande, den Lotusaugen und Lotusfüßen, der die Zuflucht aller Wesen ist. Verehrung dem höchsten Zeugen und Beschützer der Schöpfung, der in gelbe Kleider gehüllt ist, die dem Inneren einer Lotusblüte gleichen. Deine kosmische Form, die du uns als leidgeplagte Wesen offenbarst, kann durch deine Gnade die endlos vielen Leiden vernichten. Oh Herr, alle Wesen sind höchst gesegnet, wenn sie sich zur rechten Zeit an dich als ihren Höchsten Herrn erinnern. Du wohnst im Herzen aller, die ihr Wohlergehen finden, wenn sie sich an dich erinnern, der alle unsere Wünsche im Herzen kennt.

Deshalb bitten wird dich, oh Herr der Welten, segne uns so, daß du mit uns zufrieden sein kannst. Sei unser höchster Lehrer und Meister, um auf dem Weg der Befreiung das Höchste zu erreichen. Keinen anderen Segen erbitten wir von dir, dem Höchsten Herrn, der über grenzenlose Macht verfügt und jeden Segen gewähren kann. Wenn eine Biene den wunscherfüllenden Parijata-Baum erreicht, wird sie keinen anderen Baum mehr suchen. Weshalb sollten wir also um etwas anderes bitten, nachdem wir deine Lotusfüße geschaut haben? So segne uns, daß wir beständig deine Verehrer bleiben, solange wir von deiner Illusionskraft beherrscht werden und unter dem Einfluß des angesammelten Karmas stehen, wo auch immer wir in dieser Welt wandern und wie auch immer wir geboren werden.

Mit deinen Verehrern verbunden zu sein, auch wenn es nur kurze Zeit ist, ist für Sterbliche ein größerer Segen als das Geschenk des Himmels oder der Befreiung. In ihrer Gemeinschaft werden deine heiligen Geschichten erzählt, die jegliche materielle Anhaftung lösen können, so daß es keinen Neid und keine Angst mehr geben kann. Wo Lord Narayana, das Ziel der Entsagenden, verehrt wird und seine heiligen Geschichten erklingen, ist der Höchste Herr beständig anwesend, und eigensinnige Anhaftung kann sich lösen. Wie sollte es für Sterbliche, die in Angst leben, kein Segen sein, wahrhafte Verehrer zu treffen, die zum Segen aller Wesen wie heilige Pilger über die Erde wandern? Oh Herr, wir haben zuerst Shiva getroffen, der dir ein guter Freund ist, und nun dich selbst, den Besten der Heiler, der durch seine Anwesenheit sogar vom Tod befreien kann, der als schwerste zu heilende Krankheit in der körperlichen Welt gilt.

Wir haben die Veden studiert, die Lehrer, Brahmanen und Eltern mit hingebungsvollem Dienst erfreut, den Weisen zugehört und frei von Neid unsere Freunde und Brüder wie auch alle anderen Wesen geehrt. Wir haben für viele lange Jahre im Wasser harte Askese geübt und auf jegliche Nahrung verzichtet. Das alles geschah, um dich zufrieden zu sehen, den Höchsten Herrn und Höchsten Geist (Purusha). Shiva, Brahma, Manu und andere Hochbeseelte, die durch Entsagung und Erkenntnis gereinigt wurden, preisen deine Herrlichkeit, obwohl niemand die Grenzen deiner Herrlichkeit ermessen kann. So haben auch wir dich mit dieser Hymne gepriesen, soweit es uns möglich war. Verehrung dem Höchsten Geist, der immer rein und überall gleich ist und sich als Vasudeva zeigt, der die ewige Gutheit und Wahrheit verkörpert.

Maitreya sprach:
So lobten die Prachetas den Höchsten Herrn, und der Beschützer aller Wesen sprach „So sei es!“ und kehrte in sein himmlisches Reich zurück. Doch die Prachetas waren noch lange nicht vom Anblick des Unbesiegbaren gesättigt, erhoben sich aus dem Wasser und schauten um sich. Da sahen sie, daß die Erde mittlerweile von Bäumen zugewachsen war, so hoch, als wöllten sie den Weg zum Himmel versperren. Das erregte ihren Zorn, und mit Hilfe des Windes entfachten sie ein Feuer, wie zum Untergang der Welt, um die Erde von den Bäumen zu befreien. Als jedoch Brahma, der Große Vater aller Geschöpfe, sah, wie alle Bäume zu Asche verbrannt werden sollten, erschien er, um die Prachetas mit Vernunft zu beruhigen. Und die übrigen Bäume, die sich bereits sehr vor dem Feuer fürchteten, übergaben auf Anraten von Brahma ihre Tochter den Prachetas. Sie hieß Marisha, und wie es Brahma wünschte, wurde sie von den Prachetas geheiratet und gebar ihnen Daksha, den ehemaligen Sohn von Brahma, der auf Erden wiedergeboren wurde, weil er in seinem Opfer Shiva mißachtete (siehe ab Kapitel 4.2). Und dieser Daksha war es, der zu Beginn des Chakshusha-Manwantaras nach den Geboten des Höchsten Herrn die Erde wieder mit Lebewesen bevölkerte, die dann im Laufe der Zeit wieder vergehen. Als er geboren wurde, überstrahlte er durch seinen Glanz alles andere, und wegen seiner Fähigkeiten wurde er Daksha („der Fähige“) genannt. So wurde er von Brahma bestimmt, mit Hilfe aller anderen Stammväter, die Erde (im 6. Manwantara des Chakshusha) wieder zu bevölkern.


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