Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.27. König Puranjana und die Vergänglichkeit

Narada sprach:
Oh König Prachinavarhis, durch ihr Liebesspiel hatte die Ehefrau von Puranjana ihren Mann vollkommen unter Kontrolle gebracht, und all seine Befriedigung konnte er nur noch bei ihr finden. Der König liebte und begrüßte die Schöne, die sich ihm gebadet, parfümiert und geschmückt näherte. Und wie er sie umarmte, so umarmte sie ihn auch und gewährte ihm die Freuden der sinnlichen Liebe. Doch je mehr er von dieser Frau gefesselt wurde, verlor er seine geistige Weitsicht und war sich bald nicht mehr bewußt, wie die Tage und Nächte des Lebens unaufhaltsam vergingen. Obwohl er reine Intelligenz war (Mahat), legte er sich auf das Bett seiner Königin (dem Ichbewußtsein) nieder und ließ sich von ihr (den Gedanken) umarmen. So wurde er zunehmend von träger Unwissenheit (Tamas) überwältigt, betrachtete die sinnliche Liebe als größtes Ziel seines Lebens und vergaß das Höchste Selbst. Oh Bester der Könige, auf diese Weise genoß Puranjana (die verkörperte Seele) mit leidenschaftlichem Geist die Freuden der Welt, und seine Jugend verging wie ein halber Augenblick. So verbrachte er die Hälfte seines Lebens und zeugte mit seiner Frau elf Söhne und elf Töchter (die fünf Sinnes- und Handlungsorgane mit dem Denken in der Welt der Gegensätze), die wiederum hunderte Kinder hatten (die Sinneserfahrungen und Eigenschaften), die ihren Eltern alle Ehre machten und ebenso berühmt wurden. Um seinen Stamm zu verbreiten, verheiratete der König die Söhne mit besten Frauen und die Töchter mit besten Männern. Und diese brachten wiederum viele Kinder zur Welt, wodurch sich der Stamm von Puranjana in ganz Panchala (dem Reich der fünf Sinne) verbreitete.

Aufgrund seiner geistigen Anhaftung an seine Nachkommen, seinen häuslichen Besitz und seine Diener wurde er völlig abhängig von weltlichen Dingen. Bald war er so voller Wünsche, wie du zahllose Opfer mit zahllosen Opfertieren dargebracht hast, damit dir die Ahnen, Götter und Herrn der Geister dienen mögen. Während er auf diese Weise ohne Rücksicht auf sein seliges Wohlergehen lebte und von weltlichen Bindungen beherrscht wurde, kam die Zeit des Alters, die niemand liebt, der den Frauen gefallen will. Oh Prachinavarhis, diesen König (des Alters) nennt man Chandavega (der Unaufhaltsame), und er regiert über 360 mächtige Gandharvas (die Tage eines Jahres), die mit der gleichen Anzahl von Frauen (den Nächten) vermählt sind, die (je nach Mondphase) dunkler oder heller sind. Sie alle umzingelten die Stadt, um die sinnlichen Freuden zu plündern und das weltliche Glück zu rauben. Und gegen den Ansturm von Chandavega auf die Körperstatt wehrte sich die fünfköpfige große Schlange (die fünf Lebenswinde Prana, Apana, Samana, Udana und Vyana bzw. Aushauch, Einhauch, Allhauch, Aufhauch und Zwischenhauch). Fast allein kämpfte sie hundert Jahre als Hüter der Stadt von Puranjana (der verkörperten Seele) gegen die 720 Angreifer in Form der Gandharvas und ihren Frauen. Und als sie dann nach langem Kampf müde war, wurde der König der Stadt zusammen mit all seinen Freunden und Verwandten sehr besorgt und traurig. Denn wer in der Stadt von Panchala (der fünf Sinne) die sinnliche Liebe genießt und sich mit seinen Dienern nur darum kümmert, der kann als abhängiger Ehemann, der von seiner Frau beherrscht wird, nicht verstehen, was das für eine schreckliche Angst ist, die da plötzlich auf ihn zukommt.

Oh König, das alles geschah während die Tochter der allmächtigen Zeit (die Vergänglichkeit) durch die drei Welten wanderte, einen Ehemann suchte, aber lange keinen finden konnte. Darüber war sie so unglücklich, daß sie als Unglück bekannt wurde. Erst vom königlichen Weisen Puru, dem treuen Sohn von Yayati, wurde sie angenommen (als er das Alter seines Vaters übernahm) und gewährte ihm damit großen Segen (das Königreich, siehe Geschichte in Kapitel 9.18). Als ich einmal aus dem Himmel auf die Erde herabgestiegen war und dort herumwanderte, kam sie auch zu mir und drängte sich verführerisch auf, obwohl ich alle Zeichen eines Asketen trug. Als ich sie ablehnte, wurde sie in ihrer Illusion sehr zornig und verfluchte mich mit den Worten: „Oh Weiser, weil du mich abgelehnt hast, sollst du niemals an einem Ort bleiben können!“ Als ich ihr Vorhaben damit vereitelt und sie entsprechend belehrt hatte, ging sie zu Bhaya („Angst“), dem König der Yavanas (der „weltlichen Leiden“), und sprach:
Oh großer Held und Bester der Yavanas, ich wünsche dich zu meinem Ehemann. Wenn du mich annimmst, werden dich alle als König akzeptieren. Zwei Arten der Menschen müssen durch Unwissenheit leiden: Die nicht geben, wenn sie gebeten werden, und die nicht annehmen, was ihnen gegeben wird, soweit es den heiligen Geboten entspricht und vom Schicksal bestimmt wurde. So nimm mich an, oh Herr, und ich werde dir dienen. Sei mir gnädig, denn jeder Mensch sollte für Bedürftige Mitgefühl haben.

Als der König der Yavanas diesen Wunsch von der Tochter der Zeit vernommen hatte, war er bereit, dem verborgenen Willen der Götter zu folgen und sprach lächelnd:
Oh beste Dame, die Wesen der Welt lieben dich nicht, weil du ihnen als Unglück erscheinst. So habe ich nachgedacht und mit weitsichtiger Weisheit erkannt, welchen Ehemann du bekommen solltest. Oh Dame, die ungesehen alles beherrscht, erfreue dich in dieser Welt, die durch das Karma aus den Früchten der Taten entsteht. Mit Hilfe meiner Soldaten (den Leiden und Sorgen) kannst du die Menschen durch Vergänglichkeit besiegen. Ich gebe dir meinen Bruder Prajvara (das Fieber) zum Ehemann, und so wirst du meine Schwester. Mit euch beiden und meinen schrecklichen Soldaten werde ich die Welt unsichtbar beherrschen.


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