Maitreya sprach:
Der Höchste Herr von Vaikuntha und Herr aller Opfer, der mit dem Opfer von König Prithu zufrieden war, erschien zusammen mit Indra auf dem Opferplatz und sprach zu Prithu:
Der König der Götter, der dein hundertstes Pferdeopfer verhindern wollte, bittet dich um Vergebung, und du solltest ihm vergeben. Oh Herrscher der Menschen, die Weisen, die voller Mitgefühl zum Wohlergehen aller handeln, gehören zu den Besten der Menschen und werden niemals ihren Zorn an anderen Wesen auslassen, denn sie sehen die Höchste Seele, die in allen Körpern lebt. Wenn sogar ein Geist wie deiner von der Illusion der Götter getäuscht wird, dann wäre jede Bemühung der höheren Wesen vergeblich. Der Weise sieht, daß dieser Körper aus Unwissenheit, Begierde und angesammeltem Karma entsteht, und haftet durch Erkenntnis seines wahren Wesens nicht daran an. Und ohne körperliche Anhaftung, welcher Weise würde sich als Besitzer von Haus, Kindern, Reichtum und anderen Dingen betrachten? Das eine vollkommene Selbst, das reines Bewußtsein ohne Eigenschaften ist, bildet die Grundlage für alle Eigenschaften. Es ist alldurchdringend und allumfassend für Geist und Körper. Es ist der ungeteilte Zeuge, der von jeglicher Körperlichkeit frei ist. Wer diese Höchste Seele (Atman) im Körper erkennt, ist in mir und wird von den natürlichen Eigenschaften nicht mehr überwältigt, auch wenn er in der Natur handelt.
Oh König, wer ohne Anhaftung seine Aufgabe im Leben erfüllt und mich mit Vertrauen verehrt, geht Schritt für Schritt den Weg zur höchsten Befriedigung. Von den Eigenschaften und Qualitäten der Natur gelöst, mit der Sicht der Einheit und innerlich zufrieden und gelassen, erreicht er die Harmonie meines Geistes im Brahman. Wer die unveränderliche Höchste Seele als Grundlage der körperlichen Elemente, der Sinne, der Wahrnehmung und jeglicher Wirkung erkennt, wird das höchste Glück finden. Wer durch Erkenntnis und Freundschaft mit mir verbunden ist, wird vom Wechselspiel aus Glück und Leid nicht mehr beherrscht, das zu den Grundeigenschaften der Natur und der Körperlichkeit aus den fünf Elementen, fünf Sinnen, Ichbewußtsein und Intelligenz gehört. Sei ausgeglichen in Glück und Leid, erkenne das Gleiche im Großen, Mittleren und Kleinen und beherrsche die Sinne und Gedanken!
Oh Held, sei vereint mit all meinen Wesen und beschütze sie. Denn Könige, die ihr Volk beschützen, ernten ein Sechstel all seiner Verdienste. Wer dagegen sein Volk nicht beschützt und nur ausbeutet, erntet ein Sechstel all seiner Sünden. Ein Beschützer der Erde, der seine persönliche Anhaftung überwindet, wie es die führenden Brahmanen seit ältesten Zeiten lehren, wird von seinem Volk geliebt und von den himmlischen Siddhas in seinem Haus besucht. Oh König der Menschen, so bitte um einen Segen, denn ich bin mit deinem Wesen sehr zufrieden, und das ist wahrlich nicht leicht zu erreichen, weder durch Opfer noch durch Askese oder Yoga. Nur in einem ausgeglichenen Geist, der mich überall gleich erkennt, bin ich stets gegenwärtig.
Und Maitreya fuhr fort:
So wurde der Eroberer der Erde von Vishnu, dem höchsten Lehrer der Welt, belehrt und verneigte sich vor ihm. Dann verneigte sich Indra vor König Prithu und berührte demütig dessen Füße, so daß ihn der König aufhob und in seine Arme nahm, womit jeglicher Zorn verschwand. Danach verehrte Prithu den Höchsten Herrn und die Höchste Seele und brachte seine wachsende Hingabe zu seinen Lotusfüßen dar. Und der lotusäugige Gott, der Freund und Wohltäter seiner Verehrer, segnete ihn mit seiner kosmischen Vision, ohne gleich wieder zu verschwinden. Davon war der Erste aller Könige so überwältigt, daß er mit gefalteten Händen vor ihm stand und mit tränenvollen Augen ihn weder ansehen noch ein Wort zu ihm sprechen konnte. So blieb er lange stehen und umarmte den Herrn in seinem Herzen. Danach wischte er sich die Tränen aus den Augen und erblickte den Höchsten Geist in Form von Vishnu, der seine Hand im Himmel auf die Schulten von Garuda gelegt hatte und mit seinen Lotusfüßen die Erde berührte.
Und Prithu sprach:
Oh allmächtiger Herr und Gewährer aller Segen, welcher Weise würde um den Segen der eigenen Befreiung bitten, solange es noch Lebewesen gibt, die von den Eigenschaften der Natur verwirrt werden und in die Hölle sinken? Oh Herr, ich wünsche mir keine Befreiung, solange der Nektar deiner Geschichten aus den Herzen der großen Heiligen durch ihre Münder zu deinen Lotusfüßen strömt. Segne uns lieber mit Millionen Ohren, um diesen Nektar zu empfangen. Denn der heilige Wind, der die Tropfen des Nektars von deinen Lotusfüßen trägt, weckt die Erinnerung in denen, die vom wahrhaften Pfad abgekommen sind, und macht jeden anderen Segen unnötig. Wer so glücklich ist und nur einmal im Kreise der Heiligen von deiner vorzüglichen Herrlichkeit hören durfte, wie könnte der deine Qualitäten je wieder vergessen, es sei denn, er fällt in das Reich der Tiere? Sogar Lakshmi, die Göttin des Wohlergehens, wünscht sich immer nur, mit deinen Qualitäten verbunden zu sein. Deshalb werde ich dir allein dienen, dem ursprünglichen und Höchsten Geist, der die Grundlage aller Qualitäten ist. Möge es keinen Unterschied zwischen mir und der Göttin des Wohlstandes in der Zielstrebigkeit und der Verehrung deiner Lotusfüße geben. Oh Herr des Universums, mein Geist neigt sich dem gleichen Wirken wie die Göttin zum Wohlergehen der Wesen, und ich hoffe, die Mutter des Universums wird nicht neidisch. Auch du hilfst den Bedürftigen und achtest schon kleinste Dienste. Welcher Unterschied ist zwischen dir und ihr (Geist und Natur)? Die Weisen verehren dich oft mehr, weil du die Illusionskraft der Natur mit ihren vielfältigen Eigenschaften (durch reine Erkenntnis) auflösen kannst. Oh Höchster Herr, ich sehe darin keinen anderen Zweck, als die Erinnerung an deine Lotusfüße. Ich fürchte, deine Worte „Erbitte dir einen Segen!“, die du an mich gerichtet hast, können schnell zum Werkzeug der Illusion werden, die dieses ganze Weltall einhüllt. Wenn die Wesen durch deinen Segen erlöst würden, warum versinken sie immer wieder in karmische Handlungen? Oh Herr, die Wesen unterliegen durch deine Illusions- und Schöpferkraft den Gegensätzen, und entsprechend bitten sie auch um gegensätzliche Dinge. Oh Höchster Herr, wie ein guter Vater zum Wohle seiner Kinder handelt, mögest du mir nur das geben, was du wünschst (und nicht, was ich wünsche).
So verehrte der Erste der Könige den Seher der Universums, und er antwortete ihm:
Oh Bester der Könige, mögest du immer voller Hingabe zu mir sein! Du bist mit vorzüglicher Intelligenz gesegnet und wirst zweifellos meine Illusionskraft überwinden können, die so schwer zu überwinden ist. Oh Herr der Menschen, folge achtsam meinen Geboten, denn wer meinen Geboten folgt, wird überall Wohlergehen finden.
So zeigte der Allmächtige seine Zufriedenheit mit den Worten des weisen Königs, dem Sohn von Vena, der ihn verehrt hatte und gesegnet wurde, und verschwand vor seinen Augen. Dann ehrte der König mit gefalteten Händen, herzlichster Hingabe und freundlichen Worten die himmlischen Heiligen, Ahnen, Gandharvas, Apsaras, Siddhas, Charanas, Nagas, Kinnaras und alle anderen Wesen der Erde, der Luft und des Himmels und entließ sie aus seinem großen Opfer. Nachdem der göttliche Beschützer der Schöpfung, der unfehlbare Höchste Herr, den Geist des Königs und seiner Priester zu sich gezogen hatte, erhob er sich wieder in sein himmlisches Reich. So erhielt der König der Erde durch die Verehrung der Höchsten Seele die Offenbarung der Gottheit und des Ungestalteten und kehrte auch selbst nach Hause zurück.