Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.21. Die Lehre von König Prithu

Maitreya sprach:
Als König Prithu nach Hause zurückkehrte, war die ganze Stadt mit goldenen Toren, kostbaren Perlen, schönen Blütengirlanden, seidenen Stoffen und wohlriechenden Düften geschmückt. Die Straßen, Parks und Gassen waren mit Sandelwasser besprengt, glücksbringenden Reiskörnern bestreut und mit Blumen, Blättern, Früchten, Palmenwedeln, Edelsteinen und Lampen verschönert. Die Bürger und viele schöne Jungfrauen, die mit glitzernden Ohrringen geschmückt waren, kamen ihm entgegen und begrüßten ihren König mit Lichtern, Speisen und vielen anderen Willkommensgeschenken. Doch obwohl der König, als er seinen Palast betrat, mit Pauken, Trompeten, Muschelhörnern und vedischen Gesängen aufs Höchste geehrt wurde, regte sich kein Stolz in ihm. Mit all der Verehrung, die er von den Bürgern und Brahmanen empfing, gab er ihnen reichen Segen zurück. Er war vorzüglich in all seinen Werken, großmütig und des Respekts aller würdig. Er war der Beste der Könige auf Erden, und sein Ruhm verbreitete sich mit ruhmreichen Taten. Auf diese Weise erreichte er schließlich das Höchste.

Der Suta fuhr fort:
Oh Saunaka, du Bester der Weisen, nachdem Maitreya den hohen Ruhm des Ersten der Könige erklärt hatte, den er durch seine zahlreichen Qualitäten gewonnen hatte, verneigte sich Vidura, der große Verehrer des Göttlichen, und bat:
Oh Maitreya, bitte erzähle mir noch mehr über die tugendhaften Taten von König Prithu, der von den Brahmanen gekrönt wurde, die Verehrung der Himmlischen empfing und mit der Kraft von Vishnu die Erde kultivierte und beschützte, womit die Entwicklung der Menschheit mit all den vielen Königen und Berufen zum Erwerb des Lebensunterhalts begann. Welcher Weise würde nicht gern von diesen glorreichen Taten hören?

Und Maitreya fuhr fort:
König Prithu lebte im Land zwischen den Flüssen Ganga und Yamuna, erfreute sich der Verdienste seiner heilsamen Taten und erschöpfte damit sein Karma (ohne neues anzusammeln). Er wurde zum König der Könige der ganzen Erde mit ihren sieben Inselkontinenten und beherrschte alle Menschen, außer den Brahmanen und den heiligen Verehrern des Höchsten Herrn.

Eines Tages gelobte er, ein großes Opfer darzubringen, zu dem sich die Himmlischen, heiligen Brahmanen, königlichen Weisen und viele Bürger versammelten. Er ehrte sie alle auf rechte Weise und stand in ihrer Mitte wie der Mond umgeben von den Sternen. Er hatte einen großen und schönen Körper, starke und lange Arme, strahlende Lotusaugen, eine wohlgeformte Nase, ein schönes und freundliches Gesicht, strahlendweise Zähne und ein liebevolles Lächeln. Er hatte hohe Schulten und eine breite Brust, eine straffe Taille mit markanten Streifen auf dem Bauch wie die Blätter des Bananenbaumes, einen gewundenen Nabel, kräftige Schenkel von goldener Farbe und einen gewölbten Spann. Er trug feines, lockiges und schwarzes Haar auf dem Kopf, sein Nacken glich einer Muschel mit drei Linien, und er war in schlichte Kleider gehüllt. So erstrahlte er in seiner natürlichen Herrlichkeit und benötigte keinen weiteren Schmuck. Für das Opfer trug er ein schwarzes Hirschfell und einen Ring aus Kusha-Gras am Finger und hatte alle vorbereitenden Riten ausgeführt. Dann schaute er mit seinen reinen Augen, die wie der Morgentau erfrischend waren, ringsherum auf die Versammlung und begann, zu ihrem Wohl folgende Rede zu halten, die zutiefst bedeutsam, freundlich, klar und verständlich war.

Der König sprach:
Mögen all die Tugendhaften, die hier anwesend sind, mich hören. Möge euch Gutes geschehen! Wer nach dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit sucht, sollte seine Ansichten dazu vor den Tugendhaften darlegen. Ich wurde zum König gemacht, um die Menschen zu regieren, zu strafen und zu beschützen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern und die Ordnung zu bewahren. Durch die Erfüllung meiner Pflichten als König hoffe ich, alle Wünsche zu erfüllen und das hohe Ziel zu erreichen, so daß der Zeuge aller Taten mit mir zufrieden ist, von dem die Kenner der Veden so hoch sprechen. Der König, der Steuern fordert, ohne das Volk an ihre Aufgaben entsprechend ihrer Kaste und Lebensweise zu erinnern, sammelt deren Sünde an und wird allen Wohlstand verlieren. Oh ihr Bürger, vollbringt eure jeweiligen Aufgaben im Leben, übt Zufriedenheit und richtet euren Geist auf den Höchsten Herrn. Das wird eurem und auch meinem Wohlergehen in dieser und der jenseitigen Welt dienen. Oh ihr Götter, Ahnen und Heiligen mit reinem Herzen, möget ihr meine Worte bestätigen, daß sich im Jenseits Täter, Lehrer und Unterstützer die Früchte der Taten teilen. Oh ihr Lieben, viele sagen, daß es den Herrn der Opfer gibt (der im Jenseits die Früchte verteilt). Warum sonst werden die Menschen mit so unterschiedlicher Schönheit, Fähigkeit und Kraft geboren? Meine Vorfahren, wie Manu, Uttanapada, Dhruva, Priyavrata und mein Großvater Anga, sowie andere Verkörperungen der Höchsten Seele, wie Prahlada und König Vali, wußten vom Träger der Keule (Vishnu, der die Früchte der Taten gewährt). Nur solche Nachkommen wie mein Vater Vena, der als Enkelsohn von Mrityu (dem Tod) geboren wurde und vom wahren Pfad des Dharmas abgekommen war, glaubten nicht daran, daß man durch heilsames Handeln bezüglich der drei großen Lebensziele von Tugend, Verdienst und Liebe die himmlischen Welten und sogar die Befreiung in der Höchsten Seele erreichen kann. Wer Entsagung übt und dem Höchsten Herrn dient, kann die Unreinheit abwaschen, die sich über unzählige Geburten (durch Anhaftung an die Früchte der Taten) im Geist angesammelt hat. Das ist das heilige bzw. heilsame Wasser, das den Lotusfüßen des Höchsten Herrn entspringt und allen Schmutz abwäscht, so daß man Tag für Tag an Reinheit zunimmt. Wer ihm vertraut, der die Unwissenheit des Geistes vernichten kann, löst sich von weltlicher Anhaftung, und mit reiner Erkenntnis, die alles durchschaut, muß er nicht mehr in die Welt der leidvollen Vergänglichkeit zurückkehren.

Oh ihr Bürger, vertraut auf fleißiges Lernen und Wirken mit Körper, Rede und Gedanken entsprechend eurer Kaste und Lebensweise und verehrt damit täglich die Lotusfüße des Herrn, der alle Wünsche erfüllen kann. Der Höchste Herr, der in dieser Welt als reines Bewußtsein ohne Eigenschaften allgegenwärtig ist, wird mit allen Arten der Opfer verehrt, seien es Dinge, Taten, Worte oder Gedanken, Gebete oder Riten, Formen oder Namen, um durch Erkenntnis den Geist zu reinigen. Deshalb ist er der Herr aller Opfer. Wie sich Feuer je nach Form und Qualität des Brennholzes unterschiedlich manifestiert, so manifestiert der Allmächtige die Körper mit verschiedenen Namen und Formen aus dem Karma angesammelter Taten. Es ist also kein zufälliges Wunder, daß aus dem natürlichen Meer der Ursachen (Pradhana) durch die Wirkung von Karma körperliche Wesen mit sinnlicher Wahrnehmung und Bewußtsein entstehen, die nach Glück suchen.

Oh ihr Tugendhaften, ich freue mich über alle, die mit beständiger Hingabe ihre Aufgaben im Leben erfüllen und damit den Höchsten Herrn verehren, den geistigen Lehrer aller Wesen und Empfänger aller Opfer. Die mächtigen Könige sollten sich niemals über die Brahmanen und Weisen stellen, die der unbesiegbaren Gottheit gewidmet sind und Toleranz und Entsagung üben. Denn diese göttergleichen Brahmanen und Weisen erreichten ihre Macht und ihren Reichtum durch beständige Hingabe zum Höchsten Geist und urältesten Höchsten Herrn. Wer ihnen dient, befriedigt die alldurchdringende Gottheit, die in jedem Herzen wohnt, und folgt demütig ihren Fußspuren. Wer täglich den Brahmanen dient, erreicht in kürzester Zeit inneren Frieden und die Reinheit der Seele auf dem Weg zur höchsten Befreiung, denn die Brahmanen werden sogar von den Göttern verehrt. So freut sich auch Ananta, der Herr der Schlangenkraft, der die Herzen aller Wesen kennt, viel mehr über das Opfer des Dienstes an Brahmanen, die das Brahman kennen, als über ein lebloses Feueropfer. Denn alle Mittel der Verehrung, Askese, verdienstvolle Taten, Schweigegelübde, Sinneszügelung, Vedenstudium und Meditation über das Eine dienen letztendlich der Erkenntnis des ewigen Brahman, dem reinen Bewußtsein, in dem diese ganze Welt wie in einem klaren Spiegel erscheint.

Verehrte Bürger, möge ich bis zum Ende meines Lebens den Staub Seiner Lotusfüße auf meinem Haupt tragen! Wer diesen Weg der Hingabe geht, wird bald alle Sünden vernichten und mit heilsamen Eigenschaften gesegnet sein. Das ist der uralte Weg zum Wohlergehen, zu Zufriedenheit und Glückseligkeit. Mögen die Brahmanen, die heiligen Kühe und der Erhalter der drei Welten mit seinem Gefolge mit mir zufrieden sein.

So sprach der König und wurde von allen tugendhaften Bürgern, Brahmanen, Göttern und Ahnen beglückwünscht. Mit großer Freude sprachen sie:
Wohlgetan, wohlgetan! Man sagt nicht umsonst, daß ein tugendhafter Sohn seinen Vater vor der Hölle retten kann. So hast du deinen Vater Vena, der von den Brahmanen verflucht wurde, erlöst, wie einst der Dämonenkönig Hiranyakashipu, der ebenfalls die Gottheit mißachtete, durch die Tugend seines Sohnes Prahlada erlöst wurde. Oh Mächtigster der Könige, du bist wie ein Vater der Erde und voller Hingabe zum allmächtigen Beschützer der Welten. Mögest du lange leben! Oh Bester der Reinen, durch dich sind wir heute unter der Herrschaft von Vishnu, der in den heiligen Schriften gepriesen und von den Brahmanen als Höchster Herr verherrlicht wird. Er ist das Wesen der großen Könige, so daß ihr Herz voller Liebe zu ihren Untertanen ist. Und so ist es kein Wunder, daß du uns auf diese Weise belehrt hast. So lange sind wir schon unwissend und vom Schicksal getrieben über die Erde gewandert, doch nun können wir durch deine Gunst die dunkle Unwissenheit überwinden. Verehrung dem Höchsten Geist und der Höchsten Seele, die in den Brahmanen und Kshatriyas gegenwärtig sind, um diese irdische Welt mit Seiner Kraft zu beschützen.


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