Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.19. Die hundert Pferdeopfer von König Prithu

Der Heilige Maitreya sprach:
Danach führte der König in Brahmavarta, dem Land von Manu, im Laufe seiner Herrschaft hundert große Pferdeopfer durch (um seine Königsherrschaft zu bestätigen, siehe auch Wiki Ashvamedha). Angesichts dieser mächtigen Leistung, die bisher immer von Erfolg gekrönt war, konnte der himmlisch Götterkönig Indra, der sich selbst nur hundert Opfer rühmen konnte, das hundertste Opfer von König Prithu nicht mehr tolerieren. In diesen Opfern erschien sogar der Höchste Herr persönlich als Empfänger aller Opfer, der transzendentale Herrscher, der Allmächtige und Lehrer der ganzen Welt, der niemand anders als die Höchste Seele ist. Er erschien in Gestalt von Vishnu, Brahma und Shiva und allen göttlichen Herrschern der Himmelsrichtungen mit ihrem Gefolge unter dem Lob der himmlischen Gandharvas, Apsaras und Heiligen. Ihnen folgten die Siddhas, Vidyadharas, Daityas, Danavas und Yakshas sowie andere Diener des Höchsten Herrn wie Nanda und Sunanda, Kapila, Narada, Dattatreya, Sanaka und viele weitere Meister des Yogas. Oh Nachkomme des Bharata, wegen dieser beständigen Gegenwart konnte die Erde, wie eine Kuh ihre Milch, alle gewünschten Dinge geben, als wären es Opfergaben. Die Flüsse gaben gutes Wasser, die Kühe gesunde Milch, Quark und Butter, die Felder nahrhaftes Getreide, die großen Bäume süße Früchte und Honig, und die Berge und Ozeane gaben kostbare Erze und Juwelen. Auf diese Weise wurde König Prithu in Gegenwart des allmächtigen Herrn zum mächtigsten Herrscher, so daß sich im Götterkönig Indra der göttliche Neid regte. (Man sagt auch: Wer hundert Pferdeopfer vollbringt, wird so mächtig wie Indra.)

So kam es, daß Indra das hundertste Pferdeopfer verhindern wollte, das der Sohn der Vena dem Herrn aller Opfer darbrachte. Er machte sich unkenntlich und entführte das Opferpferd. Doch der Heilige Atri erkannte Indra, wie er sich als heuchlerischer Asket verkleidet hatte, der die Sünde als Verdienst betrachtete, und durch den Himmel schnell entfliehen wollte. Sogleich rief Atri den Sohn von Prithu, der ein mächtiger Wagenkrieger war. Dieser verfolgte Indra und rief zornig: „Halt, bleib stehen!“ Doch als er die menschenähnliche Gestalt im Asketen-Gewand mit verfilzten Haaren und aschebeschmiertem Körper sah, konnte er keinen Pfeil auf ihn abschießen. Da ermahnte ihn Atri: „Oh Sohn des Königs, töte diesen übelgesinnten Indra, der das Opfer deines Vaters behindern will!“ Und wieder begann der Sohn von Prithu, den durch den Himmel fliehenden Götterkönig energisch zu verfolgen, wie der Geierkönig Jatayu einst den Dämonenkönig Ravana jagte. Da verschwand Indra und ließ sowohl das Pferd als auch seine falsche Verkleidung zurück, so daß der Held das entführte Opferpferd zum Opferplatz des Vaters zurückbringen konnte.

Oh Vidura, als die großen Heiligen diese wunderbare Tat sahen, ehrten sie ihn mit dem Namen Vijitashva (der das Pferd gewann). Doch Indra gab noch nicht auf. Er schuf eine dichte Dunkelheit und entführte das Opferpferd erneut, obwohl es bereits mit goldenen Fesseln an den Opferpfahl gebunden war. Und wieder sah ihn Atri durch den Himmel entfliehen und gebot dem jungen Helden die Verfolgung. Aber er erblickte Indra mit Asketenstab und Schädelschale in den Händen und zögerte erneut. Erst als ihn Atri ermahnte, entsandte er zornig seine Pfeile, so daß Indra wieder Verkleidung und Pferd zurückließ und verschwand. So konnte der Held das Opferpferd noch einmal zum Opferplatz seines Vaters zurückbringen.

Doch seit dieser Zeit gibt es auch heuchlerische Menschen, die diese zurückgelassenen Verkleidungen des Götterkönigs annehmen, um andere zu täuschen. All diese Verkleidungen, die Indra trug, um das Opferpferd zu entführen, gelten als trügerisch, soweit es nur äußere Zeichen sind. Wahrlich, so geschah es, daß Indra das Opferpferd entführen wollte, um das Opfer von Prithu zu behindern, und die trügerische Verkleidung religiöser Gruppen anlegte und auf Erden zurückließ. Und seitdem werden diese Verkleidungen von manchen nackten Asketen, auffallend gekleideten Mönchen oder ähnlichen Gruppen getragen. Denn aus Unwissenheit wird der Geist der Menschen von solchen äußerlichen Zeichen angezogen und läßt sich davon leicht täuschen.

Der ruhmreiche und mächtige König Prithu erkannte dies, wurde auf Indra zornig, legte einen Pfeil auf und erhob seinen Bogen. Doch als die Opferpriester sahen, daß Prithu bereit und in seinem Zorn auch fähig war, den Götterkönig zu töten, versuchten sie ihn davon abzuhalten und sprachen:
Oh Hochbeseelter, es ist nicht gut, in diesem Opfer ein anderes Wesen zu töten, als das Opfertier gemäß den heiligen Schriften. Oh König, wir selbst werden Indra mit mächtigen Mantras in das Opferfeuer zwingen und deinen Feind verbrennen, der dein Opfer behindern wollte und damit seine Macht verspielt hat.

Oh Vidura, so sprachen die führenden Opferpriester und standen mit zornigen Gesichtern und der Opferkelle in der Hand bereit, das Opfer zu beginnen. Doch da erschien Brahma und sprach:
Oh ihr Besten der Priester, ihr solltet Indra nicht töten, denn alle Götter, die ihr im Opfer verehrt, sind auch in Indra vereint. Er ist das Opfer selbst und eine Verkörperung des Höchsten Herrn. Oh Brahmanen, durchschaut diese vermeintliche Verletzung des Dharmas, die Indra begangen hat, um das Opfer des Königs zu behindern! Möge es so sein, daß der weitberühmte König Prithu nur neunundneunzig große Opfer vollbracht hat.

Dann wandte sich Brahma an Prithu selbst und sprach:
Oh großer König, es waren genug Opfer, denn du kennst ja den Weg zur höchsten Befreiung. Du solltest keinen Zorn gegen Indra hegen, denn er ist niemand anderes als du selbst. Sei gesegnet! Wie du, so ist auch er eine Verkörperung des Höchsten Herrn. Oh großer König, beruhige deinen Zorn und höre, was ich respektvoll zu dir spreche: Wer mit zornvollem Geist erzwingen will, was die Götter zu verhindern versuchen, wird in blinde Unwissenheit fallen. Beende dieses Opfer und mißachte den Wunsch der Götter nicht, denn die religiöse Heuchelei wird das Dharma der Tugend und Gerechtigkeit zerstören. Erkenne, wie durch Indra, der dein Pferdeopfer mit der Entführung des Pferdes verhindern wollte, diese Täuschung in die Welt kam, die für unwissende Menschen so verführerisch und überwältigend ist. Oh Herrscher, erinnere dich, denn du hast dich in dieser Welt verkörpert, um das Dharma wieder aufzurichten, das durch die Missetaten von König Vena schon fast verschwunden war. So wurdest du als Sohn von Vena und Teil von Vishnu geboren. Oh König, betrachte das Wohlergehen der Welt und unterstütze das Werk der großen Stammväter. Laß die religiöse Heuchelei nicht weiter anwachsen, die auf diese Weise durch Indra als Illusion entstanden und ein gefährlicher Weg der Sünde ist.

So wurde Prithu, der König der Erde, vom Schöpfergott Brahma gebeten, die Rivalität mit Indra, dem Vollbringer der hundert großen Opfer, aufzugeben und Frieden zu schließen. Er handelte entsprechend, und nachdem er das Opfer geopfert und sein Reinigungsbad genommen hatte, erhielt er für sein vollkommenes Handeln den Segen der Heiligen, die mit diesem Opfer sehr zufrieden waren. Wahrlich, oh Vidura, die anwesenden Brahmanen, deren Segen stets heilsam ist, lobten das Verhalten von Prithu, dem Ersten der Könige, und sprachen die segensreichen Worte:
Oh Mächtigster der Könige, alle Götter, Ahnen, Heiligen und Menschen, die zu diesem Opfer eingeladen waren, haben sich hier versammelt und fühlen sich von dir mit Respekt und Gaben verehrt und gewürdigt.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter