Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.17. König Prithus Zorn auf die Erde

Maitreya sprach:
Nachdem König Prithu, der Sohn von Vena, für seine Eigenschaften und Taten als Verkörperung des Höchsten Herrn verherrlicht worden war, würdigte er die Barden und Lobsänger mit Geschenken, Ehrung und Dank. Und damit ehrte er auch die Heiligen, die Brahmanen und alle anderen Kasten, die Minister, Priester, Bürger und sonstigen Untertanen seines Königreichs.

Da fragte Vidura:
Warum nahm Mutter Erde, die so viele Gestalten tragen kann, gerade die Form einer Kuh an? Und wer war das Kalb, und was der Melkeimer, als König Prithu sie molk? Wie ebnete er das Gesicht der Erde, das von Natur aus uneben ist? Und warum hatte Indra das Opferpferd gestohlen? Oh Brahmane, welchen Zustand erreichte der König, nachdem er vom Heiligen Sanatkumara, dem Besten der Kenner des Brahman, das vollkommene und alldurchdringende Wissen empfangen hatte? Oh Heiliger, ich bitte dich als aufmerksamer Zuhörer und Verehrer des lotusäugigen Krishna, mir alles über die Verkörperung des Herrn der Sinne in Gestalt von Prithu zu erzählen, der als Sohn von Vena die Erde gemolken hat. Denn zweifellos ist es eine heilsame Freude, die heiligen Geschichten über ihn zu hören.

Und der Suta fuhr fort:
Maitreya war höchst zufrieden, daß Vidura von den Geschichten über Vasudeva so inspiriert wurde, lobte ihn und antwortete:
Oh mein Sohn, als Prithu von den Brahmanen zum König geweiht und zum Beschützer des Volkes ernannt wurde, litten viele von ihnen unter Hunger. Sie kamen mit abgemagerten Körpern zu ihrem neuen Beschützer und sprachen:
Oh König, wir leiden unter dem Feuer des Hungers, das uns wie einen Baumstamm innerlich ausbrennt. Deshalb sind wir zu dir gekommen, um deinen Schutz zu suchen. Du wurdest von den Brahmanen zu unserem Herrn ernannt, und deshalb bitten wir dich, uns die lebensnotwendige Nahrung zu gewähren. Oh König der Könige, bitte beschützte uns vor dem leidvollen Hunger, damit wir daran nicht sterben müssen.

Prithu hörte die Klage des Volkes, dachte darüber nach und erkannte die Ursache. Daraufhin nahm er seinen Bogen und zielte mit einem Pfeil auf die Erde, als wäre er der zornvolle Herr von Tripura (Shiva, der die dreifache Stadt der Dämonen mit einem Pfeil zerstörte). Als Mutter Erde sah, wie er den Pfeil aufgelegt hatte, verwandelte sie sich ängstlich in eine Kuh und floh davon, wie ein Reh vor dem Jäger. Doch der Sohn von Vena verfolgte sie mit gespanntem Bogen, wohin auch immer sie in die zehn Himmelsrichtungen entfloh. Und wie ein Mensch nicht vor dem Tod fliehen kann, so konnte auch sie nirgends in der Welt dem Sohn der Vena entkommen, ergab sich schließlich ängstlich und mit traurigem Herzen und sprach:
Oh großer Herr und Kenner des Dharmas der Tugend und Gerechtigkeit, du lebst als Beschützer aller Wesen, deshalb beschütze auch mich. Warum willst du als tugendhafter König eine arme und unschuldige Mutter töten? Selbst gewöhnliche Männer würden nie eine Frau verletzen. Was sollte man da von dir erwarten, der zum Schutz der Bedürftigen lebt? Ich bin wie ein großes Boot, das diese ganze Welt trägt. Wenn du mich zerstörst, wer soll dich und dein Volk über Wasser halten?

Und König Prithu antwortete:
Oh Quell des Wohlergehens, wenn du den Gesetzen nicht folgst, muß ich dich als König bestrafen. Du empfängst in den Opfern deinen Anteil, und deshalb solltest du auch die Menschen mit Nahrung versorgen. Was nützt eine Kuh, die jeden Tag Futter bekommt, wenn sie keine Milch geben will? Deshalb ist es nicht klug von dir, all die von Brahma geschaffenen Samen in dir zurückzuhalten und nicht gedeihen zu lassen. Dann müssen dich meine Pfeile treffen, die deinen Körper schlachten, um den leidvollen Hunger der Bedürftigen zu stillen. Ein König begeht keine Sünde, wenn er die Übelgesinnten tötet, die nur an sich selbst denken und kein Mitgefühl für andere pflegen, seien es Männer, Frauen oder Geschlechtslose. So werde ich dich mit meinen Pfeilen in tausende Stücke zerlegen und die Wesen mit meiner Yoga-Kraft tragen und (auch ohne Erde über Wasser) halten.

Daraufhin faltete Mutter Erde ihre Hände und sprach ängstlich zitternd zu Prithu, der wie der verkörperte Tod erschien:
Verehrung dem Höchsten Geist (Purusha), der durch seine Illusions- und Schöpferkraft (Maya) die Vielfalt aller Formen annimmt. Verehrung diesem Ursprung aller Eigenschaften, der von jeglicher Anhaftung an das Handeln frei ist und von den Leiden der Welt wie Begierde und Haß nicht ergriffen wird. Du hast mich als Wohnstätte für die Lebewesen aus der Verbindung der natürlichen Prinzipien und Elemente geschaffen, stehst nun mit erhobenen Waffen vor mir und bist bereit, mich zu zerstören. Bei wem sonst sollte ich Zuflucht suchen? Du bist es doch, der durch seine unvorstellbare Kraft von Anfang an alle mehr oder weniger lebendigen Geschöpfe geschaffen hat, und nun bereit ist, sie zu beschützen. Durch die Illusions- und Schöpferkraft bist du zum König geworden. Wie kannst du, der dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit verpflichtet ist, mich töten wollen? Wahrlich, die Geschöpfe, deren Geist durch deine unbesiegbare Illusionskraft verwirrt wurden, können dein Wirken nicht verstehen. Du selbst hast Brahma geschaffen und läßt ihn die Schöpfung der Welten hervorbringen. So erscheinst du durch deine Illusionskraft in der Vielfalt der Geschöpfe, obwohl du in Wahrheit ein Ganzes bist. Verehrung dir als tiefste Ursache für die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung der Welten. Verehrung dir als Höchsten Geist (Purusha), der aufgrund seiner Kräfte (Shaktis) diese Welt aus Intelligenz, Ichbewußtsein und den fünf Elementen mit den fünf Sinnen und den dazugehörigen Göttern entstehen läßt. Oh Mächtiger, du bist der Ungeborene und die Höchste Seele (Atman), aus der diese Welt mit dem Bewußtsein der Sinne und den Elementen geschaffen wurde. Du selbst hast die Erde als Eber ursprünglich aus den Tiefen des Wassers hervorgehoben und hältst sie durch deine Kraft. Und nachdem du mich wie ein Boot für die Lebewesen auf das Wasser gesetzt hast, bist du nun zum Träger und Beschützer der Erde geworden. Warum willst du mich jetzt mit deinen scharfen Pfeilen töten, nur weil ich noch keine Milch gebe? Wahrlich, dein göttliches Wirken können gewöhnliche Wesen, wie ich es bin, deren Bewußtsein durch deine Illusionskraft von den natürlichen Eigenschaften verwirrt wurde, nicht verstehen. Höchste Verehrung sei dir, der sogar die größten Helden verwirrt, die ihre Sinne beherrschen!


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