Pushpak Bhagavata Purana Buch 4Zurück WeiterNews

4.11. Manu bittet Dhruva, den Kampf zu beenden

Maitreya sprach:
Oh Vidura, nachdem Dhruva die Worte der Weisen gehört hatte, berührte er Wasser und legte den Narayana-Pfeil auf seinen Bogen. Sobald dieser Pfeil auf seinem Bogen lag, verschwanden die Illusionen der Yakshas, wie Wut und Schmerz durch das Bewußtsein höherer Erkenntnis verschwinden. Aus der Waffe auf seinem Bogen entsprangen goldene Pfeile mit Schwanenfedern, welche die feindlichen Soldaten mit tosendem Geräusch durchbohrten, als würde eine Pfauenschar in einen Wald eindringen. Von diesen spitzen und scharfen Pfeilen, die überall auf dem Schlachtfeld erschienen, wurden die Yakshas höchst erregt, so daß sie voller Zorn gegen Dhruva stürmten, wie Schlangen mit erhobenen Hauben gegen Garuda ankämpfen wollen. Doch seine Pfeile durchbohrten die Arme, Beine, Hälse und Bäuche der Yakshas, die zum Kampf erschienen, und er sandte sie alle ins Reich über der Sonne (den Maharloka), wo all jene hingehen, die ihren Samen zügeln (und Keuschheit üben).

Als sein Großvater, der Swayambhuva Manu, den mächtigen Wagenkrieger sah, wie er die im Grunde unschuldigen Yakshas tötete, erschien er voller Mitgefühl zusammen mit den großen Weisen vor dem Sohn von Uttanapada, um ihn zu belehren. Und der ehrenwerte Manu sprach:
Genug, mein Sohn! Hör bitte auf, diese Guten zu töten, die dir kein Unrecht getan haben! Mit diesem ungezügelten Zorn betrittst du den Weg der Unwissenheit und Sünde. Mein Lieber, dieses Vorhaben, die sündlosen Yakshas zu vernichten, ist eines Mitglieds unserer Familie nicht würdig und wird von den Weisen getadelt. Oh Guter, auch wenn du über den Tod deines Bruders betrübt bist, so sollte doch das Vergehen eines einzelnen Yakshas nicht in der Vernichtung aller gipfeln. Eine solche Vernichtung von Lebewesen ist sicherlich niemals der Weg derer, die wahrhaftig dem Herrn der Sinne (Hrishikesha) dienen und folgen. Denn wer den Wohnort der Höchsten Seele zerstört, handelt wie ein Tier. Durch deine Meditation über die Höchste Seele aller Wesen hast du die Region des Höchsten Herrn erreicht, die so schwer zu erreichen ist. Durch deine Hingabe bist du zu Vishnu selbst geworden. Wie kann einer, der die Verehrung aller Verehrer des Herrn genießt, ihnen als Vorbild dient und das Wohl aller Wesen gelobt hat, eine so schreckliche Tat begehren? Wer Toleranz, Freundschaft, Mitgefühl und Harmlosigkeit zu allen Wesen übt, in denen sich die Höchste Seele verkörpert, mit dem kann der Höchste Herr zufrieden sein. Und die Befriedigung des Höchsten Herrn, der von den natürlichen Qualitäten und den Sorgen körperlicher Existenz frei ist, gewährt grenzenlose geistige Glückseligkeit im Brahma-Nirwana.

Aus den fünf Elementen der Natur entwickelten sich Mann und Frau, die sich durch sexuelle Fortpflanzung weiter vermehrten. Oh König, diese Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung geschieht durch die Illusionskraft des Höchsten Herrn als Wirkung des Zusammenspiels der drei natürlichen Grundqualitäten. Wie sich Eisen durch einen Magnetstein bewegt, so bewegt sich alles durch den Höchsten Geist (Purusha), der von allen natürlichen Eigenschaften frei ist. Durch den Höchsten Herrn in Form der Zeit erscheinen die wechselwirkenden Kräfte der natürlichen Eigenschaften. Obwohl er nicht handelt, scheint er zu handeln. Obwohl er nichts zerstört, scheint er zu zerstören. Wahrlich, diese Macht des Allmächtigen ist unbegreiflich. Der Anfangslose wird zum Anfang von allem, und der Unvergängliche bringt durch die Zeit das Vergängliche hervor. Der Unerschöpfliche belebt die Wesen, und der Todlose bringt ihnen den Tod. Wie der Tod alles Leben gerecht beherrscht, so kennt er weder Freund noch Feind. Wie der Staub vom Wind, so werden alle Geschöpfe durch seine Kraft bewegt. Er kennt keine lange oder kurze Lebensspanne, wie die geborenen Wesen, und befindet sich stets in ganzer Vollkommenheit. Manche sehen in ihm das Karma, manche die Natur, manche die Zeit, manche das Schicksal und manche die allumfassende Liebe. Oh Guter, wer könnte die Absichten von ihm verstehen, der das Ungestaltete und Grenzenlose ist, aus dem alle verschiedenen Energien und Kräfte entstehen?

Aus dieser Sicht, mein Sohn, sind all diese Diener von Kuvera, dem Gott des Reichtums, keine Mörder deines Bruders. Die Gottheit selbst ist die erste Ursache, daß Lebewesen geboren werden und sterben. Die Gottheit erschafft das Universum, erhält und löst es wieder auf, ohne sich selbst in das Wechselspiel der natürlichen Eigenschaften zu verstricken, denn sie ist frei vom Ichbewußtsein (Ahankara) und identifiziert sich nicht mit irgendeiner Verkörperung. Diese Gottheit ist die Höchste Seele, die alle Wesen beherrscht und erhält. Sie schöpft, erhält und verschlingt alles durch ihre Illusionskraft (Maya). Oh Guter, die Gottheit ist Tod und Unsterblichkeit und in jeder Hinsicht das höchste Ziel der Welt. Alle Wesen opfern ihr und werden von ihr geführt, wie Bullen an ihrem Nasenring.

Mit nur fünf Jahren hast du, von den Worten deiner Stiefmutter verletzt, deine leibliche Mutter verlassen und bist in den Wald gegangen, um den Herrn mit Askese zu verehren. Damit hast du den höchsten Stand in den drei Welten erreicht. Bewahre ihn im Geist, mein Bester, und wende dich frei von jedem Zorn dem eigenschaftslosen Brahman zu, dem Höchsten Selbst. Versuche in diesem reinen Selbst das Wahre zu entdecken, von dem getrennt alles in Illusion existiert. Diene dem Höchsten Herrn, der die innerste Seele aller Wesen ist, allmächtig, grenzenlos und reine Seligkeit. So wirst du bald den Knoten der Illusion von „Ich“ und „Mein“ lösen und beständig sein. Beherrsche deinen Zorn, diesen größten Feind der Tugend, und du wirst das höchste Glück erreichen. Oh König, erinnere dich beständig an diese Lehre, die wie Medizin gegen Krankheit wirkt. Ein intelligenter Mensch, der frei von Angst leben möchte, sollte sich niemals vom Zorn beherrschen lassen, denn jeder fürchtet sich vor einem Zornigen.

Indem du im Zorn die Yakshas getötet hast, die du als Mörder deines Bruders wähntest, hast du Kuvera beleidigt, den Bruder von Shiva. So geh nun sogleich, oh Sohn, und verehre ihn voller Respekt mit freundlichen Worten, bevor der Zorn dieses Hochbeseelten unseren Stamm verbrennt.

So sprach Manu Swayambhuva zu seinem Enkelsohn, wurde von ihm verehrt und kehrte mit den Weisen zu seiner Wohnstätte zurück.


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