Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.29. Der Yoga der liebevollen Hingabe

Devahuti bat:
Oh Göttlicher, du hast mir die verschiedenen Merkmale der universalen Intelligenz (Mahat) und aller anderen Prinzipien von Natur und Geist (Prakriti und Purusha) wahrheitsgetreu beschrieben, wie sie in der Sankhya-Theorie als Grundprinzipien aufgezählt werden. Bitte sprich nun auch ausführlich über den Weg der liebevollen Hingabe (des Bhakti-Yoga), der zum Höchsten führt. Beschreibe mir und allen anderen Menschen die verschiedenen Arten des Lebens in der Welt und wie man sich von ihnen lösen kann. Erkläre mir auch die vergängliche Zeit als eine Form von dir, die über alles herrscht, und wie die Wesen aus Furcht vor der Zeit ihrem Dharma folgen. Du bist wie eine Yoga-Sonne erschienen, um den Wesen zu helfen, die vom Ichbewußtsein verblendet am Handeln anhaften, seit langer Zeit im Traum der Welt versinken, keine Hilfe finden konnten und nun müde sind.

Maitreya fuhr fort:
Oh Bester der Kurus, der mächtige und freundliche Heilige (Kapila) schätzte diese Worte seiner Mutter und antwortete zufrieden und voller Mitgefühl.

Der Höchste Herr sprach:
Oh liebe Mutter, die Yoga-Hingabe ist sehr vielfältig und zeigt sich auf verschiedenen Wegen entsprechend den natürlichen Eigenschaften einer Person. Was man aus Liebe zu mir mit Gewalt, Stolz, Begierde oder Haß mit egoistischer Verblendung tut, entspricht der natürlichen Qualität der Trägheit bzw. Unwissenheit (Tamas). Wer mich mit Personenkult verehrt und in Form eines Idols anbetet, um nach anderen Zielen als nach mir selbst zu streben, wie nach Genuß, Ruhm oder Reichtum, folgt der natürlichen Qualität der Leidenschaft (Rajas). Und wer in seinen Ansichten tolerant ist und die Früchte seiner Taten allein mir opfert, um sich vom Karma zu befreien, der wird in seiner Verehrung von der natürlichen Qualität der Güte (Sattwa) bewegt. Soweit der Fluß der Gedanken beständig auf mich gerichtet ist, der im Herzen aller lebt, wie das Wasser der Ganga zum Ozean fließt, und soweit man beständig von meiner Herrlichkeit zu hören wünscht, ohne eigennützige Interessen zu verfolgen, kann man von reiner Hingabe zum Höchsten Geist sprechen. Ohne den reinen, hingebungsvollen Dienst an mir wird sich niemand aufrichtig wünschen, in meinem Reich zu wohnen, meinen Reichtum zu genießen, an meiner Seite zu leben, meine Form zu tragen oder mit mir selbst vereint zu sein. Wem es durch diese reine Hingabe im Bhakti-Yoga gelingt, den höchsten Weg zu gehen, der überwindet die drei natürlichen Qualitäten und erreicht mein Sein. So kann man auf ehrbare Weise seine Aufgaben im Leben erfüllen, ohne an den Früchten anzuhaften, und auf heilsame Weise ohne unnötige Gewalt dem Yoga der Taten (dem Kriya-Yoga) folgen.

Meine Form sehen, berühren, verehren, anbeten und erkennen, daß ich im Herzen aller Wesen bin, ist der Weg der Loslösung durch liebevolle Güte. Durch respektvolle Verehrung der Weisen, Mitgefühl mit den Armen, Freundschaft mit Gleichrangigen, Selbstbeherrschung, Entsagung, Hören heiliger Themen, Singen meiner heiligen Namen, Wahrhaftigkeit, Gesellschaft mit Heiligen und Uneigennützigkeit wird der Geist eines Verehrers, der mir ganz hingegeben ist, vollkommen gereinigt. Zweifellos wird er mich so erreichen, wie er von mir gehört hat. Wie der Geruchssinn die Düfte einfängt, die von ihrer Quelle durch die Luft getragen werden, so erkennt das Bewußtsein durch den Yoga der Hingabe die unvergängliche Höchste Seele.

Ein Mensch, der meine bildhafte Form verehrt, aber nicht mich selbst, wie ich als Höchste Seele in allen Wesen lebe, ist nur dem Namen nach ein Verehrer. Wer mich nur als Bild verehrt und nicht als Höchsten Herrn und Höchste Seele in allen Wesen, opfert in seiner Unwissenheit nur der Asche eines erloschenen Opferfeuers. Wer mich verehrt und andere Wesen beneidet oder verachtet, lebt feindselig und kann niemals geistigen Frieden finden. Oh Sündlose, mit den Verehrern, die zwar mein Bild mit allen Opfergaben verehren, aber andere Wesen verachten, bin ich sicherlich nicht zufrieden. Man sollte meine Form als Höchster Herr verehren, damit das ichhafte Handeln vergeht und man mich im Herzen aller Wesen erkennt. Soweit mich jemand im eigenen Körper und in anderen Wesen mißachtet, werde ich ihm in der schrecklichen Gestalt des Todes erscheinen. Man sollte daher mit Nächstenliebe, Respekt und Freundlichkeit alle Wesen als gleichwertig betrachten, um mich zu befriedigen, der als Höchste Seele in allen lebt. Denn die Wesen sind nur mehr oder weniger bzw. höher oder niedriger entwickelt.

Die Wesen mit entwickeltem Leben sind höher als unbelebte Wesen, noch höher sind die Wesen mit entwickeltem Lebensatem, noch höher sind die Wesen mit entwickeltem Bewußtsein, und noch höher sind die Wesen mit entwickelten Sinnesorganen. Unter ihnen sind wiederum jene höher entwickelt, die mehr Sinnesorgane für Gehör, Gefühl, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch entwickelt haben. Unter denen sind wiederum jene höher entwickelt, die zwei Kiefer mit Zahnreihen haben, dann kommen die vierbeinigen Tiere, dann die zweibeinigen Menschen, dann die Menschen einer Kastengesellschaft, dann die Brahmanen, dann die Vedengelehrten, dann die Vedenkenner, die den tiefen Sinn kennen, dann die vom Zweifel Befreiten, dann die Weisen, die ihre Aufgabe im Leben erfüllt haben, und schließlich die von weltlicher Anhaftung Befreiten. Daher kenne ich kein höher entwickeltes Wesen, als den Weisen, der mit ganzheitlichem Geist ohne jeglichen Eigennutz alle Taten, Reichtümer und sein Leben mir allein darbringt und so beständig mit mir vereint ist. Wer erkennt, wie der Höchste Herr als Seele in allen Wesen lebt, wird auch alle Wesen achten.

Oh Tochter des Manu, damit habe ich dir die Wege des Yogas und der liebevollen Hingabe beschrieben, auf denen man allein den Höchsten Geist erreichen kann. Dieser Höchste Geist (Purusha) verkörpert den Höchsten Herrn (Bhagavat), das Brahman, die Höchste Seele (Atman) und das Meer der Ursachen (Pradhana) und wirkt als Gottheit.

Die Zeit wird als Ursache für die Wandlung aller Formen bezeichnet, weshalb alle Lebewesen von Brahma angefangen aufgrund ihrer unterscheidenden Sicht in gewisser Angst leben. Diese Zeit, die in allen Wesen regiert und ihre Formen wandelt, wird auch Vishnu genannt, der Empfänger aller Opfer und Herr aller Herrscher. Niemand wird von der Zeit besonders bevorzugt, und sie kennt weder Freunde noch Feinde. Sie beherrscht jeden, ob bewußt oder unbewußt, und verkörpert die Vergänglichkeit aller Geschöpfe. Aus Furcht vor ihr weht der Wind, scheint die Sonne, sendet Indra den Regen, leuchten die Himmelskörper, tragen die Pflanzen die Blüten und Früchte der Saison, fließen die Flüsse, treten die Ozeane nicht über ihre Ufer, brennt und strahlt das Feuer, geht die Erde mit ihren Bergen nicht unter, und gibt es Luft zum Atmen. Durch die Zeit entsteht der sich ausdehnende Körper des Universums mit den sieben natürlichen Grundprinzipien, die mit der universalen Intelligenz beginnen und sich gegenseitig überdecken. Aus Furcht vor der Zeit beginnen die drei natürlichen Qualitäten zu wirken, und die Götter erfüllen ihre Aufgaben in den Zyklen der Schöpfung, unter deren Herrschaft alle Geschöpfe stehen. Diese vergehende Zeit, die weder einen Anfang noch ein Ende hat, ist der unvergängliche Schöpfer, der die Wesen durch die Wesen entstehen läßt und sogar den Gott des Todes vergänglich macht.


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