Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.27. Selbstverwirklichung und geistiges Erwachen

Der Höchste Herr (in Verkörperung von Kapila) sprach:
Auch wenn der Höchste Geist (Purusha) in einem natürlichen Körper lebt, wird er von den natürlichen Eigenschaften nicht beherrscht, denn er ist unwandelbar, frei von Eigenschaften und ohne Besitzanspruch, wie die Sonne, die sich im Wasser spiegelt (weder durchnäßt noch von den Wellen ergriffen wird). Doch soweit sich das lebende Wesen durch das Ichbewußtsein mit den natürlichen Eigenschaften identifiziert, wird die Seele verwirrt und denkt: „Ich handle.“ Und aufgrund dieser Identifizierung mit den Früchten der Handlungen wird ein Lebewesen unzufrieden und hilflos ans Rad der Existenzen gebunden und entsprechend seinen guten und schlechten Taten in verschiedenen Mutterleibern geboren. Soweit es die Sinnesobjekte objektiv betrachtet, versinkt es in einen bedrückenden Traum, in dem nichts Wahres existiert, und findet kein Ende im Rad der Existenzen. Daher sollte das anhaftende Bewußtsein allmählich auf dem Pfad der Hingabe (Bhakti-Yoga) und Entsagung konsequent selbst-beherrscht werden. Mit dieser Selbstbeherrschung sollte man beginnen und den Yoga üben, um sich zu entwickeln und mittels meiner Geschichten durch reine Hingabe das vollkommene Vertrauen zu erreichen. Dabei sollte man alle Lebewesen mit dem Auge der Einheit betrachten, weder Feindseligkeit noch Parteilichkeit hegen, dafür Enthaltsamkeit und Schweigsamkeit üben und die Früchte aller Taten opfern. Man sollte mit dem zufrieden sein, was gegeben wird, wenig Nahrung zu sich nehmen und achtsam, zurückgezogen, friedlich, gütig, mitfühlend und selbstbeherrscht leben. Den eigenen und andere Körper sollte man nicht aus materieller Sicht mit Anhaftung betrachten, sondern aus geistiger Sicht mit Weisheit im Licht der allgemeinen Prinzipien von Natur und Geist (Prakriti und Purusha). Damit kann man alle natürlichen Prinzipien bis zur Vernunft schrittweise durchschauen, die Höchste Seele (das wahre Selbst bzw. Atman) in sich selbst erkennen, wie man die Sonne mit den Augen sieht, und wahre Selbstverwirklichung erreichen. Dann enthüllt sich vor dem geistigen Auge das Wahre und Eine, das allem zugrunde liegt und durch die ichhafte und körperliche Sicht von Illusion verdeckt wurde. Dieses Eine gleicht der Sonne, die man zwar als Spiegelung auf dem Wasser oder an einer Wand sehen kann, aber eigentlich jenseits davon im Himmel ist. So zeigt sich die wahre Seele als Spiegelung der Wahrheit in den drei Arten des Ichbewußtseins (gütig, leidenschaftlich und träge), woraus Körper, Sinne und Gedanken entstehen.

Wer sich in dieser Existenz mit den grob- und feinstofflichen Elementen, Sinneswahrnehmungen, Gedanken oder auch der Vernunft usw. identifiziert, versinkt in einen Traumzustand. Sobald man daraus erwacht, verschwindet das Ichbewußtsein. Obwohl dabei nichts verlorengeht, könnte man irrtümlich denken, daß man mit dem Ichbewußtsein alles verliert und so betrübt wird wie jemand, der sein ganzes Vermögen für verloren hält. Doch wer dieses Selbst verwirklicht, und die Situation durchschaut, die er unter der Herrschaft des Ichbewußtseins akzeptiert hatte, erkennt sein ursprüngliches Wesen in der Höchsten Seele (und gewinnt alles).

Da fragte Devahuti:
Oh lieber Brahmane, ist es nicht so, daß sich Geist und Natur (Purusha und Prakriti) ewig anziehen und niemals voneinander loslassen können? So wie Geruch und Erde oder Wasser und Geschmack immer zusammengehören, so kann doch auch die Intelligenz nicht von allem anderen getrennt sein. Wie kann sich dann der Geist von der Natur befreien? Wird der Geist als Zeuge von allem durch das Karma angesammelter Taten aufgrund der natürlichen Qualitäten und Eigenschaften nicht zum Handeln gezwungen? Wie könnte man durch das Nachdenken über die natürlichen Grundprinzipien die große Angst beseitigen, solange die Ursache dafür weiterbesteht?

Und der Höchste Herr sprach:
Handle ohne Anhaftung an die Früchte, erfülle mit reiner Seele deine Aufgabe in der Welt, diene mir mit beständiger Hingabe und höre mir zu. Vereine dich durch Erkenntnis der wahren Natur, mittels tiefgründiger Entsagung und stetigem Yoga mit der Höchsten Seele. Dann wird die (karmisch-körperliche) Natur des Geistes Tag für Tag verzehrt, wie das Feuerholz im Feuer verbrennt. Mit der Einsicht, wieviel Leid die Abhängigkeit vom Genuß verursacht, kann man den weltlichen Genuß aufgeben und in eigener Herrlichkeit gegründet sein. Wie man im Traum viele schreckliche Dinge erleben kann, so harmlos werden diese Dinge, sobald man erwacht. Wer sein Denken auf mich, den Kenner der Wahrheit, gerichtet hat, muß von der Natur nichts mehr befürchten und kann im Selbst zufrieden sein. Der Weise, der auf diesem Weg über viele Jahre und Geburten die Selbstverwirklichung erreicht, kann die weltliche Anhaftung bis hinauf zum Brahmaloka aufgeben. Wer mir ganz hingegeben ist und durch meine Gnade die Geheimnisse der Natur erkennt, erreicht vom Körper unabhängig in mir selbst das Höchste, das man vollkommene Erlösung nennt. Noch im Leben gewinnt er wahre Selbsterkenntnis und wird von allen Zweifeln befreit. Der Yogi, der diese Seligkeit erreicht hat, muß niemals wieder in die Körperlichkeit zurückkehren. Oh Mutter, wenn der Yogi auch von der Illusion nicht mehr angezogen wird, die er durch übernatürliche Yoga-Kräfte (Siddhis) erreichen kann, dann sind alle Hindernisse auf dem Weg zu mir beseitigt, und sogar der Tod wird seine Macht verlieren.


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