Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.23. Glück und Leid von Devahuti

Maitreya sprach:
Nachdem ihre Eltern gegangen waren, folgte die treue Devahuti täglich den Wünschen ihres Ehemannes mit ganzem Herzen, wie Parvati ihrem Herrn Shiva. Sie diente ihm mit reiner Seele, großem Respekt und beherrschten Sinnen sowie mit Liebe und freundlichen Worten. Sie vermied Begierde, Stolz, Neid, Eitelkeit und alle sündhaften Taten und erfreute ihren machtvollen Ehemann stets mit achtsamer Vernunft. So war die Tochter des Manu dem Heiligen ganz hingegeben, der zweifellos der Beste aller gottgleichen Heiligen war, und erwartete einen größeren Segen, als es ihr vom Schicksal bestimmt war. Doch als er sah, wie sie selbst auch harte Askese übte und davon ganz schwach und abgemagert wurde, sprach Kardama voller Mitgefühl und mit von Liebe bewegten Worten:
Oh Tochter des Manu, die höchste Ehre verdient, ich bin mit deiner Hingabe und deinem Dienst sehr zufrieden. Du bist sogar bereit, mir zuliebe den eigenen Körper, den jedes Wesen so sehr liebt, durch Askese abzuzehren. Doch der Segen des Herrn, den ich auf dem Dharma-Weg durch Askese, Meditation und Vedenstudium erreicht habe, kann von dir genausogut durch hingebungsvollen Dienst an deinem Ehemann erreicht werden. Ich werde dir die überweltliche Sicht gewähren, diesen Segen sehen zu können, der von jeder Angst und Sorge befreit. Welche weltlichen Reichtümer wären diesem Segen des Höchsten Herrn vergleichbar? All diese irdischen Genüsse werden im nächsten Augenblick schon wieder vergehen. Doch dank deines achtsamen Dienstes sollst du zunächst die himmlischen Freuden genießen können, die für Menschen so schwer zu erreichen sind und nicht einmal den Königen geschenkt werden.

So sprach Kardama, der die Illusionskraft (Yoga-Maya) durch Erkenntnis gemeistert und vollkomme Hingabe erreicht hatte. Und Devahuti hörte ihm voller Freude achtsam zu und antwortete mit lächelndem Gesicht, strahlenden Augen, schüchternem Blick und einer Stimme, die vor Scham und Liebe stockte:
Oh Bester der Brahmanen, oh mein machtvoller Ehemann, ich weiß, daß du die wahre Meisterschaft über die Illusionskraft erreicht hast. Daran habe ich keine Zweifel. So erfülle nun dein Versprechen, so daß wir unsere Körper vereinen und die große Freude der Nachkommenschaft genießen können, die für eine treue Ehefrau von höchstem Wert ist. Behandle meinen schwachen Körper nach den Geboten der Liebe so, daß die unerfüllten Gefühle befriedigt werden, und er stark genug wird, dem Ziel der Liebe zu dienen. Und denke bitte auch, oh Herr, an ein passendes Wohnhaus für uns.

Und Maitreya fuhrt fort:
Um die Wünsche seiner Liebsten zu erfüllen, benutzte Kardama seine Yoga-Kraft und brachte augenblicklich einen fliegenden Palast hervor, der sich nach Belieben durch die Lüfte bewegen und alle Wünsche gewähren konnte. Er war mit allen Juwelen und Reichtümern ausgestattet, mit Säulen aus Edelstein sowie wunderbaren Ornamenten, Stoffen, Teppichen und Fahnen geschmückt und mit süßduftenden Blüten-Girlanden verziert, in denen die Bienen summten. Er war in allen Jahreszeiten höchst angenehm und hatte mehrere Räume mit bequemen Betten, Sofas und Sitzen. Die Decken waren von schönster Handwerkskunst gestaltet und mit Juwelen und Perlen bestickt. Die Türen strahlten wie Diamanten und die Schwellen wie Korallen. Die Kuppeln glänzten wie Saphir und wurden von goldenen Zinnen gekrönt. Die Mauern waren aus funkelndem Edelstein und höchst bezaubernd mit kostbarsten Rubinen besetzt, die das Auge erfreuten. All die kunstvoll gefertigten Skulpturen der Schwäne und Tauben konnten sogar die echten Vögel beeindrucken, die immer wieder heranflogen und ihre Artgenossen riefen. Wahrlich, die Räume, Gänge und Höfe dieses Palastes waren so wunderschön, daß sogar Kardama selbst überrascht war.

Doch der Heilige, der in die Herzen aller Wesen schauen konnte, sah, daß sich Devahuti in ihrem gegenwärtigen Zustand in diesem Palast nicht wohlfühlen konnte und sprach zu ihr:
Oh Furchtsame, bevor du in diesen fliegenden Palast aufsteigst, bade im heiligen Bindu-See, der alle Wünsche der Menschen erfüllen kann.

Die Lotusäugige mit verfilzten Haaren und schmutziger Kleidung befolgte die Worte ihres Ehemanns und tauchte mit ihrem staubbedeckten Körper in den See, der vom heiligen Wasser der Sarasvati angefüllt war. Unter Wasser sah sie ein Haus mit tausend Jungfrauen, die wie Lotusblüten dufteten. Sie erhoben sich sogleich und sprachen mit gefalteten Händen: „Wir sind deine Dienerinnen. Bitte gebiete uns, was wir für dich tun sollen.“ Und nachdem sie von den Jungfrauen verehrt, gebadet und mit kostbaren Ölen eingerieben war, schenkten sie der tugendhaften Dame wunderschöne neue Kleider, wertvollen Schmuck, bestes Essen und süßen Wein. Dann betrachtete sie das Spiegelbild ihres Körpers, den die Dienstmädchen von allem Schmutz befreit, in reine Kleider gehüllt, mit Girlanden geschmückt und glücksverheißenden Zeichen gesegnet hatten. Sie war von Kopf bis Fuß gewaschen und mit goldenen Halsketten, Armreifen und klingenden Fußkettchen geschmückt. Um ihre Hüfte trug sie einen goldenen Gürtel mit zahlreichen Juwelen, ihre Haut war mit kostbaren Ölen, Düften und Pasten eingerieben, und ihr Gesicht überstrahlte mit schönen Zähnen, bezaubernden Augenbrauen, funkelnden Augen und dunklen Haarlocken die Schönheit jeder Lotusblüte. Und sobald sie an ihren geliebten Ehemann dachte, den Besten der Heiligen, fand sie sich sogleich im Kreise der Dienerinnen an dem Ort wieder, wo der Stammvater verweilte. Und angesichts dieser plötzlichen Rückkehr zu ihrem Ehemann zusammen mit den tausend Dienerinnen wurde sie von größter Ehrfurcht vor seiner Yogamacht über die Illusions- und Schöpferkraft (Yoga-Maya) erfüllt.

Als der Heilige sah, wie sie in ihrer ganzen Schönheit erstrahlte, von tausend Vidyadharis („Wissensträgerinnen“) umgeben, und ihr bezaubernder Körper in herrlichste Kleider gehüllt war, wurde auch Kardama, der keine Feinde mehr kannte, bezaubert und half der Dame, zum Palast aufzusteigen. Doch obwohl er diese Liebe zu seiner Ehefrau empfand, der die himmlischen Vidyadharis dienten, bewahrte er seine strahlende Herrlichkeit. Zusammen mit ihr erstrahlte er im fliegenden Palast so herrlich wie der sternenumkränzte Mond im Himmel, der dafür sorgt, daß sich nachts die Blütenreihen der Lilien öffnen. In diesem fliegenden Palast, der sich überall hinbewegen konnte, erreichte er sogar die heiligen Orte, die von den himmlischen Siddhas gepriesen werden, auf dem Berg Meru mit seinen Tälern, wo sich die Götter erfreuen, die heilige Ganga herabfließt und liebliche Winde wehen. So lebte er im Kreise der Frauen lange Zeit im Genuß wie Kuvera, der Gott des Reichtums. Von seiner Ehefrau geliebt erfreute er sich in den himmlischen Gärten Vaishrambhaka, Surasana, Nandana, Pushpabhadraka und Chaitraratha sowie im heiligen Manasa-See. Mit diesem prächtigen und großartigen Palast, der jeden Wunsch erfüllen konnte, bewegte er sich ungehindert wie der Wind durch die Welten und übertraf damit sogar die himmlischen Wagen der Götter. Was wäre auch für jene unerreichbar, die mit ganzer Hingabe den Lotusfüßen des Höchsten Herrn dienen, der alles gewährt?

Nachdem der mächtige Yogi seiner Ehefrau den ganzen Luftraum der Erde mit seinen vielen Gestaltungen und Wundern gezeigt hatte, kehrte er wieder zum Ort seiner Einsiedelei zurück. Und als seine Frau zur Empfängnis bereit war, genoß er mit ihr die Freuden der Liebe über hundert Jahre, die wie ein Moment vergingen, und zeugte schließlich mit seinem Samen neun Kinder. Sie vereinten sich in einem vorzüglichen Bett des fliegenden Palastes, das der Liebe förderlich war, und Devahuti verlor in Gesellschaft ihres geliebten Ehemannes jegliches Zeitgefühl. So vergingen für das wonnigliche Paar, das im Liebesspiel vertieft war, durch die Kraft der Illusion hundert Jahre wie ein Augenblick. Der mächtige Kardama, der die Wünsche aller Wesen kannte, zeugte mit seinem Samen neun Kinder, die danach sogleich von Devahuti geboren wurden. So kamen neun kleine Mädchen mit schönen Körpern zur Welt, die so bezaubernd wie rote Lotusblüten waren.

Doch nun wußte sie, daß ihr Ehemann das Haus wieder verlassen würde, versuchte zu lächeln, aber wurde in ihrem Herzen von großem Kummer überwältigt. Nur mit viel Mühe unterdrückte sie ihre Tränen, scharrte beschämt mit ihren juwelengleichen Fußnägeln auf dem Boden und sprach mit gesenktem Kopf und liebevollen Worten:
Oh Herr, alles, was du versprochen hast, ist auch erfüllt worden. Doch sorge bitte auch dafür, daß deine hingebungsvolle Ehefrau nicht vom Kummer überwältigt wird. Oh Brahmane, wenn du in den Wald gehst, wer wird dann geeignete Ehemänner für unsere Töchter suchen und mich trösten? Wir haben uns solange dem Sinnesgenuß hingegeben, daß ich keine Zeit mehr für die Erkenntnis der Höchsten Seele hatte. Ich war in meiner Liebe zu dir so sehr in der Befriedigung der Sinne versunken, daß mir dein übernatürliches Wesen nicht mehr bewußt war. Möge mich nun diese Liebe auch vor dem Kummer der Trennung beschützen und nicht zu unerträglichem Leiden werden. Die Gemeinschaft mit Menschen, die sich der Sinnesbefriedigung widmen, wird zur Ursache für den Kreislauf von Geburt und Tod, während die Entsagung zusammen mit Heiligen zur Befreiung von weltlichen Bindungen führt. Wenn das Handeln in dieser Welt nicht dem Dharma der Tugend und Gerechtigkeit gewidmet wird und zur Entsagung führt, und die Entsagung nicht zum hingebungsvollen Dienst vor den Lotusfüßen des Herrn, dann lebt man ein totes Leben, das nur äußerlich lebendig erscheint. Zweifellos wurde ich von der Illusions- und Schöpferkraft des Höchsten Herrn völlig getäuscht, denn obwohl ich mit dir verbunden war, der Befreiung gewähren kann, habe ich nicht danach gesucht.


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