Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.24. Die Entsagung von Kardama und die Geburt von Kapila

Maitreya sprach:
Der barmherzige Heilige, der auf diese Weise von der lobenswerten Tochter Manus bezüglich seiner Entsagung angesprochen wurde, erinnerte sich an die Worte des strahlenden Herrn und antwortete:
Sei unbesorgt, oh reine Dame. Der unvergängliche Höchste Herr wird bald in deinen Mutterleib eingehen. Sei gesegnet! Du hast heilige Gelübde geübt. Nun verehre mit ganzem Vertrauen den Höchsten Herrn, beherrsche deine Sinne, zügle deine Gedanken, beachte die Gebote der Entsagung und übe Wohltätigkeit. Wenn der strahlende Herr auf diese Weise von dir verehrt wird, wird er als dein Sohn geboren und meinen ruhmreichen Stamm verbreiten, die Erkenntnis des Brahman lehren und die Bindungen deines Herzens lösen.

Devahuti achtete die Worte des großen Stammvaters, hatte volles Vertrauen in ihn und verehrte damit den höchst Verehrungswürdigen, den ursprünglichen Höchsten Herrn, der in jedem Herzen lebt. Und nach vielen langen Jahren der Hingabe ging der Höchste Herr und Vernichter des Madhu-Dämons in den Samen von Kardama ein und wurde von Devahuti geboren wie das Feuer aus dem Brennholz. Als er geboren wurde, erklangen die himmlischen Musikinstrumente in den Wolken, die Gandharvas sangen, und die Apsaras tanzten voller Freude. Die Götter, die sich im Himmel bewegen, ließen wunderschöne Blüten herabregnen, und die Himmelsrichtungen, Gewässer und Herzen wurden klar, rein und glücklich. Der Selbstgeborene (Brahma) erschien mit Marichi und den anderen Heiligen in der Einsiedelei, wo Kardama an den Ufern der Sarasvati lebte. Oh weiser Vidura, der Selbstgeborene wußte, daß sich hier der alleinige, ungeborene und unabhängige Höchste Herr verkörpert hatte, um die Theorie (Sankhya) der natürlichen Prinzipien zu erklären. Brahma verehrte mit reinem Geist die Absicht des Herrn und sprach voller Freude zu Kardama und Devahuti:
Oh mein Sohn Kardama, du hast vollkommen nach meinen Geboten gehandelt und mich damit wahrhaft verehrt und erfreut. Auf diese Weise sollte ein Sohn seinem Vater dienen und die Gebote seines geistigen Lehrers mit einem deutlichen „Jawohl“ respektieren. Deine schlanken und treuen Töchter werden mit ihren Nachkommen diese vielfältige Schöpfung gedeihen lassen. So gebe deine neun Töchter nach ihrem Charakter und deinen Wünschen noch heute in die Ehe mit den großen Heiligen und verbreite damit deinen Ruhm in der Welt. Oh Asket, ich weiß, daß sich nun der ursprüngliche Geist (Purusha) durch seine Illusions- und Schöpferkraft zum Wohle aller Wesen verkörpert und die Gestalt des Heiligen Kapila angenommen hat. Durch geistige Erkenntnis und praktische Yoga-Übung wird dieser Goldhaarige, Lotusäugige und Lotusfüßige die Wurzeln des karmischen Handelns abschlagen. Wisse, oh Devahuti, daß der Höchste Herr, der den Dämon Kaithabha (zu Beginn der Schöpfung) getötet hatte, in deinem Mutterleib verkörpert wurde. Er wird durch die Welt wandern, um die Knoten der Unwissenheit und des Zweifels zu lösen. Dieser Herr der Siddhas (der Weisen mit übernatürlichen Fähigkeiten) wird zum Oberhaupt der Sankhya-Lehre werden und unter dem Namen Kapila („bräunlich“ wie der Erdboden) deinen Ruhm in der Welt verbreiten.

Oh Vidura, nachdem Brahma das Ehepaar (Kardama und Devahuti) auf diese Weise erfreut hatte, begab sich der Schöpfer der Welt mit Narada und den Kumaras in seinem Wagen, der von Schwänen gezogen wurde, zurück in die Region jenseits der drei Welten. Als Brahma verschwunden war, übergab Kardama („Erdboden“) entsprechend dem Gebot seine neun Töchter den Heiligen, um die Welt zu bevölkern. Kala („Tag im Mondmonat“) übergab er an Marichi, Anasuya („neidlos“) an Atri, Sraddha („Vertrauen“) an Angiras, Havirbhu („opfergeboren“) an Pulastya, Gati („Pfad“) an Pulaha, Kriya („Bemühung“) an Kratu, Khyati („Ruhm“ bzw. „Erkenntnis“) an Bhrigu, Arundhati („frei von Hindernissen“) an Vasishta und Shanti („Frieden“) an Atharva, womit die Opfer durchgeführt werden. So wurden diese Töchter von den geistigen Söhnen Brahmas geheiratet. Kardama bewirtete sie alle noch eine Weile, und nachdem die Hochzeit der Heiligen abgeschlossen war, baten sie um ihren Abschied und kehrten mit freudigen Herzen in ihre Wohnstätten zurück.

So wußte auch Kardama, daß sich der Herr der drei Zeiten verkörpert hatte, näherte sich ihm allein, verneigte sich und sprach:
Ach, nach langer Zeit zeigen die Götter ihre Gnade für die Menschen, die unter den sündhaften Taten leiden müssen, die sie in der Welt angesammelt haben. Über viele Geburten durch tiefgründige Yoga-Meditation (Samadhi) gereift bemühen sich die Yogis, die Füße des Höchsten Herrn in der Leere (Shunya) zu finden. Heute ist Er als Helfer für seine Verehrer in unserem Haus erschienen, obwohl wir ihn während unseres gewöhnlichen Hauslebens kaum beachtet haben. Doch du bist deinem Wort treu, und um die Ehre und Herrlichkeit deiner Verehrer zu vermehren, kamst du mit dem Wunsch in mein Haus, das spirituelle Wissen über den Höchsten Herrn zu verbreiten. Obwohl du selbst keine körperliche Form hast, hilfst du deinen Verehrern, indem du entsprechend nützliche Formen annimmst. Deine Füße sind stets der hingebungsvollen Verehrung aller Lernenden wert, die nach vollkommener Wahrheit suchen. So suche auch ich Zuflucht bei dir, der voller Reichtum, Entsagung, Ruhm, Weisheit, Stärke und Gnade ist. Ich suche Zuflucht bei dir, oh Kapila, dem Höchsten Geist (Purusha), durch den im Laufe der Zeit die Schöpfung mit allem Wissen aus den drei natürlichen Qualitäten entsteht, dem Erhalter aller Welten und dem Vernichter, der durch eigene Kraft alle Verkörperungen wieder in sich selbst zurückzieht. Oh Herr aller Geschöpfe, da du mich von allen Schulden befreit und damit alle Wünsche erfüllt hast, bitte ich dich, mich als besitzlosen Bettelmönch zu akzeptieren, damit ich ohne Sorgen allein mit dir im Herzen umherwandern kann.

Darauf sprach der Höchste Herr (in Gestalt von Kapila):
Mein Wort ist stets wirksam und steht über allem, was in den heiligen Texten und der gewöhnlichen Rede gesprochen wird. Ich habe dir gesagt, oh Heiliger, daß ich als dein Sohn geboren werde, und so ist es geschehen. Ich wurde in dieser Welt geboren, um den Menschen, die nach Befreiung von körperlichen Bindungen suchen, das wahre Wesen der Natur zum Erreichen der Selbsterkenntnis zu erklären. Dafür habe ich diesen Körper angenommen, um den Weg zur Selbsterkenntnis wieder aufzuzeigen, der schwer zu verstehen ist und im Laufe der Zeit verlorenging. So gehe nun mit meinem Einverständnis wie du es wünschst und folge den Geboten der besitzlosen Bettelmönche (Sannyasins). Widme dich hingebungsvoll meinem Dienst, um den unbesiegbaren Tod zu besiegen und das ewige Leben zu erreichen. Wenn dein Geist beständig nur auf mich gerichtet ist, die selbstleuchtende Höchste Seele (Atman) im Herzen aller Wesen, wirst du mich auch in deinem Herzen wahrhaft erkennen und von Leiden und Angst befreit sein. Und damit meine Mutter (Devahuti) diese Angst ebenfalls überwinden kann, werde ich ihr das Wissen geben, das zu einem geistigen Leben führt und die Anhaftung an die Früchte eigener Taten beendet.

Nachdem der Stammvater Kardama auf diese Weise angesprochen wurde, umrundete er Kapila und ging zufrieden in den Wald. Er folgte den Wegen der Entsagung, gab jede Anhaftung auf, vereinte sich mit der Höchsten Seele und wanderte über die Erde, ohne einen Wohnort zu beanspruchen oder ein Feuer zu entzünden. Er richtete seinen Geist auf das höchste Brahman jenseits der natürlichen Qualitäten und deren Wirkungen, durchschaute alle Geschöpfe und erreichte durch ganzheitliche Hingabe die höchste Sicht. So löste er die Identifikation mit dem Körper, dem Ego und den weltlichen Gegensätzen und erkannte mit dem Auge der Einheit sich selbst im Inneren mit vollkommen ruhigem Geist wie ein Meer ohne Wellen. Durch seinen hingebungsvollen Dienst an Vasudeva, dem allwissenden Höchsten Herrn, vereinte er sich mit der übernatürlichen Höchsten Seele und wurde von den Bindungen der Natur befreit. Er erkannte den Höchsten Herrn als Seele in allen Wesen und alle Wesen in der Höchsten Seele. Von jeglicher Zu-und Abneigung befreit erreichte er durch vollkommene Hingabe zum Höchsten Herrn im Geist der Einheit das höchste Ziel, den Herrn selbst.


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