Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.5. Die geistige und feinstoffliche Schöpfung und ihr Ziel

Shri Suka sprach:
Vidura, der Beste der Kurus, der durch vollkommene Hingabe die Zufriedenheit jenseits der natürlichen Qualitäten suchte, fand den Heiligen Maitreya mit klarem Geist an den Quellen der himmlischen Ganga. Hier verneigte er sich aus ganzem Herzen und sprach:
Die Leute handeln in der Welt, um Glück zu erlangen, aber sie können weder das Glück erhalten noch das Leiden überwinden. Im Gegenteil, ihre Sorgen wachsen immer mehr. Oh Verehrenswerter, wir bitten dich, mögest du uns sagen, was wir in einer solchen Welt tun sollen. Wahrlich, die Verehrer der Gottheit, die das Wohl aller suchen, wandern frei durch diese Welt, um den Gottlosen als Vorbild zu dienen, die aufgrund ihrer unheilsamen Taten das Dharma verloren, sich vom Göttlichen abgewandt haben und dementsprechend leiden müssen. Oh Bester der Tugendhaften, zeige uns den Weg zur wahren Glückseligkeit, so daß wir durch Verehrung des Höchsten Herrn in unserem Herzen gereinigt werden und auf dem Weg der Selbsterkenntnis die grundlegenden Prinzipien der Natur erkennen, wie es die ewigen Veden lehren. Erkläre uns das Wirken des Höchsten Herrn, der durch seine Illusionskraft die drei natürlichen Qualitäten beherrscht und sich in der Vielfalt der Welt verkörpert, ohne daran anzuhaften. Erkläre uns, wie Er das ganze Universum erschafft, erhält und wieder auflöst. Wie kann Er, der untätig im Grunde ruht und keinen Zweiten kennt im Raum seines Herzens, diese ganze Welt erschaffen? Wie kann der Herr des Yogas in diese Welt eintreten und sich in dieser Vielfalt verkörpern? Bitte erzähle uns von seinen verschiedenen Verkörperungen und Taten, die er zum Wohle der Zweifachgeborenen, Kühe und Götter vollbrachte. Denn niemals werden wir vom Nektar der Geschichten über die wunderbaren Taten des Höchsten Herrn gesättigt. Erkläre uns auch die verschiedenen Regionen, in denen die Geschöpfe entsprechend ihrer Art handeln, bis zum Lokaloka-Berg mit den Regenten der Himmelsrichtungen, die der große Vater geschaffen hat, sowie die natürlichen Prinzipien jenseits davon. Oh Bester der Brahmanen, erkläre uns, wie Narayana durch den selbstgeborenen Schöpfer des Weltalls die Unterschiede der Wesen, Namen, Formen und Taten für die vielfältigen Geschöpfe bestimmt hat.

Oh Gesegneter, ich habe wieder und wieder von Vyasa über das tugendhafte Handeln der höheren und niederen Kasten gehört, doch ohne den Nektar aus Gesprächen über Krishna kann uns kein Glück befriedigen. Wer könnte Zufriedenheit erreichen, ohne das Wesen des Höchsten Herrn zu kennen? Nur wenn diese Erkenntnis in uns eintritt, können die Fesseln der weltlichen Anhaftung gelöst werden. Um die Herrlichkeit des Höchsten Herrn aufzuzeigen, hat der heilige Vyasa als Freund aller Wesen die Geschichte der Bharatas (im Mahabharata) beschrieben. Mit Geschichten, die sich um das weltliche Glück drehen, lenkt er den Geist der Menschen zum Höchsten Herrn. Wer diesem Geist folgt, dessen Vernunft wächst beständig, und er erhebt sich aus der gewöhnlichen Welt, folgt den Fußspuren des Höchsten Herrn, erreicht die Glückseligkeit und überwindet sogleich alle Sorgen. Wer sich an den Geschichten über den Höchsten Herrn nicht erfreuen kann, ist zutiefst zu bedauern. Und ich selbst bedauere sie sehr und denke, sie verschwenden ihre kostbare Lebenszeit und alle Gedanken, Worte und Taten. Deshalb bitten wir dich, oh Maitreya, erzähle uns die Geschichten vom Höchsten Herrn über das essentielle Wesen seiner gerechten Taten, wie die Bienen den Honig aus allen Blüten sammeln. Oh Freund der Leidgeplagten, erzähle zu unserem Heil von den außergewöhnlichen Taten Gottes, der die natürlichen Prinzipien annimmt und sich für die Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung des Universums verkörpert.

So sprach Vidura zum Wohlergehen aller, und der berühmte Asket Maitreya ehrte ihn zutiefst und antwortete:
Oh Tugendhafter, du bist gesegnet und hast zum Segen aller gesprochen, um die Herrlichkeit des Höchsten Herrn zu verbreiten, der von Leidenschaft frei ist. Oh Vidura, es ist kein Wunder, daß du dem Höchsten Herrn so hingebungsvoll dienst, denn du wurdest aus dem Samen von Vyasa (von einer Dienerin) geboren. Du bist eine Verkörperung von Yama, dem gerechten Gott im Reich der Toten, und aufgrund des Fluchs von Mandavya wurdest du als Sohn von Vyasa und einer Dienerin seines Bruders Vichitravirya in dieser Welt geboren (siehe Mahabharata 1.108). Du bist ein gesegneter Diener der Gottheit, die mich dazu bestimmte, dir das Wissen vom Höchsten Herrn zu lehren. Deshalb werde ich dir so ausführlich wie möglich das kosmische Spiel des Höchsten Herrn für die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des Universums beschreiben, der sich durch seine wunderbare Illusionskraft in der Vielfalt der Welt verkörpert:

Vor der Schöpfung des Universums war der Höchste Herr, die Höchste Seele aller Geschöpfe, nur Eins ohne jegliche Unterschiede. Es war sein Wunsch, daß die Höchste Seele mit ihrem Bewußtsein und allen unterschiedlichen Eigenschaften in Ihm verschmolzen und verschwunden war. Er war nur selbst und sah sich nur selbst. Er sah nichts anderes, seine ganze Illusionskraft schwieg in Ihm, als würde er gar nicht existieren, und jede äußere Kraft war in Ihm zurückgezogen. Was er als vollkommener Seher sieht, ist seine Energie, die durch Ursache und Wirkung gestaltet wird. Oh Glücklicher, diese Energie, womit der Herr das ganze Universum erschafft, bezeichnet man (in ihrer Wirkung) als „Maya“ (Illusions- bzw. Schöpferkraft). Der Höchste Geist (Purusha) befruchtet die Höchste Seele (Atman), welche zwei Aspekte von Ihm sind, und durch die Illusionskraft der Zeit und der drei natürlichen Qualitäten (Gunas) erscheint aus dem Samen (dem Meer der Ursachen) das machtvolle Leben.

Aus dem Ungestalteten (dem Meer der Ursachen) entsteht im Laufe der Zeit zuerst das natürliche Prinzip der universalen Intelligenz (das Mahat-Tattwa). Es ist das Prinzip der Erkenntnis, das die Dunkelheit vertreibt und zur Basis des ganzen Universums wird. Dieses Prinzip der universalen Intelligenz wandelt sich mit der Zeit und den natürlichen Qualitäten durch den Höchsten Herrn und die Höchste Seele in die Erscheinungen der vielfältigen Formen des Lebens. Dazu entsteht aus der universalen Intelligenz das natürliche Prinzip des Ichbewußtseins (Ahankara), das sich mit dem Handelnden, den Taten und Früchten sowie den Gedanken und dem Sinnesbewußtsein identifiziert. Damit entsteht aus der Höchsten Seele die individuelle Seele. Und entsprechend den drei natürlichen Eigenschaften von Güte, Leidenschaft und Trägheit (den drei Gunas von Sattwa, Rajas und Tamas) teilt sich auch das Ichbewußtsein dreifach. Aus der Güte entstehen das Denken und die führenden Götter der fünf Sinne mit dem jeweiligen Sinnesbewußtsein. Durch die Leidenschaft wandelt sich das Ichbewußtsein in das sinnliche Wissen, das zum karmischen Handeln drängt. Und durch die Trägheit bzw. Unwissenheit erscheinen die verschiedenen greifbaren Sinnesobjekte. Damit entsteht zuerst der Klang mit dem Element des Raumes, womit die Höchste Seele einen Körper bekommt. Wenn dann der Höchste Herr in den Raum schaut, entsteht durch die Illusionskraft im Laufe der Zeit das Gefühl zusammen mit dem Wind-Element. Der Wind entfaltet seine Kraft im Raum und wird zur Basis für die weltlichen Formen, die nun im Licht des Feuer-Elements sichtbar werden. Durch die Wandlung von Wind und Feuer entsteht durch die Illusionskraft im Laufe der Zeit unter dem Blick des Höchsten Herrn die Eigenschaft des Geschmacks zusammen mit dem Wasser-Element. Und durch die Wandlung von Feuer und Wasser entsteht durch die Illusionskraft im Laufe der Zeit unter dem Blick des Schöpfergottes Brahma das Erd-Element mit der Eigenschaft des Geruchs. (Hier handelt es sich vermutlich um die Entstehung der feinstofflichen Elemente bzw. Tanmatras, aus denen erst mit der Verfestigung bzw. Verkörperung des Erd-Elements die grobstofflichen Elemente bzw. Mahabhutas im Welten-Ei von Brahma entstehen.)

Oh Vidura, in allen fünf Elementen mit dem Raum beginnend vererben sich die Eigenschaften auf das jeweils nächste Element (so daß schließlich die Erde alle fünf Eigenschaften von Klang, Gefühl, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch besitzt und im Grunde auch Intelligenz und Ichbewußtsein). Die Götter, die über diese Elemente herrschen, sind Teile von Vishnu (dem Erhalter, der Intelligenz und dem Höchsten Herrn) und verkörpern diese Elemente durch die Illusionskraft im Laufe der Zeit. Wenn sie nicht alle miteinander verbunden wären, könnten sie niemals dieses Universum hervorbringen.

Diese Götter sprechen (unablässig und überall in dieser Welt als feinstoffliche Wesen):
Oh Herr, wir verneigen uns vor deinen Lotusfüßen, die wie ein Schirm gegen die Leiden der Leidgequälten sind. Zu ihnen nehmen die Yogis Zuflucht und werfen ihre schwere Last der weltlichen Sorgen ab. Oh Vater, ohne deine Erkenntnis werden in dieser Welt alle Wesen vom dreifachen Leiden (z.B. durch Geburt, Alter und Tod) gebunden und können keine Glückseligkeit erlangen. So wollen wir diese Erkenntnis erreichen, indem wir im Schatten deiner Füße Zuflucht suchen. All die Weisen suchen Zuflucht zu deinen heiligen Füßen, von denen die heilige Ganga als Beste aller Flüsse entspringt, die alle Sünden abwäscht. Sie erheben sich auf den Schwingen der Veden, die aus deinem Lotusmund strömen, und überwinden die weltliche Anhaftung. Sie erreichen dich durch Meditation, Hingabe und Reinigung. Sie stillen ihren Geist, hören deine Stimme und erreichen deine Erkenntnis, die ihnen die Stärke zur Entsagung gibt. Oh Herr, deshalb suchen wir Zuflucht zu deinen Lotusfüßen, denn du selbst hast dich für die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung des Universums verkörpert und bist die Zuflucht aller. Wer sich an dich erinnert, den segnest du mit Furchtlosigkeit. Oh Herr, wir suchen Zuflucht zu deinen Lotusfüßen, die für jene schwer zu erreichen sind, die an ihrer eigenen Körperlichkeit und der Illusion von „Ich und Mein“ anhaften, obwohl Du in allem lebst. Oh Höchster Herr, sie sehen dich nicht, der mit wundervollen Taten besungen wird, denn ihr Geist wird von äußeren Sinnesobjekten beherrscht und abgelenkt. Die Herzen all jener, die deinen nektargleichen Geschichten zuhören, werden durch zunehmende Hingabe gereinigt. So erreichen sie die Erkenntnis des Höchsten, die von jeder weltlichen Anhaftung befreit, und erheben sich in dein Reich. Manche versuchen nur auf dem Yoga-Weg der Stille die Höchste Seele zu erkennen, ihre machtvolle Natur zu bezwingen und den Höchsten Geist durch Meditation zu finden, ohne Ihm zu dienen. Doch das ist endlos schwer, während es mit hingebungsvollem Dienst immer leichter wird.

Oh ursprünglicher Herr, wir alle sind dein. Mit dem Wunsch, die Welt zu schöpfen, hast du uns durch die drei natürlichen Qualitäten (von Güte, Leidenschaft und Trägheit) erschaffen. So dienen wir in deinem kosmischen Spiel der Vielfalt der Natur und können uns nicht eigensinnig zurückziehen. Oh Ungeborener, bitte leite uns, wie wir alle Nahrung dir opfern und uns trotzdem selbst ernähren können, und wie und wo die Geschöpfe furchtlos ihre Nahrung genießen können, die sie für sich selbst und dich beschafft haben. Oh Herr, du bist der ursprüngliche und höchste Geist (Purusha), der ohne Vergänglichkeit ist. Du bist die Ursache von uns Göttern und unseren Taten. Du belebst die ganze Natur. Du gibst uns und allen anderen Geschöpfen die Eigenschaften und die Kraft zum Handeln. Oh Ursächlicher, du hast die Höchste Seele durch die universale Intelligenz und die anderen natürlichen Prinzipien verkörpert, woraus alle Eigenschaften und Wirkungen entstehen. Oh Selbstseiender, bitte belehre uns, wofür wir geschaffen wurden und was wir dafür tun sollen. Oh Herr, wir bitten dich, soweit wir in diesem Werk der Schöpfung eingebunden sind, soweit gib uns deine Kraft und deine Erkenntnis.


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