Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.6. Die kosmische Verkörperung der grobstofflichen Schöpfung

Der weise Maitreya sprach:
Als der göttliche Herr (Ishvara) sah, daß die Schöpfung zur Ruhe gekommen war, und alle natürlichen Prinzipien aufgelöst waren, ging der Allmächtige mit seiner höchst mächtigen Energie, die man auch Kala oder die Göttin der vergänglichen Zeit nennt, in alle dreiundzwanzig natürlichen Prinzipien gemeinsam ein (universale Intelligenz, Ichbewußtsein, fünf feinstoffliche Elemente, Denken, fünf Sinnesorgane, fünf Handlungsorgane, fünf grobstoffliche Elemente). Und wenn der Höchste Herr (Bhagavat) mit seiner Lebenskraft in diese Prinzipien der Natur eingeht und sie miteinander verbindet, erweckt er sie aus dem Schlaf zum Wirken und Handeln. Als die dreiundzwanzig natürlichen Prinzipien durch seine Energie wieder wirksam wurden, erschien durch ihre Verbundenheit die kosmische Verkörperung des Höchsten Geistes. Sobald die Gottheit mit einem winzigen Teil in die natürlichen Prinzipien eingeht, entsteht die Welt der Lebewesen. Dann lebt der Höchste Geist (Purusha) mit allen Lebewesen eintausend Manu-Jahre (bzw. Mahayugas) im goldenen Welten-Ei (der grobstofflichen Welt), das im (subtilen) Wasser-Element schwimmt (siehe Grafik im vorhergehenden Kapitel). Der Höchste Geist als Ursache aller natürlichen Prinzipien wird zur Lebensenergie, zum Handeln und zum Selbst und teilt sich damit in Zehn, Drei und Eins. Das ist das Wesen der endlosen Geschöpfe und die grundlegende Schöpfung der Höchsten Seele, in der alle natürlichen Prinzipien leben. Das Eine der kosmischen Verkörperung ist das Herzwesen (die Seele, die alles verbindet, oder das Leben selbst). Die Drei der kosmischen Verkörperung sind die Hauptzustände der Natur, nämlich geistig, feinstofflich und grobstofflich (adhyatma, adhidaiva und adhibhuta d.h. über-seelisch, über-göttlich und über-materiell). Und die Zehn sind die Lebensprinzipien (die fünf Sinnes- und fünf Handlungsorgane, wie sie im folgenden aufgezählt werden).

Als der Höchste Herr, der jenseits aller Sinne ist, die Gebete der Götter hörte (die Wesen der natürlichen Prinzipien, siehe vorhergehendes Kapitel), nahm er durch seine Energie seine kosmische Verkörperung an, um ihnen ihren Dienst zu ermöglichen, und bestimmte damit den Göttern ihren Platz. Höre achtsam zu, wie ich diese kosmische Verkörperung beschreibe:

Er verkörperte seinen Mund für Agni, den führenden Gott des Feuers, mit der Kraft der Sprache, mit der die Wesen sprechen können. Dann entstand sein Gaumen (bzw. seine Zunge) für Varuna, den führenden Gott des Wassers, mit der Kraft des Geschmacks, damit die Wesen alles Flüssige schmecken können. Er verkörperte die Nasenlöcher für die Aswin-Zwillinge mit der Kraft des Geruchs, damit die Wesen riechen können. Er verkörperte die Augen für Tvashta (den führenden Gott der Sonne) mit der Leucht- und Sehkraft, womit man alle Formen sehen kann. Er verkörperte seine Haut für den führenden Gott des Windes (Vayu) mit der Kraft des Gefühls, mit der die Wesen fühlen können. Er verkörperte seine Ohren für die führenden Götter des Raumes (bzw. der Himmelsrichtungen, die Dikpalas) mit der Kraft des Hörens, damit die Wesen den Klang wahrnehmen können. Er verkörperte die Körperhaare auf der Haut für den führenden Gott der Pflanzen mit der Kraft der Empfindung, womit die Wesen gereizt werden. Er verkörperte sein Genital für Prajapati (bzw. Brahma), den führenden Gott der Schöpfung, mit der Kraft der Fortpflanzung, mit der sich die Wesen (an ihrer Nachkommenschaft) erfreuen können. Er verkörperte seinen Anus für den führenden Gott Mitra mit der Kraft der Ausscheidung, womit die Wesen (alles Verdaute) ausscheiden können. Er verkörperte seine Hände für Indra, den führenden Gott im Himmel, mit der Kraft des Handelns, damit die Wesen in der Welt tätig werden können. Er verkörperte seine Beine für Vishnu, den führenden Gott der Erhaltung, mit der Kraft der Bewegung, womit die Wesen ihre Ziele erreichen. Er verkörperte seine Vernunft für den Gott des Wortes (bzw. der Veden) mit der Kraft der höheren Erkenntnis, womit man alles durchschauen kann. Er verkörperte sein Herz für Chandra, den Gott des Mondes, mit der Kraft des Denkens, damit die Wesen Entscheidungen fällen können. Er verkörperte sein kosmisches Ich für den Gott des Stolzes (Rudra) mit der Kraft des karmischen (bzw. ichbewußten) Handelns, womit die Wesen ihre Taten persönlich ansammeln. Und er verkörperte seine wahrhafte Güte (Sattwa) für den Gott der universalen Intelligenz mit der Kraft des Bewußtseins, mit der die Wesen wahrnehmen können.

Er verkörpert seine Beine als Erde, seinen Bauch als Luftraum und seinen Kopf als Himmel. Und hier leben die Wesen bis zu den Göttern entsprechend den drei natürlichen Qualitäten. Unter Vorherrschaft der Güte (Sattwa) finden die Götter ihren Platz im Himmel. Unter der Vorherrschaft der Leidenschaft (Rajas) finden die Menschen und Tiere ihren Platz auf der Erde. Und unter der Vorherrschaft der Unwissenheit (Tamas) leben die Geisterwesen von Shiva im Luftraum zwischen Himmel und Erde im Bauch der kosmischen Verkörperung. Oh Bester der Kurus, aus dem Mund der kosmischen Verkörperung des Höchsten Geistes entstehen die Veden mit den Brahmanen als Höchste der Kasten. Von seinen Armen entsteht die Kraft des Beschützens mit den Kshatriyas, die den Brahmanen folgen und als Teile von Vishnu alle Kasten vor Räubern und anderen Angriffen beschützen. Aus seinen Schenkeln entstehen die Berufe der Handwerker, Händler und Bauern mit der Kaste der Vaisyas, die für den Lebensunterhalt aller Kasten sorgen. Und von seinen Füßen entsteht das Dienen zum Erreichen tugendhafter Verdienste mit der Kaste der Shudras, um den Höchsten Herrn zu befriedigen. All diese Kasten verehren mit ihren jeweiligen Tätigkeiten ihren geistigen Lehrer, den Höchsten Herrn, vom dem sie mit ihren jeweiligen Aufgaben geschaffen wurden.

Oh Vidura, wer könnte diese kosmische Verkörperung des Höchsten Geistes in seiner Ganzheit ermessen, der als innerste Illusions- und Schöpferkraft (Yoga-Maya) von Zeit, Tätigkeit und Naturvielfalt erscheint? Oh Guter, ich möchte trotzdem versuchen, dir zu erklären, was ich verstanden und über die Wunder der Gottheit gehört habe, um uns von der Unwissenheit zu reinigen, die sich durch unterscheidendes Wissen ansammelt. Das Sprechen über die Herrlichkeit des Höchsten Herrn gilt als vollkommenste Frucht unserer menschlichen Sprache, und das Hören seiner nektargleichen Geschichten aus dem Mund der Weisen als höchster Sinn unserer Ohren. Oh mein Sohn, nachdem die Weisheit des ursprünglichen Schöpfergottes tausend Jahre durch Yoga-Meditation gereift war: Konnte Brahma alle Wunder der Gottheit erkennen? Die Illusionskraft des Höchsten Herrn verzaubert sogar jene, die um diese Kraft wissen. Selbst sie kennen nicht den verworrenen Lauf dieser Illusion, von anderen Wesen ganz zu schweigen. So verneige ich mich vor dem Höchsten Herrn (Bhagavat), der vom Ichbewußtsein durch Worte und Gedanken nicht zu begreifen ist, weder von mir noch von den Göttern.


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