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6.7. Der Yoga der Hingabe

Da fragte ihn Kesidhwaja:
Warum hast du dir nicht mein Königreich erbeten, das jetzt von allen Dornen frei ist? Was sonst begehren Kshatriyas so sehr wie die Herrschaft?

Darauf antwortete Khandikya:
Ich werde dir erklären, warum ich nicht danach verlangte und ein Reich begehrte, das ein Gegenstand illusionären Ehrgeizes ist. Es ist die Aufgabe eines Kriegers, seine Untertanen im Frieden zu beschützen und im Krieg die Feinde seiner Herrschaft zu besiegen. So war es kein Fehler, daß du das Königreich von einem genommen hast, der unfähig war, es zu verteidigen, dem es eine Knechtschaft war und der auf diese Weise von einer Last voller Illusionen befreit wurde. Ich hatte ein Königreich geerbt und daraus entstand mein Wunsch nach der Herrschaft. Darüber hinaus ist jeder andere Ehrgeiz, der aus menschlicher Schwäche kommt, mit wahrer Tugend nicht vereinbar. Und darüber hinaus entspricht es nicht den Aufgaben eines Königs und Kriegers, von anderen Geschenke zu erbitten. Aus diesen Gründen habe ich dich nicht um dein Königreich gebeten noch eine ähnliche Forderung gestellt, die allein aus Unwissenheit käme. Nur jene, die ohne Selbsterkenntnis sind, deren Geist in Ichhaftigkeit versunken ist und die vom Rausch der Selbsteinbildung trunken sind, begehren Königreiche. Ich enthalte mich dieser Begierde.

Als König Kesidhwaja diese Wörter hörte, war er höchst zufrieden und sprach liebevoll zu Khandikya:
Du hast gut gesprochen. So höre auch meine Worte. Mit dem Ziel, den Tod durch den Yoga der Hingabe zu überwinden, übe ich die königliche Macht aus, bringe Opfer dar und genieße reine Freuden. Du bist gesegnet, daß dein Geist dem vedischen Wissen verbunden ist. Oh Bester deines Stammes, höre von mir über das wahre Wesen der Unwissenheit. Die Einbildung, ein unabhängiges Ich zu sehen, wo kein Ich ist, und die Einbildung, etwas Eigenes zu sehen, wo nichts Eigenes ist, schaffen den zweifachen Samen für den Baum der Unwissenheit. Das verkörperte Wesen, das in die Dunkelheit der Illusion gehüllt ist und einem Körper anhaftet, der aus den fünf Elementen zusammengesetzt ist, behauptet voller Überzeugung: „Das bin ich!“ Doch wie könnte ein Körper, der aus der Seele und den Elementen von Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde zusammengesetzt ist, etwas Eigenständiges wie ein unabhängiges Ich sein? Welcher Mensch mit Weisheit würde einem körperlosen Geist körperliche Erscheinungen wie Länder, Häuser und ähnliches zuschreiben und behaupten „Dies oder das ist mein!“? Welcher Weise würde die Einbildung vom Eigentum an körperlichen Formen wie Söhne oder Enkelsöhne hegen, wenn doch der Geist körperlos ist? Wenn der Mensch seine Taten mit dem Ziel körperlicher Verwirklichung vollbringt, dann resultieren daraus immer weitere Verkörperungen. Wie könnte er auf diesem Weg Freiheit erreichen? Auf gleiche Weise, wie ein Haus aus Lehm und Wasser gebaut wird, so wird der irdische Körper aus Erde und Wasser gebildet (z.B. durch Essen und Trinken). Dieser Körper, der aus den fünf Elementen besteht, wird durch Substanzen genährt, die ebenfalls aus diesen Elementen zusammengesetzt sind. Wenn das der Fall ist, was ist das Eigene im Leben, auf das der Mensch so stolz ist? So wandert er im Rad der Welt (im Samsara), erreicht auch nach vielen tausend Geburten kein Ende der Illusion und erstickt am Staub seiner Einbildung. Erst wenn dieser Staub durch das klare Wasser reiner Erkenntnis abgewaschen wird, dann erreicht er das Ende der Illusion, die er als Wanderer durch zahllose Geburten angesammelt hat. Wenn diese Illusion verschwindet, ist der Mensch im inneren Frieden und empfängt jene höchste Glückseligkeit, die unvergleichlich und unvergänglich ist. Denn die Seele ist in ihrem wahren Wesen vollkommen rein und besteht aus reiner Erkenntnis und Glückseligkeit. Die Eigenschaften des Leidens, der Unwissenheit und Unreinheit gehören allein der Natur (Prakriti) an und nicht der Seele (Atman). Wie Feuer etwas anderes als Wasser ist, aber das Wasser in einem Kessel über dem Feuer zu sprudeln und kochen beginnt, und damit die Eigenschaften des Feuers zeigt, so ähnlich ist auch das Verhältnis von Natur und Seele. Wenn die Seele mit der Natur in Verbindung kommt, dann wird sie durch das Ichbewußtsein und andere Prinzipien (wie Begierde, Haß und Illusion) verunreinigt und nimmt die Eigenschaften der grobstofflichen Natur an, obwohl sie in ihrem wahren Wesen davon frei ist. Solcherart ist der Samen der Unwissenheit. Es gibt nur ein Heilmittel vom weltlichen Leiden, den Yoga der Hingabe. Kein anderes ist bekannt.

Da sprach Khandikya:
Oh Bester der Yogis, erkläre mir dieses Heilmittel. Denn du bist unter den Nachkommen im Stamm von Nimi der beste Kenner dieser heiligen Lehre.

Und Kesidhwaja antwortete:
So höre die Erklärung zum Yoga der Hingabe, durch dessen Vollkommenheit der Weise das Verschmelzen im Brahman erreicht und nie wieder getrennt sein muß. Der Geist des Menschen ist die Ursache sowohl für seine Bindung als auch für seine Befreiung. Seine Anhaftung an die Sinnesobjekte ist der Weg seiner Bindung. Die Entsagung von den Sinnesobjekten ist der Weg seiner Befreiung. Der Weise, der Selbsterkenntnis sucht, sollte deshalb seinen Geist von allen Sinnesobjekten zurückziehen und dann über das höchste Wesen, das reiner Geist ist, meditieren, um Befreiung zu erreichen. Denn dieser Höchste Geist zieht jeden zu sich hin, der ihn meditiert und vom selben Wesen ist, wie ein Magnet das Eisen anzieht, weil sie wesensgleich sind. So ist der Yoga der Hingabe die Vereinigung mit Brahman, die durch einen Geist bewirkt wird, der durch diese Übungen Reinheit und Selbstkontrolle erreicht hat. Wessen Hingabe solche Vollkommenheit zeigt, der kann wahrlich als Heiliger gelten und geht den Weg der höchsten Befreiung von den Bindungen der Welt.

Ein Weiser, der den Weg der Hingabe geht, wird Meditierender (Yogayukta) genannt, und wer die geistige Einheit erreicht hat, gilt als Meister (Yogi), denn sein Weg der Meditation ist vollendet. Indem Ersterer (der Meditierende) den Geist von allen hinderlichen Unvollkommenheiten reinigt, kann er die Befreiung durch beständige Yoga-Übung über viele Leben hinweg erreichen. Letzterer (der Yogi) erreicht sogleich Befreiung, so wie er ist, denn alle seine karmischen Taten wurden im Feuer des Yogas der Hingabe verbrannt. Der Weise, der seinen Geist in einen geeigneten Zustand für die hingebungsvolle Meditation bringen möchte, sollte sich von allen Begierden befreien und beständig Askese, Mitgefühl, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Tugend und Selbstlosigkeit beachten. Er sollte seinen Geist mit Geduld immer wieder auf das höchste Brahman richten und heiliges Studium, Reinigung, Zufriedenheit, Entsagung und Selbstdisziplin üben. Wenn diese Tugenden, nämlich die fünf Übungen der Selbstbeherrschung (Yama) und die fünf Gebote (Niyama) mit dem Ziel einer Belohnung geübt werden, gewähren sie ausgezeichneten Lohn, und ohne Ziel geübt, gewähren sie die höchste Befreiung. Mit diesen Verdiensten begabt sollte der selbstgezügelte Weise in einer der beschriebenen Yoga-Sitzhaltungen verweilen und hingebungsvoll den Yoga üben.

Durch Pranayama, die Kontrolle des Atems, werden die fünf vitalen Winde namens Prana durch beständige Übung gezügelt. Man sagt, dies ist ein Samen im Samen (des Yogas). Dabei wird das Aus- und Einatmen abwechselnd verzögert. Dies sind zwei Übungen, und die Zurückhaltung beider ist die dritte. Solche und andere Übungen der Yogis, um die Sicht auf das Ewige zu empfangen, werden Alambana (Konzentrationshilfen) genannt. Danach sollte er Pratyahara üben, das in der Zügelung seiner Sinnesorgane bezüglich der Begierde nach äußeren Eindrücken besteht, und die Kraft auf die innere geistige Wahrnehmung richtet. Durch diese Mittel kann man die unsteten Sinne vollkommen beherrschen. Ohne ihre Beherrschung kann der Weise keine wahre Hingabe erreichen. Wenn durch Pranayama die vitalen Winde gezügelt sind und die Sinne durch Pratyahara, dann wird er fähig, seinen Geist beständig in der Vollkommenheit ruhen zu lassen.

Da fragte Khandikya:
Oh Bester der Weisen, was ist diese Vollkommenheit, wo der Geist ruhend jegliche Unvollkommenheit auflöst?

Darauf antwortete Kesidhwaja:
Die Vollkommenheit des Geistes ist das Höchste Brahman, das in seinem Wesen zweifach erscheint, nämlich als formhaft und formlos bzw. entfaltet und unentfaltet. Diesbezüglich kennt der Geist drei Arten der Anhaftung. Laß mich dir diese verschiedenen Arten erklären: Entweder ist der Geist im weltlichen Handeln befangen (Karma bhavana) oder enthält sich aller Handlungen (Brahma bhavana) oder umfaßt beides (Ubhaya bhavana). Das Erste ist die geistige Anhaftung an das weltliche Handeln, das Zweite an das formlose Brahman und das Dritte an beides. So erscheint die geistige Anhaftung dreifach. Sananda und die anderen (reingeistigen Söhne von Brahma) sind dem formlosen Brahman hingegeben. Die Götter, Menschen, Tiere, Pflanzen und anderen Geschöpfe sind dem weltlichen Handeln verhaftet. Und beides, die Anhaftung an Handeln und Nichthandeln, besteht in Hiranyagarbha (dem Schöpfergott im goldenen Ei) und anderen, die eine geistige Sicht auf ihr wahres Wesen haben und trotzdem bestimmte Handlungen ausüben wie die Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung der Welt. Bis alle Taten, von denen sich das Ego ernährt, beendet sind (bzw. bis das Karma als Ursache der Unwissenheit aufgelöst wurde), ist der Geist ein Ding und das Weltall ein anderes für all jene, die sich die Objekte als getrennt und verschieden denken. Dagegen gilt als wahre Erkenntnis oder Selbsterkenntnis, was keine Trennung wahrnimmt und überall das Eine sieht, das durch Gedanken und Worte nicht greifbar ist. Solche Erkenntnis kann allein durch innere geistige Sicht entstehen. Das ist das höchste, ungeborene und unvergängliche Dasein von Vishnu, das formlos ist und als Ursache der Höchsten Seele gilt, die daraufhin in allen möglichen Formen erscheinen kann. Doch dieses Formlose kann kein Meditationsobjekt für die Weisen sein, die sich im Yoga der Hingabe üben. Sie sollten deshalb ihren Geist auf gröbere Formen von Vishnu konzentrieren, die allgemein wahrnehmbar sind. Sie sollten über ihn als Hiranyagarbha meditieren, als glorreicher Indra, als Prajapati, die Winde, Vasus, Rudras, Sonnen, Sterne, Planeten, Gandharvas, Yakshas, Dämonen, Götter, Ahnen, Menschen, Tiere, Berge, Ozeane, Flüsse, Bäume und alle anderen Wesen mit ihren Quellen, sozusagen alle Erscheinungen der Natur und ihrer Geschöpfe, seien sie belebt oder unbelebt, einfüßig, zweifüßig oder vielfüßig. All dies sind erkennbare Formen von Vishnu, die mit den drei Arten der geistigen Anhaftung begreifbar sind.

Dieses ganze Universum, diese Welt der belebten und unbelebten Geschöpfe, ist von der Energie Vishnus durchdrungen, der vom Wesen des höchsten Brahman ist. Diese Energie ist entweder primär, im höchsten Sinne, oder sekundär, wenn sie dem verkörperten Bewußtsein angehört. Daraus entsteht eine dritte Art in Form von Unwissenheit, die auch Karma genannt wird. Damit wird die allgegenwärtige Energie in den verkörperten Wesen beständig angeregt, und so erfahren sie das vielfältige Leiden im Rad der weltlichen Geburten. Verdunkelt durch die Unwissenheit erscheint die primäre Energie in den verkörperten Wesen in verschiedenen Graden der Entfaltung. In unbelebten Dingen ist sie sehr gering entfaltet. Man erkennt sie mehr in lebenden Wesen. In Insekten ist sie bereits zu sehen, mehr noch in den Vögeln, mehr noch in den wilden Tieren und mehr noch in den Haustieren. Die Menschen haben noch mehr davon als die Tiere, und darauf gründet sich ihre Herrschaft über sie. In noch höherem Grade ist sie in den Nagas, Gandharvas, Yakshas und Göttern wie Indra, Prajapati und Hiranyagarbha entfaltet. Und vollkommen besteht sie im höchsten männlichen Wesen (Vishnu), von dem die vielfältigen Geschöpfe nur verschiedene Formen sind, die allseits von seiner Energie durchdrungen werden, wie auch der Raum alles durchdringt.

Das höhere Dasein von ihm, der Vishnu genannt und von den Meistern im Yoga meditiert wird, ist das unverständliche und formlose Brahman, was die Weisen „das, was ist“ nennen und in dem alle zuvor beschriebenen Energien existieren. Daraus entsteht das alldurchdringende Wesen, eine universale Form von Vishnu, die der Ursprung all jener verkörperten Formen ist, die von seiner Energie erfüllt sind. Seien es die Formen von Göttern, Tieren, Menschen oder anderen Geschöpfen, sie werden von Ihm in seinem kosmischen Spiel angenommen. Dieses aktive Wirken der undefinierbaren Gottheit ist allumfassend und unwiderstehlich. Es geschieht zum Guten der Welt und ist keine notwendige Wirkung durch das Karma angesammelter Taten. Diese universale Form meditieren die Yogis zur inneren Reinigung, denn dies vernichtet alle Sünden. In gleicher Weise wie ein vom Wind angefachtes Feuer trockenes Gras verbrennt, so verbrennt Vishnu im Herzen sitzend die Sünden der Yogis. Deshalb sollten sie entschlossen und geduldig ihren Geist auf die dreifache Energie (von Vishnu) richten, denn das ist die Übung des Geistes, die man Dharana (Konzentration) nennt. Auf diesem Weg erreicht der Yogi die Vollkommenheit des Höchsten Geistes jenseits der drei Arten geistiger Anhaftung. Das ist die zeitlose Befreiung. Der Geist anderer Wesen, der nicht in dieser Vollkommenheit beständig ist, gilt insgesamt als unrein und gehört den Göttern und allen anderen, die aus karmischen Taten entstehen.

Die beständige Erinnerung oder Vergegenwärtigung der wahrnehmbaren Form von Vishnu (als Meditationsobjekt), ohne auf untergeordnete Formen abzuweichen, wird Dharana (Konzentration) genannt. Ich werde dir jetzt jene wahrnehmbare Form von Hari beschreiben, die man nur in beständiger Erinnerung bewahren kann, wenn man als Empfänger geeignet ist (genügend Verdienst angesammelt hat). Der Meditierende sollte sich Vishnu mit einem zufriedenen und schönen Gesichtsausdruck visualisieren, mit Augen wie die Blätter der Lotusblüte, glatten Wangen, einer breiten und glanzvollen Stirn, ebenmäßigen Ohren, die mit herrlichen Anhängern geschmückt sind, einem muschelförmigen Hals, einer breiten Brust, auf der das Srivatsa-Zeichen strahlt, einem stattlichen Bauch mit tiefem Nabel, acht oder vier mächtigen Armen sowie muskulösen Schenkeln und Unterschenkeln mit wohlgeformten Füßen und Zehen. So sollte man mit gut beherrschten Gedanken, so lange man kann, mit beständiger Achtsamkeit Hari meditieren, wie er in gelbe Roben gekleidet ist, ein wertvolles Diadem auf seinem Kopf trägt, die Arme mit vorzügliche Armreifen geschmückt und mit Bogen, Muschel, Keule, Schwert, Diskus, Rosenkranz, Lotusblume und Pfeil in seinen Händen. Wenn dieses Bild seinen Geist nicht mehr verläßt, ob er sitzt, geht oder steht, oder irgendwelche frommen Werke verrichtet, kann diese Visualisierung als vollkommen gelten. Dann sollte der Weise diese Form von Vishnu ohne die Arme mit Muschel, Keule, Diskus und Bogen als friedvoll und nur den Rosenkranz haltend meditieren. Wenn diese Visualisierung beständig ist, dann kann er über Vishnu ohne Diadem, Armbänder und andere Ornamente meditieren. Und so sollte er das Bild immer einfacher meditieren, bis sein ganzer Geist allein im Körper gesammelt ist, dem alle Glieder angehören. Dieser Prozeß der geistigen Visualisierung und der Auflösung aller anderen Objekte ist Dhyana (Meditation), die über sechs Stufen vervollkommnet wird. Und wenn die wahrhafte Erkenntnis der Seele frei von allen Konzepten und Unterscheidungen auf diesem Weg der Meditation erreicht ist, dann wird dies Samadhi (bewußte Stille) genannt.

Hat der Yogi dies vollbracht, erwirbt er wahre Erkenntnis, durch welche die lebende Seele alle drei Arten der geistigen Anhaftung überwinden und das höchste Brahman erreichen kann. So benutzt die erkennende Seele (Kshetrajna) das Mittel wahrer Erkenntnis, um ihre wesenhafte Einheit im Brahman zu verwirklichen. Das Höchste, die Befreiung, ist erreicht und jedes trennende Wissen verschwunden. Mit der reinen Sicht auf das wahre Wesen aller erkennbaren Objekte löst sich die Unterscheidung zwischen der verkörperten Seele und der Höchsten Seele im Nichts auf. Denn die Einbildung einer Trennung ist die Wirkung von Unwissenheit. Wenn diese Unwissenheit, aus der die Trennung zwischen Ich und Selbst entsteht, bis zur Wurzel überwunden ist, wer könnte dann noch etwas unterscheiden, was gar nicht da ist?

Damit habe ich dir, oh Khandikya, als Antwort auf deine Frage das Wesentliche erklärt, was mit dem Yoga der Hingabe gemeint ist. Was möchtest du darüber hinaus noch hören?

Und Khandikya antwortete:
Oh Kesidhwaja, die Erklärung, die du mir zum wahren Wesen der Yoga Meditation gegeben hast, hat alle meine Wünsche erfüllt und die Hindernisse in meinem Geist entfernt. Der Ausdruck „das ist mein“, den ich gewöhnt war, zu verwenden, ist Illusion und unverständlich für jene, die alles erkannt haben, was zu erkennen ist. Die Worte „ich“ und „mein“ sind eine Quelle von Unwissenheit, und damit zu leben, schafft ein Leben in Unwissenheit. Höchste Wahrheit kann nicht definiert noch durch Worte erklärt werden. So geh nun, oh Kesidhwaja, denn du hast alles getan, was für mein wahres Glück nötig war, indem du mir den Weg des Yogas der Hingabe gelehrt hast, diesen unerschöpflichen Gewährer der Befreiung von den Fesseln der Existenz.

So kehrte König Kesidhwaja nach würdiger Verehrung von Khandikya in seine Stadt zurück. Khandikya übergab das Erbe an seinen Sohn Raja und zog in die Wälder, um den Yoga der Hingabe zu verwirklichen, indem er seinen ganzen Geist auf Govinda richtete. Nachdem er durch geeignete Mittel wie Selbstbeherrschung und Entsagung gereinigt war, und alle seine Gedanken einem Objekt allein gewidmet waren, erreichte er das Verschmelzen im reinen und vollkommenen Geist, der Vishnu genannt wird. Auch Kesidhwaja erreichte Befreiung, löste jede Anhaftung an seine vergänglichen Werke, lebte frei inmitten all der Sinnesobjekte und vollbrachte die religiösen Riten, ohne irgendwelche persönlichen Vorteile davon zu erwarten. So wurde er durch reine und fromme Werke von aller Sünde befreit und erreichte ebenfalls jene Vollkommenheit, die alles Leiden für immer vernichtet.


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