Parasara fuhr fort:
Damit habe ich dir, oh Maitreya, auch die dritte Art der weltlichen Auflösung erklärt, die vollkommen und zeitlos ist, die Befreiung und Verschmelzung im ewigen Geist. Ich habe dir die primäre und sekundäre Schöpfung, die Familien der Stammväter, die Perioden der Manwantaras und die Geschichte der königlichen Stämme beschrieben. Ich habe dir auf deine Bitte hin kurzgefaßt das unvergängliche Vaishnava Purana vorgetragen, das vernichtend für alle Sünden ist, die Beste von allen heiligen Schriften und ein gutes Mittel, um das Höchste zu erreichen. Wenn es noch irgendetwas anderes gibt, was du hören möchtest, dann stell deine Frage, und ich werde sie beantworten.
Und Maitreya sprach:
Oh heiliger Lehrer, du hast mir wahrlich alles erklärt, was ich wissen wollte, und ich habe dir achtsam und voller Hingabe zugehört. So habe ich keine weiteren Fragen mehr. Alle meine Zweifel wurden von dir gelöst und mein Innerstes gereinigt. Durch deine Gunst kenne ich nun die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung aller Geschöpfe. Du hast mich belehrt über Vishnu mit seiner vierfachen Form und seinen drei Energien sowie über die drei geistigen Anhaftungen. Über all dies konnte ich durch deine Gunst Erkenntnis erwerben. Doch wahrlich, es gibt keine größere und würdigere Erkenntnis, als daß Vishnu und diese Welt ein und dasselbe sind. Oh Großer Muni, durch deine Güte habe ich alles Gewünschte empfangen, und meine Zweifel sind erloschen. Denn du hast mich in den Aufgaben der Kasten und anderen Aufgaben im Leben belehrt sowie über das Wesen des Handelns und Nichthandelns, und wie alles Existierende aus dem Handeln entsteht. So gibt es nichts anderes, das ich dich fragen müßte, oh ehrwürdiger Brahmane. Vergib mir, daß ich dich mit so vielen Fragen bemüht habe. Vergib mir die Mühe, die ich dir gemacht habe, indem ich deine liebende Güte in Anspruch nahm, die jeden Schüler wie deinen eigenen Sohn behandelt.
Und Parasara schloß:
Ich habe dir dieses Purana mitgeteilt, das den Veden an Heiligkeit gleicht. Denn wer es aufmerksam hört, kann alle seine Fehler und Sünden bereinigen. Darin habe ich dir die primäre und sekundäre Schöpfung, die Familien der Stammväter, die Manwantaras und königlichen Dynastien beschrieben, aber auch die Götter, Dämonen, Gandharvas, Nagas, Rakshasas, Yakshas, Vidyadharas, Siddhas und Apsaras, die Munis mit geistiger Sicht, die Yogis voller Hingabe, die Unterscheidungen der vier Kasten, die Taten der bedeutendsten Menschen, die heiligen Orte auf Erden, die heiligen Flüsse, Ozeane und Berge, die Legenden der Weisen und die verschiedenen Stämme und Gebote der Veden. Wer dies achtsam hört, wird von allen Sünden gereinigt. Denn darin wird der ruhmvolle Vishnu als Ursache der Schöpfung, Bewahrung und Auflösung der Welt offenbart, als die Seele aller Geschöpfe und als die Geschöpfe selbst. Durch die Wiederholung seines Namens wird der Mensch zweifellos von allen Sünden befreit, die von ihm fliehen wie die Wölfe beim Anblick eines Löwen. Die Wiederholung seines Namens mit frommem Glauben ist das beste Reinigungsmittel für alle Sünden, wie Metall durch Feuer von Schlacke gereinigt wird. Die Makel des Kali Zeitalters, die den Menschen qualvolle Strafen in der Hölle bescheren, werden schon durch eine einzige Anrufung von Hari beseitigt. Er ist alles, was ist, das ganze goldene Ei von Brahma mit Hiranyagarbha, Indra, Rudra, den Adityas, Aswins, Winden, Kinnaras, Vasus, Sadhyas, Viswadevas, Göttern, Yakshas, Nagas, Rakshasas, Siddhas, Gandharvas, Daityas, Danavas, Apsaras, Sternen, Konstellationen, Planeten, sieben Rishis, Regenten der Himmelsrichtungen, Menschen, Brahmanen und den anderen Kasten, gezähmten und wilden Tiere, Insekten, Vögeln, Geistern, Kobolden, Bäumen, Bergen, Wäldern, Flüssen, Ozeanen, Unterwelten, Oberwelten und allen wahrnehmbaren Geschöpfen. Er ist der Allseiende, Allerkennende, Allförmige und Unentfaltete. Aus ihm ist alles, was ist, vom Berg Meru bis zum kleinsten Teilchen. Alles, was besteht - der ruhmvolle Vishnu, der Vernichter aller Sünden - ist in diesem Purana beschrieben.
Wer dieses Purana wiederholt hört, wird den gleichen Lohn erhalten, wie aus der Leistung eines Pferdeopfers oder vom Fasten an den heiligen Orten Prayaga, Pushkara, Kurukshetra oder Arbuda. Selbst das einmalige Hören von diesem Purana gleicht der Darbringung von Opfergaben in ein ständiges Feuer über ein Jahr. Wer dieses Purana mit einem Geist, der auf Kesava gerichtet ist, achtsam rezitiert, der erreicht das Verdienst eines Bades mit wohlgezügelten Leidenschaften in Mathura am zwölften Tag des Monats Jyeshtha, während man Hari visualisiert. Wer im Wasser der Yamuna am zwölften Tag der hellen Hälfte des Monats badet, wo der Mond im Mondhaus Jyeshtha steht, und fastet, und Vishnu in der Stadt von Mathura verehrt, der erreicht das Verdienst eines ununterbrochenen Pferdeopfers. Angesichts solchen Wohlstandes durch die frommen Verdienste ihrer Nachkommen, rufen die Vorfahren, Väter und Großväter anderer Söhne:
Wer auch immer von unseren Nachkommen in der Yamuna gebadet und gefastet hat und Govinda in Mathura in der hellen Monatshälfte von Jyeshtha verehrt, wird uns eine bedeutende Erhebung gewähren, weil wir durch die Verdienste unserer Nachkommen erhoben werden.
So sollte ein besonders frommer Mann auch den Totenkuchen seinen glücklichen Vorfahren in der Yamuna darbringen, nachdem er Janarddana in der hellen Monatshälfte von Jyeshtha verehrt hat. Doch denselben Verdienst erntet ein Mensch, der mit beständiger Hingabe einen Abschnitt dieses Puranas hört. Dieses Purana ist der beste Schutz für alle, die in den Ozean der weltlichen Existenz gefallen sind und vom Leiden gequält werden. Es befreit zweifellos von schlechten Träumen und allen Fehlern.
Dieses Purana hat ursprünglich Rishi (Narayana) verfaßt und wurde von Brahma dem Ribhu mitgeteilt. Er lehrte es Priyavrata, und dann ging es über Bhaguri, Tamasitra, Dadicha, Saraswata, Bhrigu, Purukutsa bis an Narmada. Die Göttin gab es an Dhritarashtra, den Naga König, und an Purana aus demselben Stamm. Dieser übermittelte es dem Schlangenkönig Vasuki, und über Vatsa und Aswatara ging es bis an Kambala und Elapatra. Als Muni Vedasiras in die Unterwelt hinabstieg, erhielt er dort das ganze Purana von diesen Nagas und teilte es Pramati mit. Pramati übergab es dem weisen Jatukarna, und er unterrichtete es vielen anderen frommen Personen. Durch den Segen von Vasishta kam es schließlich auch zu mir, und heute habe ich es dir, oh Maitreya, anvertraut. Und am Ende des Kali Zeitalters wirst du es dem Samika unterrichten.
Wer auch immer dieses große Mysterium hört, das die Verunreinigung Kalis entfernt, wird von seinen Sünden befreit. Wer es jeden Tag hört, erfüllt damit seine täglichen Pflichten vor den Ahnen, Göttern und Menschen. Schon das Hören von zehn Kapiteln dieses Puranas entspricht dem großen und seltenen Verdienst, das ein Mensch durch das Geschenk einer braunen Kuh erwirbt. Wer das ganze Purana hört und über Vishnu meditiert, der alles ist und aus dem alles entsteht, dieser Urgrund der ganzen Welt und Quelle des Geistes, der die Erkenntnis und alles Erkennbare ist, ohne Anfang und Ende und der Wohltäter der Götter, der erreicht das Verdienst eines ununterbrochenen Pferdeopfers. Wer dieses Purana, das aus geistiger Sicht entstand, mit Vertrauen liest und bewahrt, in dem von Anfang bis Ende der ruhmvolle Vishnu beschrieben wird, dieser Herr des Universums in jeglicher Form und Herr von allem Belebten und Unbelebten, der erwirbt solche Reinheit, wie sie in keiner Welt besteht. Dies ist das ewige Sein der Vollkommenheit, das Hari ist. Wer seinen Geist auf Vishnu richtet, überwindet die Hölle. Wer über Ihn meditiert, betrachtet sogar himmlische Vergnügen als ein Hindernis. Wessen Geist und Seele von Ihm durchdrungen wird, der begehrt nicht einmal die Region von Brahma, weil Er dem reinen Geist, der ganz von seiner Gegenwart erfüllt ist, ewige Freiheit gewährt. Welches Wunder ist es deshalb, daß die Sünden vernichtet werden, wenn man den Namen von Vishnu als Mantra murmelt? Und warum sollte man nicht von Vishnu hören, der so dem Handeln gewidmet ist, daß er überall als Gott des Opfers verehrt wird, der so der Meditation gewidmet ist, daß er die primäre und sekundäre (geistige und natürliche) Schöpfung hervorbringt, die aus Geist besteht, der jedem Mensch, der zu ihm kommt, die Befreiung von Geburt, Alter und Tod gewährt, der alles ist, was existiert und nicht existiert, der als Ahnen die ihnen dargebrachten Trankopfer empfängt und als Götter die ihnen angebotenen Opfergaben akzeptiert? Warum sollte man nicht von diesem ruhmvollen Wesen ohne Anfang und Ende hören, dessen Name sowohl Swaha als auch Swadha ist (die Opfersprüche für Götter und Ahnen), diese Wohnstätte aller geistigen Macht, der keine Grenzen hat und alle Sünden vernichtet, wenn man ihn erkennt?
Verehrung dem Purushottama, der Gottheit ohne Ende und Anfang, ohne Wachstum, Zerfall und Tod, die in ihrem Wesen keinen Wandel kennt. Verehrung dem unerschöpflichen Purusha, dem Höchsten Geist, der sensible Eigenschaften annimmt und als unrein erscheint, obwohl er vollkommen rein ist, der die Vielfalt der Formen annimmt, obwohl er formlos besteht, der reine Erkenntnis ist und der Bewahrer aller Wesen. Verehrung dem Einen, der das Ziel sowohl der Yoga-Meditation als auch der tugendhaften Werke (und Riten) ist, der stets zum Wohlergehen der Menschen (und aller anderen Wesen) wirkt, der die drei natürlichen Qualitäten verkörpert, der als Unwandelbarer die Ursache der weltlichen Evolution ist, der in seiner eigenen Essenz besteht und für ewig unvergänglich ist. Beständige Verehrung sei dem, der als Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde bezeichnet wird, der alles Erkennbare, Subtile und Nichterkennbare ist, der alle Dinge gibt, die den Sinnen Befriedigung gewähren, und der den Menschen durch das Instrument des karmischen Handelns hilft. Möge dieser Ungeborene, der ewige Vishnu, dessen Form die Vielfalt ist und dessen Einheit Natur und Geist umschließt, die ganze Menschheit mit jenem Dasein segnen, das weder Geburt noch Tod kennt! OM!
Hier endet mit dem 8.Kapitel das 6.Buch über das Leben im Kaliyuga und damit das ganze gesegnete Vishnu Purana.