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Gaya Mahatmya

2.43. Die Großartigkeit von Gaya

Vayu sprach:
Im Folgenden werde ich die vorzügliche Großartigkeit von Gaya erklären, die zweifellos schon durch das Hören von allen Sünden befreit.

Eines Tages ging der himmlische Heilige Narada zusammen mit Sanaka und anderen gesegneten Heiligen zu Sanatkumara, verneigte sich und bat:
Oh Sanatkumara, bitte beschreibe mir den heiligsten Ort, der als Bester aller heiligen Orte gilt und alle Lebewesen rettet, die darüber lesen oder hören.

Und Sanatkumara antwortete:
Ich werde euch den heiligen und höchst heilsamen Ort erklären, der alle Wesen auf dem Weg der Ahnenopfer und anderer heiliger Riten rettet. So hört die Beschreibung des heiligen Ortes von Gaya, der alle anderen heiligen Orte im ganzen Land übertrifft. Einst übte ein Dämon namens Gaya harte Askese. Da wurde er aufgefordert, seinen Körper für ein Opfer des Schöpfergottes Brahma bereitzustellen. Dharma legte eine große Steinplatte auf seinen Kopf, und dort führte Brahma das Opfer durch. Vishnu sorgte dafür, daß der Dämon Gaya Tag und Nacht unbeweglich liegen konnte, und erschuf auf der Steinplatte den Fluß Phalgu und viele andere heilige Orte, wo die berühmten Brahmanen, Brahma und andere Götter das Opfer vollbrachten. Zum Abschluß beschenkte Brahma die Brahmanen mit Häusern und ähnlichen Gaben. So vollbrachte er das Opfer auf Gaya zu Beginn des Sweta Varahakalpa, und der heilige Ort wurde unter dem Namen des Dämons berühmt.

Brahma liebt diesen Ort, und alle Ahnen, die sich vor dem Fall in die Hölle fürchten, wünschen sich Söhne, die nach Gaya gehen, um sie zu retten. Wenn die Ahnen sehen, daß ihre Söhne Gaya erreicht haben, rufen sie überglücklich:
Auch wenn sie das heilsame Wasser dort nur mit ihren Füßen berührten, was könnten sie uns nicht alles gewähren?

Wenn ein Sohn nach Gaya geht und dort die Reisbällchen opfert, empfangen die Ahnen den ganzen Segen eines Sohnes. Wenn er dort für sechs Wochen verweilt, segnet er seine Familie bis zu sieben Generationen. Wenn das nicht möglich ist, dann sollte er wenigstens fünfzehn Tage, sieben Tage oder auch nur drei Tage verweilen. Mit dem Erreichen von Gaya werden alle Sünden vernichtet, die sich über ein ganzes Mahakalpa (die Lebenszeit von Brahma) angesammelt haben. Hier sollte man die Reisbällchen für die Ahnen und andere opfern. Man kann sie sogar für sich selbst opfern, aber dann ohne Sesamsamen. Durch das Ahnenopfer in Gaya können alle Sünden gelöscht werden, sogar Brahmanenmord, Alkoholsucht, Diebstahl, Sex mit der Frau des Lehrers oder die Verbindung mit solchen Sündern. Ob vom eigenen Sohn oder einem anderen, wenn das Reisbällchen mit dem persönlichen Namen irgendwo in Gaya zu irgendeiner Zeit geopfert wird, wird man zum ewigen Brahman erhoben.

Man sagt, es gibt vier Wege zur Befreiung: durch direkte Erkenntnis des Brahman, durch Ausführung des Ahnenopfers in Gaya, durch den Tod in einem Kuhgatter oder durch das Wohnen auf Kurukshetra. Wenn die Söhne nach Gaya kommen, braucht man sich nicht mehr um die direkte Erkenntnis des Brahman noch um dem Tod im Kuhgatter oder das Wohnen auf Kurukshetra zu sorgen. Ein wahrhafter Verehrer kann in Gaya das Ahnenopfer zu jeder Zeit darbringen. Es geht weder im eingeschobenen Mondmonat noch am eigenen Geburtstag oder unter ungünstigen Planeten verloren. Auch wenn man durch Unglück, Unachtsamkeit oder fremde Gewalt behindert wurde, kann man das Ahnenopfer mit den heiligen Riten später immer noch vollbringen und erreicht damit den Brahmaloka. Denn bereits die Möglichkeit, nach Gaya zu gehen und die Reisbällchen nur einmal zu opfern, ist sehr schwer zu erreichen. Was soll man erst über eine beständige Anwesenheit dort sagen? Auch wenn man nur zufällig an diesem heiligen Ort stirbt, der sogar Brahma und ähnlichen Erlösung verleiht, erreicht man die große Befreiung in gleicher Weise wie durch die Verwirklichung des Brahman. Daran sollte man nicht zweifeln.

Um die Ahnen zu erlösen, die am Schlangenbiß der Welt gestorben sind, sollte man so weise sein und alles versuchen, um das Ahnenopfer in Gaya durchzuführen. Dabei sollte man die Brahmanen mit den Opfergeschenken verehren, die ihnen von Brahma selbst bestimmt wurden. Wenn die Brahmanen zufrieden sind, sind es auch die Ahnen und die Götter. An allen heiligen Zentren ist es Tradition, daß man auch äußerlich den Kopf rasiert und fastet. In Kurukshetra, Vishala, Viraja und Gaya ist das nicht nötig.

Ein Bettelmönch, der nach Gaya gekommen ist, muß keine Reisbällchen mehr opfern. Es reicht, wenn er seinen Bettelstab erhebt. Und wenn er seinen Stab zu den Füßen von Vishnu niederlegt, wird er mit all seinen väterlichen Vorfahren befreit. Der stabtragende Bettelmönch (Sannyasin) sammelt in Wirklichkeit weder Sünde noch Verdienst an, denn er hat den Früchten aller Taten entsagt und meditiert mit hohem Sinn über Vishnu. Er darf jeder Tätigkeit entsagen, aber sollte niemals die Veden verlassen.

Die Größe des heiligen Zentrums von Gaya hat Brahma auf 5 Kroshas (ca. 10km) bestimmt, die Größe des heiligen Ortes auf 2½ Kroshas (ca. 5km) und den Kopf von Gaya auf 1 Krosha (ca. 1.8km). Welche heiligen Orte es auch immer in den drei Welten gibt, sie sind hier auf dem Gipfel von Gaya gegenwärtig. Wer im heiligen Zentrum von Gaya den Ahnen ihr Opfer darbringt, wird von allen Schulden ihnen gegenüber befreit. Wer das Ahnenopfer auf dem Gipfel von Gaya vollbringt, erhebt hundert Generationen seiner Familie. Sobald man die Pilgereise nach Gaya begonnen hat, wird jeder Schritt zu einer Stufe auf der Treppe zum Himmel für die Ahnen. Und jeder Schritt auf der Reise nach Gaya sichert einem die Früchte eines Pferdeopfers. Darüber sollte es keine Zweifel geben.

Die Reisbällchen (Pindas) sollten in Gaya mit Milchpudding, gekochtem Reis mit Ghee, geröstetem Getreide usw. geopfert werden. Gemahlener Sesam, Palmzucker, Quark, Honig, Ölkuchen mit Zucker, Rohzucker und geklärte Butter gewähren als Opfergaben für die Ahnen ewigen Verdienst. Die Heiligen loben auch die Früchte der Saison. Auf der einen Seite sollten alle Dinge des Opfers stehen, wie Opfergaben, Kleidung usw., und auf der anderen Seite das heilige Wasser aus der Phalgu-Tirtha, das man dort nach einer Meditation über die Lotusfüße von Vishnu holen sollte. Das Ahnenopfer (Sraddha) sollte in diesem heiligen Zentrum wie folgt ablaufen: Zuerst widmet man den Sitz für die Reisbällchen, dann opfert man die Reisbällchen und versprenkelt Wasser mit Kusha-Grashalmen. Schließlich gibt man die Opfergeschenke (Dakshinas) und erklärt rituell die Bereitschaft für das Nahrungsopfer. In so einem heiligen Zentrum bedarf es keiner besonderen Einladung der Ahnen (bzw. Götter?) zum Sraddha. Und weil es hier keine bösen Blicke gibt, die das Opfer verunreinigen könnten, benötigt man auch keinen Sichtschutz. So sollte der Weise das Sraddha voller Mitgefühl durchführen. An anderen Orten erscheinen die Ahnen (bzw. Götter?) erst, wenn man sie zur rechten Zeit einlädt. In diesem heiligen Zentrum sind sie stets gegenwärtig und müssen nicht extra eingeladen werden.

Wer ein Sraddha in diesem heiligen Zentrum durchführen und die Früchte erreichen möchte, sollte in diesen Riten jegliche Begierde, Haß und Stolz vermeiden. Wer Keuschheit übt, auf dem blanken Boden schläft, nur einmal am Tag ißt, niemals lügt, stets die Reinheit bewahrt und das Wohl aller Wesen sucht, erreicht die Frucht eines Besuchs dieses heiligen Zentrums. Dieses heilige Zentrum kann nur der Selbstbeherrschte besuchen, der jede Gottlosigkeit abgelegt hat. Dabei gilt bereits als gottlos, wer sich in Begierde verliert.

Wie die Kenner des Brahman, die sich mit einsgerichteter Achtsamkeit in Meditation über das Brahman vertiefen, das Höchste erreichen, so erreichen auch die Selbstbeherrschten durch die Verehrung in den heiligen Zentren das Brahman im Höchsten Herrn. Der in allen drei Welten berühmte Fluß Vaitarani kommt im heiligen Zentrum von Gaya herab, um die Ahnen zu retten. Wer das heilige Reinigungsbad in der Vaitarani nimmt und Kühe als Geschenke gibt, erhebt dreimal sieben Generationen. Der Verehrer sollte sich dem ewigen heiligen Feigenbaum (dem Baum der Erleuchtung) nähern und die Brahmanen ehren, die von Brahma als Gegenstand der Verehrung bestimmt wurden. Wenn die Brahmanen zufrieden sind, sind es auch die Götter und Ahnen. Es gibt keinen Fleck in Gaya, der nicht heilig wäre, denn hier sind alle heiligen Orte gegenwärtig. Deshalb ist Gaya der höchste heilige Ort. Es ist eine seltene Errungenschaft, die es nirgendwo sonst in den drei Welten gibt, die Reisbällchen in Gaya zu opfern, wenn die Sonne in den Sternenzeichen Mina, Mesha, Kanya, Dhanus oder Kumbha steht. Noch seltener ist es in den drei Welten, das Ahnenopfer in Gaya zu vollbringen, wenn die Sonne im Sternzeichen Makara steht oder während einer Sonnen- oder Mondfinsternis. Wahrlich, die Früchte, die man durch das Opfer der Reisbällchen in Gaya erreicht, könnte ich auch in Millionen Kalpas nicht aufzählen.


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