Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

1.56. Über die Ahnen und das Ahnenopfer

Shamshapayana fragte:
Oh Suta, wie pflegte König Pururavas, der Sohn von Ila, jeden Monat am Tag des Neumondes in den Himmel zu gehen? Wie verehrte er die Ahnen (die Pitris)?

Und der Suta antwortete:
Oh Shamshapayana, ich werde dir von der übernatürlichen Macht vom Sohn der Ila erzählen, und wie er die Sonne und den hochbeseelten Mond berührte. Ich werde dir alles in der rechten Reihenfolge erklären, über das Zu- und Abnehmen des Mondes, der in seinem Wesen aus Wasser besteht, in der hellen und dunklen Monatshälfte, über die Parvan-Tage im Monat, welche Monatshälfte den Ahnen gewidmet ist, wie sie den Nektar des Mondes empfangen, welche Opfer die Ahnen befriedigen, die Vision der Ahnen, die den Soma-Saft aus dem Kavya-Opferfeuer ziehen, und wie Pururavas, der Sohn von Ila, die Ahnen befriedigte.

Wenn Mond und Sonne während der Nacht in der gleichen Sternenkonstellation stehen, dann spricht man vom Neumond. Und zu jedem Neumond pflegte Pururavas aufzusteigen, um seine väterlichen und mütterlichen Ahnen sowie Sonne und Mond zu besuchen. Nachdem er ihnen seine Verehrung bezeigt hatte, diente er ihnen, und brachte ihnen den Soma-Saft des freundlichen Mondes dar. So verweilte der Sohn der Ila (und Enkelsohn des Mondes) jeden Monat im Himmel und verehrte den Mond zusammen mit den Ahnen. König Pururavas verstand, daß der Neumond manchmal am 14. und manchmal am 15. Tag erscheint, wenn Sonne und Mond in der gleichen Konstellation sind. Dann empfangen die Ahnen das Kavya-Opfer über zwei Tage vom Mond und werden von diesem Nektar, den sie aus dem Mond ziehen, für einen ganzen Monat gesättigt. Dann fließt der Nektar während der fünfzehn Tage der heller werdenden Monatshälfte (von der Sonne) wieder in den Mond. Und nachdem die Götter in der dunkler werdenden Monatshälfte die Strahlen des Mondes gemolken und seinen Nektar getrunken haben, bekommen auch die Ahnen ihren Anteil. Diesen Anteil widmete der König den Ahnen entsprechend den Geboten und befriedigte damit die Ahnen der Saumyas, Barhishads, Kavyas und Agnisvattas.

Man sagt, die Jahreszeiten werden von Agni und dem Jahr geboren und die Halbmonate von den Jahreszeiten. Und wie die Monate und Jahreszeiten Söhne des Jahres sind, so sind auch die Ahnen die Söhne der Jahreszeiten. Das Jahr ist ihr Großvater, und die Götter sind ihre Urgroßväter. Die fünf Jahre (die einen Fünfjahreszyklus bilden) sind wiederum Söhne von Brahma. Die Saumyas werden vom Mond geboren, und die Kavyas sind Söhne von Kavi. Und wie die Götter, die vom Mond geboren und vom Soma-Saft ernährt werden, Upahutas heißen, so werden die Kavyas auch Ajyapas genannt und in gleicher Weise befriedigt. Neben den Kavyas gibt es noch die Ahnen-Gruppen der Barhishads und Agnisvattas. Die Söhne der Jahreszeiten, die Haushälter waren und Opfer durchführten, werden Barhishads genannt. Agnisvattas sind ebenfalls Haushälter und Opfernde, aber sind Söhne der Halbmonate. Man sollte auch wissen, daß die Kavyas Hausherren waren.

Nun versteht auch den Fünfjahreszyklus. Von den fünf Jahren ist Agni Samvatsara, die Sonne Parivatsara, der Mond Idvatsara, Vayu Anuvatsara, und Rudra ist Vatsara. Die fünf Jahre vom Wesen des Yuga werden auch Lekhas-, Usmapas- und Divakirtyas-Ahnen genannt. Sie alle trinken jeden Monat den Nektar im Himmel, und so lange Pururavas lebte, hat er sie damit befriedigt. Und weil der Nektar jeden Monat aus dem Mond kommt, sollte man ihn als den Nektar der Ahnen verstehen, die den Soma trinken. Dieser Nektar wird auch Amrit, Saumya, Sudha oder Madhu genannt. Die Götter namens Chandajas trinken die fünfzehn flüssigen Teile des Mondes Tag für Tag in der dunkler werdenden Monatshälfte. Am vierzehnten Tag zu Chaturdashi verabschieden sie sich, und der Mond bleibt zum Neumond mit einem fünfzehntel Teil zurück, den die Ahnen an zwei Tagen trinken, bis der Mond wieder vom Sushumna-Strahl der Sonne genährt wird. Denn nachdem der Mond völlig ausgetrunken ist, wird er vom Sushumna-Strahl der Sonne für die Ahnen und anderen Soma-Trinker Tag für Tag wieder aufgefüllt. Wenn die Anteile schwinden, wird er dunkler, und wenn sie zunehmen heller. So wird der Körper des Mondes von der Kraft der Sonne bis zum Tag des Vollmondes entwickelt, damit die ganze Scheibe hell erstrahlt. Auf diese Weise geschieht das Ab- und Zunehmen in der dunkler und heller werdenden Monatshälfte.

Der Mond mit den Ahnen gilt als Idvatsara (das dritte Jahr im Fünfjahreszyklus, der vermutlich früher verwendet wurde, um im dritten und fünften Jahr einen zusätzlichen 13. Mondmonat einzuschalten). Er ist von fünfzehn Strahlen umgeben, die den Sudha-Nektar verteilen. Ich werde nun die Parvan-Tage und ihre Verbindungen erklären. Wie der Stamm von Zuckerohr oder Bambus mehrere Verbindungsknoten hat, so hat die helle und dunkle Monatshälfte ihre Parvan-Tage. Diese Knoten unterscheiden sich bezüglich des Neu- und Vollmondtages. Tritiya (3. Tithi bzw. lunarer Tag) und andere Tithis sind die Parvas des Halbmonats. Dies ist bedeutsam, weil die Riten, wie das Entzünden des heiligen Feuers, an bestimmten Parvan-Tagen ausgeführt werden.

Zum Neumond steht die Sonne dem Mond gegenüber, und sie schauen sich einander an. Die Berechnung geschieht auf Basis der Zeit und der Richtung der Sonne. So kann man die rechte Zeit für die Ausführung der Riten ermitteln. Wenn der Vollmond bereits am 14. Tag erscheint und eigentlich noch ein Tag übrig ist, spricht man vom Anumati-Vollmond. Wenn der Mond jedoch zur Vollmondnacht (am 15.) in seiner vollen Größe erstrahlt, sprechen die Weisen vom freundlichen Raka-Vollmond. Die Nacht, in der Sonne und Mond gemeinsam in der gleichen Konstellation stehen, heißt Neumond und ist die 15. Nacht nach dem Vollmond. Zum Vollmond schauen sich Sonne und Mond nur von weiten, aber zum Neumond kommen sie zusammen, um sich zu besuchen, was man Darshan nennt. Der Neumond besteht nur für eine kurze Zeit, ungefähr zwei Tage, als würde man zwei Silben aussprechen, und erinnert die Menschen an die Zeit der Riten. Wenn der Mond zum Neumond völlig unsichtbar ist, kommt er von Mittag bis Mitternacht in den Kontakt mit der Sonne, und am Morgen löst er sich langsam wieder von ihr. Wenn dann die Sonne zur Mittagszeit aufsteigt, waren sie zwei Tage zusammen. So trennt sich der Mond am 1. Tag der heller werdenden Monatshälfte von der Sonne. Das ist die passende Zeit für Ahuti, Darshan und Vasatkriya (Opfer, Verehrung und Gebete). Der Tag des Neumondes sollte auch als erster Tag der Jahreszeit bekannt sein. Während des Neumondtages ist der Mond völlig abgezehrt, und darum kann an diesem Tag die Sonne vom dunklen Planeten (Rahu) am Himmel verschluckt werden (zur Sonnenfinsternis). Die Namen der Tithis (Monatstage) wurden von geehrten und weisen Gelehrten in Übereinstimmung mit den Schritten des Mondes zugewiesen.

Die beiden Monatshälften sind gleich lang, und die glücksverheißende Zeit während des Voll- und Neumondes dauert ungefähr zwei Tage. Doch nur einen Tag steht der Mond direkt vor oder gegenüber der Sonne, so daß es zur Sonnen- oder Mondfinsternis kommen kann. So entwickelt sich der Mond an 15 Tagen täglich zum Vollmond, ohne daß es noch einen sechzehnten geben würde. Und in den fünfzehn Tagen nach dem Vollmond wird er wieder völlig abgezehrt. Das sind die Ahnen, Götter, Soma-Trinker und Soma-Füller, die Monate und die Jahreszeiten, die von den Himmlischen verehrt werden.

Ich werde nun die Ahnen beschreiben, die am monatlichen Ahnenopfer (Sraddha) teilnehmen, sowie das Ziel, die Früchte und den Ritus. Das Gehen der Verstorbenen und ihre Rückkehr kann nicht mit dem Intellekt verstanden werden, selbst durch wohlausgeführte Buße nicht. Wie könnte man es auch mit körperlichen Sinnen wahrnehmen? Die Ahnen, die im Ahnenopfer verehrt werden, sind weltliche Ahnen. Die Götter und andere Himmlische sind ungeborene Wesen. Doch alle Ahnen sind auch Götter, weil sie von den Göttern abstammen. Zu den weltlichen Ahnen zählen Vater, Großvater und Urgroßvater. Jene Ahnen, die das Soma-Opfer ausgeführt hatten, gelten als Soma-Opfernde. Durch diese heiligen Riten verweilen sie glücklich und zufrieden, bis sie einen neuen Körper annehmen. Man nennt sie auch Barhisadas. Die Ahnen, die das heilige Feueropfer durchführten oder darin amtierten, sind als Agnisvattas bekannt. Zu ihnen werden all jene, die ihre tugendhaften Pflichten entsprechend ihrer Lebensweise bewahren, die den Traditionen folgen, ihre heiligen Riten voller Vertrauen bis zum Tod ausführen und mit Keuschheit, Buße, Hingabe, Nachkommen, Glauben, Weisheit und Wohltätigkeit gesegnet sind. Nachdem sie dann den Himmel erreicht haben, erfreuen sie sich mit den Göttern, Ahnen und Soma-Trinkern in feinstofflichen Körpern. Nur jene, die heilige Riten vollbrachten und mit Nachkommen gesegnet sind, werden hier gepriesen. Sie empfangen Opfergaben und Totenspeise von ihren Verwandten und Familienangehörigen. Und so erfreuen sich diese weltlichen Ahnen am monatlichen Sraddha-Opfer und werden damit befriedigt.

Andere unterliegen ihren Taten und der Wiedergeburt, weil sie von den Pflichten ihrer Lebensweise abgefallen sind, das Ahnen- und Götteropfer versäumt und Sünde angesammelt haben. Ihre Körper werden von Geistern im Reich von Yama gequält, bis sie ihre angesammelten Taten abgeglitten haben. Solange leben sie dort ausgelaugt, durstig, hungrig, bleich, nackt und ruhelos umherwandernd. Mit dem Verlangen nach Wasser suchen sie überall nach Flüssen, Teichen, Brunnen oder Quellen. Sie gieren nach dem Essen, das andere übriggelassen haben, und irren ruhelos von Ort zu Ort, um von einer Qual in die andere zu fallen. Sie werden wegen ihrer Taten in verschiedenste Höllen geworfen wie Salmali, Vaitarani, Kumbhipaka, Karambhavaluka, Asipatravana und Shilasampesana. Hier haben sie ihre kummervoll höllischen Wohnstätten ohne all die Freuden des Himmels.

Den weltlichen Ahnen sollte man drei Reisbällchen (Pindas bzw. Totenkuchen) unter Nennung ihrer Namens und ihrer Familie entgegengesetzt der Uhrzeigerichtung auf dem Boden opfern, der mit Kusha-Gras bestreut ist. Damit befriedigt man die Ahnen an ihrem Ort, wo sie nach dem Tod wohnen. Jene, die nicht in das Reich der Qualen gehen, werden in einer der fünf Arten der Lebewesen entsprechend ihrer angesammelten Taten wiedergeboren. Was auch immer ihre Geburt ist, als Mensch, Tier oder Pflanze, sie bekommen dort ihre natürliche Nahrung als Ergebnis der Opfergaben von ihren Verwandten im Sraddha. Diese Nahrung sollte im Sraddha zu einer günstigen Zeit für die bedürftige Person dargebracht werden. Nur dann erreicht sie den Ort, wo der Verstorbene verweilt.

Wie ein verlorenes Kalb seine Mutter unter vielen anderen Kühen wiederfindet, so finden auch die rezitierten Mantras ihren Weg im Sraddha und tragen die Opfergaben zu den Ahnen. So konnte der weise Sanatkumar, der den Weg der verstorbenen Seelen in seiner geistigen Sicht erkannte, auch erklären, wie die Nahrung im Sraddha die Ahnen erreichen kann. Diese Ahnen kennt man als Bahvikas, Usmapas und Divakirtyas. Die dunkle Monatshälfte ist ihr Tag und die helle ihre Nacht zum Schlafen. So sind die Ahnen wie Götter und die Götter wie Ahnen und folgenden den Monaten und Jahreszeiten. Und so werden die guten Ahnen und Menschen gemeinsam durch die Opfergaben im Sraddha erfreut.

Damit habe ich die Ahnen erklärt. Die große Bedeutung der Ahnen, die den Soma vom Mond trinken, wird in allen Puranas deutlich beschrieben. Und so wurde auch hier alles kurzgefaßt erklärt, nämlich die Verbindung von Pururavas mit der Sonne, den Ahnen und dem Mond, wie der Mond den Nektar empfängt und an die Ahnen weitergibt, die Dauer von Voll- und Neumond und die Wohnstätten der Ahnen. Das ist der ewige Lauf der Schöpfung. Das ist die universale Form, die teilweise erkannt und beschrieben wurde. Es ist unmöglich, alles zu erklären. Wer sich Wohlergehen wünscht, sollte dem hingebungsvoll vertrauen. Damit habe ich die Schöpfung des selbstgeborenen Manus ausführlich nach der rechten Ordnung erklärt. Was möchtet ihr darüber hinaus noch hören?


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