Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 24 - Gautama und die Dürre

Suta sprach:
So hört weiter, ihr Weisen, denn nun erzähle ich euch eine Geschichte von meinem Lehrer Vyasa, die alle Sünden vertreibt. Es lebte einst der hervorragende Weise Gautama mit seiner äußerst tugendhaften Gattin Ahalya. Er übte für 10.000 Jahre Buße auf dem Berge Brahmagira im Süden, als eine gräßliche Dürre das Land heimsuchte. Nach einhundert Jahren fand man keinen einzigen Grashalm mehr, nirgends Wasser, und Mensch und Tier litten so sehr, daß sie in andere Länder flohen. Die Weisen, Asketen und Brahmanen verbrachten die grausame Dürrezeit mit langer und tiefer Meditation und Atemübungen. Gautama selbst folgte einer sechs-monatigen Buße mit Atemkontrolle für Varuna, den Herrn der Gewässer.

Schließlich erschien der Gott Varuna vor ihm und sprach:
Ich bin erfreut. Sag mir den Segen, den du begehrst, ich werde ihn gewähren.

Da bat Gautama um Regen, doch der Gott erwiderte:
Wie kann ich dem Beschluß der Götter entgegenhandeln? Bitte frag nach etwas anderem, du weiser Mann, daß ich dir geben kann.

Doch Gautama wollte dem Land helfen und sprach:
Oh Herr der Götter, wenn du entzückt bist und mir ein Segen zusteht, dann solltest du ihn nach meinem Wunsch gewähren. Du bist der Herr über das Wasser, so gib mir Wasser. Gib mir himmlisches, niemals versiegendes Wasser mit beständigem Wirken.

Es sprach der Gott:
Grab eine Grube.

Und Gautama grub ein Loch, das ungefähr eine Hand tief war. Varuna füllte es mit himmlischem Wasser, und dann sprach er zum Asketen, der immer anderen helfen wollte:
Oh großer Weiser, möge das hier eine immerwährende, heilige Wasserquelle sein. Sie wird mit deinem Namen gerühmt werden, man möge hier wohltätige Gaben verteilen, fromme Riten ausführen, Buße üben, den Göttern und Ahnen opfern, und alles wird unvergänglich sein.

Unter dem Lob des Weisen verschwand der Gott. Und Gautama war froh, denn er hatte anderen helfen können.

Ja, wer die Hilfe Großer sucht, der gewinnt selbst an Größe. Nur Große sehen die wahre Natur, und wir ernten solche Früchte, die der Natur dessen entsprechen, dem wir dienen. Wer also Großen dient, wird Größe ernten, und Gemeinheit ist dem gewiß, der den Gemeinen dient. Ein Dienst an einem Löwen in seiner Höhle bringt Perlen ein, hingegen der Dienst in der Hütte eines Schakals nur trockene Knochen. Und woran erkennt man die Großen? Es ist ihre Natur, daß sie die Not anderer nicht ertragen können und immer versuchen zu helfen. Es gibt wohl selten kostbare Bäume, Gold, Sandelpaste oder Zuckersaft, welche die Menschen erfreuen. Doch wahrhaft Große findet man noch viel seltener in der Welt. Der Freundliche, der Demütige, der Helfende und der Selbstgezügelte - diese vier sind die heiligen Säulen, welche die Erde stützen.

Als er solcherart heiliges Wasser gewonnen hatte, führte Gautama Tag für Tag seine Riten fort. Er säte Getreide aus, um seine Opferzeremonien ausführen zu können, und bald schon wuchsen verschiedene Pflanzen wieder bis zu Bäumen, Blumen und Kräutern, die reiche Früchte trugen. So kehrten die Tiere und Menschen in das Land zurück, die Wälder erholten sich und wurden schön, und die Dürre war nicht mehr grausam. Die Weisen lebten im Wald, führten ihre Riten aus, und in den Einsiedeleien tummelten sich ihre Schüler und Familien. Alle säten nun Getreide aus, um ihren Lebensunterhalt zu fristen, und dank Gautama war überall Frohsinn und Glück.


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