Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 23 - Die Pracht des Vishvesha Lichtlingas in Varanasi

Die Weisen baten:
Oh Suta, wenn Varanasi so verdienstvoll ist, dann bitte erzähl uns mehr davon und auch vom Herrn Avimukta.

Suta sprach:
Ihr großen Weisen, ich werde eurer Bitte nachkommen, hört ihr mir nur gut zu. Einmal nämlich fragte die Göttin Parvati ihren Gemahl Shiva nach der Herrlichkeit der beiden Avimuktas, also Varanasi und Vishvesha, um der Welt Gutes zu tun.

Parvati bat:
Es ziemte sich für dich, über die Größe des ganzen, heiligen Ortes zu sprechen, wenn du mir Gnade und der Welt Gutes erweisen möchtest.

Und zum Glück aller lebenden Wesen gab Shiva zur Antwort:
Du hast eine hervorragende Bitte geäußert, sanfte Dame, denn sie ist den Menschen gut und nützlich. Ich werde zu dir über die beiden Avimuktas sprechen. Varanasi ist mein mysteriöser, heiliger Ort, der in jeder Hinsicht eine Ursache für die Erlösung der Menschen ist. Die Himmlischen bewahren hier viele Lingas, halten sich an heilige Riten und streben damit nach meiner Sphäre. Wer sein Ego und die Sinnesorgane gezügelt hat, folgt dem großen Pashupata Yoga, welches in den Veden beschrieben wird und weltliche Freuden und Erlösung gewährt. Oh große Göttin, mir gefällt die Wohnstatt Varanasi sehr. Laß von allem ab und höre von mir über die Ursache seiner Größe. Es gibt zwei Arten von Menschen, welche die Befreiung verdienen: die mich verehren und die vollkommene Erkenntnis haben. Sie hängen nicht an heiligen Orten, und betrachten alles mit Gleichmut, sei es beschrieben oder nicht. Sie sind als befreite Seelen zu betrachten, und es spielt keine Rolle, wo sie gestorben sind. Sie werden sicher die Befreiung erlangen, das ist mein gültiges Wort.

Doch im vorzüglichen Avimukta ist eine Besonderheit zu erwähnen, bitte hör sie an, liebe Göttin und große Shakti. Die Menschen aller Kasten, aller Lebensstadien und jeden Alters werden befreit, wenn sie hier sterben. Ob sie rein sind oder nicht, Jungfrau oder verheiratet, Witwe oder ledig, krank oder gesund, ob sie gerade ein Kinde geboren haben oder menstruieren - wenn sie an diesem heiligen Ort sterben, werden sie die Befreiung erlangen. Für die Insekten, Vögel, Pflanzen, Säuger und anderen Tiere gilt das nicht, wie auch für andere Orte. Nur hier ist die Befreiung für Menschen weder an vollkommene Erkenntnis gebunden, noch an Hingabe, heilige Riten oder wohltätige Gaben. Auch Meditation, Kultur, das Singen von Mantras, edle Abstammung oder Verehrung sind unnötig. Welcher Mensch es auch sein mag, der an meinem heiligen Ort weilt, oder welcher Tod ihn auch ereilt - wenn er hier stirbt, wird er die Befreiung erlangen. Oh Geliebte, meine himmlische Stadt ist sehr geheimnisvoll. Selbst Brahma erkennt nicht ihre volle Größe, und daher wird sie auch Avimukta genannt (mystisch). Sie ist heiliger als Naimisha und jeder andere Ort, weil sie allen, die hier ihre Körperlichkeit ablegen, Erlösung gewährt.

Wahrheit ist die Essenz von Dharma. Gleichmut ist die Essenz von Erlösung. Und die Wissenden kennen Avimukta als die Essenz aller heiligen Orte. Jedes Wesen, mag es leben, wie es will - schlafen, tanzen, arbeiten - wird die Befreiung erlangen, wenn es in Avimukta sein Leben aushaucht. Es ist besser, nach tausend Sünden zum Gespenst zu werden und nach Varanasi zu gehen und dort zu bleiben, als nach tausend Opfern im Himmel zu landen und niemals Varanasi erlebt zu haben. Die Menschen streben daher danach, nach Varanasi zu kommen, und die Weisen meditieren über mich in Gestalt eines Lingas. Nun Geliebte, ich verteile die Früchte unter den Menschen, welche Buße üben mit diesem Ziel. Sie verstricken sich nicht in Handlungen, und ihr Karma bindet sie nicht, wenn sie ihren Körper loslassen. Und dann erfahren sie die völlige Einheit mit dem Göttlichen.

Brahma, Vishnu, Götter, Weise, Sonne, Mond und alle edlen Seele ehren mich dafür, daß sogar Menschen, die an sinnlichen Freuden hängen und kaum der Tugend achten, keine Wiedergeburt erfahren müssen, wenn sie am heiligen Ort sterben. Nicht zu sprechen von denen, die keine Anhaftung mehr kennen, ihren Stolz abgelegt haben, keine Übeltaten begehen, und voller Tugend und gesegnete Verehrer von mir sind. Erst nach tausend Geburten wird ein Yogi hier geboren, und wenn er bleibt und stirbt, erreicht er die höchste Befreiung. Meine Verehrer, oh Parvati, haben hier viele Lingas erbaut, welche Gutes wirken. Der heilige Ort erstreckt sich über fünf Kroshas in alle Richtungen, und der Tod bedeutet hier unsterbliche Seligkeit.

Wenn ein Mensch ohne Sünde stirbt, erlangt er normalerweise Erlösung. Stirbt ein sündiger Mensch, kommen viele, viele Wiedergeburten auf ihn zu. Erlösung kann er nur erlangen, nachdem er viele Qualen erduldet hat. Wer in Avimukta Sünden begeht, wird von mir als Bhairava für zehntausend Jahre gestraft, und dann wird er erlöst. Daher, oh schöne Dame, sollten die Menschen immer das Avimukta ehren.

Es geht keine Tat verloren, nicht in hundert Millionen Zeitaltern. Ob sie nun gut oder schlecht sind, man muß die Früchte seiner Handlungen ertragen. Führen unheilsame Taten in die Hölle, so führen heilsame Taten in den Himmel. Und eine Mischung aus beiden führt zur Existenz als Mensch. Je nachdem, welcher Teil überwiegt, wird das Leben ein eher gutes oder böses. Doch wenn Gut und Böse sich auflösen, dann ist das die Befreiung. Das ist die Wahrheit, oh Parvati.

Oh große Göttin, das Karma der Handlungen, das Bindung verursacht, wird in den Veden in drei Arten beschrieben: das Angesammelte (Sancita), das gerade Fruchtbildende (Prarabhada) und das, was für die Zukunft angesammelt wird (Kriyamana). Die Taten früherer Leben gelten als angesammeltes Karma. Die Taten, deren Früchte man in diesem Leben erfährt, sind das fruchtbildende Karma. Und die guten und bösen Taten, welche der Mensch in diesem Leben begeht, bilden das zukünftig beherrschende Karma, den Samen, der irgendwann Früchte tragen wird. Das gegenwärtig fruchtbildende Karma kann nur vernichtet werden, indem man die Früchte entsprechend erträgt. Doch die anderen beiden Arten, das Karma aus vergangenem Leben sowie das neu angesammelte Karma, können mit aufrichtiger Verehrung vernichtet werden. Nur in Kasi kann dieses Karma völlig aufgelöst werden, und daher sind andere heilige Orte leicht, Kasi aber schwer zugänglich. Wer das heilige Varanasi in einer Geburt in Demut geschaut hat, der erreicht es in der nächsten und kann dort seinen Körper aufgeben. Hat man es einmal bis Kasi geschafft, dann nimmt man sein Bad in der Ganga, und die bisher fruchtlosen Taten sind abgewaschen. Nur die reifen Früchte früherer Taten müssen noch erlebt werden, dann sind auch sie erschöpft. Besucht man Kasi und begeht nachher noch Sünden, führt einen der Samen dieser Taten erneut nach Kasi, damit die Sünde zu Asche verbrannt werden kann. Daher sollten sich die Menschen bemühen, im heiligen Varanasi Zuflucht zu suchen, denn hier bilden die Taten keine Früchte aus.

Und, oh Geliebte, wer es einem einzigen Brahmanen ermöglicht, in Varanasi zu leben, der erhält denselben Verdienst, als ob er selbst im Heiligtum lebte, nämlich die Erlösung. Wer in Kasi seinen Körper ablegt, wird vom Zwang der Wiedergeburt befreit. Wer in Prayaga seinen Körper ablegt, der wird seine Wünsche nach himmlischen Freuden erfüllen und danach die Befreiung erreichen. Wer also himmlische Freuden und Befreiung wünscht, sollte nach Prayaga gehen, denn die reine Befreiung von Kasi wird ihm nichts nützen. Wer aber die reine Befreiung als höchstes Ziel sucht, wird die Früchte in Prayaga nutzlos finden. Deshalb schuf Vishnu auf mein Geheiß hin etwas Neues (den Pilgerort Prayaga?) und gewährt dort die Früchte (des Himmels), die er geistig empfangen hat.

Und Suta fuhr fort:
Nun ihr besten Weisen, solcherart sind die Vorzüge von Varanasi und Vishvesha Linga, die den Guten weltliche Freuden und Erlösung gewähren. Als nächstes werde ich euch die Geschichte vom Tryambaka erzählen, welches schon vom Zuhören alle Sünden tilgt.


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