Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 22 - Shiva in Varanasi

Suta erzählte:
Nun ihr Weisen, als nächstes werde ich euch vom Lichtlinga Vishveshvara erzählen, welches alle Sünden bereinigt. Hört mich an. Das, was als Wesentliches erkannt werden kann, als Einheit von Bewußtsein und Seligkeit, ewig und frei von Verwirrung, das wünschte sich ein Zweites. Und dieses Zweite, das am Baum der Freiheit wuchs, besaß Eigenschaften und wurde Shiva genannt. Es spaltete sich in zwei Hälften, eine männlich und eine weiblich, nämlich Shiva und seine Shakti.

Oh ihr Weisen, das formlose Bewußtsein und die formlose Glückseligkeit (Chit und Ananda) erschufen den Geist und die Natur (Purusha und Prakriti). Doch als die beiden über ihre Eltern (bzw. ihren Ursprung) nachdachten, waren sie verwirrt. Da erhob sich eine Stimme aus dem eigenschaftslosen Höchsten Selbst und sprach:
Übt Entsagung, damit sich die vorzügliche Schöpfung entfalten kann.

Doch Natur und Geist antworteten:
Oh Lord Shiva, es gibt keinen Ort für Entsagung. Wo sollen wir in Meditation sitzen und dir dienen?

Da entstand aus dem eigenschaftslosen Shiva eine wunderschöne Stadt im Himmel, strahlend und groß, mit allen Dingen ausgestattet und dem Höchsten Geist nah. Vishnu nahm sie in Besitz mit dem Wunsch, über die Schöpfung zu meditieren. Durch seine Bemühung begannen Wasserströme zu fließen, und die Leere füllte sich mit Wasser. Doch nichts anderes war zu sehen, und Vishnu schüttelte staunend sein Haupt bei diesem wunderbaren Anblick und fragte sich „Was ist das?“. Da fiel ein Juwel von vom Ohr des Herrn herab, und es entstand der heilige Ort Manikarnika. (Das heutige Manikarna Ghat in Varanasi wird als ein Übergang in die Welt Shivas gedacht. Wer dort stirbt, gewinnt sich also die Einheit mit dem Göttlichen.) Er war fünf Kroshas groß, schwamm auf dem Wasser und wurde von Shivas Dreizack gestützt. Dort schlief Vishnu für lange Zeit mit seiner Shakti, und auf Geheiß Shivas wurde Brahma aus seinem Lotusnabel geboren. Brahma begann dann mit der Schöpfung und schuf vierzehn wunderbare Welten im kosmischen Ei, das 500 Millionen Yojanas mißt.

Doch dann dachte der Herr:
Wie könnten die Wesen in diesem kosmischen Ei, die an ihre Taten gebunden sind, mich jemals erreichen?

So schuf er den heiligen Ort Varanasi (Panchakroshi - fünf Kroshas, Kasi). Diesen Ort liebt der Herr besonders, denn er verleiht Glück und Weisheit in der Welt, weil er die (Anhaftung an die) Taten auflöst und damit die Befreiung möglich macht. Das Linga Avimukta hat Shiva dort selbst aufgestellt und sollte niemals vergessen werden, denn er entließ es von seinem Dreizack in die Welt der Sterblichen. Wenn sich am Ende eines Brahmatages alles auflöst, wird es sich nicht auflösen, denn Shiva trägt es so lange auf seinem Dreizack, bis Brahma eine neue Schöpfung beginnt, und dann wird das Linga wieder am selben Ort aufgestellt. Der Ort wird auch Kasi (Pflüger, strahlend) genannt, weil er das Karma herauszieht bzw. vernichtet. Immer ist das Avimukta Linga da und gewährt allen Menschen, ja, sogar den großen Sündern, Erlösung. Es mag an vielen Orten viele Stadien der Befreiung geben, doch die letztendliche Einheit mit dem Göttlichen ist hier sicher möglich. Wer also lange nach dem letztendlichen Frieden gesucht hat, der weile in Varanasi, denn es hat den Verdienst, Millionen von Sünden auflösen zu können. Selbst die Götter suchen hier nach Einheit mit Shiva, und was soll man da über die Menschen sagen? Brahma lobt den Ort, und auch Vishnu, alle Himmlischen, Yogis und Weisen aus allen Welten, denn er kann weltliche Freuden und Erlösung gewähren. Ich kann nicht annähernd den Wert von Varanasi in Worte fassen, auch nicht in 100 Jahren, doch ein wenig werde ich euch aufsagen.

Der Herr von Varanasi, der im Inneren hell strahlend (Sattwa) und im Äußeren dunkel (Tamas) ist, der auch den Namen Kalagni (das alles vernichtende Feuer am Ende der Zeitalter, Rudra) trägt und das Höchste Wesen mit und ohne Eigenschaften ist, sprach einmal ehrfurchtsvoll:
Oh Herr des Universums, großer Herr, ich gehöre untrennbar zu dir. Oh großer Gott, sei mir gnädig, und auch du Mutter Parvati. Ich sollte zum Wohle der Welten hier bleiben, und darum bitte ich dich, du Herrscher über das Universum.

Avimukta bat ebenfalls mit Tränen in den Augen und gezügelter Seele:
Oh großer Herr, Herr der Götter, du beste Zuflucht in schlechten Zeiten, du bist wahrhaft der Herr der drei Welten. Du bist würdig, daß Brahma, Vishnu und andere dir dienen. Oh Herr, wähle deinen Sitz in Varanasi, und für unaussprechliche Glückseligkeit werde ich in Meditation versunken bleiben. Du allein gewährst weltliche Wünsche oder sogar die Befreiung. So bleibe hier mit deiner Shakti, damit den Menschen geholfen wird. Oh freundlicher Shiva, rette die lebenden Wesen aus dem tiefen Meer der weltlichen Existenz. Handle für deine Verehrer, darum bitte ich dich immer und immer wieder.

Und Shiva folgte der Bitte. Seitdem ist Varanasi der beste und heiligste Ort, denn Shiva ist hier immer anwesend.


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