Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 20 - Der Dämon Bhima

Suta erzählte:
Nun werde ich euch als nächstes vom Lichtlinga Bhimeshvare erzählen, wo schon das Zuhören alle Wünsche erfüllt. Um die Welt zu segnen, nahm Shiva, dieses Juwel an Wohlstand und Glückseligkeit, seine Inkarnation in der Gegend von Kamarupa („allgestaltig“). So hört nun aufmerksam, wie er das tat. Es gab einmal einen großen und sehr starken Dämon namens Bhima, der immer auf der Jagd nach lebenden Wesen war und alle frommen Riten verdarb. Er war ein Sohn von Kumbhakarna und Karkati, und lebte nach dem Tod seines Vaters mit seiner Mutter auf dem Sahya Berg.

Einmal fragte Bhima seine Mutter, als er noch ein Junge war:
Wer ist mein Vater, oh Mutter? Und wo ist er? Wie kommt es, daß du allein lebst? Bitte sag mir alles darüber.

Und die Dämonin antwortete ihm:
Mein Vater hieß Karkata und meine Mutter Pushkasi. Beide waren Menschenfresser. Mein Ehemann hieß Viradha und wurde von Rama getötet. Nach seinem Tod blieb ich bei meinen Eltern, doch diese wurden von einem Asketen zu Asche verbrannt, als sie auf Nahrungssuche waren. Es war der edle und fromme Sutikshna, der in Zorn geratene Schüler Agastyas. Da war ich nun allein und lebte hier schutzlos und elend auf diesem Berg. Da kam einmal Kumbhakarna des Wegs, der jüngere Bruder von Ravana, ergriff mich mit Gewalt, erfreute sich an mir, ließ mich dann allein zurück und ging wieder fort nach Lanka. Ich selbst war nie in dieser Stadt. Und danach wurdest du geboren, und wie dein Vater hast du große Kraft und Mut. Nun verbringe ich meine Tage hier und hänge von dir ab.

Da wurde Bhima ärgerlich und dachte:
Was kann ich gegen Vishnu unternehmen? Mein Vater und Viradha wurden von ihm als Rama getötet, und sogar meine Großeltern. Das hat meiner Familie viel Leid verursacht. Wenn ich ein treuer Sohn meiner Mutter sein will, werde ich Vishnu verfolgen und peinigen.

So dachte der Knabe und unterwarf sich strenger Askese. Für tausend Jahre verehrte er Brahma, hob seine Arme hoch in die Luft und starrte die Sonne an. So stand er wie ein Fels, bis ein schrecklicher Glanz aus seinem Haupt aufloderte. Das blendete die Götter mächtig, so daß sie Zuflucht bei Brahma suchten.

Indra und die anderen Götter ehrten Brahma, priesen ihn und erklärten ihm ihre Qual:
Oh Brahma, das gräßliche Strahlen dieses Dämonen peinigt die Welten. Oh gewähre ihm seinen Segen, sonst werden wir alle verbrannt und ruiniert. Oh bitte erhöre sein Flehen.

So ging Brahma, der Große Vater des Universums, zum Dämon und sprach:
Ich bin erfreut über deine Askese. Sage den Segen, den du begehrst.

Und Bhima gab zur Antwort:
Oh Großer Vater, wenn du zufrieden bist und mir eine Gnade erweisen willst, dann gib mir unvergleichliche Stärke, du auf dem Lotus Ruhender.

Brahma gewährte ihm seinen Wunsch, der Jüngling verbeugte sich ehrfürchtig, und dann kehrten beide in ihr Heim zurück. Bereits mit Hochmut erfüllt verbeugte sich Bhima vor seiner Mutter und prahlte vor ihr:
Oh Mutter, schau von nun an meine Kraft. Ich werde unter den Göttern ein Desaster anrichten, und wenn Vishnu ihnen zu Hilfe kommt, wird er mich zu spüren bekommen.

Und so geschah es. Bhima warf die Götter aus ihren Sphären, besiegte in einer Schlacht sogar Vishnu, und wandte sich dann der Erde zu. Zuerst forderte er König Sudakshina, den Herrscher von Kamarupa, und kämpfte einen furchtbaren Kampf gegen ihn. Und dank des Segens von Brahma besiegte er den tapferen König, obwohl dieser über Shivas Beistand verfügte. Der unterworfene König wurde gebunden und in eine Zelle im Kerker geworfen. Dort formte er ein irdenes Linga und verehrte Shiva und die Ganga mit vielen Riten und Gebeten. Dabei wurde er nicht müde, und tat überhaupt nichts anderes, als freudig Shiva zu ehren. Seine geliebte, keusche Gattin tat wie er und ehrte Shiva Tag und Nacht.

Doch der Dämon Bhima wollte nun, daß alle Verehrung ihm galt. Und so zog er mit einer riesigen Schar von üblen Dämonen über die Erde, verdarb alle heiligen Riten und nahm sie für sich ein. Und so litten die Himmlischen und auch die Brahmanen, denn sie waren ins Abseits gedrängt. Schließlich suchten Indra, Brahma, Vishnu und die anderen Himmlischen Zuflucht bei Shiva. Am Ufer der schönen Mahakoshi erfreuten sie den Großzügigen, diesen Wohltäter der Welten. Sie schufen ein Linga, führten viele ehrende Riten durch, sangen lobende Hymnen und sprachen aufrichtige Gebete.

Erfreut über ihre Hingabe erschien Shiva und sprach:
Nun ihr Götter und Weisen, ich bin entzückt. Sagt, was ich für euch tun soll.

Da verbeugten sich die Götter und baten:
Oh Herr der Götter, du weißt alles, was in unseren Geist ist. Du bist die unveränderliche Seele. Dir ist nichts verborgen. Doch wir folgen deinen Worten und sprechen von unserem Leiden. Bitte leih uns dein mitfühlendes Ohr. Der Dämon Bhima verfolgt uns mit einer Kraft, die Brahmas Segen noch verstärkt hat. Bitte töte ihn, denn er macht die Welten elend. Oh großer Gott, sei gnädig und handle schnell.

Shiva stimmte zu:
Ich werde den üblen Dämon töten, der euch quält. Der König von Kamarupa ist ein vorzüglicher Verehrer von mir. Geht zu ihm, ihr Götter, und versichert ihm, daß ich diese Aufgabe bald erfüllen werde. Er möge meine Verehrung fortsetzen.

Was die Götter taten. Der König schöpfte neuen Mut, und auch die Himmlischen kehrten freudig dahin zurück, woher sie gekommen waren.


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